Mein Hund flippt nach dem Fressen aus: Gefahr für eine Magendrehung?
Kennst du das auch? Nach einem anstrengenden Tag ist dein Vierbeiner total geschafft. Aber direkt nach dem Abendessen dreht er noch mal richtig auf.
Fast so, als müsste er die Energie, die er gerade zu sich genommen hat, schnell wieder loswerden. Dabei soll so viel Bewegung für Hunde doch gerade nach dem Fressen gefährlich sein. Das Stichwort heißt Magendrehung.
Warum verhalten sich manche Hunde daher so? Solltest du das Toben kurz nach einer Mahlzeit verhindern? Ist das Verhalten vielleicht sogar ein Fall für den Tierarzt? Die Antworten bekommst du, wenn du weiterliest.
Mein Hund dreht nach dem Fressen auf und will spielen – Ist das schlimm?
Per se schlimm ist es nicht, wenn dein Hund nach dem Fressen aufdreht. Mit der Energiezufuhr durch das Futter hat es aber nichts zu tun. Das ist so schnell noch gar nicht verwertet. Dein Hund baut mit diesem Verhalten also nicht die soeben aufgenommenen Nährstoffe ab. Es hat andere Gründe.
Warum Hunde (und Welpen) nach dem Fressen ausflippen
Wie so oft gibt es völlig unbedenkliche Gründe für dieses Verhalten, aber auch solche, die auf medizinische Probleme hindeuten. Zur Auswahl stehen
- ein Ausdruck von Lebensfreude,
- Müdigkeit,
- das Bedürfnis, die Jagd nachzuholen,
- Bauchschmerzen,
- zu viel Eiweiß im Futter und
- eine Nahrungsmittelallergie.
Lebensfreude
Der schönste Grund für wildes Gerenne nach dem Fressen ist pure Lebensfreude. Vor allem junge Hunde drücken so einfach ihre Gefühle aus. Ich habe das aber auch schon bei älteren Hunden beobachtet, die einen Tag mit Welpen verbracht haben.
Vielleicht erinnern sie sich an ihre eigene Jugend und wollen sich noch mal so unbeschwert und glücklich fühlen?
Müdigkeit
Das klingt widersprüchlich, ist aber sehr gut möglich. Auch hier sind vor allem Welpen und Junghunde betroffen. Ihnen fällt es oftmals noch schwer, sich einfach hinzulegen, wenn sie müde sind. Sie wollen nichts verpassen und zwingen sich deswegen, wach zu bleiben.
Eltern von kleinen Kindern werden wissen, wovon ich rede. Denen geht es nämlich ähnlich. Irgendwann schlägt die Müdigkeit in Überdrehtheit um. Nach dem Abendessen wird wild getobt, obwohl Kind, bzw. Welpe, ständig gähnen muss.
Du kannst ganz leicht herausfinden, ob dein Hund aus Müdigkeit nach dem Fressen ausflippt. Gehe dafür vorher mit ihm spielen. Am besten tobt ihr euch draußen richtig aus. Dann gibt es Abendessen. Lag die Aufgedrehtheit an Müdigkeit, sollte der Welpe nun einfach in sein Körbchen fallen.
Jagd nachholen
Einem Wolf stellt keiner einen gefüllten Napf hin. Für ihn steht vor dem Fressen eine Jagd an. Unsere Haushunde müssen nicht mehr jagen. Aber irgendwo in ihrem Inneren wissen sie vielleicht doch noch, dass sie Jäger sind.
Nach dem Fressen denken sie sich deswegen, dass für diese Mahlzeit noch etwas fehlt. Also drehen sie auf, machen Blödsinn oder wollen spielen.
Vermutest du, dass dein Hund deswegen nach dem Fressen so aktiv wird, gestalte die Fütterung direkt aktiver. Fütterst du Trockenfutter, verteile es draußen oder drinnen auf dem Boden.
So muss dein Hund suchen, um satt zu werden. Nassfutter füllst du in einen Kong oder eine Streichmatte.
War das der Grund für das Ausflippen, sollte dein Hund jetzt deutlich ruhiger bleiben, wenn er gefressen hat.
Bauchschmerzen
Bauchschmerzen nach dem Fressen kommen möglicherweise vom Schlingen. Frisst dein Hund viel zu schnell, schluckt er Luft mit und merkt nicht, wenn er eigentlich schon satt ist. Die Folge ist Bauchweh.
Viele Hunde schlingen ihr Futter etwas. In manchen Fällen sind die Besitzer mit Schuld an dem Verhalten. Ein Hund, der glaubt, sein Futter verteidigen zu müssen, neigt eher dazu, schnell zu fressen.
- Sind andere Tiere in seiner Nähe?
- Kommt er von der Straße?
- Wurde ihm sein Futter in der Vergangenheit als Erziehungsmaßnahme weggenommen?
Konntest du eine dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, sind Schlingen und damit Bauchschmerzen möglicherweise eine Folge davon.
Achte in dem Fall darauf, dass dein Hund in aller Ruhe fressen darf. Lasse ihn nicht hungern. Verbinde deine eigene Anwesenheit, während er frisst, mit etwas Positivem.
Fülle dafür immer wieder Futter in seinen Napf nach. Dein Hund verknüpft deine Nähe dadurch mit mehr Futter. Das kann ja nur positiv sein.
Alternativ könnte Dir auch ein Anti-Schling-Napf helfen. Durch seine spezielle Form, kann dein Hund das Futter nicht so hastig wie sonst aufnehmen sondern wird gezwungen langsamer zu fressen. Diese Näpfe sehen meistens so aus:
Zu viel Protein
Hunde sind keine reinen Fleischfresser und auch für die gilt: Ihr Futter kann zu viel Protein enthalten, was zu einigen merkwürdigen Verhaltensänderungen führt.
Das passiert vor allem, wenn du Trockenfutter fütterst. Trockenfutter ist nicht per se schlecht. Manche Hersteller verwerten darin jedoch sehr minderwertiges und viel Eiweiß. Achte darauf, dass dein Hund zwei bis sechs Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht erhält.
Für einen Hund mit 20 kg bedeutet das, dass er täglich zwischen 40 und 120 g Eiweiß zu sich nehmen sollte.
Es gibt da aber viele Ausnahmen. Der Bedarf von Hunden im Wachstum, trächtigen und säugenden Hündinnen sowie chronisch kranken Hunden weicht möglicherweise stark davon ab.
Zu viel Protein belastet die inneren Organe. Sind Leber und Nieren überfordert, bleibt das Protein im Blut zurück. So gelangt es in zu großen Mengen ins Gehirn und kann dort für Verhaltensauffälligkeiten sorgen.
Eine amerikanische Studie fand heraus, dass aggressives Verhalten mit zu viel Protein im Futter in Verbindung steht (englische Quelle).
Indem man diese Hunde zusätzlich mit Tryptophan versorgte, dämmte man ihr Verhalten ein. Tryptophan ist die Vorstufe von Serotonin.
Es sorgt dafür, dass der Hund mehr von dem Neurotransmitter produziert und sich seine Laune verbessert. Er wird ausgeglichener, zufrieden und sogar müde, da Tryptophan auch zu Melatonin verstoffwechselt wird.
Aber das kann nicht die Lösung sein. Anstatt einen Hund mit Zusätzen zu füttern, würde ich dir empfehlen, in dem Fall einfach das Hundefutter zu wechseln.
Allergien
Nahrungsmittelallergien sind unter den häufigsten Allergien, an denen unsere Hunde leiden. Besonders Eiweiße vertragen die Vierbeiner nicht. Das kann die Fütterung, je nach Ausprägung der Allergie, sehr schwierig machen.
Mir ist ein Fall bekannt, bei dem der Hund ausschließlich unverarbeitetes, also roh vom Schlachter gekauftes, Pferdefleisch vertrug. Andere tierische Eiweiße führten sofort zu Ausschlägen und Juckreiz.
Dieser dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass ein allergischer Hund nach dem Fressen ausflippt. Vor allem die Pfoten sind davon betroffen. Juckt und kribbelt es überall, könnte ich auch nicht still sitzen.
Sollte ich verhindern, dass mein Hund abends nach dem Fressen aufdreht?
Je nach Ursache kannst du dich über das Ausflippen freuen oder es als Anlass sehen, zum Tierarzt zu gehen. Verhindern solltest du es, wenn dein Hund dabei nicht nur umherrennt, sondern auch auf dumme Ideen kommt.
Vor allem Welpen neigen dabei dazu, ihren Besitzern in die Beine oder Füße zu kneifen. Damit wollen sie sie zum Spielen animieren. Das geht so natürlich nicht. Ältere Vierbeiner vergessen möglicherweise ihre gute Erziehung und tun Verbotenes.
Unsere bereits verstorbene Hündin hat bis ins hohe Alter nach dem Fressen Schuhe umhergeschleppt, wenn wir nicht aufgepasst haben. Sie hat sie immerhin nicht mehr zerkaut, aber das Schleppen war eigentlich auch verboten. Direkt nach dem Fressen schien sie das aber ihr ganzes Leben lang zu vergessen.
Damit dir nicht dasselbe bevorsteht, kannst du deinen Hund direkt nach dem Fressen ablenken. Spielt ruhige Denkspiele, übt ein paar Kommandos oder macht einen kleinen Verdauungsspaziergang um den Block.
Nach einer halben Stunde sollte die Überdrehtheit durch die Mahlzeit nachlassen.
Hängen Magendrehung und Toben nach dem Fressen zusammen?
Viele Hundebesitzer wollen ihre Vierbeiner nach dem Fressen ruhig halten, weil sie eine Magendrehung befürchten. Irgendwo klingelt es auch in meinen Erinnerungen, dass es immer hieß, Toben nach dem Fressen führe zu einer Magendrehung. Aber stimmt das tatsächlich?
Bei einer Magendrehung dreht sich der Magen um sich selbst. Anschließend bläht er sich auf und die Tiere leiden unter Schmerzen. Erbrechen und Kot absetzen bleibt häufig erfolglos. Währenddessen nimmt der Körperumfang auf Höhe des Magens weiter zu.
Eine Magendrehung ist akut lebensbedrohlich. Weitere Informationen erhältst du in diesem Video.
Aber hängt die gefürchtete Magendrehung jetzt wirklich mit Bewegung nach der Fütterung zusammen?
Die Studienlage dazu ist nicht eindeutig. Manche sehen einen Zusammenhang, andere gar nicht. Nach einer Onlinebefragung tobten die meisten Hunde nicht wild herum, bevor die Magendrehung auftrat (Quelle).
Wichtiger scheinen die Größe des Hundes sowie sein Alter zu sein. So sind große und ältere Hunde häufiger von der Magendrehung betroffen als kleine Rassen und junge Vierbeiner.
Solltest du dennoch verhindern, dass dein Hund allzu wild nach dem Essen tobt? Ich würde empfehlen: Ja. Er sollte zumindest nicht unmittelbar danach mit anderen Hunden spielen. Bloßes Rennen würde ich ihm nicht verbieten.
Wann du zum Tierarzt solltest
Bist du dir unsicher, woher das Verhalten bei deinem Hund kommt? Dann kannst du zur Sicherheit deinen Tierarzt um Rat fragen. Zeigt dein Hund keine anderen Symptome und verhält sich ansonsten normal, kannst du ihn auch weiter beobachten.
Spätestens wenn dir noch etwas an ihm komisch vorkommt, wird es Zeit für den Experten. Immerhin kommen medizinisch relevante Ursachen dafür infrage. Erhält dein Hund über längere Zeit zu viel Proteine über sein Futter, kann das seine Organe nachhaltig schädigen. Bei einer Allergie leidet er ebenfalls.
Lasse beides von deinem Tierarzt ausschließen. Damit bist du auf der sicheren Seite.
Mein Hund flippt nach dem Fressen aus: Das Fazit
Viele Hunde drehen nach dem Fressen auf. Das hat aber nichts mit der Energie zu tun, die sie gerade getankt haben. Meistens wollen sie damit nur ihre Lebensfreude mit dir teilen, Müdigkeit überspielen oder so tun, als würden sie jagen.
Schließt du diese Ursachen aus, steckt möglicherweise ein gesundheitliches Problem dahinter. Befrage im Zweifel daher besser deinen Tierarzt.
Ob du das wilde Toben direkt nach dem Fressen aufgrund der Gefahr einer Magendrehung verhindern solltest, ist fraglich. Studien kommen da zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zur Sicherheit solltest du zumindest das Spielen mit anderen Hunden nach dem Fressen verhindern.
Häufig gestellte Fragen
Warum reiben sich Hunde nach dem Essen an Gegenständen oder wälzen sich?
Dein Hund möchte durch das Reiben und Wälzen seine Lefzen von Essensresten befreien. Theoretisch kann das Verhalten aber auch mit einer unentdeckten Allergie zusammenhängen, die zu Juckreiz führt.
Wie kann ich meinen Hund beruhigen, wenn er unmittelbar nach dem Fressen aufdreht?
Geht eine ruhige Runde spazieren, spielt mit Intelligenzspielzeug oder übt ein paar Kommandos. Alternativ kann es helfen, den Hund vor der Mahlzeit auszupowern.
Wie lange sollten Hunde nach dem Fressen nicht toben, um eine Magendrehung zu verhindern?
Der Zusammenhang zwischen Magendrehung und Toben nach dem Fressen ist nicht eindeutig belegt. Zur Sicherheit kannst du eine Zwangspause von bis zu zwei Stunden nach der Mahlzeit einlegen.