Hund hat toten Vogel gefressen: 6 Gründe warum Du zum Tierarzt solltest
Mein Hund, der Müllschlucker … Na, was hat er sich dieses Mal schmecken lassen?
Diese Gedanken begleiten viele Hundebesitzer auf ihren Spaziergängen. Aus evolutionärer Sicht tut ein Hund hier nur das, was ihm über Generationen beigebracht wurde.
Schließlich ernährten sich unsere Hunde lange von dem, was auf unseren Tellern übrig blieb, also Müll.
Aus medizinischer Sicht tut sich ein Hund mit diesem Verhalten häufig leider keinen Gefallen.
Gerade tote Vögel können zu einer gesundheitlichen Gefahr für deinen Vierbeiner werden. Warum und was du gegen das Verhalten tun kannst, erfährst du hier.
Mein Hund hat einen toten Vogel gefressen – Wie schlimm ist das?
Der Hund als Nachfahre eines erfolgreichen Raubtieres sollte mit einem kleinen Singvogel doch keine Probleme haben, oder?
Na ja, jetzt lag die Taube halt schon zwei Tage tot im Garten, aber einem Hund macht das doch trotzdem nichts aus …
So einfach ist es bedauerlicherweise nicht.
Ja, Hunde haben ein robustes Verdauungssystem und vertragen rohes und auch angegammeltes Fleisch oftmals problemlos. Sicherlich hat dein Vierbeiner auf einem Spaziergang schon einmal unbemerkt etwas Unappetitliches gefressen.
Du hast davon auch später nichts bemerkt, weil selbst fremde Kothaufen, Tierkadaver oder ein gebrauchtes Taschentuch zu keinerlei Symptomen bei ihm geführt hat.
Tatsächlich sind aber all diese Dinge potenziell gefährlich. Gerade Vögel, vor allem solche, die schon eine Weile tot sind, können deinen Hund schwer krank machen.
Warum dein Hund tote Vögel frisst
Hunde, ganz besonders Welpen, wollen den Geschmack von allem um sie herum testen. Sie verhalten sich da wie Babys und Kleinkinder.
Kaum gibt man denen etwas in die Hand, schon stecken sie es in den Mund. Hunde kommen über dieses Stadium manchmal gar nicht hinaus.
Sie probieren auch im Erwachsenenalter aus, ob man irgendwelche Gegenstände oder eben tote Vögel fressen kann.
Das ist ein natürlicher Instinkt unserer Vierbeiner. Genug zu fressen zu haben, sichert ihr Überleben. Deswegen wird probiert, auch wenn man gerade gar keinen Hunger hat.
Für die Zukunft könnte das Wissen „Tote Vögel schmecken gut“ schließlich wichtig sein. Der Geschmack von Hunden funktioniert außerdem anders.
Was stark riecht, schmeckt ihnen besonders gut. Der faulige Geruch von gammeligem Fleisch schreckt sie nicht ab, sondern lässt ihnen das Wasser im Mund zusammen laufen.
Unterschiede zum lebendigen Vogel
Hunde, ja auch der Mops und die ruhige Deutsche Dogge, sind Raubtiere. 😂
Hinter Vögeln herzujagen, macht ihnen Spaß. Kriegen sie einen zu fassen, ist der nächste Schritt, die Beute zu fressen. Hunde tun das unabhängig von dem vollen Napf, der zu Hause auf sie wartet.
Lebende Vögel riechen zwar nicht so attraktiv, dafür fliehen sie. Gerade Jagdhunde können da kaum widerstehen.
Was kann passieren wenn mein Hund Tierkadaver frisst?
Tote Vögel tragen das Potenzial in sich, deinen Hund ernsthaft krankzumachen oder ihn gefährlich zu verletzen. Bello kann sich durch sie folgende Krankheiten einfangen:
- Salmonellen (und Gastroenteritis)
- Vogelgrippe
- West-Nil-Virus
- Darmverschluss
- Chlamydia Psittaci
- Parasiten
Zusätzlich kann er sich an den Knochen verletzen.
Salmonellen
Salmonellen sind Bakterien, die auch den Menschen befallen können. Sie kommen in Fleisch, Kot und Eiern vor. Gerade Vögel tragen ein erhöhtes Risiko, mit Salmonellen belastet zu sein.
Für Schwangere besteht durch eine Salmonelleninfektion die Gefahr für eine Frühgeburt oder andere Komplikationen. Eine Infektion mit Salmonellen erkennst du bei deinem Hund durch
- Erbrechen und Durchfall,
- Futterverweigerung,
- Lethargie,
- Fieber und
- eventuell einen Schockzustand.
Die Salmonellen lösen bei Hunden häufig nur leichte Symptome aus. Weil ein Übertragungsrisiko auf den Menschen besteht, solltest du trotzdem einen Tierarzt aufsuchen, wenn du Salmonellen vermutest.
Gastroenteritis
Eine Folge der Salmonelleninfektion ist die Gastroenteritis. Das ist eine Magen-Darm-Entzündung, die sogar tödlich enden kann. Fallen dir Symptome auf wie
- heftiges Erbrechen,
- wässriger Durchfall,
- blutiges Erbrechen oder Durchfall oder
- ein schlechter Allgemeinzustand
… dann gehe sofort zum Tierarzt.
Vogelgrippe
Das Virus H5N1 ist seit 1996 bekannt. Es löst die Vogelgrippe aus und kann, laut aktuellem Forschungsstand, nicht auf Hunde übertragen werden.
Allerdings sind Influenza-A-Viren, zu denen H5N1 gehört, in der Lage, schnell zu mutieren. So wurde 2018 eine englischsprachige Studie veröffentlicht, die Hunde in Südostasien auf diese Viren untersuchte.
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Hunde sich bereits mit mutierten Viren infizieren können. Die Mutationen waren denen der Schweinegrippe ähnlich.
Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Solltest du bei deinem Hund aber
- hohes Fieber,
- Halsschmerzen,
- Husten oder
- Atemnot
feststellen, gehe besser mit ihm zum Tierarzt.
West-Nil-Virus
Das West-Nil-Virus ist seit fast 100 Jahren bekannt. Ursprünglich kam es nur in Afrika vor, hat sich durch Zugvögel aber auf der ganzen Welt verbreitet.
Bei Hunden löst es, wenn überhaupt, nur milde Symptome aus. Bemerkst du
- Fieber,
- Störungen im Bewegungsapparat oder Lähmungen,
- Blässe,
- Krämpfe,
- Lethargie und
- Futterverweigerung,
könnte es sich um das Virus handeln.
Darmverschluss
Vogelfleisch ist gut verdaulich. Federn und Knochen können jedoch zu einem Problem werden. Gerade die Federn verstopfen möglicherweise den Darm.
Kommen große Knochen hinzu, löst sich die Blockade vielleicht nicht mehr auf.
Ein Hund mit Darmverschluss
- setzt über Tage keinen Kot ab,
- hat starke Bauchschmerzen,
- verweigert sein Futter,
- bekommt Fieber,
- erbricht möglicherweise Kot.
Ein Darmverschluss ist lebensbedrohlich und muss daher tiermedizinisch versorgt werden. Mehr erfährst du in diesem Video.
Chlamydia Psittaci
Wildvögel sind häufig Träger von Chlamydien. Diese übertragen sich zum Glück nicht auf den Menschen, führen beim Hund aber zu Symptomen wie
- eitrigem Augenausfluss,
- geschwollenen, roten Augen,
- Juckreiz um die Augen,
- eingeschränkter Sehfähigkeit und
- verminderter Leistungsfähigkeit.
Parasiten
Vögel tragen Parasiten wie Würmer in sich. Frisst dein Hund einen toten Vogel, infiziert er sich damit möglicherweise.
Eine Wurminfektion verläuft eine Weile symptomlos. Es ist auch möglich, dass sich dein Hund erfolgreich gegen die Biester wehrt. Schafft er es nicht, zeigt er Symptome wie
- Durchfall,
- Gewichtsverlust,
- stumpfes Fell,
- Infektanfälligkeit und
- Müdigkeit.
Manche Würmer sind auf den Menschen übertragbar. Gefährdet sind vor allem Kinder und immungeschwächte Personen.
Verletzungen durch Knochen
Dass Hunde keine Hühnerknochen bekommen sollen, weißt du sicherlich.
Die hohlen Vogelknochen splittern leicht und können dadurch zu Verletzungen im Maul, der Speiseröhre, dem Magen und Darm führen.
War der Vogel schon eine Weile tot, ist das Verletzungsrisiko erhöht, weil die Knochen nun noch spröder sind.
Igitt! Dein Hund frisst eklige Dinge? Dann lies dir diese Artikel durch:
Zum Tierarzt, weil der Hund einen toten Vogel gefressen hat?
Meine Empfehlung lautet: Ja, spätestens bei den ersten Symptomen.
Je nach Größe des gefressenen Vogels würde ich wohl auch direkt zum Tierarzt gehen. Von einem Spatzen geht weniger Verletzungsgefahr aus als von einer Taube oder einem anderen, größeren Vogel.
Sobald dein Hund Symptome zeigt, solltest du ihn einem Tierarzt vorstellen. Erwähne dabei auf jeden Fall, dass er einen toten Vogel gefressen hat und wie lange das her ist.
Was passiert beim Tierarzt?
Deinen Hund zum Erbrechen zu bringen, ist hier nicht sinnvoll. Die Knochenstücke könnten ihn verletzen. Ein Röntgenbild könnte aber helfen, um zu erkennen, ob große Knochen im Magen deines Hundes liegen, die möglicherweise zu Problemen führen.
Blutuntersuchungen geben erst einige Zeit nach dem Fressen des toten Vogels Aufschluss über mögliche Infektionen. Wenn dein Hund Symptome zeigt, sind sie aber hilfreich.
Verhindern, dass der Hund tote Vögel frisst
Mit Training ist fast alles möglich. Am besten bringst du deinem Vierbeiner bei, dass er nichts, wirklich nichts, auf Spaziergängen frisst, was nicht aus deiner Hand kommt.
Dafür ist es nötig, dass er eine Weile nur an kurzer Leine geht. Du möchtest nämlich sicher verhindern, dass er irgendetwas zu fassen bekommt.
Hunde sind ja nicht blöd. Sie merken, dass du ihnen ihre Beute wegnehmen möchtest. Viele kauen dann einfach schneller, anstatt den Kadaver brav auszuspucken.
Bleib aufmerksam und beobachte deine Umgebung. Du musst alles, was dein Hund als Leckerli auserkoren haben könnte, vor ihm entdecken, um schnell genug reagieren zu können.
Möchte er etwas fressen, sagst du klar dein Abbruchsignal (Nein, Aus, Schluss, …) und übst etwas Zug auf die Leine aus. Dein Hund dreht sich dadurch zu dir um und schenkt dir eher Aufmerksamkeit.
Schaut er dich an, lobe ihn und gib ihm ein richtiges Leckerli.
Im Verlauf des Trainings kannst du deinen Hund irgendwann Versuchungen aussetzen. Gehe dafür beispielsweise knapp an Pferdeäpfeln oder etwas anderem, was dein Hund gerne frisst, vorbei.
Achte aber weiterhin darauf, dass er keinen Erfolg hat. Schafft er es, etwas davon aufzunehmen, ist das ein Rückschlag für euer Training.
Dein Hund soll neben dir an der Versuchung vorbeigehen. Am besten schaut er dich dabei die ganze Zeit an. Bleibe in Kontakt mit ihm, lobe ihn und gib ihm anschließend eine besondere Belohnung.
Mein Hund hat einen toten Vogel gefressen – Das Fazit
Ein toter Vogel, der irgendwo herumliegt, und mit Federn und Knochen von deinem Hund verspeist wird, kann überraschend viele Probleme verursachen.
Neben Darmverschlüssen und Verletzungen durch Knochensplitter, fängt sich dein Vierbeiner durch den Snack möglicherweise Krankheiten ein.
Zum Teil können die lebensbedrohlich werden oder ernste Folgen nach sich ziehen. Spätestens wenn dein Hund Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Fieber oder Krämpfe zeigt, solltest du daher mit ihm zum Tierarzt.
Idealerweise bringst du deinem Hund bei, nichts von der Straße zu fressen. Das dauert, aber es lohnt sich. Schließlich lauern neben toten Vögeln noch ganz andere gesundheitliche Gefahren auf Spaziergängen.
Häufig gestellte Fragen
Können tote Vögel Tollwut übertragen?
Tollwut kann Vögel befallen und die Viren bleiben nach dem Tod des Wirts eine Weile aktiv. Eine Infektion ist unwahrscheinlich, aber möglich und kann auch bei geimpften Tieren zu leichten Symptomen führen.
Ist ein frischer Vogel genauso gefährlich wie ein alter Kadaver?
Von Kadavern, die schon mehrere Tage liegen, geht die größere Gefahr aus. Ihre Knochen splittern leichter und sie enthalten mehr Krankheitserreger.
Sollte ich meinen Hund zum Erbrechen bringen, wenn er einen toten Vogel gefressen hat?
Nein, deinen Hund in Eigenregie zum Erbrechen zu bringen, ist nie eine gute Idee.
Was tue ich, wenn mein Hund einen toten Vogel frisst?
Lässt er es zu, kannst du ihm seine Beute wegnehmen. Denke dabei aber an den Eigenschutz.