Fadenwürmer beim Hund – lästige bis gefährliche Parasiten
Würmer im Hund – da kann es einen ja nur schütteln! Wahrscheinlich fragst Du Dich, warum solche Tiere überhaupt sein müssen? Sie plagen Deinen Bello, bringen keinen Nutzen und sind trotzdem überall in der Natur anzutreffen.
Wissenswertes rund um Fadenwürmer
Fadenwürmer werden auch Nematoden genannt. Sie sind tatsächlich dünn wie Fäden und ganz unterschiedlich lang. Die kleinsten von bringen es gerade einmal auf ein paar Millimeter Körperlänge, die größten erreichen einen Meter.
Weltweit gibt es 20.000 Arten. Nicht alle sind Schädlinge. Manche haben eine sinnvolle Aufgabe im ökologischen Gleichgewicht. Die Arten, die beim Hund vorkommen, sind allerdings durchweg Parasiten.
Da sie den inneren Organismus befallen, zählt man Fadenwürmer auch zu den Endoparasiten („endo“ bedeutet „innen“).
Fadenwürmer beim Hund
In unseren Breiten kommen etwa 20 Fadenwurm-Erkrankungen beim Hund vor. Grundsätzlich ist die Gefahr einer Infektion in den Südländern und Osteuropa etwas größer als im deutschsprachigen Raum.
Fadenwürmer befallen vorzugsweise diese Körperteile
- Verdauungstrakt
- Atemwege
- Blutkreislauf
- Harnorgane
- Leber
- Haut
- Augen
- Gehirn
- Rückenmark.
Leider fallen Fadenwürmer aufgrund der geringen Größe im Anfangsstadium kaum auf. Wenn Du die Folgen bemerkst, haben sich die Tierchen meistens schon ausgebreitet.
Die beim Hund möglichen Fadenwurm-Infektionen stellen wir Dir jetzt näher vor:
Fadenwürmer im Verdauungstrakt des Hundes
Spulwürmer (Toxocara canis und Toxocara leonina)
Spulwürmer sind die häufigsten Parasiten in Magen und Darm. Sie verbreiten sich über winzige Eier mit dem Kot der Wirte. Erwachsene Würmer werden bis zu 18 cm lang.
Fast jeder Hund infiziert sich im Laufe seines Lebens mit Spulwürmern. Einzelne Würmer sind für Deinen Bello meistens harmlos. Nur immunschwache, alte oder junge Hunde bekommen ernsthafte Probleme.
Mehr über Spulwürmer erfährst Du hier im ausführlichen Artikel.
Hakenwürmer (Ancylostoma canis und Uncinaria stenocephala)
Larven der Hakenwürmer bohren sich durch die Haut in den Körper. Während sie im Organismus heranwachsen, arbeiten sie sich bis zum Darm vor. Dort setzen sie sich fest und bohren die Darmschleimhaut an.
Ausgewachsene Hakenwürmer werden 0,5 bis 1,5 cm lang. Nur bei ganz heftigen Infektionen kommt es zu Blutarmut und lebensbedrohlichen Zuständen. Ansonsten bleibt es bei Blut im Kot und Durchfall.
Weitere Informationen über den Hakenwurm findest Du im Hauptartikel.
Peitschenwürmer (Trichuris Vulpis)
An einem Ende dicker und am anderen dünn, sieht dieser Parasit wirklich wie eine Peitsche aus. Er wird 4 bis 8 cm lang und lebt im Darm. Ganz ähnlich wie Hakenwürmer bohren sie die Darmschleimhaut an und saugen Blut.
Peitschenwürmer sind häufige Parasiten beim Hund, richten allerdings selten schlimme Schäden an.
Dein Bello kann sich überall in der Natur über den Kot anderer Tiere infizieren. Einmal ausgeschieden überdauern die winzigen Wurmeier bis zu vier Jahre im Erdreich. Besonders betroffen von Peitschenwurm-Infektionen (Trichuriose) sind Zwingerhunde, die auf erdigem Boden oder in verdreckter Einstreu leben müssen.
Befälle mit dem Peitschenwurm kannst Du an diesen Anzeichen erkennen
- blutiger Kot und
- schleimiger Durchfall.
Bleibt eine Infektion unerkannt, nimmt der Hund immer mehr Peitschenwürmer auf und es kommt zu weiteren Schäden wie Gewichtsverlust oder Blutarmut (Anämie). Über Jahre hinweg können Peitschenwürmer für einen Hund auch tödlich sein.
Festgestellt werden diese Parasiten über eine Kotprobe und behandelt mit gängigen Wurmkuren.
Magenwürmer (Physaloptera)
Magenwürmer sind beim Hund selten. Kommt es doch zu einer Infektion, setzten sich zwischen 3 und 4 cm lange Würmer im Magen und im Zwölffingerdarm fest.
Aufgenommen werden sie durch Kontakt zu Insekten, Käfern, Mäusen oder Fröschen. Die Larven schlüpfen im Magen, beißen sich in der Magenschleimhaut fest und saugen Blut.
Nur bei sehr starkem Befall bemerkst Du
- Magenentzündungen (Gastritis)
- Erbrechen
- Gewichtsverlust und
- Blutarmut.
Der Nachweis von Magenwürmern über den Kot ist schwierig. Bei einem Verdacht wird Dein Tierarzt vorzugsweise den Magen ausspülen oder eine Magenspiegelung durchführen. Bekämpft werden die Würmer mit gängigen Wurmkuren.
Fadenwürmer, die Lungen und Herz befallen
Lungen- und Herzwürmern sind definitiv die gefährlichsten Fadenwürmer beim Hund. Der normale Herzwurm und der Französische Herzwurm führen unbehandelt zum Tod.
Herzwurm (Dirofilaria immitis)
Der bis zu 30 cm lange Herzwurm ist hauptsächlich in Südeuropa verbreitet. Er wird von Stechmücken übertragen. In der Folge nistet er sich in den Lungenarterien und Teilen des Herzens ein.
Neben den erwachsenen Würmern verursachen die Larven (Mikrofilarien) Probleme. Sie schwimmen in immer größerer Anzahl durchs Blut und verstopfen Blutgefäße (Thrombosen). Unbehandelt führen sie zu einem Kollaps der Blutgefäße (Embolie).
Französischer Herzwurm (Angiostrongylus vasorum)
Dieser Herzwurm ist mit ca. 2 cm viel kleiner. Auch er setzt sich vorzugsweise in der Lunge fest. Manchmal bezeichnet man ihn auch als großen Lungenwurm.
Er wird über Schnecken übertragen und ist einfacher zu therapieren als der Herzwurm Dirofilaria immitis. Nur wenn es zu einem Massenbefall kommt oder der Wurm ins Rückenmark oder ins Gehirn vordringt, ist er tödlich.
Mehr Informationen über Herzwürmer findest Du im ausführlichen Artikel.
Kleiner Lungenwurm (Crenosoma Vulpis)
Übertragen wird er von Schnecken und Fröschen. Ausgewachsene Würmer sind etwa 1,8 cm lang und leben in der Lunge.
Sie verursachen Symptome, die einer Bronchitis ähneln. Nur wenn der Befall nicht behandelt wird, kommt es zu schlimmeren Symptomen, Lungenentzündungen oder Schäden durch Larven in der Leber.
Lungenhaarwürmer (Capillaria aerophila oder Eucoleus aerophilus)
Der Lungenhaarwurm ist bei Füchsen in Ostdeutschland verbreitet. Betroffen sind zunehmend auch Hunde. Überträger sind Schnecken und Regenwürmer.
Erwachsene Würmer sind um die 2 cm lang und leben in der Lunge. Als Symptome machen sich Husten oder Bronchitis bemerkbar. Lebensbedrohliche Befälle sind beim Hund selten.
Weitere Informationen über Lungenwürmer findest Du im ausführlichen Artikel.
Fadenwürmer, die in der Haut des Hundes leben
Hautwurm (Dirofilaria repens)
Bis vor kurzem galt dieser Wurm noch als typischer Parasit bei Fellnasen aus südlichen Tierheimen oder aus Osteuropa. Durch die Klimaveränderung und Verschleppung der Krankheit breitet er sich derzeit massiv aus.
Als Halter kannst Du häufig nicht mehr als einen Juckreiz und vielleicht mal eine Beule auf der Haut bemerken. Kommt Dir das dann nicht seltsam vor und gewöhnt sich Dein Bello daran, wird er zum heimlichen Überträger.
Weitergegeben wird der Wurm über Stechmücken. Im Organismus entwickeln sich die Larven. Später sitzen sie in kleinen Gruppen unter der Haut und verursachen Beulen.
Die weiblichen ausgewachsenen Hautwürmer können bis zu 17 cm lang werden. Sie geben Larven (Mikrofilarien) in den Blutkreislauf ab, die dann über einen Stich wieder in eine Mücke gelangen können.
Nur wenn ein Hund sehr stark betroffen ist, zeigen sich auffälligere Anzeichen wie
- zunehmend kahlen Stellen und Haarausfall
- Schwellungen mit eitrigen Abszessen.
Festgestellt werden Hautwürmer über einen Nachweis der Mikrofilarien im Blut. Behandelt über eine intensive Verabreichung von Wurmkuren mit verschiedenen Wirkstoffen.
Die ausgelöste Krankheit wird Subkutane Dirofilariose genannt und kann auch auf den Menschen übergehen.
Im Video von Bayer Tiergesundheit werden das Problem der Ausbreitung, der Lebensweg der Hautwürmer und die Symptome beim Mensch sehr anschaulich dargestellt.
Weitere Fadenwürmer, die die Haut befallen
Die Art Pelodera strongyloides ist in ganz Mitteleuropa verbreitet. Hunde werden aber nur sehr selten und bei unhygienischen Haltungsbedingungen befallen.
Vorzugsweise nisten die Würmer in altem Stroh oder verrottetem Holz. Über die Krankheit ist wenig dokumentiert. Vermutlich setzen sich diese Parasiten nur in den Haarfollikeln der oberen Hautschichten fest und bleiben unter Umständen völlig unbemerkt.
Fadenwürmer mit dem Namen Acanthocheilonema reconditum sind in Süditalien und Griechenland regional stark verbreitet. Als Überträger gelten Flöhe. Befallen werden die Unterhaut und innere Organe.
Symptome wie Juckreiz oder organische Störungen tauchen nur bei einem Massenbefall auf.
Eine weitere seltene Art aus Südeuropa ist Cercopithifilaria grassi (auch Dipetalonema grassi). Betroffen sind hauptsächlich Hunde aus Rumänien und Griechenland.
Überträger ist die Braune Hundezecke. Der Wurm selbst bereitet gar nicht die großen Probleme. Vielmehr sind es die Larven (Mikrofilarien), die in den oberen Hautschichten ihr Unwesen treiben.
Sonstige und seltene Fadenwurm-Erkrankungen beim Hund
Riesennierenwurm (Dioctophyme renale)
Die Weibchen des blutrot gefärbten Riesennierenwurms werden bis zu einem Meter lang. Die Männchen bleiben mit 20 cm viel kleiner. Bei uns ist Parasit zum Glück sehr selten.
Übertragen wird er durch Regenwürmer, Süßwasserfische und Frösche. Vom Verdauungstrakt des Endwirtes wandern die Larven in die Leber. Später setzen sich die ausgewachsenen Würmer in der Bauchhöhle und in den Nieren fest.
Als potenzielle Wirte dienen so ziemlich alle Säugetiere und auch der Mensch.
Leberhaarwurm (Capillaria hepatica)
Von Leberhaarwürmer sind nur Hunde betroffen, die Ratten und Eichhörnchen oder Aas verspeisen. Der Wurm und seine Larven bleiben normalerweise innerhalb eines Wirtes. Er wird nur weitergegeben, wenn ein Raubtier den kleineren Wirt frisst.
Die zwischen 2 und 7 cm langen feinen Haarwürmer befallen die Leber und pflanzen sich dort auch fort. Bemerken kannst Du diesen Parasit durch Bauchschmerzen beim Hund.
Der Tierarzt kann eine Lebervergrößerung feststellen, muss aber zur sicheren Diagnose Lebergewebe entnehmen.
Harnblasenhaarwurm (Capillaria plica)
Momentan gibt es diesen Fadenwurm hauptsächlich in Dänemark und den Grenzgebieten. Normalerweise befällt er Füchse, seltener auch Hunde. Nur in engen Hundezwingern kam schon zu größeren Schäden durch den Harnblasenwurm.
Zwischenwirte sind Regenwürmer und kleinere Säuger, die sich von Regenwürmern ernähren. Ein Befall mit den 2 bis 6 cm langen Tierchen bemerkst Du durch Probleme mit der Blase, ständigem Pinkeln bis hin zum völlig unkontrollierten Abgang von Urin (Inkontinenz).
Augenwürmer (Thelazia callipeda und Onchocerca lupi)
Beide Augenwurmarten sind in Deutschland bisher nur in Einzelfällen dokumentiert. Die meisten betroffenen Hunde haben sich im Urlaub infiziert oder sind durch Umzüge nach Deutschland gekommen.
Die Gattung Thelazia kommt in einigen Regionen Italiens, Osteuropas, in der Schweiz oder in Frankreich vor. Ein Befall mit den 2 cm langen Würmern löst beim Hund Bindehautentzündungen und Tränenfluss aus.
Der Wurm Onchocerca lupi ist in Griechenland und Ungarn heimisch. Selbst dort befällt er nur sehr selten Hunde. Wenn er sich einnistet, kann er die mittlere Augenhaut beschädigen und Entzündungen auslösen.
Der Beagle-Wurm (Filaroides hirthi)
In den 1970er Jahren ist dieser Fadenwurm ausschließlich in US-amerikanischen Labor-Beagle-Zuchten aufgetaucht. Seitdem breitet er sich weltweit aus.
In Deutschland waren zeitweise 98 Prozent der Beagle-Zuchten betroffen. Inzwischen versucht man durch systematische Entwurmungen und abgestimmte Zuchten den Wurm wieder auszumerzen.
Die 0,3 bis 1,5 cm langen Parasiten verursachen Schäden in der Lunge. Bei starkem Befall kann der Tierarzt Veränderungen des Lungengewebes auf Röntgenbildern erkennen. Die Würmer komplett abzutöten ist nicht ganz einfach.
Dazu müssen über mehrere Monate hinweg durchdacht kombinierte Wurmmitteln gegeben werden.
Trichinen (Trichinella)
Vielleicht kennst Du noch die Warnungen von Deinen Großeltern, rohes Schweinefleisch nicht anzufassen. Der Grund dafür waren gefürchtete Trichinen-Infektionen. Inzwischen sind die Hygienevorschriften bei uns so streng, dass Trichinen in Schlachtvieh praktisch nicht mehr vorkommen.
Eine Gefährdung besteht nur bei Reisen nach Süd- oder Osteuropa. Dort sollte Dein Bello niemals rohes oder halbgares Fleisch fressen.
Kommt es doch zu einer Infektion nisten sich die Larven (Finnen) in der Muskulatur ein. Über Jahre hinweg schädigen die Parasiten Gewebe und Organe. Die Trichinose ist nur schwer diagnostizierbar und heilbar.
Regelmäßig vorbeugend entwurmen – ja oder nein?
Rund um die Entwurmung beim Hund ist in jüngster Vergangenheit ein heftiger Streit ausgebrochen.
Viele Fachleute zweifeln inzwischen am Sinn präventiver Entwurmungen und raten zu einer gezielten Entwurmung nach der Untersuchung einer Kotprobe.
Leider sind auch die Kotproben nie 100% sicher. Wie Du gesehen hast, können etliche der Würmer auch gar nicht über den Kot nachgewiesen werden.
Wenn sich selbst die Experten uneinig sind, musst Du als Hundehalter Herz und Verstand gut prüfen. Überlege für Dich, was Dir in Deiner Situation und mit Deinem Hund sinnvoll erscheint.
Früher galt die Faustregel
- eine Wurmkur jährlich für Stadthunde mit wenig Kontakt zur Natur
- zwei Entwurmungen pro Jahr für Hunde, die viel in der Natur unterwegs sind
- bis zu vier Kuren, wenn Hunde fast ausschließlich im Wald sind (Jagdhunde).
Wenn Du mit Deinem Bello nach Süd- oder Osteuropa reisen möchtest, solltest Du auf jeden Fall präventiv ein Wurmmittel (nicht nur für Fadenwürmer) geben. Damit beginnst Du einen Monat vor Abreise und trägst dann mindestens zwei weitere Monate je ein Spot-On-Präparat (Advocate oder Stronghold) auf.
Möchtest Du etwas tiefer in die Argumentation der Fachleute einsteigen, ist dieser Artikel interessant für Dich: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18680
Fadenwürmer beim Hund – das Wichtigste in Kürze
Rund 20 Fadenwurm-Erkrankungen sind beim Hund in Europa bekannt. Manche der Parasiten werden nur wenige Millimeter, andere bis zu einem Meter lang.
Sie befallen diverse Organe oder die Blutbahnen. Die Folgeerkrankungen sind bezüglich der Gefahr, Diagnose und Behandlung sehr unterschiedlich.
Vorsorgliche Entwurmungen können Hunde, die in Südländer oder nach Osteuropa verreisen, schützen. Hunde, die viel in der freien Natur unterwegs sind, sollten ebenfalls regelmäßig entwurmt werden.