Mein Hund leckt den Boden ab – Warum?
Du glaubst, Du siehst nicht richtig, aber Bello putzt Dir tatsächlich gerade den Küchenboden. Gierig schleckt er die Fliesen, als sei darauf etwas ganz Besonderes. Da ist aber nichts.
Du hast auch nichts verschüttet und das Putzmittel kann ja wohl nicht lecker sein, oder?
Du bist völlig verwirrt, denn so etwas Verrücktes hast Du noch niemals zuvor bei Deinem Hund gesehen.
Obwohl Du ihn rufst und ablenken möchtest, lässt sich Dein Vierbeiner nicht von seiner Tat abbringen und dein Hund leckt den Boden weiterhin ab.
Tatsächlich ist dieses Verhalten gar nicht so ungewöhnlich, wie Du vielleicht denkst. Es gibt ganz logische Ursachen. Einige sind ganz harmlos.
Sorgen musst Du Dir nur dann machen, wenn weitere Symptome dazu kommen. Im Folgenden Artikel erfährst du die möglichen Ursachen & Gründe warum Dein Hunde den Boden ableckt.
Warum lecken Hunde den Boden oder Gegenstände ab?
Diese Ursachen können theoretisch dahinterstecken
- da war doch etwas Leckeres, Du nimmst das nur nicht wahr
- Übelkeit
- Sodbrennen
- Magen-Darm-Probleme
- Fremdkörper im Rachen
- Halsentzündungen
- Kompensationsverhalten
- Stress
- Verhaltensstörung.
Was Dein Hund nicht alles riecht …
Bist Du Dir absolut sicher, dass dort auf Deinem Küchenboden nichts Leckeres sein kann? Vielleicht ist einem Deiner Kinder ein Wurstbrot heruntergefallen und Bello schleckt die letzten Rückstände weg.
Hunde haben durch ihre supersensiblen Nasen und Geschmacksknospen eine ganz andere Wahrnehmung als wir Menschen.
Wenn Du von der Wurst (etwas Milch, Krümel, Marmelade, Joghurt usw.) schon gar nichts mehr siehst oder riechst, ist da für den Hund trotzdem noch etwas.
Besonders süße oder sehr würzige Dinge hinterlassen Geruchsstoffe auf dem Boden. Für ein Schleckermäulchen Grund genug, auch noch den letzten feinen Hauch davon einzusaugen.
Das kann wahrhaftig so aussehen, als habe Bello vor, die Fliesen gleich noch mitzuessen.
Normalerweise erkennst Du diesen Vorgang an einem hingebungsvollen Gesichtsausdruck. Dein Hund wirkt entspannt.
Wahrscheinlich schleckt er sich ab und zu genießerisch die Schnauze oder schnüffelt. Typisch ist auch, dass er immerzu an einer Stelle schleckt.
War eine läufige Hündin im Haushalt oder landeten andere Körpersekrete auf einem Teppich, können Rüden oder sensible Hunde wochenlang noch daran riechen und schlecken.
Für uns ist das ein bisschen ekelig, aber für Hunde können Blut und andere Körpersäfte eine wahre Delikatesse sein.
Da hilft Dir als Mensch nur entspannen, tief durchatmen, den Hund Hund sein lassen und, wo möglich, Teppiche und Böden gründlich reinigen.
Die Gründe für das Ablecken des Bodens können jedoch vielfältig sein.
Weitere Gründe, warum Dein Hund den Boden ableckt
Übelkeit, Erbrechen und Würgen
Wird dem Hund übel, kommen die Magensäfte im Wallung. Das ist genauso wie bei uns Menschen auch. Der Bauch zieht sich zusammen.
Es kann zu mehreren kleineren Kontraktionen kommen, ohne das der Hund erbrechen kann.
In diesem Fall wäre das Erbrechen die willkommene Erlösung vom Druck. Kann der Hund nicht loswerden, was ihn plagt, schleckt er wie ein Wilder.
Vielleicht beobachtest Du sogar
- Luftziehen
- Schluckauf
- Würgen.
Manche Hunde fressen in diesem Zuge kleinere Gegenstände, Spinnen, Staub, alles was herumliegt.
Mit dem Aufnehmen von Material und dem Schlucken will er den Krampf lösen oder das Erbrechen doch noch herbeiführen.
Dauert so ein Verhalten länger als eine Viertelstunde (und Bello erbricht sich nicht), gehst Du besser zum Tierarzt.
Zieht der Hund zusätzlich extrem nach Luft, kann ein Fremdkörper im Hals stecken. In diesem Fall heißt es sofort ab zum Arzt oder in die Notaufnahme einer Klinik.
Übelkeit kann in Verbindung mit Vergiftungen auftreten. Auch hier musst Du umgehend fachmännischen Rat suchen.
Hunde mit Vergiftungen
- speicheln stärker
- hecheln und
- haben auffallend blasse Schleimhäute.
Sodbrennen beim Hund
Wenn die Magensäure aus der Balance geraten ist, bekommen auch Hunde Sodbrennen. Meistens ist das Futter ungeeignet.
Weitere Anzeichen für Sodbrennen sind
- Leerschlucken
- Speichelfluss
- Aufstoßen.
Alles Weitere rund um Sodbrennen und mögliche Mittel, die Abhilfe schaffen, erfährst Du in diesem Video der Hundeschule Stadtfelle.
Erkrankung des Magen-Darm-Trakts oder der Leber
Für das exzessive Ablecken von Oberflächen gibt es sogar einen Namen. ELS ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck „Excessive Licking of Surfaces“.
ELS kommt hauptsächlich in Verbindung mit Erkrankung des Magen-Darm-Trakts und der Leber vor. Beleckt werden nicht nur Böden. Zu Oberflächen gehören auch Wände, Tisch- und Stuhlbeine, Sofas, Decken und alle möglichen weiteren Gegenstände.
ELS ist ein Kompensationsverhalten, um Schmerzen und Unwohlsein auszudrücken. Das Nutzen der Zunge und Lecken kann einen beruhigenden Effekt auf Tiere ausüben. Sie entspannen sich geistig, auch wenn das Verhalten für uns Menschen verrückt aussieht.
Leckt Dein Hund nur manchmal an Oberflächen, ist das sicherlich kein Problem. Du hast auch mal Blähungen oder fühlst Dich nicht ganz wohl. Du würdest Dir in diesem Fall einen Kamillentee gönnen und Bello schleckt eben.
Kommt das Verhalten öfter oder besonders intensiv vor, musst Du natürlich zum Tierarzt.
ELS verschwindet mit der Behandlung der eigentlichen Ursache wieder.
Denkbar sind Krankheiten wie
- Leber-Funktionsstörungen
- Schleimhautentzündungen
- Magengeschwüre
- chronische Verdauungsprobleme
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Psychische Ursachen
Wie schon erwähnt, können Hund mit Lecken Schmerz kompensieren oder ausdrücken.
Genauso kann das Verhalten zum Ausgleich psychischer Leiden genutzt werden.
Kurzes Lecken dient auch zur Beschwichtigung. Der Hund leckt Dich oder einen Gegenstand um einen empfundenen Spannungszustand auszugleichen.
Gähnen ist ein anderes Beispiel für ein Beschwichtigungsverhalten.
Schleicht ein Hund geduckt vor Dir auf und ab, winselt (manche Hunde pinkeln auch), hat die Rute eingeklemmt und schleckt Dich oder den Boden ist dies ein Hinweis für extreme Unterwürfigkeit mit Angst.
Tiere leiden manchmal still. Viele Besitzer können sich gar nicht vorstellen, dass der eigene Hund psychischen Stress erleidet.
Vielleicht ist Deiner Meinung nach alles in Ordnung. Dein Hund nimmt die Welt aber ganz anders wahr als Du.
Selbst Langeweile kann für einen Hund so stressig werden, dass er den Leerlauf irgendwie füllen muss. Als eine Art Stereotypie beginnt der Hund den Boden zu „säubern“.
Ob ein Hund etwas aus Fröhlichkeit, Jux und Dollerei tut oder ob er angespannt ist, siehst Du am restlichen Ausdruck.
Bist Du Hunde-Neuling und unsicher, helfen Dir die Illustrationen der Hundeexperten von der Welttierschutzgesellschaft e.V.
Mögliche Gründe bzw. Stressquellen für den Hund, die Du vielleicht unterschätzt
- Alleinesein
- zu wenig Bewegung und sinnvolle Beschäftigung (Spezialrassen)
- Geschlechtstrieb bei unkastrierten Hunden
- „unsichtbare“ Umwelteinflüsse
- familiäre Spannungen
- ständiger (Gewohnheits-)Stress von Herrchen oder Frauchen
- alte erlittene Traumata des Hundes.
Wenn es um psychische Erkrankungen geht, helfen Tierärzte nur bedingt. Auf keinen Fall sollte ein Hund Psychopharmaka oder Beruhigungsmittel bekommen.
Wann immer möglich musst Du die Ursache bzw. das Problem beseitigen.
Bei mysteriösen Verhaltensstörungen sind Tiertrainer, Tierpsychologen und Tierkommunikatoren die besten Ansprechpartner.
Welpe leckt Boden ab – Warum nur?
Natürlich können auch bei Welpen alle schon besprochenen Ursachen wie Krankheiten, psychische Leiden oder Einsammeln „unsichtbarer“ Leckereien vorliegen.
In frühen Entwicklungs-Phasen lernen die Kleinen die Welt auf ganz eigene Weise kennen.
So wie Menschen-Babys alles in den Mund stecken, beknabbern und belecken Welpen, alles was ihnen vor die Schnauze kommt.
Siehst Du Dein Hündchen genüsslich oder interessiert (aber sonst entspannt) den Boden putzen, brauchst Du Dir wahrscheinlich keine Sorgen zu machen.
Erst wenn Anzeichen für Übelkeit oder ein übertriebener Ausdruck dazu kommen, wird es bedenklich.
Unterbrich das Schlecken des Welpen einfach einen Moment, um das zu testen. Biete ihm eine andere Beschäftigung an. Nimmt der Kleine das an, ist alles in Ordnung.
Bleibt er besessen beim Schlecken oder zeigt Unwohlsein, steckt sehr wahrscheinlich etwas Ernsteres dahinter.
Hund schleckt den Boden ab – das Wichtigste in Kürze
Schleckt Dein Hund kurz und genüsslich am Boden, Wänden oder Gegenständen ist das zunächst nicht schlimm.
Erst wenn Dein Vierbeiner weitere Symptome wie Würgen, Luftziehen oder extremes Speicheln zeigt, wird es bedenklich.
Zögere in diesem Fall nicht zu lange und bring Deinen besten Freund bald zum Tierarzt.
Das Gleiche gilt, wenn das Lecken des Bodens oder von Gegenständen Züge von Verhaltensstörungen trägt.
Exzessives Ablecken der Böden kann neben Magen-Darm-Problemen auch einen psychischen Grund haben. Hunde können Stress oder Langeweile mit eigenartigen Verhaltensweisen kompensieren. Also, geht raus in die Natur und habt Spaß zusammen.
Hund leckt Boden ab – Häufige Fragen
Muss ich mir Sorgen machen, wenn mein Hund Putzmittelreste mit abschleckt?
Das kommt darauf an, mit welchen Mitteln Du putzt und wie lange das letzte Wischen her ist. Als Tierhalter solltest Du auf aggressive Putzmittel besser verzichten.
Ein wunderbar mildes und tierfreundliches Putzmittel für alle Gelegenheiten ist Essig.
Kann ich einen Fremdkörper im Hals selbst entfernen?
Hat Dein Hund akut etwas verschluckt und Du hast es sogar gesehen, kannst Du das versuchen.
Würgt Bello und sperrt das Maul auf, musst Du beherzt in den Schlund greifen und gucken, ob Du den Fremdkörper zu fassen bekommst.
Mach’ das aber niemals bei scharfen verschluckten Gegenständen oder bissigen Hunden. Hier muss sofort der Not-Tierarzt ran.
Was wenn keiner die Ursache findet und der Hund nicht aufhört zu schlecken?
Hast Du mehrere Tierärzte, Hundetrainer und Verhaltensexperten konsultiert und bist absolut sicher, dass es Bello sonst gut geht?
Dann lass ihn einfach schlecken. Natürlich kannst Du versuchen, Deinem Hund ab und zu Alternativen zu seinem sonderbaren Hobby anzubieten (Gassi oder ein gemeinsames Spiel). Bestenfalls verschwindet die Macke von alleine wieder.