Epithelien im Hundeurin: Was bedeutet das?

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Bei einem Harnsediment werden die festen Bestandteile des Urins untersucht. Dazu gehören alle möglichen Zellen und Kristalle oder Steinchen.

Am Ende bekommst du einen Zettel mit allerhand merkwürdig klingenden Begriffen in die Hand und weißt vielleicht gar nicht, was manche der aufgeführten Bestandteile eigentlich bedeuten.

Wie sieht es beispielsweise bei Epithelien aus? Ach, wie immer fallen dir die Fragen erst ein, wenn du nach dem Tierarztbesuch wieder zu Hause bist …

Wie gut, dass du hier gelandet bist! In diesem Artikel erzähle ich dir alles, was du über Epithelien im Hundeurin wissen musst.

Was sind Epithelien im Hundeurin?

Epithelien sind Zellen des Deck- und Drüsengewebes.

Sie bedecken alle Körperoberflächen, egal ob diese im Inneren oder außerhalb des Körpers liegen. Selbst die Epidermis, die oberste Hautschicht, besteht aus Plattenepithelien.

Auch die Harnblase und die Harnröhre sind mit Epithelzellen ausgekleidet. Für die Urinuntersuchung sind folgende Epithelzellen wichtig:

  • Übergangsepithelien,
  • Plattenepithelien und
  • Nierenepithelien

Epithelien sollen den Körper schützen. Die Haut dient vor allem als mechanischer Schutz.

Sie muss reißfest sein, um Krankheitserreger abzuhalten. Die Epithelien im Inneren sorgen dafür, dass alles dort bleibt, wo es hingehört.

Im Magen dichten sie diesen ab. Ohne sie könnte der Mageninhalt durch die Magenwände in umliegendes Gewebe sickern.

In der Harnblase ist es ähnlich. Nur durch die Epithelzellen ist diese dicht und der Urin bleibt an Ort und Stelle.

Darüber hinaus können Epithelien für bestimmte Stoffe durchlässig bleiben. Ein gutes Beispiel ist der Darm. Auf seinem Weg gelangen durch das Darmepithel ständig Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei ins Blut.

Für alles, was der Körper nicht braucht, bleibt das Epithel jedoch undurchdringlich.

Wenn du noch mehr über das Epithelgewebe erfahren möchtest, schaue dir dieses Video an.

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Was ist Epithelgewebe? │Dr. Dr. Damir del Monte│Encephalon Medizin Videos bei Lecturio

Wie viele Epithelien im Hundeurin sind normal?

Epithelien werden normalerweise nicht per Urinstick gemessen. Sie sind unter dem Mikroskop sichtbar und können dort gezählt werden.



Übergangs- und Plattenepithelien dürfen dabei in Mengen von bis zu 15 Stück pro Gesichtsfeld vorkommen. Das Gesichtsfeld bezeichnet den Ausschnitt, den das Mikroskop bei größtmöglicher Vergrößerung zeigt.

Meist ist damit die 400fache Vergrößerung gemeint. Der Tierarzt stellt sich das Mikroskop ein und zählt die Epithelien, ohne den Ausschnitt zu verschieben. Zählt er mehr als 15 Übergangs- oder Plattenepithelien, ist der Befund auffällig.

Zu wenig Epithelien gibt es im Urin also nicht. Nur Nierenepithelien deuten im Urin immer auf eine Krankheit hin. Sie sollten daher gar nicht dort zu finden sein.

Ursachen für zu viele Epithelien im Urin deines Hundes

Übergangs- und Nierenepithelzellen sowie Leukozyten sehen unter dem Mikroskop fast gleich aus. Um herauszufinden, um welche Zellen es sich genau handelt, muss die Urinprobe daher weiter untersucht werden.

Das ist wichtig, wenn der Tierarzt die Diagnose stellen möchte. Nierenepithelien deuten auf andere Krankheiten hin als gehäufte Übergangsepithelien.

Insgesamt kommen folgende Ursachen für zu viele Epithelzellen im Urin infrage:

  • Nierenversagen
  • Nierenentzündungen
  • Blasenentzündungen
  • Verletzungen im Intimbereich oder innere Verletzungen im Blasen-Nieren-System
  • Krebs

Symptome

Die zu erwartenden Symptome richten sich nach der Ursache. Dein Hund muss nicht alle der im Folgenden genannten Symptome einer Krankheit zeigen, um daran erkrankt zu sein.

Außerdem kann er daran leiden, ohne zu viele Epithelien im Urin zu haben.

Nierenversagen

  • Mundgeruch
  • auffällig wenig/viel Durst
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • auffällige Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff)

Nierenentzündung

  • Futterverweigerung
  • Erbrechen
  • auffällig wenig/viel Durst Müdigkeit
  • Krämpfe
  • auffällige Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff)

Blasenentzündung

  • Blut im Urin
  • vermehrter Harndrang
  • Harnabsatz erfolgt in kleinen Mengen/tröpfchenweise
  • Schmerzen
  • Belecken des Bauches

Verletzungen

  • Blut im Urin
  • sichtbare Verletzung im Intimbereich (beispielsweise Hautabschürfung oder Schnitt)
  • ist die Niere betroffen, können starke, einseitige Schmerzen auftreten; eventuell mit Humpeln
  • kein/wenig Urinabsatz
  • auffällige Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff)

Krebs

  • einseitige Umfangsvermehrung
  • auffällige Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff)
  • Blut im Urin
  • Futterverweigerung
  • Apathie
  • Schmerzen

Gibt es falsch positive/negative Ergebnisse?

Im Grunde kann es immer zu falsch positiven Ergebnissen kommen. Hündinnen spülen beim Pieseln nämlich Epithelzellen von ihrer Scheide mit. Diese stammen ursprünglich nicht aus dem Urin und führen daher möglicherweise zu einem auffälligen Ergebnis.

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Selbst steril gewonnener Urin enthält manchmal eine Häufung von Epithelien, ohne dass der Hund krank ist. Gerade Übergangsepithelien sind nämlich in Katheter-Urin nachweisbar (Quelle).

Falsch negative Ergebnisse sind normalerweise nicht zu erwarten. Ist der Urin irgendwie verunreinigt, stand zu lange oder wurde falsch gelagert, kann sich natürlich immer etwas bei den Parametern verschieben.

Bei Epithelien ist es aber eher so, dass sie andere Parameter verfälschen (Quelle).

Epithelzellen trüben den Urin. Sind viele Epithelien enthalten, führt diese Trübung möglicherweise zu falsch positiven Ergebnissen im Feld Nitrit des Urinsticks.

Falsch negativ tritt bei Ketonkörpern und Blut durch trüben Urin auf.

Wie geht es beim Tierarzt weiter?

Weil Epithelien durch ein Harnsediment festgestellt werden, wirst du erst beim Tierarzt von den entgleisten Werten erfahren. Um welche Epithelien es sich genau handelt, ist sehr wichtig.

Kann dein Tierarzt diese nicht bestimmen, wird er weitere Tests anordnen.

Dafür nimmt er deinem Hund vermutlich Blut ab, fertigt Röntgenbilder an oder schallt die Nieren. Zusätzliche Urinuntersuchungen können ebenfalls nötig werden.

Eventuell werden die Proben in ein Labor geschickt, das über bessere diagnostische Möglichkeiten verfügt. Die Untersuchungen im Labor gehen aber meist schnell.

Für gewöhnlich kannst du am nächsten oder spätestens übernächsten Tag mit den Ergebnissen rechnen. Nur bei sehr selten getesteten Werten brauchst du mehr Geduld.

Selbiges gilt natürlich, wenn Kulturen angelegt werden. Bis die Bakterien auf dem Nährboden wachsen, dauert es seine Zeit.

Steht die Diagnose, geht es weiter mit den Therapiemöglichkeiten. Nierenversagen muss schnell behandelt werden. Mit Infusionen und Medikamenten, die die Niere anregen und unterstützen, kann Bello geholfen werden.

Blasen- und Nierenentzündungen wird er mit Antibiotika wieder los. Zusätzlich erhält er Schmerzmittel.
Äußere Verletzungen müssen Zeit zum Heilen bekommen.

Leckt oder knabbert dein Vierbeiner ständig daran, solltest du ihm einen Kragen anziehen. Je nach Schwere der Verletzung möchte dein Tierarzt diese möglicherweise nähen.

Kommen die Epithelien durch innere Verletzungen, ist eventuell eine OP nötig. Dein Hund könnte, wenn die Verletzung schwerwiegend ist, andernfalls verbluten. In diesem Fall wirst du die Verletzung aber nicht über Epithelien im Urin feststellen. Dafür wäre gar keine Zeit mehr.

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Ein Tumor, der die Niere oder Blase angreift, muss sehr wahrscheinlich operiert werden, sofern er dafür günstig sitzt. Eine Niere kann dein Tierarzt entfernen. Blasenkrebs kann, wenn man die Blase erhalten kann, ebenfalls operativ behandelt werden.

Prognose

Nierenversagen und Nieren- oder Blasenkrebs ist sehr gefährlich.

Nur zwei von fünf Hunden überleben ein akutes Nierenversagen (Quelle).

Nieren- und Blasenkrebs ist aggressiv, hat möglicherweise bei der Diagnose bereits gestreut oder kehrt nach der OP wieder. Auch hier stehen die Chancen eher schlecht, dass dein Hund wieder vollständig gesund wird. Ein Behandlungsversuch lohnt sich in den meisten Fällen dennoch.

Nieren- und Blasenentzündungen heilen häufig ohne Folgen wieder ab. Verletzungen, auch kleine, innere Verletzungen, verheilen normalerweise auch problemlos.

Folgen ausbleibender Behandlung

Hat dein Hund vermehrte Epithelien im Urin, weil seine Nieren versagen, braucht er schnellstmöglich Hilfe.

Je eher er behandelt wird, desto besser stehen seine Überlebenschancen. Ohne Therapie, wird der Vierbeiner schnell versterben. Unbehandelter Krebs führt ebenfalls dazu, dass sich die Lebensdauer des Hundes stark verkürzt.

Wird eine Blasenentzündung nicht therapiert, kann sie zu den Nieren aufsteigen. Eine unbehandelte Nierenentzündung führt möglicherweise zu Nierenversagen.

Kleine Verletzungen heilen in der Regel auch ohne Behandlung. Sie könnten sich aber entzünden, wenn die Heilung irgendwie behindert wird. Die Folgeinfektionen sind deutlich schlimmer als die Verletzung an sich.

Mein Hund Epithelien im Urin: Das Fazit

Epithelien kommen im Urin gesunder Hunde vor. Sie sind nicht zwingend ein Zeichen für eine ernste Erkrankung.

Andersherum kann dein Hund schwer krank sein, ohne dass auffällig viele Epithelzellen in seinem Urin gefunden werden.

Sowieso wird eine schwere Krankheit selten über viele Epithelien im Urin diagnostiziert. Diese fallen eher auch auf, sind aber nicht ausschlaggebend für die weitere Diagnostik.

Ignorieren sollte man die Epithelien aber auch nicht. Sie häufen sich bei potenziell lebensbedrohlichen Krankheiten wie Nierenversagen und Krebs. Eine Urinuntersuchung mehr rettet deinem Hund daher möglicherweise das Leben.

Häufig gestellte Fragen

Warum haben gesunde Hündinnen häufiger Epithelien im Urin?

Die Epithelien stammen häufig aus der Scheide und werden beim Urinieren mit geschwemmt.

Dürfen gesunde Rüden Epithelien im Urin haben?

Auch bei völlig gesunden Rüden finden sich gelegentlich Epithelzellen im Urin. Diese stammen aus der Blasenwand und deuten nicht zwingend auf eine Erkrankung hin.

Welche Arten von Epithelien gibt es?

Im Hundeurin können drei verschiedene Epithelien vorkommen: Übergangsepithelien, Plattenepithelien und Nierenepithelien.

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