Räude beim Hund – rechtzeitig erkennen und richtig behandeln

Hund ist krank

Beim Wort Räude geraten Hundebesitzer schnell in Panik. Die parasitäre Krankheit ist bis heute gefürchtet, weil sie früher nur schwer behandelbar war.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Sei also unbesorgt, wenn Dein Hund kahle Stellen zeigt und sich auffallend häufig kratzt. Mit der richtigen Therapie ist die Räude in ein paar Wochen vergessen.

Wissenswertes rund um die Räude beim Hund

Die Räude ist eine parasitäre Erkrankung der oberen Hautschichten, die von Milben ausgelöst wird. Milben sind sogenannte Ektoparasiten und zählen zu den Spinnentieren.

Meistens sind sie winzig klein und mit dem bloßen Auge schwer oder gar nicht erkennbar.

Die klassische Hunde-Räude wird von der Grabmilbe Sarcoptes scabiei und deren auf Füchse und Hund spezialisierten Unterarten ausgelöst

  • Sarcoptes scabiei vulpes
  • Sarcoptes scabiei canis.
Grabmilbe

Die Bezeichnung Sarcoptes kommt vom griechischen Wort „sarkós“ für „Fleisch“ und „koptein“ bedeutet „anbeißen“ und „verwunden“. Umgangssprachlich bezeichnet man Grabmilben auch als Krätzemilben.

Entsprechend ihrem Namen beißen und graben sich die nur 0,3 bis 0,5 mm langen Tierchen bis zu 1 cm tiefe Gänge in die obersten Hautschichten.

Als Nahrung dienen ihnen Hautpartikel (Keratin) und Gewebeflüssigkeiten. Kein Wunder also, dass diese Milben beim Hund heftigsten Juckreiz auslösen.

Nach der Erst-Infektion wächst binnen drei Wochen die erste große Brut der Milben heran. Wird dem Treiben der Parasiten kein Ende gesetzt, graben sie sich immer weiter durch die Haut und legen weitere Nester an.

Räude beim Hund

So kommen die Milben auf Deinen Hund

Räudemilben werden in der Regel durch den Kontakt mit infizierten Tieren übertragen. Hat ein Hundehalter den Befall des eigenen Tieres noch nicht bemerkt und lässt seinen Hund weiter mit anderen zusammenkommen, ist es schnell passiert.

Ein kurzer Hautkontakt bei der Begrüßung reicht und schon haben die Milben einen neuen Wirt gefunden.

Da beim Hund auch der auf Füchse spezialisierte Sarcoptes scabiei vulpes
vorkommt, sind Füchse sowie Fuchsbauten eine weitere Infektionsquelle.

Räude beim Hund – das sind die ersten Anzeichen

Hat sich Dein Hund mit Sarcoptes Milben infiziert, suchen diese zunächst folgende Körperregionen auf

  • Rand der Ohren
  • Augenlider und -ecken
  • Kinn
  • Achselbeugen
  • Ellbogen
  • Sprunggelenke.
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Dort zeigen sich

  • kahle Stellen
  • Rötungen
  • pustelige Schwellungen
  • schuppige Haut mit Borken
  • später richtig harte Verkrustungen.

Durch den heftigen Juckreiz kratzen sich Hunde die Haut schnell wund. Durch die offenen und entzündeten Stellen dringen Bakterien ein und verursachen Sekundärinfektionen.



Ein Teufelskreis beginnt, der möglichst bald durch eine tierärztliche Behandlung unterbrochen werden muss.

In späteren Stadien der Sarcoptes Räude werden Hunde immer kahler und verlieren schließlich das ganze Haarkleid.

Die Haut ist stark gerötet, wulstig, mit Schwellungen überzogen und ledrig-hart (Elefantenhaut).

Abgrenzung zu anderen Milbenerkrankungen

Demodex Milbe

Die Haarbalgmilbe oder Demodex-Milbe (Demodex canis) kann ähnliche Symptome verursachen. Diese winzigen Tierchen leben in den Haarwurzeln von Säugetieren und helfen auf natürliche Weise beim Hautstoffwechsel.

Liegt eine Immunschwäche oder andere Störung vor, können die Milben explodieren und in der Folge mehr Schaden anrichten, denn helfen.
Die Krankheit wird als Canine Demodikose bezeichnet und zählt nicht zu den klassischen Räude-Arten.

Ohrmilbe

Die Ohrmilbe (Otodectes cynotis) besiedelt normalerweise nur den Gehörgang. In Ausnahmefällen breitet sie sich vom Ohr über den Körper aus.

Da die Ohrmilbe beim Hund insgesamt seltener ist als beispielsweise bei der Katze, kommt diese erweiterte Form der Erkrankung nur sehr selten und nur bei stark verwahrlosten Tieren vor.

Grasmilbe

Die Herbstgrasmilbe (Trombicula autumnalis) lauert im Herbst im hohen Gras. Sie löst ebenfalls einen heftigen Juckreiz aus, lebt aber oberflächlich und ist als rotes Pünktchen mit dem bloßen Auge erkennbar.

In diesem Video geht der Tierarzt Emin Jasarevic ausführlich auf die unterschiedlichen Arten von Milben beim Hund und deren Behandlungsmöglichkeiten ein.

Milben beim Hund (Tierarzt klärt auf)

Mit der Räude möglichst bald zum Tierarzt

Bei Hunde-Räude hilft nur der baldige Gang zum Tierarzt. Hausmittel können den Heilungsprozess begleiten, kommen den Milben aber in den seltensten Fällen gänzlich bei.

Der Tierarzt wird zunächst die Art der Milben Deines Bellos sicher feststellen wollen. Dazu nimmt er eine Hautprobe. Die Analyse gibt Sicherheit und liefert gleich noch einen Befund zu möglichen Bakterien-Infektionen.

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Gegen die Milben helfen Spot-On-Präparate mit den Wirkstoffen

  • Selamectin (Stronghold)
  • Moxidectin (Advocate)

oder die ganz neuen Kautabletten mit dem Wirkstoff

  • Sarolaner (Simparica).

Milben sind zäh. Die Behandlung mit Antiparasitika muss über mehrere Monate hinweg erfolgen. Hat Dein Hund zusätzliche eine Bakterien-Infektion, braucht er ein geeignetes Antibiotikum.

Vorsicht ist bei einer Behandlung mit dem Wirkstoff Ivermectin geboten. Hunde mit dem MDR-1 Gendefekt (kommt hauptsächlich bei Hütehunden, Schäferhunden, Bobtails und Collies vor) reagieren unter Umständen mit einem tödlichen neurologischen Schock auf Ivermectin.

Die richtige Pflege bei Räude

Je nach Ausprägung der Räude wirst Du Deinen Hund die kommenden Wochen auch regelmäßig baden müssen. Geeignete Waschlotionen vom Tierarzt dringen bis zu den Milben vor und verhindern zusätzlich deren weitere Ausbreitung.

Dazu ist im Haushalt peinlichste Hygiene angesagt. Die Decken Deines Lieblings müssen regelmäßig gewaschen und Polstermöbel gründlich abgesaugt werden.

Hast Du mehrere Hunde, solltest Du den erkrankten Vierbeiner nach Möglichkeit isolieren. Räude-Milben sind hoch ansteckend.

Beim Gassi-Gehen ist ebenfalls Vorsicht angezeigt. Am besten läufst Du für einige Zeit dort, wo Ihr nur sehr wenigen anderen Hunden begegnet oder zu Randzeiten früh morgens und spät abends.

Aus Rücksicht auf andere Hunde solltest Du Deinen Bello während der Genesungs-Zeit immer an der Leine behalten.

Die Räude kann für den Hund tödlich sein

Ihren schlechten Ruf hat die Räude durch fehlende therapeutische Behandlungsmöglichkeiten in der Vergangenheit. Erst seit etwa 50 Jahren gibt es eine große Menge spezifischer Antiparasitika. Mit diesen ist die Therapie heute vergleichsweise einfach.

Allerdings leiden auch heute noch viele Straßenhunde und Wildtiere unter der Räude. Der Tierarzt Doktor Ralf Rückert aus Ulm weist in seinem Fachartikel über die Räude darauf hin, dass Tiere unbehandelt binnen weniger Monate an der Krankheit sterben können.

Kann die Hunde-Räude auf den Menschen übergehen?

Ja! Allerdings sind die auf Hunde spezialisierten Milben nicht so begeistert von menschlicher Haut.

Sie können einen Menschen kurzzeitig befallen und die sogenannte Pseudo-Krätze auslösen. Wenn das Nahrungsangebot nicht stimmt gehen die Tierchen einfach ein.

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Nach Juckreiz und Rötungen verschwindet der Infekt in den meisten Fällen von alleine wieder. Die „echte“ Krätze beim Menschen wird von der Grabmilbe Sarcoptes scabiei oder Sarcoptes hominis ausgelöst.

Hausmittel bei Räude – nur begleitend zur tierärztlichen Therapie!

Einem Befall mit echten Räudemilben kommt man mit Hausmitteln nicht bei. Im Netz kursieren Rezepte mit abenteuerlichen Mischungen aus Benzin, Bor-Präparaten und Wasserstoff-Peroxidlösungen. Als liebender Hundehalter oder Hundehalterin solltest Du von solchen Experimenten jedoch absehen.

Spot-On-Präparate sind wesentlich verträglicher und kosten nicht die Welt. Die Spezial-Waschkuren sind ebenfalls erschwinglich und von Profis sicher zusammengestellt und dosiert.

Auch mit den Klassikern der Alternativ-Heilkunde Teebaumöl, Neemöl oder Kokosöl kommt man bei dieser Krankheit nicht weiter.

Neben der tierärztlichen Therapie kannst Du die Genesung Deines Hundes durch folgende Maßnahmen unterstützen

  • besonders hochwertige Nahrung
  • ein gutes Pflanzen-Öl als Nahrungsergänzung
  • sanfte Hautmassagen um die Durchblutung anzuregen
  • eine begleitende Alternativ-Therapie zur Stärkung der Immunabwehr.

Kann man einem Befall mit Sarcoptes Milben vorbeugen?

Versorgst Du Deinen Hund aufgrund von Zecken- oder Floh-Problemen sowieso regelmäßig mit Spot-On-Präparaten mit den Wirkstoffen Selamectin und Moxidectin, beugen diese natürlich auch der Räude-Milbe vor.

Der Tierarzt Doktor Ralf Rückert aus Ulm weist in seinem Artikel darauf hin, dass selbst Produkte mit den Wirkstoffen

  • Fluralaner (Bravecto) und
  • Afoxolaner (NexGard)

bei Räude-Milben effektiv sein können. Klinisch nachgewiesen ist dieser spezifische Nutzen bisher nicht. So besitzen beide Mittel auch keine offizielle Zulassung zur Vorbeugung oder Behandlung der Räude-Milbe.

Räude beim Hund – das Wichtigste noch einmal in Kürze

Die klassische Hunde-Räude wird durch Grabmilben der Gattungen Sarcoptes scabiei vulpes bzw. canis ausgelöst. In der Haut der Hunde graben die Spinnentiere Gänge und legen Eier.

Eine Infektion macht sich durch

  • heftigen Juckreiz
  • schuppige Haut
  • Rötungen
  • Schwellungen und Pusteln bemerkbar.

Räude muss vom Tierarzt behandelt werden. Eine effektive Therapie besteht aus geeigneten Spot-On-Präparaten und eventuell speziellen Bädern für den Hund.

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