Hund taub nach Ohrentropfen: Gründe und warum du sie trotzdem geben solltest

Verschreibt unser Tierarzt unserem geliebten Vierbeiner Medikamente, vertrauen wir darauf, dass diese seine Leiden lindern. Wenn stattdessen neue Probleme auftreten, sind wir nicht nur enttäuscht und wütend. Was, wenn diese Probleme nicht mehr verschwinden?

Immer wieder hört man davon, dass Hunde nach der Gabe von Ohrentropfen taub geworden sind. Wie kann das sein? Die Ohrentropfen sollen das Ohr doch vor Infektionen schützen und nicht das Gehör schädigen.

Sollte man dann überhaupt noch Ohrentropfen geben?

Wie es zu Taubheit durch Ohrentropfen kommen kann und warum ein Verzicht auf die Medikamente keine Alternative ist, erfährst du in diesem Artikel.

Hund taub nach Ohrentropfen: Ist das überhaupt möglich?

Das ist tatsächlich möglich. Sieh dir den Beipackzettel von Ohrentropfen und anderen Ohrpräparaten an. Darin sollte, sofern es für das Mittel bekannt ist, der Hinweis enthalten sein.

Bei Easotic, einem Mittel, das bei bakteriellen Infektionen und Hefepilzinfektionen im Ohr angewendet wird, ist das beispielsweise der Fall (Quelle). Das Mittel kann in Ausnahmefällen zu vorübergehendem Hörverlust führen.

Weitere Ohrentropfen, die vorübergehend zu Taubheit führen können:

• Aurizon
• Surolan
• Otomax
• Osurnia
• Tresaderm

Gehört dein Hund zu dieser kleinen Gruppe an Hunden, die durch Ohrentropfen taub geworden sind, bekommt er sein Gehör normalerweise bald wieder.

Hundehalter berichten von unterschiedlichen Zeiträumen zwischen drei Tagen und einigen Wochen.
Auch der Schweregrad, also wie stark das Hörvermögen des Vierbeiners eingeschränkt ist, ist sehr unterschiedlich.

Manche Hunde hören etwas schlechter, andere scheinen völlig taub zu sein. Ganz, ganz selten, wirklich so gut wie nie, ist die Taubheit dauerhaft.

Wie es zu der Taubheit beim Hund kommt

Die zum Glück meist vorübergehende Taubheit kann mehrere Gründe haben. Dazu gehören

• Komplikationen durch die Erkrankung (die Taubheit tritt nur zufällig nach der Gabe der Ohrentropfen auf),
• ein Pfropf aus Ohrentropfen und Ohrenschmalz vor dem Trommelfell oder
• der Wirkstoff Gentamicin.

Eine Ohrenentzündung, z.B. durch Ohrmilben gefährdet immer das Gehör. Setzt die Behandlung zu spät ein, könnte bereits ein Schaden entstanden sein.

Fällt dir dann auf, dass dein Hund schlechter hört, kommt das nicht von dem Medikament. Die Taubheit und die Ohrentropfengabe sind nur zufällig auf denselben Zeitpunkt gefallen.

Schmutz im Gehörgang

In Hundeohren kann sich einiges an Dreck ansammeln. Bei einer Entzündung bildet der Körper als Schutz zusätzlich deutlich mehr Ohrenschmalz.

Dieser wird möglicherweise versehentlich tiefer ins Ohr gespült, wenn du deinem Vierbeiner die Tropfen gibst. Bleibt er dort, verklebt er das Trommelfell und sorgt so für Schwerhörigkeit.

Gentamicin

Gentamicin ist ein Antibiotikum, das in der Tier- und Humanmedizin bei unterschiedlichen bakteriellen Entzündungen eingesetzt wird. Dabei kann es sowohl lokal als auch systemisch angewendet werden.

Das Problem ist, dass Gentamicin ototoxisch wirken kann. Das heißt, dass es das Innenohr angreift und die Sinneshärchen zerstört.

Der Verlust dieser Härchen führt zu Gleichgewichtsstörungen und Hörverlust, vor allem im Hochtonbereich.

Tierversuche haben ergeben, dass Gentamicin bei Mäusen in 1 – 3 % der Fälle zu Hörschäden führt (englische Quelle). Das kann übrigens auch dann passieren, wenn das Medikament gar nicht am Ohr angewendet wird.

Dort ist die Wahrscheinlichkeit allerdings höher.

Welche Hunde sind besonders betroffen nach der Gabe von Ohrentropfen taub zu werden?

Die vorübergehende und leider auch dauerhafte Taubheit durch Ohrentropfen kann jeden Hund treffen. Es gibt aber Gruppen, die häufiger darunter leiden.

Dazu gehören

• alte Hunde,
• Hunde, die häufig an Ohrentzündungen leiden und
• Hunde mit Vorerkrankungen an den Nieren.

Die ersten beiden Risikogruppen entstehen durch ein poröses Trommelfell. Das passiert im Alter oder durch dauerhafte Belastung, also ständige Entzündungen.

Durch das poröse Trommelfell dringt das Antibiotikum besonders leicht durch und gelangt ins Innenohr.

Hunde mit Nierenproblemen sind deswegen gefährdet, weil eine eingeschränkte Nierenfunktion den Abbau des Medikaments beeinflusst. Das bedeutet, dass die normale Dosis für einen nierenkranken Hund eine Überdosis sein kann.

Mit einer Überdosis kommt es häufiger zu unerwünschten Nebenwirkungen, in diesem Fall Taubheit.

Wie erkennst du, dass dein Hund schlechter hört?

Hast du den Eindruck, dass dein Hund schlechter hört, solltest du das prüfen und im Zweifel zum Tierarzt gehen.

Tricks um Taubheit bei deinem Hund zu erkennen

Ein tauber Hund reagiert nicht mehr auf Kommandos, klar. Aber, wenn wir ehrlich sind, ignorieren auch hörende Hunde unsere Kommandos oft genug.

Wie erkennst du also, ob dein Hund tatsächlich taub ist oder seine Ohren nur auf Durchzug stellt?

#1 Klatschen

Eine etwas gemeine Methode ist, deinen Hund zu erschrecken. Achte darauf, dass dein Hund dich nicht sieht. Stelle dich beispielsweise hinter ihn.

Klatsche nun plötzlich in die Hände. Dreht sich dein Hund zu dir um, hat er das Klatschen höchstwahrscheinlich gehört.

Dreht er sich nicht um, muss er aber nicht taub sein. Vielleicht ist dein Hund einfach nicht schreckhaft.
Sicherer sind daher Geräusche, die normalerweise immer eine Reaktion hervorrufen.

#2 Andere Geräusche auf die dein Hund immer reagiert hat

Das kann die Türklingel sein, Futter, das in den Napf rieselt oder das Bellen anderer Hunde. Diese Geräusche entlocken den meisten Vierbeinern eine Antwort.

Auch plötzlich verstärktes Bellen kann auf Taubheit hindeuten. Möglicherweise hört dein Hund noch einige Frequenzen und versucht, diese mit dem Bellen zu erzeugen.

Es kann auch mit der Situation überfordert sein und deswegen so reagieren.

#3 Video

Wie du Taubheit bei deinem Hund bemerkst, verrät dir auch dieses Video.

Zeigt dein Hund diese Verhaltensweisen, könnte er Probleme mit seinem Gehör haben. Sicher feststellen kann das aber nur dein Tierarzt.

So prüft der Tierarzt ob dein Hund Taubheitsanzeichen zeigt

Glaubst du, dein Hund hört durch die verschriebenen Ohrentropfen schlecht, solltest du direkt zum Tierarzt gehen. Brich die Gabe des Medikaments unbedingt ab, um das Risiko bleibender Schäden zu verringern.

Beim Tierarzt werden die Ohren deines Hundes untersucht und eventuell ein audiometrischer Test angeordnet. Dabei wird dein Hund leicht sediert, darf also vorher 12 Stunden lang nichts essen.

Für den Test bekommt der Vierbeiner Elektroden an Ohren und Kopf. Diese zeichnen auf, wenn das Ohr auf ein Geräusch reagiert.

Die Reaktionen werden in einer Kurve aufgezeichnet, die dein Tierarzt nach der Untersuchung auswertet. Das Ganze dauert auch nur etwa zehn Minuten.

Anschließend hast du Gewissheit, ob dein Hund hören kann oder nicht.

Leben mit einem schwerhörigen oder tauben Hund

Der Alltag mit einem tauben Hund unterscheidet sich nicht großartig von dem mit einem hörenden Hund. Ein paar Hinweise solltest du aber beachten, damit euer Zusammenleben harmonisch bleibt. Ich habe dir 4 Tipps zusammengestellt:

1) Kündige dich an

Gehörlose Hunde erschrecken sich leicht, wenn sie plötzlich angefasst werden. Berühre deinen tauben Hund daher niemals, wenn er dich noch nicht gesehen hat.

Nähere dich ihm nicht von hinten oder fasse ihn von oben an. Stelle im Zweifel vorher Sichtkontakt her.
Die Reaktionen variieren von Hund zu Hund.

Einige erschrecken sich nur, andere reagieren mit verschrecktem Schnappen. Beides ist nicht schön und kann eurer Beziehung schaden.

Schläft dein Vierbeiner, aber die letzte Pipirunde steht noch an? Dann musst du ihn sehr vorsichtig wecken. Führe dafür deine Hand in die Nähe seiner Nase.

Wenn das nicht reicht, nimm ein Leckerli in die Hand. Der Geruch deiner Hand oder des Futters sollte deinen Hund wecken.

2) Verbinde Kommandos mit Handzeichen

Am besten gewöhnst du deinem Hund von Anfang an ein Kommando mit einem dazu gehörenden Handzeichen an.

Für „Sitz“ ist es meist der erhobene Zeigefinger. Bei „Platz“ zeigen wir mit der flachen Hand in Richtung Boden.

Benutze solche Handzeichen für weitere wichtige Kommandos. „Komm“ könntest du mit einer Winkbewegung verbinden. Bei „Bleib“ zeigst du deinem Hund deine Handfläche.

So ähnlich machen es auch viele Menschen, wenn sie eine andere Person auf Abstand halten wollen.
Diese Verbindung erleichtert deinem Hund nicht nur von Anfang an das Training.

Wird er im Alter schwerhörig oder verliert er sein Gehör durch Ohrentropfen, kannst du trotzdem weiter mit ihm kommunizieren.

3) Passe deine Sprache an

Ist dein Hund nicht völlig taub, nimmt er noch bestimmte Frequenzen wahr. Sprichst du in diesen Frequenzen mit ihm, kann er dich trotzdem noch hören.

Ich kannte eine bereits verstorbene Hündin, die im Alter nur noch sehr hohe Töne hören konnte. Die Besitzer piepsten also, wenn sie mit ihr sprechen wollten. Das hat super geklappt.

4) Freilauf nur in sicherem Gelände

Ein tauber Hund hört nicht nur deine Kommandos nicht mehr. Auch Gefahrenquellen nimmt er nun schlechter wahr. Fahrende Autos sind da ein gewaltiges Risiko.

Lasse deinen tauben Hund daher nur in sicherem Gelände von der Leine. Idealerweise sind das eingezäunte Gärten, aus denen dein Vierbeiner nicht ausbrechen kann.

Mein Hund ist taub nach der Gabe von Ohrentropfen – Das Fazit

Ohrentropfen können in seltenen Fällen tatsächlich das Gehör deines Hundes beeinträchtigen. Das heißt aber nicht, dass du die verschriebenen Medikamente deswegen nicht mehr anwenden sollst.

Eine unbehandelte Ohrentzündung ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch ein viel größeres Risiko für das empfindliche Hundeohr.

Vermutest du, dass die Ohrentropfen zu Problemen mit dem Hörvermögen deines Hundes führen, setze sie ab und suche deinen Tierarzt auf. In den meisten Fällen ist der Hörverlust nicht dauerhaft.

Eine sehr geringe Anzahl an Hunden bleibt aber tatsächlich taub.

Häufig gestellte Fragen