Sandmücke beim Hund – die unsichtbare Gefahr im Urlaub

Sandmücke auf grünem Blatt
Ezume Images/ Shutterstock

Sandmücken sind hinterhältige und fiese kleine Zeitgenossen. Ganz anders als normale Stechmücken, fallen sie nur nachts über ihre Opfer her. Kein „Sssssss“, kein Schwirren und keine weitere Vorwarnung. Diese parasitär lebenden Insekten können warten.

Erst wenn Bello tief und fest schlummert, nähern sie sich für eine leckere Blutmahlzeit.

Wenn es nur das Blut wäre, könnte man mit den nächtlichen Besuchern vielleicht noch leben. Immerhin bekommt der Hund vom Stich im Schlaf kaum etwas mit. Doch Sandmücken sind Überträger der gefürchtete Leishmaniose.

Allgemeines zu Sandmücken

Sandmücken unterscheiden sich etwas von den herkömmlichen Stechmücken. Sie sind nur etwa 2 mm groß und sehr hell gefärbt.

Sandmücken heißen sie nicht, weil sie im Sand leben, sondern weil sie sandfarben sind. Der Körper scheint fast schon durchsichtig. Nur die Augen sind tiefschwarz und leicht zu erkennen.

Sandmücke auf rostigem Fels
Pattarawat Loharnchoon/ Shutterstock

Manchmal werden Sandmücken mit den am Strand lebenden Strandfliegen verwechselt. Strandfliegen sind harmlos. Sie nerven zwar, wenn sie dicht an Augen, Ohren oder in die Nasenlöcher fliegen, sie stechen jedoch nicht.

Die Sandmücke gehört biologisch zu den Schmetterlingsmücken. Es gibt rund 24 Arten, die man in der Gruppe als Phlebotomen bezeichnet.

Die meisten Sandmücken-Arten fühlen sich nur dort wohl, wo es richtig warm ist. In den Mittelmeerländern und Tropen kommen sie gehäuft vor. Mit der zunehmenden Klimaerwärmung wandern Sandmücken immer weiter Richtung Norden.

Seit dem Beginn der 2000er Jahre werden sie zunehmend auch in Deutschland gesichtet. Anfangs kamen sie nur in einigen Regionen Süddeutschlands vor. Inzwischen sollen sie bis in die Mainregion weitergezogen sein.

Das ist nicht nur ärgerlich, weil diese Tierchen wie alle Stechmücken blutsaugende Parasiten sind. Viele Hundehalter sind besorgt, da Sandmücken als Hauptüberträger der gefährlichen Hunde-Krankheit Leishmaniose gelten.

Die Experten des Bundesverbandes für Tiergesundheit gehen davon aus, dass inzwischen rund 20.000 mit Leishmaniose infizierte Hunde in Deutschland leben.

Die meisten davon sind allerdings Importhunde aus südlichen Tierheimen oder haben sich im Urlaub infiziert. Hintergrundinformationen findest Du hier.

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So leben Sandmücken

Tagsüber sitzen die kleinen hellen Mücken besonders gern auf Obstbäumen. Nur weibliche Sandmücken brauchen ab und zu eine leckere Blutmahlzeit. Die Männchen ernähren sich von Pflanzensäften und von den Ausscheidungen von Blattläusen.

Sandfliege auf grünem Blatt
Ezume Images/ Shutterstock

Das ist bei den herkömmlichen Stechmücken übrigens ganz ähnlich. Da trinken auch nur die Mädels Blut. Die Herren benehmen sich besser und leben streng vegetarisch.

Manche Arten der Sandmücke haben sich regelrecht auf „Opfer“ spezialisiert. Einige zapfen nur Reptilien an, andere mögen das Blut von Vögeln oder ausschließlich von Fledermäusen.



Es bleiben aber leider noch genügend Arten über, die Menschen und Hunde zum Stechen gernhaben.

Manche Arten brauchen das Blut, um ein Ei-Gelege ausbilden zu können. Eine erwachsene Sandmücke lebt etwa 40 Tage. In der Zeit kann sie mehrmals Eier legen und braucht also auch mehrmals Blut.

Nach dem belebenden Trunk vergehen fünf Tage und schon sind 100 befruchtete Eier fertig. Die landen auf dem Erdboden und dort schlüpfen auch die Larven. Zuerst fressen sie nur organisches und leicht angefaultes Material. Fertig ist eine neue Sandmücke nach insgesamt 4 Larvenstadien.

Nach einer Verpuppung schlüpft eine neue, fortpflanzungsfähige Sandmücke.

Die gesamte Entwicklungszeit hängt von den Temperaturen ab. In den Tropen wächst eine Generation in 40 bis 55 Tagen. Im Mittelmeerraum bringen es Sandmücken auf zwei Generationen pro Sommer (Juni und September) und in Deutschland auf nur eine.

Sandmücken übertragen Leishmaniose und andere Krankheiten

Leishmanien sind einzellige Blut-Parasiten, die nach ihrem Entdecker, dem Tropenarzt William Boog Leishman, benannt wurden. Der Stich der Sandmücke gilt als Hauptübertragungsweg dieser heimtückischen Krankheit.

Promastigoten des Leishmania-Parasiten
Leishmania-Parasit – Kateryna Kon/ Shutterstock

Andere Übertragungswege sind Kontakte mit offenen Hautwunden, Geschlechtsverkehr unter den Tieren und die Weitergabe von der Hündin zu ihren Welpen.

Leishmanien nisten sich beim Hund in heikle Gewebezellen ein. Sie positionieren sich nahe

  • der Lymphknoten,
  • des Knochenmarks,
  • der Milz,
  • Leber
  • und weiteren Organen.
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Die Krankheit verläuft schleichend.

Frühestens zwei Monate nach der Ansteckung machen sich Symptome bemerkbar. Manchmal vergehen Jahre, bis die Leishmaniose ausbricht. Erste Anzeichen sind bei fast allen Hunden auffällige Veränderungen der Haut und des Horns (Krallen).

Älterer Pinscher mit Leishmaniose-Symptomen
smrm1977/ Shutterstock

Leishmaniose ist schwer therapierbar und eine vollständige Heilung derzeit noch nicht möglich. Besser also, Bello steckt sich gar nicht erst an.

In diesem Video erklären italienische Tierärzte weitere Details zur Leishmaniose, deren Ausbreitung und den vorbeugenden Maßnahmen.

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Sandmücken-Hotspots in Europa

Diese kleinen Biester brauchen warme Temperaturen, um so richtig in Fahrt zu kommen. Die als besonders gefährlich geltenden mediterranen Arten werden erst dann aktiv, wenn die Nachttemperaturen mindestens drei Tage um die 20 °C lagen.

Aktivität der Sandmücke beim Hund

Je nach Witterung ist das in den nördlichen Mittelmeerländern ab Juni der Fall. Schlüpfen die Sandmücken spät, ist es Juli. Sind sie im Mai schon unterwegs, ist es ungewöhnlich früh. Diese Flugzeiten gelten für:

  • Süd-Frankreich
  • Nord-Italien
  • Nord-Spanien
  • Portugal
  • Ex-Jugoslawien und
  • Nord-Griechenland (besonders betroffen Chalkidiki).

Im äußersten Süden werden Sandmücken schon im März oder April aktiv.

  • Süd-Italien
  • Süd-Griechenland (mit Inseln)
  • Spaniens Mittelmeerküste (Valencia, nördl. Alicante, Mallorca und Ibiza)
  • Sizilien
  • Zypern
  • Malta

Ganz im Süden der spanischen Provinz Alicante soll die Sandmücken-Art Phlebotomus ariasi sogar das ganze Jahr über ihr Unwesen treiben.

Im Spätsommer bis Herbst verschwinden die Sandmücken wieder. Dazu müssen die Nachttemperaturen wieder deutlich unter 15° C sinken.

Das musst Du als Hundehalter im Urlaub wissen

Mit dem passenden Wissen und ein paar Tricks kannst Du Sandmücken im Urlaub ganz gut vermeiden.

Blut suchende weibliche Sandmücken sind nur nachts unterwegs. Eine Stunde vor Sonnenuntergang schwirren sie aus und eine Stunde vor Sonnenaufgang verschwinden sie wieder.

Herrscht Wind, sind sie gar nicht unterwegs. Sie sind so klein und zart, dass sie schon bei den abendlichen Lüftchen, die vom Meer her ziehen, nicht mehr richtig navigieren können.

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Sandmücken triffst Du deswegen auch nicht am Strand. Untersuchungen zeigten, dass sie in Ferienorten entlang der Küste erst ab der zweiten Häuserzeile vorkommen. Unterkünfte in erster Reihe, nahe am Meer sind also sicherer, was Sandmücken angeht.

Corgi am Strand
Stephaniellen / Shutterstock

Tierärzte raten dazu, Ferienwohnungen oder Hotelzimmer im sonnigen Süden ab dem zweiten Stockwerk zu mieten. Die Sandmücke fliegt nämlich nicht höher als zwei Meter über der Erdoberfläche.

Sandmücken fühlen sich von Lichtern im warmen Gelbtönen angezogen. Die werden nur von herkömmlichen Glühbirnen erzeugt.

Tipp: Energiesparlampen leuchten kälter im Blauspektrum. Schalte also vor Ort am besten keine warmen Lichtquellen ein. Um sicher zu gehen, kannst Du eigene kühlere Glühbirnen im Gepäck mitnehmen.

Die Sandmücken, die vorzugsweise Hunde heimsuchen, schlagen fast ausschließlich im Tiefschlaf zu.

Ganz anders als andere Stechmücke ritzen sie die Haut zuerst auf. In die Wunde können sie dann ihren feinen Stechapparat einführen. Der Biss ist so schmerzhaft, dass ein waches Opfer sich sofort wehren würde.

Typischerweise landen Sandmücken zuerst auf dem Rücken. Dann krabbeln sie über die Halslinie bis zum Kopf. Dort stechen sie bevorzugt in den unbehaarten Nasenansatz oder in die Augenlider.

Nur bei Welpen und jungen Hunden mit sehr dünner Haut gehen sie auch an den Bauch oder an die Genitalien.

Checkliste gegen Sandmücken im Urlaub

  • Unterkünfte entweder ab dem zweiten Stockwerk oder
  • direkt am Meer buchen
  • Warme Lichtquellen vermeiden
  • Nachts Fenster und Türen von Bellos Schlafgemach schließen

Vorbeugen ist besser als heilen

Neben den natürlichen Schutzmaßnahmen raten Tierärzte zum Einsatz von Spot-On-Präparaten.

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Anti-Parasiten-Halsbänder sollen ebenfalls zuverlässig schützen.

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Auch für Hunde gibt es Anti-Mücken-Sprays. Vorsichtig am Kopf, der Nase und rund um die Augenpartie aufgetragen, liefern sie weiteren Schutz.

Achte beim Kauf der Produkte darauf, dass sie speziell für die Abwehr von Sandmücken zugelassen sind. Im Zweifelsfall kann Dich Dein Tierarzt optimal beraten.

So ist die Situation im deutschsprachigen Raum

Golden Retriever beim Tierarzt
ESB Professional/ Shutterstock

In Süddeutschland, Österreich und der Nord-Schweiz wurde bisher nur die Sandmücken-Art Phlebotomus mascittii beobachtet. Das Tolle an diesen Tierchen ist, dass sie zur Fortpflanzung nicht zwingend Blut brauchen.

Weiter entwickelt diese Art nur eine Generation pro Jahr. Die Weitergabe von Krankheitserregern ist dadurch erschwert.

Hunde werden also nicht so oft bis gar nicht von diesen Mücken angeflogen. Dazu sind sie immer noch so selten, dass die Gefährdung momentan als gering einzuschätzen ist.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei den Leishmaniose-Fällen in Deutschland fast nur um Tierheimtiere aus dem Süden oder solche, die im Urlaub krank wurden.

Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass zukünftig weitere Sandmücken-Arten erfolgreich Richtung Norden wandern.

Corgi am Strand

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Urlaubs-Risiko Sandmücke – das Wichtigste noch einmal in Kürze

Sandmücken sind kleine helle Stechmücken, die vor allem in Mittelmeerländern aktiv sind. Sie fliegen von einer Stunde vor Sonnenuntergang bis kurz vor Sonnenaufgang.

Ganz anders, als der Name vermuten lässt, lauern sie nicht am Strand, sondern in windgeschützten, warmen Ecken.

Der Stich kann die gefürchtete Leishmaniose übertragen. Bestimmte Verhaltensregeln und die passende Wahl der Urlaubs-Unterkunft, können das Risiko einer Ansteckung deutlich reduzieren.

Häufig gestellte Fragen

Übertragen alle Sandmücken Leishmaniose?

Nein, allerdings sind Sandmücken ganz klar der Hauptüberträger dieser Krankheit.

Gibt es ein Insektenschutz gegen Sandmücken?

Ja, es gibt Anti-Parasiten-Spot-Ons, Halsbänder und Anti-Mücken-Lotionen speziell gegen Sandmücken. 

Was mache ich, wenn mein Hund von einer Sandmücke gestochen wurde?

Hast Du Bello vorsorglich mit einem Anti-Parasiten-Spot-On versorgt, kann der Wirkstoff das Festsetzen der Leishmanien bestenfalls verhindern.

Ansonsten musst Du nach Deiner Rückkehr gleich zum Tierarzt gehen. Rechtzeitig behandelt, können betroffene Tiere mit Medikamenten gut stabilisiert werden. Komplett heilbar ist die Krankheit aber nicht.

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