Mein Hund leckt immer seine Pfoten – Was bedeutet das?

Khaki Hund leckt Fayzulin Serg
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Langsam kann Dir niemand mehr erzählen, dass das noch normal ist. Dass Bello sich die Pfoten ab und zu putzt und beknabbert, kennst Du. Doch was hier seit Tagen passiert, sieht aus, als wolle sich ein Wahnsinniger die eigenen Pfoten auffressen.

Aus friedlichem Putzen ist ein regelrechter Knabber- und Leckwahn geworden. Vielleicht siehst Du sogar erste Veränderungen an den Ballen oder wunde Flecken.

Versuchst Du Deinen Hund abzulenken, zeigt er kaum Interesse. Viel lieber schleckt und knabbert er gleich weiter. Was kann das nur sein?

Lecken und Knabbern der Pfoten als Teil der Fellpflege

Hunde lecken Pfoten um sie zu putzen oder sich von einem Reiz zu befreien. Mit dem Lecken wird oberflächlicher Schmutz aus dem Fell entfernt.

Gleichzeitig massiert sich der Hund damit, Nerven werden stimuliert und die Durchblutung angeregt.

Gröbere Partikel und Verklebungen entfernt sich der Hund durch Knabbern mit den Zähnen.

Hingebungsvoll lecken und knabbern sie ihr Fell. Das geschieht mehrmals täglich in kleinen Einheiten oder wenn der Hund schmutzig geworden ist.

Bellos Gesichtsausdruck ist dabei normalerweise entspannt. Nur wenn er etwas sehr Hartnäckiges aus dem Fell knabbert, kann die Miene angestrengt werden.

Puppy Husky Tati Argent
tati Argent / Shutterstock.com

Siehst Du Deinen Hund mit einem eben solchen entspannten Ausdruck beim Pfotenlecken, sollte alles in Ordnung sein.

Neben Schmutz können auch Juckreiz oder Schmerz das Putz- und Schleckverhalten auslösen.

Schwierig wird es, wenn das Belecken der Pfoten

  • ungewöhnlich häufig vorkommt
  • mit exzessiven Verhaltensweisen verbunden ist
  • der Hund dabei wimmert, fiepst oder jault
  • der Hund Anzeichen von Stress und Aggressivität zeigt

Schon gewusst?
Der Speichel färbt das Hundefell an den Pfoten rötlich.

https://bellos-reich.de/rote-pfoten/

Ursachen für Pfotenlecken beim Hund

Viele verschiedene Gründe können zu intensivem Lecken der Pfoten führen.

Schnell und einfach zu beheben sind

  • Dreckklümpchen oder Eisbrocken
  • Fremdkörper
  • zu langes Fell zwischen den Ballen.
Holz und Hund VDB Photos
VDB Photos / Shutterstock.com

Daneben können Hauterkrankungen, Parasiten oder Verletzungen Dauerbelecken der Pfoten auslösen:

  • zu trockene oder gereizte Haut
  • Entzündungen
  • Probleme mit den Krallen
  • Wucherungen oder Abszesse
  • Pilzinfektionen
  • Parasiten wie Milben oder Zecken
  • Wunden durch Fremdkörper wie Dornen oder Glas.

Häufiges Belecken der Pfoten gehört zum Erscheinungsbild diverser allergischer Reaktionen:



  • Futtermittelallergie
  • Futtermilbenallergie
  • andere allergische Reaktionen
  • Reizungen durch Umweltgifte.

Als letzte Möglichkeit bleiben psychosomatische Störungen:

  • Langeweile
  • Selbstberuhigung bei Angst
  • Stereotypie
  • Akrale Leckdermatitis.

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Was tun bei Fremdkörpern, Schmutz oder Eis in den Pfoten?

Siehst Du etwas zwischen Bellos Ballen haften oder klebt da zäher Schmutz, darfst Du bei der Fellpflege helfen.

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Doch Vorsicht, manche Hunde sind an den Pfoten besonders kitzelig.

Schneide nie mit einer spitzen Schere an Bellos Pfoten herum. Dafür eignen sich stumpfe Scheren aus dem Sanitär-Zubehör. Manche zähe Verkrustung kannst Du auch mit einem Fingernagelknipser herauslösen.

Diese kleinen praktischen Helfen sind ebenfalls stumpf. Regt sich Bello plötzlich auf oder zieht das Bein weg, kann es nicht zu Verletzungen kommen.

Viele Hunde mögen es nicht, wenn man mit „Werkzeugen“ an ihnen herumhantiert. In diesem Fall nimmst Du einfach Deine Finger.

Für Holzsplitter, Glas oder Dornen musst Du eine Pinzette nutzen. Manchmal stecken auch winzige Gräser, Pollen mit Widerhaken oder Kletten zwischen den Ballen oder Krallen.

Nasser Hund David_Pastyka
David_Pastyka / Shutterstock.com

Wasche die Pfoten und versorge eventuelle Wunden mit einem Desinfektionsmittel und Jodsalbe. Meide bei offenen Wunden für einige Tage stark schmutzige oder schwierige Böden.

Bei starken Blutungen, klaffenden Wunden und schlimmen Entzündungen musst Du zum Tierarzt gehen.

Zu langes Fell zwischen den Ballen schneiden

Nahaufnahme weißer Hund Julia Serdiuk
Julia Serdiuk / Shutterstock.com

Drahthaarrassen, nordische Hunde und mittel- bis langhaarige Hunde (Retriever, Labrador usw.) neigen zu langem Haarwuchs zwischen den Ballen. Das kann Dreck anziehen oder kitzeln. Kleinere Härchen, die sich krumm getreten haben, reizen die Haut zwischen den Ballen.

Überstehen Fellwuchs an den Pfoten schneidest Du mit einer stumpfen Schere einfach ab.

Juckende Parasiten sicher entfernen

Zwischen den Zehen können sich Milben oder Zecken festsetzen. Schleckt Bello wie verrückt und Du siehst auf den ersten Blick nichts, lohnt sich ein Blick mit einer Lampe oder Lupe.

Milben sind manchmal selbst dann schwer erkennbar. Zecken kannst Du gut mit bloßem Auge sehen.

Zecken entfernst Du sofort mit einer Zange oder einem Haken. Bei Milben kommt es auf die Art an. Herbstgrasmilben kannst Du einfach abwaschen. Bei anderen Milbenarten hilft nur der Tierarzt.

Hund leckt Pfoten – Bakterien oder Pilzinfektionen

An den Pfoten kommen Hefepilzinfektionen häufiger vor. Hefepilze leben ganz normal auf der Haut. Ist der Hund geschwächt oder hat eine Verletzung vermehren sie sich plötzlich unnatürlich stark.

Deutlichstes Anzeichen für Hefepilzinfektionen sind ein schmieriges Sekret und ein übler käsiger Geruch.

Hautausschlag gelber Film natnaree sangkaew
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Andere Hautpilze hinterlassen weniger deutliche Spuren. Es bilden sich zunächst nur kahle Stellen mit Rötungen. Eines der deutlichsten Erkennungsmerkmale ist die rasche Ausbreitung.

Bakterien dringen gern in bestehende Infektionsherde oder Wunden ein. Du siehst das am deutlichsten an der zunehmenden Entzündung. Normale Wundsalben helfen dann nicht mehr.

Bei Verdacht auf Bakterien oder Pilze an den Pfoten, muss Bello zum Tierarzt.

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Wucherungen oder Abszesse an den Pfoten

Bei einem Zwischenzehenabszess siehst Du Knötchen oder Blasen zwischen den Zehen. Eventuell sind sie schon aufgeplatzt und eitern. Sehr wahrscheinlich ist die Pfote geschwollen und warm.

Zwischen den Zehen können sich auch andere Geschwulste oder Hautknoten bilden. Die sind zwar fast immer gutartig, können aber beim Laufen unangenehm drücken und reiben.

Beides sollte vom Tierarzt behandelt werden.

Krallenprobleme beim Hund

Abgebrochene oder eingewachsene Krallen können Deinem Hund große Schmerzen bescheren. Im beschädigten Krallenbett können Entzündungen entstehen. Gerade bei Hunden mit langem Haar an den Pfoten solltest Du die Krallen regelmäßig überprüfen.

Kleine Probleme kannst Du selbst mit einer Krallenzange beheben. Bei eingewachsenen Krallen oder schmerzhaften Entzündungen hilft der Tierarzt.

Pfotenlecken als Anzeichen einer Allergie

Bei Futtermittel- oder Futtermilbenallergien erleben Hunde einen starken Juckreiz. Der ganze Körper kann betroffen sein. Manche Hunde knabbern sich insbesondere die Pfoten oder Beine auf.

Umweltgifte (Spritzmittel auf Feldern), Pflanzen-Nesseln oder bestimmte Grassamen lösen ähnliche Reaktionen aus. Dein Hund wirkt dann insgesamt nervös und unausgeglichen.

Hautausschalg Rui Sera Maia
Rui Sera Maia / Shutterstock.com

Neben dem exzessiven Beknabbern und Lecken der Pfoten zeigen sich Hautausschläge.

Bei Verdacht auf eine Allergie, solltest Du ebenfalls zum Tierarzt gehen.

Psychische Ursachen für das Belecken der Pfoten

So manch ein Hund mit chronischem Juckreiz (durch Infekte, Pilze oder Allergien) gewöhnen sich das exzessive Belecken der Pfoten als Ausgleichshandlung an.

Das Schlecken lindert Juckreiz und sorgt für eine Belohnungsreaktion im Gehirn. Selbst wenn der ursprüngliche Reiz weg ist, behalten sie das Schlecken bei. Es ist dann zu einer Art (Beruhigungs-)Sucht geworden.

Die Pfoten sind sehr sensibel. Wie in den menschlichen Füßen auch enden hier viele Nervenbahnen. Durch das Belecken und Knabbern können Glückshormone (Endorphine) stimuliert werden.

weißer Hund kanbbert an der Pfote KPhrom
KPhrom / Shutterstock.com

Bei Langeweile, nervösen Unruhezuständen oder Anspannungen wirkt das Pfotenlecken beruhigend.

In Verbindung mit anderen psychischen Ursachen kann es sich zu einer Stereotypie entwickeln. Das sind Zwangshandlungen, die bei rationaler Betrachtung keinen Sinn ergeben. Der Hund hat die Handlung vermutlich geistig mit etwas verbunden, das ihm einen Nutzen suggeriert.

Akrale Leckdermatitis

Wird dieses Verhalten zur Dauereinrichtung, spricht man von einer Akralen Leckdermatitis. Betroffene Hunde bearbeiten typischerweise immer die gleiche Stelle, stundenlang. Es bildet sich eine offene Wunde mit dunklen Verfärbungen. Als Folgeinfektionen können sich Bakterien oder Pilze festsetzen.

Wie das genau aussehen kann, siehst Du in diesem Video eines betroffenen Hundehalters.

Akrale Leckdermatitis beim Hund - Juckreiz - Hund knabbert und leckt an der Pfote

Zeigt Dein Hund Verhaltensstörungen, musst Du seine Lebensbedingungen überdenken. Hast Du Deine Fellnase aus dem Tierheim oder von anderen Haltern übernommen, können die wahren Ursachen für psychische Leiden auch in der Vergangenheit liegen.

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Die Tierärztin Dr. Christine Löwenstein betont, dass es bei komplexen Erkrankungen wie der Akralen Leckdermatitis keine Generallösung gibt.

Ein Hund mit Verhaltensstörungen braucht eine sensible, individuelle und ganzheitliche Therapie.

Den Hund unter Zwang von seiner Macke abzubringen oder gar zu bestrafen wäre das Schlimmste, was Du tun kannst.

Empfindliche Haut an den Pfoten schützen

Hundepfoten sind großen Belastungen ausgesetzt. Trockene Heizungsluft oder Hitze können die Ballen austrocknen lassen und spröde machen.

Gerade im Winter kannst Du Bellos Pfoten mit etwas Vaseline zusätzlich schützen. Das Fett ist wasserabweisend und pflegt gleichzeitig die Haut.

Steinige Untergründe oder wildes Terrain im Freien kann Belastungen fördern. Aber auch so manch harmlos aussehender Spazierweg-Belag.

Regional werden Splitt-Arten verwendet, die auf Hundepfoten leider wie kleine scharfe Glasfasern wirken. Mag Bello bestimmte Wege nicht laufen oder drückt sich am Seitenstreifen herum, könnte das die Ursache sein.

Schuhe für Hunde müssen im Normalfall nicht sein. Achte einfach mit Sensibilität auf Deinen Hund und seine wertvollen Pfoten.

Normaler Beton und weiche, erdige Wiesenwege sollten selbst für empfindliche Hunde kein Problem sein.

Auch die Haut an den Pfoten profitiert von der Zufütterung hochwertiger Öle (Hanföl, Leinöl oder Distelöl).

Wertvolle Fettsäuren helfen Haut und Horn die Widerstandskraft zu behalten und sich bei kleineren Verletzungen schneller zu regenerieren.

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Puppy aus dem Fenster Nothern Soul
Nothern Soul / Shutterstock.com

Hund leckt Pfoten – das Wichtigste in Kürze

Pfotenlecken ist ein ganz normaler Bestandteil der Körperpflege. Bei hartnäckigen Fremdkörpern im Fell, Infektionen oder einem Parasitenbefall nimmt das Lecken zu.

Weitere Auslöser für intensives Belecken der Pfoten können Allergien oder psychische Ausgleichshandlungen sein.

Kleine Verletzungen oder Infekte kannst Du selbst behandeln.
Bei exzessivem Verhalten, unklaren Ursachen oder klaffenden Wunden musst Du zum Tierarzt gehen.

Häufig gestellte Fragen

Müssen Pfoten regelmäßig gewaschen und gepflegt werden?

Nein, eigentlich nicht. Nur wenn es extrem matschig ist oder sich Eisklümpchen bilden, solltest Du Bellos Pfoten regelmäßig nach dem Spaziergang waschen. Etwas Vaseline kann bei Schnee und Eis Schutz bieten. Langes Fell zwischen den Ballen solltest Du einkürzen.

Mein Hund leckt stundenlang die Pfoten, selbst der Tierarzt hat keine Ursache gefunden. Was kann ich tun?

Probiere ein Anti-Juckreiz-Spray aus dem Fachhandel. Hilft das auch nichts, solltest Du psychische Ursachen wie Langeweile oder den Mangel an natürlichen Reizen in Betracht ziehen.

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