Giardien beim Hund – Durchfall und andere Symptome
Oh nein! Dein Bello hat schon wieder Durchfall. Dabei wirkt er auch noch abgeschlagen und hat kaum noch Appetit.
Langsam machst Du Dir große Sorgen. Doch was könnte nur hinter dem Durchfall stecken? Vielleicht sind es winzige Parasiten, die als Giardien bezeichnet werden.
Giardien – was ist das denn?
Giardien sind primitivste Kleinstlebewesen. Sie bestehen aus nur einer Zelle und einem Zellkern. In der Biologie nennt man diese Lebewesen auch Eukaryoten.
Durchschnittlich wird so eine Giardie gerade einmal 0,012 Millimeter lang. Mit dem bloßen Auge ist sie also kaum erkennbar. Nur mit speziellen Untersuchungsmethoden und Mikroskopen kann man sie ausfindig machen.
Giardien sind weltweit in der Natur verbreitet. Die Fachliteratur unterscheidet zwar verschiedene Arten. Diese können aber nur von Profis sicher erkannt werden.
Fängt sich ein Hund Giardien als Parasiten ein, handelt es sich meistens um
- Giardia intestinalis oder
- Giardia canis.
So nehmen Hunde Giardien auf
Die Winzlinge sind praktisch überall in der Natur anzutreffen. Unter anderem verbreiten sie sich über den Kot.
Hunde, die Giardien im Darm haben scheiden sogenannte Zysten aus. Das ist ein Entwicklungsstadium im Leben der Giardien. Resistent gegen Wind und Wetter überdauern die Zysten bis zu drei Monate in der Natur.
Kommt dann Dein Bello vorbei, schnüffelt an der Erde, an Pflanzen oder nimmt etwas über das Maul auf, kann es schon passiert sein.
Über das Maul wandern Giardien-Zysten weiter in den Magen-Darm-Trakt des Hundes.
Der Lebenszyklus der Giardien
Die aufgenommenen Zysten sind so etwas wie eine besonders widerstandsfähige Form der Giardien. Um in der Umwelt überleben zu können kapseln sie sich ein und werden inaktiv.
In einem neuen Wirt angekommen wandeln sie ihr Wesen dann wieder. Die aktive Form nennt man Trophozoiten. Als Einzeller vermehren sie sich ganz einfach durch Zellteilung und das mitunter rasend schnell.
Je nachdem wie fit das Immunsystem Deines Hundes ist, können sich die Giardien Millionenfach vermehren.
Als Trophozoiten haften die Giardien an Schleimhäuten. Besonders gern besiedelt sie den Dünndarm. Dort ziehen sie Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei Deines Hundes. Daneben richten Giardien weitere Schäden durch die Verdrängung guter Darmbakterien an.
Anzeichen einer Giardiose beim Hund
Diese fiesen kleinen Dinger können Hunden auf ganz unterschiedliche Weise zusetzen. Manchmal zeigen Tiere gar keine Anzeichen, bleiben dann aber Ausscheider von Giardien.
Besonders häufig sind Junghunde oder Hunde mit einem schlechten Immunsystem betroffen. Durch die fehlenden Abwehrkräfte können sich die Eindringlinge besonders gut ausbreiten.
Die typischsten Anzeichen für Giardien sind
- zyklisch wiederkehrende heftige Durchfälle oder
- wässrige und übelriechende Durchfälle.
Ausgelöst werden diese durch den Nährstoffmangel und die massenhafte Vermehrung. Die Hundeverdauung ist ein sensibles Gefüge.
Kommt ein Parameter aus dem Gleichgewicht, leidet schnell der ganze Hund. In jüngster Vergangenheit wird immer mehr bekannt, wie wichtig eine reibungslose Verdauung für das Wohlbefinden von Mensch und Tier ist.
Schlussendlich kann der ganze Verdauungsvorgang so schwer gestört werden, dass Dein Bello
- keinen Appetit mehr hat
- Gewicht verliert
- lustlos und traurig wirkt.
Ab zum Tierarzt! Nur er kann eine Giradiose sicher feststellen
Um Giardien sicher zu diagnostizieren, muss der Tierarzt eventuell mehrere unterschiedliche Tests durchführen.
Der ELISA-Test (Kopro-Antigen-Nachweis) versucht bestimmte Antigene, die durch Giardien entstehen, im Kot nachzuweisen. Antigene gehören zur Reaktion des Immunsystems auf die Anwesenheit fremder Erreger. Im Grunde sind sie körperfremde Eiweiße.
Unter dem Mikroskop kann Dein Tierarzt eventuell auch die Zysten der Giardien direkt im Kot ausmachen. Dieses Verfahren nennt man Flotationsmethode.
Wahrscheinlich musst Du dazu über mehrere Tage hinweg eine Kotprobe sammeln. Solche Proben führen zu mehr Treffsicherheit. Im Fall einer Giardiose scheidet Dein Hund nämlich nicht jeden Tag Zysten aus.
Wie werden Giardien beim Hund behandelt?
Zum Glück gibt es wirksame Medikamente, um die Parasiten so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
Das Mittel erster Wahl bei Giardien ist Fenbendazol. In Deutschland wird der Wirkstoff meistens unter dem Namen Panacur vertrieben. Fenbendazol ist rezeptpflichtig und wird vom Tierarzt verschrieben.
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Wirksam ist außerdem das Antibiotikum Metronidazol. Beide Mittel müssen über mehrere Wochen hinweg verabreicht werden.
Leider können Giardien zäh sein. Eventuell kommt der Durchfall wieder. Entweder haben sich überlebende Einzeller dann wieder vermehrt oder aber, Dein Hund verträgt die Medikamente nicht.
Giardien-Infektion können auch als Folge einer Antibiotika-Therapie auftauchen. Dann solltest Du über alternative Möglichkeiten nachdenken. Mehr dazu erfährst Du weiter unten.
Als „Hausmittel“ kannst du ebenfalls zu Heilerde greifen. Innerlich angewendet bindet sie Flüssigkeiten und Parasiten auf dem Weg zum Darm. >> Hier erfährst Du mehr über „Heilerde für den Hund“
Hygiene verhindert einen Neubefall und wirkt vorbeugend
Die Parasiten-Experten von ESCCAP Deutschland e.V. haben eine Richtlinie zur Vermeidung der Verbreitung von Giardien herausgebracht.
Ist Dein Hund befallen empfehlen sie eine gründliche Umgebungshygiene. Diese Maßnahmen können auch als Vorbeugung nützlich sein:
- Bellos Häufchen immer gut einsammeln (Plastikbeutel) und fest zugeknotet sofort über die Mülltonne entsorgen.
- Alle Flächen und Gegenstände, die mit Kot in Berührung kommen reinigen und desinfizieren (geeignete Mittel gibt’s beim Tierarzt).
- Im Falle eines akuten Befalls darf es auch der Dampfstrahler sein.
- Behandelte Oberflächen gleich abtrocknen, das hilft restliche Einzeller zu beseitigen.
- Alle Trink- und Fressschüsseln sollen regelmäßig in die Spülmaschine oder richtig heiß ausgewaschen werden.
- Bellos Lieblingskissen, Decken, waschbare Körbchen, Spielzeug müssen regelmäßig bei 60°C in die Waschmaschine.
Wenn Du die Original-Empfehlungen für Hunde- und Katzenhalter von ESCCAP nachlesen möchtest, findest Du sie hier.
Alternative Therapien bei Giardien
In den ganzheitlichen Heilmethoden wird ein Überhandnehmen von Giardien als Hinweis für eine tiefer liegendes Problem gesehen.
Hat Dein Hund zum ersten Mal Probleme mit Giardien und sind diese nach einer klassischen Therapie weg, ist alles in Ordnung. Hat er immer wiederkehrende Probleme, solltest Du Dir dieses Video mit Tierarzt Dr. Franz ansehen.
Seiner Erfahrung nach verursachen Giardien nur Probleme, nachdem der Darm bereits auf irgendeine Weise geschädigt wurde.
Neben den bereits erwähnten Antibiotika kommen andere Medikamente, minderwertige Futtermittel oder psychosomatische Ursachen infrage.
Dr. Franz empfiehlt in erster Linie eine Umstellung der Ernährung. Ergänzend können homöopathische Konstitutionsbehandlungen die natürliche Abwehr Deines Vierbeiners stärken, z. B. mit Leinöl.
Können Menschen Giardien bekommen?
Theoretisch können Giardien auch Dich befallen. Allerdings ist das nur sehr selten der Fall. Wann immer Parasiten aus dem Tierreich auf Menschen übergehen spricht man von einer Zoonose.
Die größte Gefahr besteht für immungeschwächte Menschen. Gibt es in Deinem Haushalt sehr alte, junge oder chronisch kranke Menschen, solltest Du vorsichtig sein. Das muss allerdings nur dann sein, wenn Dein Hund gerade an einer akuten Giardiose leidet.
Bekommt ein Familienmitglied in dieser Zeit plötzlich unerklärliche Magen-Darm-Probleme, kann ein Zusammenhang bestehen.
Schwangere müssen sich wegen Giardien nicht sorgen. Ist ein Giardien-Patient im Haus, sind natürlich oberste Hygiene und Vorsicht Pflicht. Im Falle eines Infektes würden aber nur Magen-Darm-Probleme auftreten.
Gelegentlich werden Giardien in diesem Zusammenhang mit dem Erreger Toxoplasma gondii verwechselt. Das sind auch parasitär lebende Einzeller. Während der Schwangerschaft kann die Krankheit Toxoplasmose schwere Schäden beim ungeborenen Kind auslösen.
Toxoplasma gondii kommt aber ausschließlich bei Katzen vor.
Giardien beim Hund – das Wichtigste in Kürze
Giardien sind winzige Lebewesen, die aus nur einer einzigen Zelle bestehen. Sie befinden sich der Umgebung eines Tieres und in der Natur.
Ein funktionierendes Immunsystem kann Giardien zuverlässig abwehren.
Siedeln sie sich doch im Darm an und vermehren sich in großen Mengen, kommt es zu Verdauungsstörungen und Durchfall. Unbehandelt entziehen die Giardien Deinem Bello immer mehr lebenswichtige Nährstoffe. Dadurch kann es zu Abmagerungen und weiteren Symptomen kommen.
In der klassischen Tiermedizin werden Giardien mit Antiparasitika behandelt. Alternativ eignet sich auch eine Stärkung der natürlichen Abwehr durch homöopathische Konstitutionsbehandlung oder Futterumstellungen.