Hund zeigt Wesenveränderung im Alter: Tipps für einen schönen Lebensabend
Die Lebenserwartung unserer Haushunde hat sich seit den 1950er Jahren verdoppelt, weiß Dr. Svenja Joswig.
Dass alte Hunde unter Rückenschmerzen leiden und schwerhörig werden können, ist dir sicher bekannt. Aber auch geistig verändert das Alter sie.
Wesensveränderungen können bei großen Hunden schon mit sechs Jahren einsetzen. Woher sie kommen, verrate ich dir heute.
Auch über die Veränderungen an sich, die mit einem alten Hund auf dich zukommen werden, kläre ich dich auf. Du erfährst, womit du rechnen musst, wie du deinem Hund helfen kannst und ob du die Wesensveränderungen verzögern kannst.
Wesensveränderung im Alter beim Seniorhund: Auf den Punkt gebracht
Wesensveränderungen im Alter sind normal und häufig auf körperliche Probleme oder Alterserscheinungen zurückzuführen.
Schmerzen und schlechter werdende Hör- und Sehsinne führen zu verstärkter Anhänglichkeit und vermeintlichem Altersstarrsinn.
Begegne deinem Hund verständnisvoll und achte darauf, dass er sich im Haus nicht verletzen kann. Stelle ihn regelmäßig beim Tierarzt vor.
Ist es normal, dass Hunde im Alter wunderlich werden?
Im Laufe eines Hundelebens verändern die Tiere ihr Wesen immer wieder. Als Welpen sind sie verspielt und übermütig. Im Erwachsenenalter werden sie etwas ruhiger und sind mit weniger Action am Tag zufrieden.
Am Lebensabend machen sie wieder einige Veränderungen durch. Es ist also völlig normal, wenn dein Senior sich anders verhält, als er es noch vor einigen Jahren tat.
Wann dieser Lebensabend erreicht ist, hängt von der Rasse deines Hundes ab. Die durchschnittliche Lebenserwartung spielt hier nämlich eine Rolle.
Ist er im letzten Viertel angelangt, spricht man von einem alten Hund. Da kleine Hunde meist eine höhere Lebenserwartung haben als große, kommen sie in diesem Stadium also später an.
Grob kannst du dir folgende Zahlen als Beginn des Stadiums „alter Hund“ merken:
- Kleine Rassen bis 15 kg: 12 Jahre
- Mittelgroße Rassen bis 30 kg: 10 Jahre
- Große Rassen bis 45 kg: 8 Jahre
- Größere Rassen ab 45 kg: 6 Jahre
Natürlich beginnen die Anzeichen nicht mit dem Geburtstag. Hunde altern individuell.
Es gibt auch sieben Jahre alte Doggen, die fit sind, während der Dackel nebenan im selben Alter bereits abbaut. Die Zahlen geben dir aber einen groben Überblick.
Woher kommen die Wesensveränderungen?
Wir können nicht immer genau erklären, warum sich ein alter Hund seltsam verhält. Häufig sind die Veränderungen aber auf körperliche Symptome und Alterserscheinungen zurückzuführen.
Halten diese länger an, was bei Alterserscheinungen der Fall ist, verändern sie deinen Hund auch charakterlich.
Körperliche Einschränkungen im Alter sind bei Hunden völlig normal. Auch dass er geistig nicht mehr so fit wirkt, ist nicht ungewöhnlich.
In den folgenden Unterpunkten erzähle ich dir mehr über die möglichen Ursachen der Wesensveränderungen.
Eingeschränkte Sinne
Im Alter lassen vor allem Seh- und Hörsinn nach. Dass dein Hund nicht mehr so gut sehen kann, kannst du sogar von außen erkennen. Bei alten Hunden zeigt sich der eingeschränkte Sehsinn oft durch eine Linsentrübung. Die Linse erscheint dann milchig.
Darüber hinaus gibt es noch weitere altersbedingte Augenerkrankungen. Die Augenmuskulatur wird schwächer, sodass dein Hund bei Licht schneller geblendet wird.
Auch die Netzhaut baut ab, sodass visuelle Reize nicht mehr vollständig ans Gehirn gesendet werden können.
Egal, was den Sehsinn bei deinem Hund stört, in jedem Fall ist seine Sehfähigkeit dadurch eingeschränkt. Möglicherweise stößt er jetzt häufiger an Gegenstände oder läuft gegen Möbel.
Ein eingeschränktes Gehör erkennen wir bei alten Hunden daran, dass diese anscheinend nicht mehr auf Kommandos hören. Du rufst deinen Vierbeiner bei seinem Namen, aber er rührt sich nicht.
Das muss nicht unbedingt Altersstarrsinn sein. Versuche, deine Stimme zu verstellen. Im Alter verlieren Hunde vor allem die Fähigkeit, hohe Töne wahrzunehmen.
Rufst du ihn mit tiefer Stimme, sollte er dich noch hören können. Ist es so, kannst du davon ausgehen, dass dein Hund einfach nicht mehr so gut hören kann.
Schmerzen
Schmerzen sind bei alten Hunden leider ein sehr häufiges Problem. Es sind nicht nur die Gelenke und der Rücken, die Probleme bereiten. Auch Zähne und Verdauung können zu Schmerzschüben führen.
Rückenschmerzen werden bei Hunden oft durch Spondylosen ausgelöst. Spondylosen sind knöcherne Wucherungen zwischen den Rückenwirbeln.
Die Krankheit tritt vor allem bei mittelalten Hunden auf (Quelle). Im Alter verstärkt sie sich. Sie führt zu starken Schmerzen, Lähmungen und sogar Inkontinenz.
Bei Gelenkschmerzen handelt es sich oft um Arthrose, den fortschreitenden Abbau von Gelenkknorpel. Dieser Knorpel schützt das Gelenk.
Fällt er weg, reiben die Knochen irgendwann bei jeder Bewegung aufeinander. Die Folgen sind starke Schmerzen, Schwellungen in den Gelenken und Entzündungen.
Zahnprobleme im Alter sind oft auf Zahnstein zurückzuführen. Dieser besteht aus Essensresten und Bakterien und baut sich daher mit der Zeit weiter auf. Er greift das Zahnfleisch und den unter ihm liegenden Zahn an. Unbehandelt führt er oft zu Zahnverlust, Sekundärinfektionen und Zahnfleischblutungen.
Im Alter funktioniert die Verdauung nicht mehr so, wie bei einem jungen Hund. Sie wird langsamer und der Bedarf an Nährstoffen ändert sich.
Wird dieser nicht gedeckt, reagiert dein Hund mit Verdauungsbeschwerden wie Verstopfungen, Magenschmerzen oder Durchfall.
Weniger Energie
Alte Hunde sind nicht mehr so leistungsfähig. Das hängt unter anderem daran, dass ihre Muskeln abbauen. Sie verbrauchen zu viel Energie und werden daher in Fett umgewandelt.
Das Fett schützt den Senior gleichzeitig vor Unterkühlung, denn alte Hunde frieren auch schneller.
Durch die fehlende Muskulatur sind alte Hunde schneller müde und schaffen die gewohnten Spaziergänge nicht mehr.
Dir wird auffallen, dass dein Vierbeiner langsamer geht, dicht bei dir bleibt und kein Interesse an seiner Umgebung zeigt. Dreht ihr jedoch um, um nach Hause zu gehen, wird er vielleicht wieder munterer.
Demenz
Demenz gibt es leider nicht nur beim Menschen. Die Krankheit kann auch unsere Hunde betreffen. Weil sie das Hirn angreift, ist sie für eine ganze Reihe an Wesensveränderungen im Alter verantwortlich.
Erste Anzeichen für Demenz beim Hund sind
- plötzlicher Verlust der Stubenreinheit,
- ständiges Jaulen und Winseln,
- Zittern,
- starker Bewegungsdrang (der Hund läuft durch das Haus, bis er vor Erschöpfung kaum noch stehen kann) und
- Vergesslichkeit (der Hund findet seinen Futternapf nicht mehr oder kann eigentlich bekannte Kommandos nicht mehr ausführen).
Mehr zur Demenz bei Hunden erfährst du in diesem Video von Jörg Ziemer.
Typische Wesensveränderungen von alten Hunden
Diese vier Ursachen führen zu vielen verschiedenen Wesensveränderungen. Wichtig zu erwähnen ist, dass dein Hund nicht dement sein muss, um wunderlich oder verwirrt zu sein. Auch wenn er einmalig oder selten auf den Teppich pieselt, muss da keine Demenz dahinterstecken.
Anhänglichkeit
Alte Hunde weichen ihren Besitzern häufig kaum noch von der Seite. Das kann mit Sinnesverlust oder körperlichen Schmerzen zusammenhängen.
Der Vierbeiner merkt, dass er nicht mehr so fit ist. Er bleibt daher lieber dicht bei dir, damit du ihn beschützen kannst. Ebenso kann die Anhänglichkeit aber auch durch eine beginnende Demenz ausgelöst werden.
Abstand
Andersherum halten einige alte Hunde lieber vermehrt Abstand von ihren Besitzern. Das ist ebenso eine normale Alterserscheinung. Vermutlich hängt sie bei deinem Vierbeiner mit dem erhöhten Bedürfnis nach Erholung zusammen.
Dein Hund braucht mehr Schlaf und Ruhe, die er in deiner Nähe nicht bekommt. Deswegen zieht er sich öfter in sein Körbchen oder einen wenig genutzten Raum zurück.
Altersstarrsinn
Der Altersstarrsinn ist oft auf den Abbau der Sinnesorgane zurückzuführen. Dein Hund hört oder sieht einfach nicht, was du von ihm möchtest. Er missachtet dich nicht böswillig.
Es kann auch sein, dass die Verhaltensänderung auf Demenz oder einen davon unabhängigen Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist. Dann hört dein Hund dein Kommando noch, kann es aber nicht mehr zuordnen.
Außerdem ist es möglich, dass dein Hund dich hört und versteht. Was du von ihm verlangst, kann er aber nicht mehr leisten. Der Grund hierfür könnten Schmerzen sein. Ins Auto springen, Treppen steigen oder auch bloßes Hinsetzen, um sich bürsten zu lassen, … Das alles kann für deinen alten Hund mit Schmerzen verbunden sein.
Schreckhaftigkeit
Schreckhaftigkeit ist vermutlich auf die nachlassenden Sinne zurückzuführen. Der Klassiker ist wohl, dass der Hund erschrocken herumfährt, wenn ihn jemand von hinten am Rücken oder Kopf streichelt.
Leidet dein Hund an Demenz, fällt es ihm vielleicht schwer, Eindrücke zuzuordnen. Geräusche können ihn überfordern, was ebenfalls zu seiner Schreckhaftigkeit beiträgt.
Verwirrtheit
Verwirrtheit ist oft ein Anzeichen für beginnende Demenz. Dein Hund wirkt überfordert, beginnt ohne ersichtlichen Grund zu bellen oder zu winseln und wechselt seinen Gemütszustand ständig. Er kann plötzlich ängstlich oder auf aggressiv werden.
Kann man Wesensveränderungen im Alter verhindern?
Du wirst nicht verhindern können, dass sich dein Hund im Alter verändert. Das ist normal und gehört zum Alterungsprozess leider dazu. Einige Symptome kannst du aber zumindest verzögern oder lindern.
Halte deinen Hund gesund
Sind die Wesensveränderungen auf körperliche Probleme zurückzuführen, solltest du darauf achten, dass dein Hund tierärztlich versorgt wird.
Nimm Kontrollbesuche wahr und lasse deinen Hund durchchecken, wenn du das Gefühl hast, dass er sich verändert.
Frühzeitig entdeckte Arthrose lässt sich gut behandeln. Gegen Spondylose kann dein Tierarzt Physiotherapie und Schmerzmittel verschreiben.
Zahnstein kannst du entfernen lassen, sofern dein Hund fit genug für die Narkose ist. Bei Verdauungsproblemen solltest du sein Blut kontrollieren und dich bezüglich einer Futterumstellung beraten lassen.
Futter und Portionsgröße anpassen
Auch unabhängig von Verdauungsbeschwerden braucht dein alter Hund vermutlich anderes Futter. Es sollte weniger Fett und dafür mehr Zink und Eiweiß enthalten.
Auch die Portionsgröße musst du eventuell anpassen. Dein Senior hat einen geringeren Energieumsatz, sodass er leichter zunimmt. Übergewicht lässt seine Gelenke schneller verschleißen.
Achte also darauf, dass er auch im Alter schlank bleibt.
Fortschritt von Demenz verzögern
Leidet dein Hund an Demenz, kannst du ihm kleine Denkaufgaben geben. Die mentale Stimulation kann den Fortschritt der Krankheit verlangsamen.
Geeignete Spiele sind beispielsweise einfache Suchspiele. Wirf einfach ein paar Trockenfutterkrümel ins Gras und lasse deinen Hund danach suchen.
Du kannst auch ruhig neue Gassirunden ausprobieren. Die neuen Eindrücke aktivieren deinen Hund ebenfalls. Behalte dabei aber eine gewisse Routine bei. Die ist ebenso wichtig wie die mentale Stimulation. Hast du feste Gassizeiten, halte diese ein. Dann überfordern die neuen Eindrücke deinen Hund auch nicht.
Wie du mit den Wesensveränderungen umgehen solltest
Du kannst die Veränderungen nicht verhindern. Also musst du irgendwie mit ihnen umgehen. In den folgenden Unterpunkten habe ich einige Tipps für dich.
Umgebung sichern
Bauen die Sinne deines Vierbeiners ab, sorge dafür, dass er sich nicht verletzt. Sichere dafür Treppen, stelle deine Möbel nicht ständig um und versorge deinen Hund mit einem Nachtlicht. Rutscht er auf Fliesen häufiger aus, kannst du Teppiche oder Läufer auslegen. Dadurch hat dein Hund einen sicheren Halt und verletzt sich nicht.
Nachsichtig sein
Mit Wut und Zwang erreichst du bei einem alten Hund nichts. Er will dich mit seinem Ungehorsam nicht ärgern. Entweder versteht er dich nicht richtig oder ist mit der gestellten Aufgabe überfordert. Finde daher besser Alternativen.
Schafft dein Hund den Sprung in den Kofferraum nicht mehr, besorge eine Rampe. Bei hohen Autos fällt es ihm vielleicht auch leichter, auf der Beifahrerseite einzusteigen und im Fußraum mitzufahren.
Kann er dich nicht mehr hören, sprich ihn mit tiefer Stimme an. Schläft er, wecke ihn, indem du ihm ein Leckerli vor die Nase hältst.
Tagesablauf anpassen
Lassen es deine Pflichten zu, verändere deinen Tagesablauf, sodass dein Hund weniger allein ist. Plane außerdem mehrere kurze Spaziergänge ein. Das schützt deinen Senior nicht nur vor Erschöpfung, sondern hilft auch seiner schwächelnden Blase. Seine Muskulatur baut überall ab, sodass er häufiger vor die Tür muss.
Achte nach diesen Veränderungen darauf, wieder zu einer gewissen Routine zurückzufinden. Die hilft auch dementen Hunden dabei, sich sicherer zu fühlen.
Fazit
Das sich dein Hund charakterlich und im Verhalten im Alter verändert, ist völlig normal. Teilweise stecken Krankheiten dahinter. Manchmal sind es aber einfach gewöhnliche Alterserscheinungen, die zu diesen Veränderungen führen.
Ich würde dir empfehlen, behutsam mit deinem Hund umzugehen. Auch wenn er dir stur und ungehorsam vorkommt, ist er mit dieser Situation genauso überfordert wie du. Sei nicht wütend auf ihn, sondern versuche, ihn zu verstehen.
Vergiss auch seine körperliche Gesundheit nicht. Alte Hunde, auch wenn sie fit sind, solltest du regelmäßig (mindestens einmal im Jahr) bei deinem Tierarzt vorstellen.
Häufig gestellte Fragen
Wie verhalten sich Hunde, wenn sie alt sind?
Alte Hunde werden ruhiger, anhänglicher und häufig schreckhafter. Viele der Veränderungen sind auf körperliche Symptome wie Schmerzen und schlechtere Sinne zurückzuführen.
Wie merkt man, wenn ein Hund Demenz hat?
Demente Hunde wirken desorientiert, verwirrt, jaulen, bellen oder winseln viel und haben ein stark erhöhtes Bewegungsbedürfnis. Außerdem kann es sein, dass sie unsauber werden oder ihren Napf nicht mehr finden.
Wie lange sollte man mit einem alten Hund spazieren gehen?
Alte Hunde sollten täglich mehrere kurze Spaziergänge bekommen. Einheiten von 20 bis 30 Minuten reichen da aus.