Hündin ist nach Läufigkeit antriebslos: normal oder ein gesundheitliches Problem?

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Endlich ist die Läufigkeit geschafft. Deine Hündin beißt nicht mehr jeden Rüden weg oder versucht noch Tage später, zu einem auszubüchsen. Dann hast du ja jetzt gute sechs Monate Ruhe …

Manchmal scheint sich deine Hündin nach der Läufigkeit aber ein bisschen zu sehr auszuruhen. Sie wird von sich aus kaum noch aktiv und wirkt einfach völlig antriebslos.

Ist sie traurig, weil sie nicht trächtig ist? Oder hat das Verhalten gar nichts mit der Läufigkeit zu tun? Hat die Antriebslosigkeit vielleicht sogar einen Sinn?

Diese Fragen und ob du bei Antriebslosigkeit nach einer Läufigkeit etwas unternehmen solltest, beantwortete ich dir heute.

Hündin nach Läufigkeit antriebslos: Auf den Punkt gebracht

Antriebslosigkeit nach der Läufigkeit ist ganz normal. Die Antriebslosigkeit beginnt in der dritten Phase der Läufigkeit, dem Metöstrus. Dabei schüttet die Hündin, trächtig oder nicht, Progesteron aus.

Das Hormon sorgt für eine (mal mehr, mal weniger ausgeprägte) Scheinschwangerschaft. Ein typisches Symptom ist Antriebslosigkeit. Der Metöstrus dauert zwei bis drei Monate. Anschließend normalisiert sich die Antriebslosigkeit von allein.

Was passiert während der Läufigkeit?

Um zu verstehen, was deine Hündin so antriebslos macht, musst du wissen, wie die Läufigkeit abläuft. Diese hat nämlich vier Phasen von unterschiedlicher Länge.

Alle Phasen führen zu Veränderungen im Verhalten deiner Hündin. Wann genau die erste Läufigkeit eintritt, ist von der Rasse und Größe deiner Hündin abhängig.

So werden kleine Hündinnen bereits mit sechs Monaten das erste Mal läufig, während es bei großen Rassen erst im zweiten Lebensjahr so weit sein kann.

Phase 1: Proöstrus

Mit dem Proöstrus beginnt die Läufigkeit. Diese Phase dauert sieben bis zehn Tage. Einige Hündinnen befinden sich auch zwei Wochen im Proöstrus.

Das ist nicht schlimm. Solche Schwankungen können immer auftreten und sind normal. Die auffälligsten Veränderungen in dieser Phase sind blutiger Ausfluss aus der Scheide und eine starke Abneigung gegenüber aller Rüden.

Diese Abneigung kann sich so weit steigern, dass deine Hündin Rüden gegenüber aggressiv wird. Sie belässt es nicht dabei, den Artgenossen anzuknurren, sondern geht nach vorne.

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Das hat einen einfachen Grund: Während dieser Phase ist deine Hündin nicht fruchtbar. Sie hat dadurch schlicht keinen Bock auf Avancen und will ihre Ruhe haben.

Ich würde dir daher empfehlen, deine Hündin jetzt nicht von der Leine zu lassen. Begegnet ihr auf Spaziergängen anderen Hunden, informiere die Besitzer über die Läufigkeit, damit diese reagieren können.

Der Proöstrus ist der perfekte Zeitpunkt, um einen Läufigkeitskalender anzufangen. Markiere dir den ersten Tag, an dem dir die Veränderungen bei deiner Hündin aufgefallen sind.



Dadurch kannst du den Beginn der nächsten Läufigkeit abschätzen und bist vorbereitet.

Phase 2: Östrus

Der Östrus ist die fruchtbare Phase der Läufigkeit. Sie schließt an den Proöstrus an und dauert bis zu zehn Tage lang. Du erkennst den Östrus am wässrigen oder hellrosafarbenen Ausfluss bei deiner Hündin.

Außerdem wird sie Rüden nicht mehr verscheuchen, sondern sich von ihnen ausgiebig beschnüffeln lassen.

Manche Hündinnen sind in dieser Phase sogar bereit, ihre gute Erziehung zu vergessen. Dann reißen sie sich los, sobald ein Rüde auch nur am Horizont auftaucht.

Soll deine Hündin nicht gedeckt werden, achte bloß darauf, sie gut festzuhalten. Freilauf ist natürlich gestrichen.

Ich würde dir empfehlen, zur Sicherheit 14 Tage auf Freilauf zu verzichten. Manchmal dauert der Östrus nämlich, wie der Proöstrus, auch ein paar Tage länger.

Phase 3: Metöstrus oder Diöstrus

Der Metöstrus oder Diöstrus ist die sogenannte „Nachbrunst“. Deine Hündin ist nicht mehr fruchtbar. Du kannst sie also von der Leine lassen. Rüden gegenüber sollte sie sich langsam wieder normal verhalten.

Diese Phase dauert zwei bis drei Monate an. Bei allen Hündinnen kommt es nun zu einer Ausschüttung von Progesteron. Dabei ist es egal, ob sie gedeckt wurde oder nicht.

Für die Ausschüttung des Hormons ist nicht einmal ein nicht erfolgreicher Deckakt nötig.

Das Progesteron sorgt dafür, dass das Gesäuge weiter anschwillt. Progesteron ist ein Sexualhormon und regelt den Zyklus. Es ist außerdem nötig, um eine Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.

Nach neun bis zwölf Wochen sinkt der Progesteronspiegel wieder.

Stattdessen bilden manche ungedeckte Hündinnen jetzt Prolaktin. Das Hormon ist für die Milchproduktion nötig.

Es kann also durchaus sein, dass deine ungedeckte Hündin etwa drei Monate nach dem Östrus Milch bildet. Wird diese Milch nicht benötigt, sinkt der Hormonspiegel und das Gesäuge sollte nach zwei bis vier Wochen wieder abschwellen.

Du erkennst den Diöstrus an

  • Trägheit,
  • Nestbau,
  • Apathie bis zur depressiven Verstimmung,
  • erhöhtem Hunger (eventuell Gewichtszunahme),
  • starker Anhänglichkeit dir oder Artgenossen gegenüber und
  • dem Beschützen und Schleppen von Spielzeug.

Phase 4: Anöstrus

Der Anöstrus ist die Ruhephase. Sie dauert vier bis sechs Monate, in denen sich der Hormonhaushalt wieder beruhigt und keinen starken Schwankungen mehr unterliegt. Deine Hündin wird jetzt wieder normales Verhalten zeigen.

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Die Antriebslosigkeit deiner Hündin hängt mit dem Diöstrus zusammen

Wie bereits erwähnt werden Hündinnen während des Diöstrus antriebslos. Der Grund hierfür ist die eintretende Schwangerschaft oder Scheinschwangerschaft.

Eins von beiden findet nämlich normalerweise statt. An beidem ist das Progesteron beteiligt. Es wird bei der nicht gedeckten Hündin eigentlich nicht gebraucht.

Dennoch schüttet der Körper es aus, sodass sich die Hündin wie eine gedeckte Hündin verhält.

Auch diese werden nämlich antriebslos, müde und anhänglich. Hündinnen sind während der gesamten Trächtigkeit auf Progesteron angewiesen (englische Quelle). Das ist tatsächlich etwas Besonderes.

Beim Menschen sinkt der Progesteronspiegel nämlich bereits nach dem ersten Trimester und steigt ohne Schwangerschaft gar nicht erst an.

Welchen Sinn hat die Antriebslosigkeit?

Die gute Nachricht ist: Die Antriebslosigkeit hat einen Grund und sogar einen Sinn. Die schlechte Nachricht: sie wird bei Haushunden eigentlich nicht mehr gebraucht.

Leben mehrere Hündinnen gemeinsam, passen sich ihren Zyklen aneinander an. Dadurch werden sie alle etwa zum selben Zeitpunkt läufig und wenig später eben schwanger oder scheinschwanger.

Das ist von der Natur so gewollt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass, sollte der Mutter nach der Geburt der Welpen etwas passieren, viele Tanten zur Stelle sind.

Diese Tanten haben, dank des Prolaktin, Muttermilch und können die Welpen versorgen. Durch die Hormone tun sie das auch, als wären es ihre eigenen.

Die Scheinschwangerschaft und damit verbundene Antriebslosigkeit soll deine Hündin also darauf vorbereiten, Adoptivmama zu werden.

Dass es dazu bei Haushunden so gut wie nie kommt, ist der Evolution egal.
Mehr Informationen über die Scheinträchtigkeit findest du in diesem Video.

Scheinschwangerschaft beim Hund: WAS NUN? (Tierarzt klärt auf)

Sind alle Hündinnen nach der Läufigkeit antriebslos?

Nicht bei allen Hündinnen kommt es während des Diöstrus zu einer ausgeprägten Scheinschwangerschaft (Quelle). Einige schütten so wenig Progesteron aus, dass keine Symptome, und somit auch keine Antriebslosigkeit, erkennbar wird.

Eigentlich muss man aber trotzdem sagen, dass alle Hündinnen nach einer Läufigkeit scheinträchtig werden. Progesteron wird schließlich immer ausgeschüttet, nur reicht es manchmal eben nicht für Symptome aus.

Scheinschwangerschaft beim Hund verhindern – geht das?

Um eine Scheinschwangerschaft zu verhindern, müsstest du in den Hormonhaushalt deiner Hündin eingreifen. Sicher geht das nur mit einer Kastration. Das ist aber in den meisten Fällen nicht nötig.

Eine Scheinschwangerschaft ist keine Krankheit. Nur wenn deine Hündin sehr darunter leidet oder es zu einer ausgeprägten Scheinmutterschaft kommt, solltest du das in Erwägung ziehen.

Bei einer Scheinmutterschaft legt sich das Verhalten nicht mit dem Ende des Metöstrus. Dann sucht sich deine Hündin „Ersatzwelpen“.

Häufig kümmert sie sich um Kuscheltiere, als wären es ihre Babys. Findet sie keine, versucht sie es möglicherweise bei kleineren Hunden oder Katzen im Haushalt.

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Sie versucht, ihre „Welpen“ herumzutragen, bringt sie in ihr Körbchen und verteidigt diese. Außerdem möchte sie das Haus nicht mehr verlassen.

Du solltest deine Hündin in dem Verhalten nicht bestärken, es sie aber ausleben lassen. Ein Unterbinden führt nicht dazu, dass die Scheinmutterschaft verschwindet.

Hast du den Eindruck, dass deine Hündin unter der Scheinmutterschaft leidet, kannst du mit ihr zum Tierarzt gehen. Es gibt Medikamente, die ihren Hormonhaushalt regulieren und dazu führen, dass die Symptome abklingen.

Wann die Antriebslosigkeit verschwindet

In den allermeisten Fällen regelt sich der Zyklus deiner Hündin von selbst. Mit dem Beginn des Anöstrus sollte die Antriebslosigkeit also wieder verschwinden.

Bedeutet das jetzt, dass nach jeder Läufigkeit zwei bis drei Monate starke oder weniger starke Antriebslosigkeit auf dich warten?

Nein, denn die Scheinschwangerschaft ist nicht jedes Mal gleich ausgeprägt. Außerdem kann sie auch viel kürzer, nur etwa zwei Wochen lang, sein.

Sollte deine Hündin deutlich länger müde, apathisch oder depressiv wirken, solltest du zur Sicherheit deinen Tierarzt befragen.

Was du tun kannst, um deiner Hündin zu helfen

Du wirst die Antriebslosigkeit nicht verhindern können. Bei ihrer Überwindung kannst du das allerdings sehr wohl.

Animiere deine Hündin vermehrt zum Spielen oder für Spaziergänge. Zwinge sie zu nichts, aber biete ihr immer wieder an, aktiv zu werden. Wird sie von sich aus munter, solltest du besonders fröhlich mitmachen, um deine Hündin in dem Verhalten zu bestärken.

Hündin nach läufigkeit antriebslos: Das Fazit

Antriebslosigkeit nach der Läufigkeit ist völlig normal. Sie hat mit der meist eintretenden Scheinschwangerschaft zu tun und dient sogar einem Zweck.

Nur so ist deine Hündin in der Lage, als Ersatzmama Welpen aus ihrem Rudel zu umsorgen.

Da sich die Antriebslosigkeit nach zwei bis drei Monaten von allein wieder legt, ist hier normalerweise kein Eingreifen nötig. Früher hieß es oft, man solle Hündinnen, die scheinträchtig werden, besser kastrieren. Auch heute hört man das noch ständig.

Das ist aber nicht nötig. Eine Scheinschwangerschaft mit Antriebslosigkeit ist keine Krankheit.

Häufig gestellte Fragen

Wie lange bleibt eine Hündin nach der Läufigkeit schlapp?

Die Antriebslosigkeit hält für die Dauer des Metöstrus an. Dieser umfasst einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, wobei die Antriebslosigkeit auch deutlich kürzer auftreten kann.

Werden Hündinnen nach der Läufigkeit ruhiger

Nach der Läufigkeit verhält sich deine Hündin normalerweise wieder so, wie vor der Läufigkeit. Deutlich ruhiger werden Hündinnen erst mit dem Alter.

Wann kommt die nächste Läufigkeit?

Läufigkeiten folgen im Abstand von sechs bis neun Monaten aufeinander. Der genaue Abstand ist von der Größe und der Rasse deines Hundes abhängig.

Wie verhält sich eine Hündin, wenn sie scheinschwanger ist?

Eine scheinschwangere Hündin ist ruhiger, sucht deine Nähe und trägt vermehrt Kuscheltiere oder andere kleine Gegenstände mit sich herum. Letzteres kann auch auf eine beginnende Scheinmutterschaft hindeuten.

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