Hilfe, mein Hund frisst Pappe! Ursachen, Gefahren und Behandlung
Nicht wenige Hundeanfänger sind überrascht, wie viel Arbeit so ein Vierbeiner macht. Ständig hat er anderen Unsinn vor. Die zerkauten Schuhe sind wohl der Klassiker.
Genauso gut kannst du morgens aus dem Schlafzimmer kommen und deinen Hund im verteilten Altpapier finden. Solange er es nur zerbeißt, ist das ja nicht so schlimm. Aber was, wenn er es frisst?
In Zeiten des Internetshopping steht wohl immer wieder ein Pappkarton herum.
Wie gefährlich ist es, wenn der Vierbeiner den anknabbert? Wie kommt er überhaupt auf diese Idee? Ist Pappefressen ein Fall für den Tierarzt? Und wie hindere ich meinen Hund daran?
Diese und weitere Fragen beantworte ich im heutigen Artikel.
Mein Hund frisst Pappe – Ist das gefährlich?
Hier gilt, wie so oft, die Menge macht das Gift. Knabbert dein Hund einmalig an einem Karton, hat das ganz bestimmt keine Auswirkungen auf seine Gesundheit. Entwickelt sich daraus aber eine richtige Leidenschaft für Pappe und frisst dein Hund immer mehr, sieht es anders aus.
Schädliche Inhaltsstoffe von Pappe
Pappe ist kein Naturprodukt. Damit sie bei Kontakt mit Wasser nicht zerfällt, enthält sie viele Inhaltsstoffe, die deinem Hund schaden.
Dazu gehören
- Klebstoffe,
- Farben,
- Biozide (beispielsweise um Schimmel vorzubeugen),
- Chlor oder andere Bleichmittel
- Bindemittel und
- Nassfestmittel.
Die gute Nachricht ist, Pappe enthält von diesen Stoffen meist sehr wenig. Frisst dein Hund ein wenig Pappe, wird er sich daran also kaum vergiften.
Es kommt aber auch darauf an, was in der Pappe eingepackt war. Ich habe beispielsweise mal eine Holzpflege bestellt, die bei dem Transport beschädigt wurde. Die Pappschachtel war durchnässt.
Ich kann es heute nicht mehr sagen, aber eventuell enthielt das Mittel aromatische Kohlenwasserstoffe. Schon die Dämpfe sind gesundheitsschädlich. Sie können Krebs auslösen. Dass ein Hund diese Stoffe nicht auch noch fressen sollte, ist wohl klar.
Übrigens enthalten auch viele Hundespielzeuge aromatische Kohlenwasserstoffe. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kam eine kleine Studie des österreichischen Verbraucherschutzmagazins „Konsument“ (Quelle).
Warum fressen Hunde Pappe?
Einige, eigentlich ungenießbare Dinge, die Hunde gern fressen, können wir vielleicht noch nachvollziehen. Manche Sachen riechen ja doch deutlich besser als sie schmecken. Aber Pappe?
Pappe hat doch wirklich keinen ansprechenden Geruch. Ohne sie probiert zu haben, würde ich behaupten, dass sie auch nicht besonders gut schmeckt.
Wie so oft haben unsere Vierbeiner trotzdem ein paar Ausreden, weswegen sie sich über Klorollen, Umzugskartons und Bastelutensilien hermachen. Infrage kommen
- ein Nährstoffmangel,
- anhaltende Langeweile,
- Bauchschmerzen und
- die Essstörung Pica.
Nährstoffmangel
Hunde brauchen regelmäßig eine Vielzahl an Nährstoffen, um gesund zu bleiben. Ihr Anspruch an ihr Futter ändert sich im Verlauf ihres Lebens mehrmals.
Auch chronische Krankheiten können dazu führen, dass dein Vierbeiner von gewissen Stoffen mehr oder weniger zu sich nehmen sollte.
Wird sein Bedarf länger nicht gedeckt, kommt es zu einem Mangel. Je nach Stoff zeigt der Hund unterschiedliche Symptome. Häufig fällt dir als Halter
- stumpfes Fell,
- Infektanfälligkeit,
- Müdigkeit und
- Bewegungsunlust
als Erstes auf.
Frisst der Hund jetzt Pappe, versucht er damit möglicherweise diesen Nährstoffmangel auszugleichen. Das wird nicht funktionieren, schließlich enthält Pappe so gut wie keine Nährstoffe. Deswegen musst du aktiv werden.
Hundefutter sollte viel Protein enthalten, wobei auch Kohlenhydrate und Fette nicht zu kurz kommen dürfen. Vitamine und Mineralstoffe sind ebenfalls wichtig, damit dein Vierbeiner fit bleibt.
Schaue dir am besten einmal die Zusammensetzung deines Hauptfutters an. Enthält es
- Eisen,
- Jod,
- Kalium,
- Kalzium,
- Kupfer,
- Magnesium,
- Mangan,
- Natrium,
- Phosphor,
- Selen und
- Zink,
sind schon mal die wichtigsten Mineralien und Spurenelemente abgedeckt. Zusätzlich braucht dein Hund Vitamin A, D, E, K sowie Vitamine der B-Gruppe.
Vitamin C ist im Hundefutter nicht notwendig. Hunde können es selbst produzieren.
Langeweile
Hunde wollen beschäftigt werden. Nicht nur körperlich, auch ihr Kopf braucht Reize. Je nach Charakter und Rasse ist dieses Bedürfnis unterschiedlich stark. Aber kaum ein Hund wird dauerhaft glücklich bleiben, wenn er ständig unterfordert bleibt.
In dem Fall droht sogar das sogenannte „Boreout-Syndrom“ (Quelle). Dabei wirkt der Vierbeiner deprimiert. Er unternimmt keine Versuche mehr, seine Umgebung wahrzunehmen und lässt sich auch durch Artgenossen nicht mehr animieren.
Bevor es so weit kommt, kompensieren viele Hunde ihre Langeweile, indem sie Quatsch machen. Auch gut erzogene Hunde, die um die Verbote wissen, kauen womöglich Schuhe an, reißen Vorhänge herunter oder zerstören Sofakissen.
Aus dem Zerstören kann auch ein Fressen werden. Hat dein Hund Zugang zu deinem Altpapier, schreddert er es also nicht nur klein, sondern frisst es auch auf.
Bauchschmerzen
Jeder Hund leidet mal an Bauchschmerzen. Häufig wissen wir gar nicht, woher sie kommen. Ein Fall für den Tierarzt ist leichtes Bauchweh auch nicht unbedingt. Schließlich geht es meist nach ein, zwei Tagen Schonkost von selbst weg.
Es gibt aber auch chronische Krankheiten, die zu anhaltenden Bauchschmerzen führen. Die häufigsten Ursachen für Bauchweh beim Hund und wie du es erkennst, zeigt dir dieses Video.
Hunde mit Schmerzen kommen auf merkwürdige Ideen. Manchmal verknüpfen sie ihre Schmerzen mit gewissen Gegenständen oder Handlungen. Ein Hund mit Nackenschmerzen verweigert möglicherweise auch nach der Behandlung dieser sein Futter.
Er glaubt, der Napf hätte ihm die Schmerzen zugefügt.
Auch bei Bauchschmerzen bleibt das reguläre Futter oftmals stehen. Aber weil Bello Hunger hat, sucht er sich irgendetwas anderes, nachdem du den Napf weggestellt hast.
Pica
Pica ist eine Essstörung, die sowohl Hunde als auch Menschen treffen kann. Dabei frisst der Hund (oder der Mensch) eigentlich Ungenießbares. Es kann sich um alles Mögliche handeln.
Bei unseren Vierbeinern sind es häufig Steinchen, fremder oder eigener Kot sowie Erde. Ein Hund, der Pappe frisst, kann aber ebenso an Pica leiden.
Pica kann sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben. Infrage kommen
- Nährstoffmängel (durch falsches Futter oder Verdauungsstörungen),
- Hirntumore und
- Zwangsstörungen.
Darum will Dein Hund Pappe fressen
Wie schön es doch manchmal wäre, wenn unsere Vierbeiner sprechen könnten. „Warum gerade Pappe?“, könnten wir sie dann fragen. Das würde einiges einfacher machen. Denn warum dein Hund ausgerechnet dieses Material so gern frisst, wird nur er dir sicher beantworten können.
Vermutlich kommen hier mehrere Eigenschaften der Pappe zusammen. Sie zu zerlegen, ist vergleichsweise einfach. Dein Hund kommt also schnell zum Erfolg. Zudem macht es schön laute Geräusche, wenn man sie zerreißt.
Dein Hund kann dabei seine Zähne einsetzen. Tief in seinem Inneren erinnert ihn das Verhalten womöglich an die Jagd, wenn die Beute festgehalten und zerlegt wird. Zu Beginn schreddert er die Pappe vielleicht nur. Später geht er dann auch dazu über, Teile zu fressen.
Das Kauen und Zerreißen der Pappe baut auch Stress ab. Du kannst es mit Fingernägelkauen vergleichen. Manche Menschen mit dieser Angewohnheit schlucken die abgenagten Nagelstücke auch herunter.
Muss ich zum Tierarzt, weil der Hund Pappe gefressen hat?
Einzelne Stückchen Pappe sind nicht gefährlich. Größere Mengen hingegen schon. Sie könnten zu einem Darmverschluss führen. Unbehandelt kann der zum Tod führen.
Zudem ist die Ursache des Pappefressens möglicherweise organisch. Wenn du das Verhalten bei deinem Hund beobachtest, ergibt es also Sinn, deinen Tierarzt um Rat zu bitten.
Schadstoffe oder Gifte kann Pappe zwar enthalten, allerdings sind die Mengen sehr gering. Dein Hund müsste sich ausschließlich von Pappe ernähren, damit es für ihn gefährlich wird. Darum musst du dir also weniger Sorgen machen. Gesund ist das Verhalten natürlich trotzdem nicht.
Was passiert beim Tierarzt?
Je nach gefressener Menge wird dein Tierarzt Blut- und Kotuntersuchungen durchführen sowie Röntgenbilder anfertigen. Letztere sind wichtig, um festzustellen, ob deinem Vierbeiner ein Darmverschluss droht.
Eventuell kommt dabei auch ein Kontrastmittel zum Einsatz, um die Durchlässigkeit des Darms zu prüfen.
Geht es deinem Hund gut und verhinderst du von nun an zuverlässig, dass er Pappe frisst?
Dann kannst du zunächst nur sein Futter umstellen. War ein Nährstoffmangel die Ursache, erledigt sich das Problem dadurch mit Glück vollständig.
Pappe fressen vermeiden
Grob gesagt ist das ganz einfach: Hat dein Hund keinen Zugang zu Pappe, wird er sie auch nicht mehr fressen. Verstaue Altpapier also an Orten, an die dein Hund nicht herankommt.
Schließe die Tür zur Toilette, räume Bastelsachen direkt weg und lasse auch Zeitungen nicht in seiner Reichweite liegen. Ist keine Pappe mehr verfügbar, macht er sich sonst vielleicht darüber her.
Die bloße Vermeidungstechnik führt aber selten langfristig zum Erfolg. Sie löst das ursächliche Problem nicht. Entweder sucht sich dein Hund eine Alternative, die er fressen kann oder er kompensiert die Sache anders.
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Ist das Pappefressen sein Ventil, wird er von nun an anhaltend Bellen, Stuhlbeine ankauen, oder seine Krallen benagen. Die Möglichkeiten sind schier endlos. Du wirst nicht alles unterbinden können.
Lasse das Problem daher besser tierärztlich untersuchen. Frisst dein Hund nach der Behandlung weiterhin Pappe, befrage einen Hundetrainer, der auf verhaltensauffällige Hunde spezialisiert ist.
Es gibt auch Hundepsychologen, die dir weiterhelfen können. Aber Vorsicht: Dieser Begriff ist nicht geschützt. Übrigens der des Hundetrainers auch nicht. Damit wird aber weniger Schindluder betrieben.
Mein Hund frisst Pappe – Das Fazit
Pappe ist nicht das Schlechteste, was dein Hund fressen kann. Aber es gibt garantiert gesündere und geeignetere Snacks für ihn. Manchmal beginnt es als reines Schreddern von Pappe und Papier. Erst mit der Zeit frisst dein Hund auch etwas davon.
Weil das Verhalten organische Ursachen haben kann, solltest du es immer ärztlich abklären lassen. Frisst dein Hund eine große Menge Pappe, ist er auch ein Fall für den Tierarzt. Nun könnte ein Darmverschluss drohen. Glaube mir, das möchtest du verhindern.
Häufig gestellte Fragen
Ist Pappe für meinen Hund giftig?
Pappe ist häufig durch verschiedene Schadstoffe wie Kleber, Farben und Nassfestmittel belastet. Die Mengen sind allerdings so gering, dass sie nicht zu Problemen führen sollten, wenn dein Hund einmalig etwas Pappe frisst.
Wie äußert sich ein Darmverschluss durch Pappe?
Einen Darmverschluss erkennst du an Bauchweh, fehlendem Kotabsatz und Fieber. Besteht die Blockade länger, kann dein Hund sogar Kot erbrechen.
Kann ich meinem Hund Alternativen zur Pappe anbieten?
Frisst dein Hund die Pappe aus Langeweile, löst du das Problem möglicherweise durch Kauartikel. Insgesamt benötigt dein Hund in diesem Fall mehr Beschäftigung.