Mein Hund frisst Erde – Ist das ein normales Verhalten?
Bello gräbt in der Erde und schnuppert wie ein wild gewordenes Trüffelschwein.
Du kannst hören wie er die Luft intensiv durch die Nase zieht und dann wieder ausstößt. Doch er gräbt nicht nur.
Immer wieder siehst Du, wie er Stücke aus dem Erdreich herausbeißt und schluckt. Seltsam, das hast Du so noch niemals zuvor bei Deinem Hund gesehen.
Eindeutig kannst du erkennen: „Mein Hund frisst Erde?!“. Aber ist das nun gefährlich oder nicht?
Was ist Erde eigentlich genau?
Erde ist ein seltsames Element. Wir alle gehen darauf und sehen es tagtäglich, doch kaum jemand weiß, was Erde genau ist.
Der Hauptbestandteil der Erde ist Humus. Das ist fein zersetztes biologisches Material. Wer selbst einen Komposter hat, weiß, wie Erde entsteht.
In der freien Natur mischen sich zum Pflanzenmaterial noch die Reste toter Tiere, Kot, Urin und was sonst so in der Gegend herumliegt.
Alte Pflanzenteile und Tierreste werden von Würmern, Insekten und Mikroorganismen zersetzt. Im Laufe der Zeit entsteht, gemeinsam mit der Einwirkung von Wind und Wetter, immer feiner gemahlenes neues Erdreich.
Neben dem Humus können noch grobe Pflanzenteile, Mineralien, Sand, Lehm und Ton enthalten sein. Es gibt viele verschiedene Arten von Erde und die Zusammensetzung variiert an jedem Ort.
Was allerdings sicher ist – Erde ist ein reines Naturprodukt und normalerweise auch nicht giftig.
Giftig oder unnatürlich ist Erde nur dann, wenn
- sehr stark (künstlich) gedüngt wird
- Abfälle in der Nähe entsorgt wurden
- Abwässer ins Erdreich geleitet wurden
- durch enge Tierhaltungen oder Überweidung zu viel Kot und Urin vorkommt.
Warum fressen Hunde Erde?
Wie Du siehst, ist Erde im Grunde nicht Schlimmes. Für uns Menschen ist es nur seltsam, weil wir selbst keine Erde essen. Im Tierreich ist Erdefressen dagegen gar nicht so selten.
Unsere Haushunde haben sich dieses Verhalten weitestgehend abgewöhnt, weil sie von uns Menschen gut versorgt werden.
Ansonsten wird Erde auch von Raubtieren wie dem Hund gelegentlich gefressen, um Mineralstoffe aufzunehmen.
Bestandteile der Erde können die Verdauung regulieren. Vielleicht kennst Du Heilerde für uns Menschen und welch tolle Effekte sie erzielt. Gewisse Erden sind in der Lage, Gifte an sich zu binden und aus dem Körper hinauszutragen.
Dass wir Erde mit Schmutz oder etwas Ungutem assoziieren ist eine Erscheinung der Neuzeit. Der Mensch hat sich durch eine zunehmend unnatürliche Lebensweise von „Dreck“ und Erde distanziert.
Wir empfinden die Vorstellung, Erde zu essen, als ekelig und abstoßend.
Obwohl unsere Haushunde heute auch von der Natur entfremdet leben, zeigen sie immer noch ursprüngliches Verhalten.
Beobachtest Du Deinen Liebling ab und zu beim Erdefressen, sollte das also kein Problem sein.
Natürliche Ursachen für das Erdefressen
- Ausgleich des Mineralienhaushaltes
- Anregung der Verdauung
- Ausgleich nach einer Futterumstellung
- Giftstoffe ausleiten
- in der Erde ist etwas „Leckeres“
- Welpen knabbern und fressen Erde aus Neugierde.
Behandlung durch den Tierarzt
Gründe, die eine nähere Beobachtung oder Behandlung durch den Tierarzt notwendig machen:
- Langeweile
- Stress Kompensation
- Verhaltensstörung
- Unterernährung (Mangelerscheinung)
- dauerhafte Verdauungsstörungen
- Zahnprobleme
- ernsthafte oder dauerhafte Belastung mit Giften
- Magen-Darm-Parasiten.
Warum der Hund Erde frisst, ist in diesem Video sehr schön und anschaulich erklärt.
Der Hund frisst Erde, um Mineralien aufzunehmen
Fast alle Mineralien, die wir kennen, kommen natürlich aus dem Erdreich. Pflanzen nehmen sie über Wurzeln und das Wasser auf.
Wir Menschen essen sie dann in Form von Gemüse, Obst, Getreide oder auch tierischen Nahrungsmitteln. Fleischfresser, wie der Hund, bekommen Mineralien durch Beutetiere oder fertiges Hundefutter.
Fehlt ein Mineral, läutet der Körper Alarm. Wir Menschen haben uns so weit von unserem natürlichen Instinkt entfernt, dass wir diese Alarmzeichen nicht mehr wahrnehmen oder sonderbare Gelüste ablehnen.
Beim Hund ist das ganz anders. Wenn der Körper ein Mineral braucht, dann sucht er es sich. Die feine Nase und der zielsichere Instinkt verraten ihm sofort, wo es die fehlende Komponente gibt.
Hunde fressen auch Wurzelwerk mit Erde, um Mineralstoffe aufzunehmen.
Erdefressen balanciert die Verdauung
Es bekommt dem sicher Hund nicht, wenn er sich große Mengen Erde in den Magen füllt. Kleinere Mengen dagegen können sich positiv auf die Verdauung auswirken.
In der Erde sind neben Mineralien auch Mikroorganismen enthalten, die der Darmflora helfen.
Erdefressen nach einer Futterumstellung
Vielleicht beobachtest Du das Fressen von Erde bei Deinem Hund nach einer Futterumstellung.
Wieder können der Mineralstoffhaushalt und Verdauungsprobleme die Ursache sein.
Vertrau Deinem Hund und seinem Instinkt und warte ab, ob sich das Aufnehmen der Erde nach ein paar Tagen legt.
Wenn nicht, könnte eine Futtermittelunverträglichkeit vorliegen. Dann wechselst Du das Futter besser oder gehst zum alten zurück.
Kann Erde wirklich Giftstoffe binden?
Ja, bestimmte Erden sind dazu hervorragend geeignet. Heilerde beispielsweise ist eine eiszeitliche Löss-Erde, die in bestimmten Regionen abgebaut wird.
Lehm- und Löss-Erden kommen in kleinen Mengen überall in der Natur vor.
Die Moleküle in der Erde ziehen Giftstoffe im Körper an. Die Gifte binden sich an die Erde und wandern mit der Ausscheidung hinaus.
Im Körper können immer ein paar Giftstoffe sein. Diese stammen aus Stoffwechselabfällen, aus der Umwelt, Futterzusätzen oder aus der Atemluft.
Normalerweise entgiftet sich ein Hundekörper über den Stoffwechsel selbst. Ist ein gewisses Maß überschritten, schafft er das nicht mehr. Dann kann Erdefressen eine natürliche Erste-Hilfe-Maßnahme sein.
Der Hund frisst „interessante“ Erde
Auch wenn es für uns ekelig ist: Manchmal ist Erdreich mit Kot anderer Tiere, Blut oder dem Pipi einer läufigen Hündin versehen. Das kann Bello dann schon mal schmecken.
Als Halter solltest Du solche Verhaltensweisen akzeptieren. Ein Hund ist eben immer noch ein Hund.
Tiere wissen normalerweise instinktiv, was gut oder schädlich ist. Denn auch mit dem Blut oder Kot anderer Tiere können Nährstoffe aufgenommen werden.
Der Hund frisst Erde und Steine
Steinefressen kennt man als typische Neurose von Zwingerhunden.
Betroffen sind auch Tiere, die Hunger gelitten haben (ehemalige Streuner aus dem Süden oder Osten). Von solchen Hunden werden auch Steine mit Erde gefressen.
Das Verhalten solltest Du Deinem Hund unbedingt abgewöhnen. Steine in Magen und Darm können große Schäden anrichten. Außerdem tragen die Zähne des Hundes irreparable Schäden davon.
Bei Welpen kann Steinefressen oder -knabbern „normal“ sein. Achte aber darauf, dass Dein Kleiner die Steine nicht schluckt. Am besten bietest Du sofort ein sinnvolles Ersatz-Spiel an.
Erdefressen aus Langeweile und als Spiel
Bello liegt gemütlich im Garten und vergnügt sich nebenher mit Deiner Blumenerde. Er beißt genüsslich in den kleinen Berg hinein. Dann schmatzt er die Erde einmal durch sein Maul und spuckt sie wieder aus.
Kennst Du das so oder so ähnlich? In diesen Fällen ist Bello nur langweilig oder er will spielen.
Buddeln Hunde Löcher im Garten oder im freien Feld ist es völlig normal, wenn sie Erde dabei aufnehmen.
Zum Problem wird die Verhaltensweise Erdefressen erst dann, wenn der Hund sie exzessiv betreibt. Frisst Bello große Mengen Erde und spuckt sie wieder aus oder schluckt sie, solltest Du zum Tierarzt gehen.
Erdefressen als Verhaltensstörung
Hunde können sich alle möglichen Verhaltensweisen als eine „Macke“ oder Stereotypie angewöhnen. Erdefressen ist nur eines davon.
Gravierende Verhaltensstörungen gehen immer mit weiteren sonderbaren Anzeichen einher. Der Hund zeigt unnatürliche Verhaltensweisen, ist wie weggetreten oder wiederholt bestimmte Abläufe wie ein Roboter.
Kennst Du Deinen Hund schon länger und er verhält sich plötzlich so, ist das ein Alarmzeichen. Manche Hunde leiden psychisch leise und gleichen das durch Verhaltensauffälligkeiten aus.
Unter was genau Dein Hund wirklich leidet, musst Du mit dem Tierarzt oder einem Tierpsychologen herausbekommen.
Erdefressen und Zahnprobleme
Das Aufnehmen von Erde wurde bei Hunden in Verbindung mit Zahnproblemen beobachtet.
Möglicherweise sind es wieder Mineralien, die bei Entzündungen oder fauligen Zähnen helfen. Oder der Hund versucht, sich durch das Fressen von Erde von einem lockeren Zahn zu befreien.
Die Natur ist unglaublich geschickt, wenn es darum geht, „Heilung“ herbeizuführen.
Ob Bello ein Problem mit den Zähnen oder dem Zahnfleisch hat, kannst Du selbst nachprüfen. Bei schlechten Zähnen kommt ein übler (fischiger), fauliger oder eitriger Geruch aus dem Maul.
Schlimmer Zahnstein und Entzündungen riechen ähnlich.
Wenn Du die Lefze etwas nach oben klappst, kannst Du Entzündungen oder faulige Zähne sehen. Gesundes Zahnfleisch ist rosig und liegt ohne Beläge am Zahn an.
Leider zeigen Hunde Zahnprobleme oft erst sehr spät. Ihr Schmerzempfinden ist anders als unseres.
Die Experten von der Tierklinik Berlin gehen davon aus, dass 80% aller Hunde ab 3 Jahren Zahnprobleme hat. Grund genug also, Bello regelmäßig ins Maul zu schauen.
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Ab wann ist Erdefressen beim Hund ein Grund, zum Tierarzt zu gehen?
Nimmt Dein Hund dauerhaft größere Mengen Erde auf, ist das bedenklich.
Es gibt diverse Erkrankungen, bei denen der Hund Nahrung nicht mehr richtig verwerten kann und dann Erde als Ausgleich sucht.
Das ist zum Beispiel der Fall bei
- diversen Magen-Darm-Problemen
- Parasiten
- eine anhaltende Belastung mit Giften
- Futtermittelunverträglichkeiten
Im Zweifelsfall solltest Du nie zögern und Deinen Liebling einem Tierarzt vorstellen.
Achte gut, wann und in welchen Zusammenhang das Erdefressen auftritt. Welche Art von Erde der Hund frisst, wäre ebenfalls interessant. Frisst er immer an der gleichen Stelle? Dann nimmst Du am besten etwas von der Erde mit zum Tierarzt.
Je besser Du die Umstände beschreiben kannst, umso schneller wird Dein Tierarzt ein Bild von der Situation bekommen.
Hilfe mein Hund frisst Erde – das Wichtigste in Kürze
Erdefressen beim Hund kann ein ganz normales Verhalten sein. Erde ist ein reines Naturprodukt und normalerweise nicht giftig oder schädlich.
Ganz im Gegenteil, es können Mineralien oder Mikroorganismen enthalten sein, die Dein Hund gerade braucht. Bedenklich wird es nur, wenn der Hund sehr große Mengen Erde aufnimmt, sich mehrmals erbricht oder sonderbar verhält.
Bist Du Dir nicht sicher, solltest Du immer lieber zum Tierarzt gehen.
Häufig gestellte Fragen
Mein Hund gräbt meine Topfpflanzen aus und frisst die Erde. Er kaut auf etwas herum, was kann das sein?
Hast Du Katzen im Haus, kann es sein, dass sich alter Kot in der Erde befindet. Manche Hunde tun das auch aus Langeweile. Sie kauen auf festen Faserstücken oder Wurzelwerk herum.
Wie kann ich meinem Hund Erdefressen abgewöhnen?
Wenn es eine Unart oder Spiel ist, solltest Du zunächst Alternativen anbieten. Bei Langeweile braucht Bello mehr Spaziergänge oder Aufmerksamkeit.
Ansonsten helfen klare Kommandos oder den Hund mit Wasser zu besprühen, sobald er an die Erde will.