Mein Hund hat sich die Daumenkralle umgeknickt – erkennen und vermeiden

Mein Hund hat sich die Daumenkralle umgeknickt
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Im Spiel passiert es schnell: Eben tobt und springt der Hund noch übers Feld, dann schreit er plötzlich auf und kommt humpelnd zurück.

Dein erster Blick geht natürlich auf die Füße. Hm, da ist nichts … Etwas weiter oben vielleicht? Ja, das Problem scheint von der Daumenkralle zu kommen.

In diesem Artikel erzähle ich dir alles Wichtige über die Daumenkrallen deines Hundes. Du erfährst ihre Funktion, häufige Verletzungen und wie du diese verhindern kannst.

Was ist die Daumenkralle beim Hund?

Die Daumenkralle ist die erste Zehe am Vorderlauf eines Hundes. Sie entspricht, wie ihr Name schon vermuten lässt, unserem Daumen.

Alle Hunde besitzen an jeder Vorderpfote eine Daumenkralle. Ausnahmen kommen durch seltene Mutationen, Amputation oder frühere Verletzungen vor.

Die erste Kralle an den Hinterpfoten wird „Afterkralle“ genannt. Besser bekannt ist sie aber als Wolfskralle und das, obwohl Wölfe an den Hinterpfoten keine Afterkrallen haben. Diese treten nur gelegentlich als Überbleibsel der Evolution, auch Rudiment genannt, auf.

Anatomie der Daumenkralle

Die Daumenkralle besteht nur aus zwei Fingerknochen, während alle anderen Krallen über drei verfügen. Die jeweils letzte, also die Fingerkuppe, an der die Kralle ansetzt, berührt bei den anderen vier Krallen den Boden.

Oberhalb der Fingerknochen ist die Daumenkralle durch einen Metacarpalknochen, einen Mittelhandknochen, mit den Handwurzelknochen verbunden.

Auch dieser ist deutlich kürzer, als die Mittelhandknochen der anderen Zehen.

Daumenkrallen setzen insgesamt weiter oben an als die übrigen Krallen. Durch die zusätzlich verkürzten Knochen reicht der Daumen nicht bis zum Boden. Dein Hund benötigt diese Kralle daher nicht zum Laufen.

Höchstens wird sie beim Festhalten von Kauknochen oder großen Spielzeugen wichtig. Eine andere Funktion erfüllt die Daumenkralle nicht mehr.

5 Typische Probleme mit der Daumenkralle beim Hund

Rudimente kommen in der Natur öfters vor. Weil sie aber häufig keine richtige Funktion mehr für den Körper haben, führen sie vermehrt zu Problemen.

Denke nur an die Weisheitszähne. Anstatt uns nur beim Kauen zu helfen, entzünden sich die Biester ständig, bleiben im Kiefer stecken und bringen uns nichts anderes, als auf den OP-Tisch.

Typische Probleme, die die Daumenkralle verursacht, sind

  1. unkontrollierter Wuchs,
  2. Einreißen,
  3. Entzündungen,
  4. Umknicken und
  5. Abreißen.

⚕️ Problem #1: Unkontrollierter Wuchs

Weil die Daumenkralle keinen Kontakt zum Boden hat, wird sie auch nicht abgenutzt. Während alle anderen Krallen vor allem durch das Laufen auf hartem Untergrund abnutzen, wächst die Daumenkralle weiter.



Das allein ist schon ein Problem, weil es Verletzungen begünstigt. Aber zusätzlich wächst die Daumenkralle rund, sodass sie dem Hund irgendwann in den Daumen stechen könnte.

Das dauert lange. Aber weil man als Besitzer die Daumenkralle beim Krallen schneiden leicht vergisst, hat sie ausreichend Zeit zu wachsen.

⚕️ Problem #2: Einreißen

Eine lange Daumenkralle begünstigt Verletzungen durch Hängenbleiben. Flitzt dein Hund durchs Unterholz, schlingt sich eine lange und geschwungene Daumenkralle leicht um dünne Äste.

Beim nächsten Hüpfer bleibt der Hund daran hängen. Das Ergebnis ist eine eingerissene Daumenkralle.
Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Die Kralle selbst reißt ein oder die Haut oberhalb der Kralle wird verletzt. Beides führt natürlich zu Schmerzen.

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⚕️ Problem #3: Entzündungen

Entzündungen der Krallen sind bei Hunden verbreitet. Besonders häufig treten sie bei den nicht genutzten Krallen auf, also der Daumen- und der Wolfskralle.

Meistens entsteht die Entzündung durch mangelnde Pflege durch den Menschen. Die zu langen Krallen brechen, reißen oder wachsen ein. Die dadurch entstehende Wunde verschafft Krankheitserregern einen Eingang.

Als Folge entstehen Entzündungen in der Zehe, dem Nagelbett oder der Kralle selbst.
Entzündete Krallen erkennst du an

  • Schwellung,
  • Eiterbildung,
  • Rötung,
  • Schmerz und
  • daran, dass dein Hund die Pfote schont und sie beleckt.

⚕️ Problem #4: Umknicken

Ein Umknicken der Daumenkralle passiert schnell beim Spielen. Tobt der Hund wild, achtet er weniger auf seine Umgebung.

Stolpert er über Hindernisse, bleibt er mit seiner Daumenkralle leicht hängen und knickt sie um.

Dabei kann die Kralle brechen und das Leben freisetzen. Es ist auch möglich, dass dein Hund mit dem ganzen Zeh umknickt und ihn sich dabei bricht.

Eine abgebrochene Kralle ist sehr gefährlich. Zum einen bricht sie selten vollständig ab, sondern bleibt teilweise mit dem Körper verbunden. Dadurch steht sie stark ab, sodass dein Hund schnell wieder irgendwo hängen bleibt und sich weiter verletzt.

Zum anderen bluten Krallenverletzungen stark und begünstigen Folgeinfektionen, Entzündungen und Parasitenbefall.

⚕️ Problem #5: Abreißen

Das ist wohl der Albtraum eines jeden Hundebesitzers. Abreißen passiert wie Umknicken oder Einreißen leicht beim Spielen durch zu lange Krallen.

Aber die gute Nachricht ist: Abgerissene Krallen wachsen nach. Es dauert, aber irgendwann hat dein Hund seine geliebte Daumenkralle wieder.

Das gilt allerdings nicht, wenn nicht nur die Kralle abreißt, sondern auch der Zeh. Das passiert selten, ist aber möglich. Ich kenne selbst einen Hund, der beim wilden Toben so blöd mit der Daumenkralle hängen geblieben ist, dass die gesamte Zehe abgerissen ist.

Tja, dann hatte er eine weniger. So eine Verletzung muss natürlich tierärztlich versorgt werden. Ansonsten ist sie aber nicht besonders schlimm. Dein Hund braucht die Daumenkralle ja zum Glück nicht. Er wird gut ohne sie auskommen.

Wann du zum Tierarzt solltest

Krallenverletzungen sind nicht immer behandlungsnotwendig.

Eine bereits verstorbene Hündin aus meiner Familie hatte mit spröden Krallen zu kämpfen. Die oberste Schicht blätterte ständig ab. Der Tierarzt hätte sich natürlich gefreut, wenn wir jedes Mal gekommen wären.

Hat sich dein Hund an der Daumenkralle verletzt, schaue dir daher die Verletzung erst einmal an. Ein Blick reicht manchmal schon aus, um zu erkennen, ob da ein Experte ran sollte.

Lässt dein Hund das nicht zu, ist ein Besuch beim Tierarzt sinnvoll.

Gleiches gilt, wenn

  • die Kralle stark blutet und die Blutung sich nicht stoppen lässt,
  • dein Hund die Wundversorgung durch dich nicht zulässt,
  • die Kralle gebrochen oder gespalten ist oder unnatürlich absteht,
  • dein Hund Schmerzen hat oder
  • die Verletzung nicht nur die Kralle betrifft, sondern auch die Zehe oder das Nagelbett betroffen ist.
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In den meisten Fällen muss also tatsächlich der Fachmann ran. Weil sich Krallenverletzungen schnell entzünden, solltest du damit auch nicht zu lange warten.

Zum Notdienst musst du damit aber nicht, es sei denn, die Verletzung blutet stark.

Was passiert beim Tierarzt?

Dein Tierarzt wird sich die Wunde ansehen und sie desinfizieren.

Abgebrochene oder eingerissene Krallen müssen eventuell vollständig gezogen werden. Das passiert unter Narkose oder örtlicher Betäubung. Liegt die Verletzung an der Zehe, muss vielleicht genäht werden.

Anschließend wird dein Tierarzt die Pfote verbinden und Bello Schmerzmittel sowie ein vorsorgliches Antibiotikum verschreiben. Zur Wundkontrolle und dem Verbandswechsel wirst du noch mindestens ein mal wiederkommen müssen.

Musste dein Tierarzt nähen, wird er die Fäden nach sieben bis zehn Tagen ziehen.

Mögliche Kosten

Die Kosten, die auf dich zukommen, richten sich nach der Art der Verletzung. Eingerissene Krallen müssen medikamentös versorgt und die Wunden gesäubert werden.

Umgeknickte oder abgerissene Krallen kommen häufig nicht um einen kleinen, chirurgischen Eingriff herum.

Die Kosten belaufen sich daher auf zwischen 50 und 200 €.

Heilung zu Hause unterstützen

Am besten unterstützt du die Heilung, indem du verhinderst, dass dein Hund an die Wunde kommt. Lasse ihn dafür einen Kragen tragen.

Es muss keiner dieser hässlichen, weißen Plastikdinger sein, mit denen dein Hund überall hängen bleibt. Kragen gibt es mittlerweile auch aus weichen Materialien oder zum Aufblasen. Das sieht dann so aus, als hätte dein Hund einen Schwimmflügel oder Nackenkissen um den Hals.

Beides hält ihn von seiner Pfote fern und sieht nicht ganz so hässlich aus.

Denke auch an andere Hunde im Haushalt. Der Verband wirkt auch auf sie einladend. Lasse deine Tiere daher am besten nicht unbeaufsichtigt.

Sorge dafür, dass dein Hund sich schont. Halte Spaziergänge kurz. Freilaufen darf dein Hund erstmal nicht. Ist die Verletzung so weit verheilt, dass er keinen Verband mehr braucht, schütze die Pfote durch Hundeschuhe.

Hausmittel in Form von Kamillentee oder Kokosfett solltest du nicht anwenden. Beides hat in der offenen Wunde nichts zu suchen. Nach Absprache mit deinem Tierarzt kannst du aber Wundsalben wie Bepanthen verwenden.

Frage vorher aber wirklich deinen Tierarzt. Nicht alle Salben für Menschen sind auch für Hunde geeignet.

Verletzungen an der Daumenkralle vorbeugen

Damit es gar nicht erst so weit kommt, gibt es einiges, was wir vorbeugend tun können.

  • Halte die Kralle kurz
  • Achte auf Gefahrenquellen
  • Daumenkrallenamputation
  • Kralle vorsorglich ziehen lassen

Kralle kurz halten

Der beste und leichteste Weg, Verletzungen der Daumenkralle vorzubeugen, ist, sie gut zu pflegen. Eine kurze Daumenkralle bleibt nicht überall hängen und reißt nicht so leicht ein.

In diesem Video erfährst du, wie du die Krallen selbst zu Hause schneiden kannst.

Krallen schneiden beim Hund mit Tierarzt Dr. med. vet. C. Koch | WGW #4

Bedenke dabei, dass das Leben mit der Zeit nachwächst. Das heißt, dass eine Kralle, die lange nicht gekürzt wurde, auch weiter in sie ragendes Leben hat. Kürze daher gerade dann vorsichtig.

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Spazierwege anpassen

Neigt dein Hund zu Daumenkrallenverletzungen, gehst du besser dort spazieren, wo er weniger Gefahren ausgesetzt ist. Meide Waldwege mit viel bodendeckenden Pflanzen.

Gerade dornige Schlingen von Brombeeren sind auch für gut gekürzte Daumenkrallen gefährlich.

Besser geeignet sind gepflegte Parks oder Feldwege. Am sichersten ist es, wenn du deinen Hund dort nicht frei laufen lässt.

Daumenkrallenamputation

Laut deutschem Tierschutzgesetz ist dieser Eingriff verboten (Quelle).

Allerdings gibt es, wie immer, haufenweise Ausnahmen.

Erlaubt ist die Amputation, wenn der Hund beispielsweise jagdlich geführt wird. Besteht ein zu großes Verletzungsrisiko, kann ein Tierarzt die Daumen- oder Wolfskralle vorsorglich entfernen. Deswegen dürfen Jagdhunde auch weiterhin kupiert werden.

Aber auch alle anderen Hunde kommen für die Daumenkrallenamputation infrage, wenn ein Verletzungsrisiko besteht. Das gilt vor allem, wenn die Kralle nicht durch einen Knochen mit dem Fuß verbunden ist.

Bei Daumenkrallen ist das selten. Bei Wolfskrallen kommt das häufiger vor.

Die Amputation wird direkt bei der Kastration mit vorgenommen. Steht zu diesem Zeitpunkt nicht fest, ob die Kralle amputiert werden soll, ist der Eingriff später möglich.

Kralle ziehen lassen

Dieser Tipp bietet sich an, wenn dein Hund ständig an Krallenverletzungen leidet. Ohne medizinische Indikation ist aber auch dieser Eingriff nicht erlaubt.

Bist du ständig beim Tierarzt, weil dein Hund sich mal wieder verletzt hat, spricht nichts dagegen. Dein Hund wird durch die häufigen Sedierungen oder Narkosen mehr belastet. Beim Ziehen ist das schließlich nur einmal nötig.

Bedenke aber, dass eine gezogene Kralle nachwächst. Das dauert, aber das Problem ist dadurch nicht ewig behoben. Bei wiederkehrenden Problemen, etwa leicht einreißenden Krallen, kann es aber helfen.

Mit Glück wächst die Kralle gesünder nach und dein Hund hat anschließend weniger Probleme damit.

Dein Hund hat sich die Daumenkralle umgeknickt – Das Fazit

Krallenverletzungen kommen bei Hunden häufig vor. Gerade die Daumenkralle ist davon betroffen. Sie wird beim Laufen nicht mehr abgenutzt und ist daher oft zu lang.

Verletzungen an der Daumenkralle müssen meistens tierärztlich versorgt werden. Kehren sie ständig wieder, kann eine Amputation sinnvoll sein. Besser ist es aber, wenn du zunächst mit guter Pflege versuchst, das Problem anzugehen.

Häufig gestellte Fragen

Warum haben Hunde Daumenkrallen?

Daumenkrallen bei Hunden sind sogenannte Rudimente, also Überbleibsel der Evolution wie Weisheitszähne oder das Steißbein beim Menschen. Sie erfüllen keine Funktion mehr.

Muss man die Daumenkralle ziehen lassen?

In den meisten Fällen ist das nicht nötig oder gar nicht möglich. Damit dein Tierarzt so einen Eingriff vornehmen darf, muss von der Daumenkralle ein Verletzungsrisiko ausgehen.

Wie erkenne ich Verletzungen an der Daumenkralle?

Eine verletzte Daumenkralle blutet, steht unnatürlich ab oder schmerzt. Im gesunden Zustand sollte sie auch nicht zerfleddert aussehen, sondern gerade, ohne abstehendes Material.

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