Ehrlichiose beim Hund – das „Zeckenfieber“
Beim Spazierengehen hast Du ein paar Gesprächsfetzen von anderen Hundebesitzern aufgeschnappt.
Sie unterhielten sich ganz aufgeregt über eine seltene Krankheit, die von braunen Hundezecken ausgelöst wird.
Seltsam, davon hast Du noch nie etwas gehört. Bisher brachtest Du Zecken eigentlich immer nur mit Borreliose in Verbindung.
Jetzt möchtest Du Dich natürlich sofort umfassend informieren, denn Bellos Wohl liegt Dir am Herzen.
Die Ehrlichiose ist eine Bakterieninfektion
Übertragen wird die Krankheit bei Hunden bisher nur von einer einzigen Zeckenart: Zum Glück kommt die Braune Hundezecke bisher fast ausschließlich im Mittelmeerraum vor.
Diese Zeckenart kann neben der Ehrlichiose diese weiteren Krankheiten übertragen:
- Babesiose
- Canine Cyclische Thrombozytopenie
- Hepatozoonose.
Alle diese Krankheiten sind Bakterieninfektionen. Die Bakterien parasitieren eigentlich in den Zecken. Über den Zeckenstich gelangen sie auch in den Hund.
Im Fall der Ehrlichiose heißt das Bakterium Ehrlichia canis. Die gehören zur Gruppe der Rickettsien.
Meistens sagt man aber nur Ehrlichien zu den Erregern. Es gibt verschiedene Unterarten dieses Bakteriums, die auch andere Säugetiere befallen.
Die Krankheit, die Ehrlichien auslösen, heißt mit vollem Namen Canine Monozytäre Ehrlichiose (CME). Man zählt die Ehrlichiose beim Hund zu den Mittelmeerkrankheiten.
Fast alle bakteriellen Mittelmeerkrankheiten haben eines gemeinsam:
Die Bakterien nisten sich heimtückisch in den Organismus des Hundes ein.
Sie später vollständig zu entfernen ist kaum möglich. Die Schäden können aber durch eine gut abgestimmte Therapie zuverlässig eingedämmt werden.
Je später die Krankheit entdeckt wird, umso schwieriger ist die Behandlung. Unbehandelt kann die Ehrlichiose tödlich sein.
Eine anschauliche Zusammenfassung zur Ehrlichiose findest Du in diesem Video.
Die „Braune Hundezecke“ (Rhipicephalus sanguineus)
Vorkommen der Braunen Hundezecke
Diese markante Zeckenart ist eigentlich nur in Südeuropa heimisch. Sie taucht inzwischen aber auch in unseren Breiten gelegentlich auf.
Der Parasit kann über Gepäck, befallene Tiere oder Warentransporte eingeschleppt werden. Eine natürliche Verbreitung ist bisher nicht bewiesen.
Den Winter nördlich der Alpen überleben diese Zecken normalerweise nicht.
Allerdings ist bekannt, dass sich diese Zeckenart in Wohnräumen oder beheizten Gebäuden einnisten und ausbreiten kann. Das ist bei unseren heimischen Zecken in der Regel nicht der Fall.
Sie brauchen für ihren Entwicklungszyklus eine feuchte und natürliche Umgebung.
In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Sichtungen der braunen Hundezecke in Deutschland und der Schweiz gemeldet.
Experten befürchten eine Ausbreitung der Art innerhalb warmer städtischer Regionen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Hundezecke Wohngebäude systematisch befällt und sich von Haus zu Haus ausbreitet.
Experten an der Universität Hohenheim forschen derzeit intensiv, um den Verbreitungsweg und die Lebensgewohnheiten der Braunen Hundezecke zu studieren.
Sie bitten alle Hundehalter, die vermutliche eine Braune Hundezecke gesichtet haben, um die Einsendung von Fotos.
Die Braune Hundezecke erkennen
Diese Parasiten unterscheiden sich am deutlichsten durch die Färbung von anderen Zeckenarten.
Wie der Name schon sagt, sind Männchen und Weibchen rotbraun bis braun gefärbt. Am Hinterleib ist ein farblich abgesetzter Rand zu erkennen.
Weibliche Hundezecken haben einen etwas dunkleren Schild hinter dem Kopf und einen roten Kopf.
Der Farbunterschied ist aber nicht so krass wie bei den weiblichen Holzböcken (schwarzer Schild und rötlicher Leib). Gemeine Holzböcke haben deutlich dunklere Beine und die der Braunen Hundezecke sind braun wie der Körper.
Braune Hundezecken erscheinen leicht gesprenkelt.
Im nüchternen Zustand ist die Braune Hundezecke etwa 3 mm lang. Vollgesogen erreichen Weibchen bis zu 12 mm Gesamtlänge.
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Ehrlichiose
Über den Stich der Zecke gelangen die Bakterien ins Blut des Hundes. Erstes und deutlichstes Erkennungszeichen sind plötzliche und sehr heftige Fieberschübe.
Man nennt die Krankheit daher auch Zeckenfieber.
Die Krankheit verläuft in mehreren Stadien:
Die Akutphase der Ehrlichiose
Nach der Ankunft im Blutkreislauf des Hundes vermehren sich die Bakterien. Diesen Zeitraum von 8 bis 20 Tagen nennt man Inkubationszeit.
Dann befallen die Ehrlichien bestimmte Blutzellen, die Monozyten. Das sind frei im Blut zirkulierende Zellen, die zum Immunsystem gehören.
Huckepack wandern die Bakterien in die Leber, Milz und Lymphknoten.
Das Bakterium ist so geschickt, dass sich die infizierten Monozyten kaum wehren können. Es kommt zu einer Reaktion und der Bildung von Antikörpern.
Doch die reichen nicht aus, um die gefährlichen Bakterien wieder abzuschütteln.
In diesem frühen Stadium bilden sich bereits Blutgerinnungsstörungen.
Äußerlich macht sich zunächst ein heftiger Fieberschub bemerkbar. Dabei klettert Bellos Temperatur für 3 Tage auf 40 bis 41°C.
Danach legt sich das Fieber wieder und kommt dann in Abständen von ca. 2 bis 3 Wochen wieder.
Weitere Symptome sind
- große Erschöpfung
- Erbrechen
- schleimiger Nasenausfluss
- Nasenbluten
- Atemnot
- geschwollene Lymphknoten.
Manchmal kommen Störungen des Nervensystems wie Muskelzucken und ungewöhnlich sensible Reaktionen auf Reize dazu.
Die Akutphase dauert 2 bis 4 Wochen.
Das subklinische Stadium der Ehrlichiose
Wurde die Krankheit bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt, passiert etwas sehr Tückisches: Die Symptome verschwinden einfach.
Nur bedeutet dies nicht, dass die Bakterien verschwunden sind. Sie kapseln sich ein.
Das kann Monate oder sogar Jahre dauern. Manche Hunde haben trotz des Befalls mit Erlichien ein Leben lang keinerlei weitere Probleme. Woran das genau liegt, wissen die Tierärzte bisher nicht.
Die chronische Ehrlichiose
Zeigen sich keine weiteren Beschwerden hat Bello Glück gehabt.
Ansonsten geht die chronische Phase mit diversen Beschweren einher.
Die Symptome können in der Intensität und Häufigkeit variieren:
- ständige Müdigkeit
- Probleme mit den Gelenken
- Abmagerung
- Hautprobleme
- sonderbare Blutungen
- Gewebsschwellungen (Ödeme)
- Krämpfe.
Der Tierarzt kann weitere Schäden feststellen:
- Blutarmut
- eine vergrößerte Milz.
Die Diagnose der Ehrlichiose durch den Tierarzt
Hast Du einen Stich durch eine sonderbar aussehende Zecke bemerkt, musst Du zunächst abwarten, ob sich Fieber zeigt.
Du kannst die Zecke auch nehmen und mit ihr zum Tierarzt gehen. Gemeinsam könnt ihr herausfinden, ob es eine Braune Hundezecke war.
Der Tierarzt berät Dich, wie Du mit der Situation am besten umgehst.
Die Ehrlichiose ist nur sehr aufwändig diagnostizierbar.
Ein Antikörpertest zeigt lediglich, dass eine Immunreaktion vorliegt. Bei Krankheiten wie der Babesiose oder Anaplasmose sieht das Ergebnis ähnlich aus.
Weiteren Aufschluss bekommt Ihr durch eine Untersuchung des Blutbilds. An dem Verhalten und an Deformationen der Blutkörperchen können Fachleute eine Bakterieninfektion erkennen.
Allerdings ist auch hier wieder die Verwechslung mit ähnlichen Krankheiten möglich.
Um Ehrlichien eindeutig festzustellen, muss ein weiterer aufwändiger und teurer Bluttest gemacht werden.
Die Behandlung der Ehrlichiose
Dein Tierarzt kann bereits bei einem Verdacht und den ersten Symptomen die Behandlung einleiten.
Im Falle einer Ehrlichiose oder ähnlichen Krankheiten lohnt es sich, die Behandlung einem Experten zu überlassen. Es gibt Tierärzte und Tierkliniken, die auf Mittelmeerkrankheiten spezialisiert sind.
Gerade weil sich die Krankheiten schwer diagnostizieren lassen, sind die Erfahrungswerte und das Gespür von erfahrenen Ärzten gefragt.
Passende Tierärzte findest Du über Suchmaschinen, Foren oder im Umfeld von Tierschutzorganisationen die Vierbeiner aus dem Süden vermitteln. Sie haben öfter mit diesen Krankheiten zu tun.
Die Therapie besteht aus
- Antibiotika und
- Antiprotozoika (zur Behandlung von parasitären Infektionskrankheiten).
Bei starken Schädigungen des Blutes bekommt Bello Bluttransfusionen.
Allgemeine Schwäche kann mit aufbauenden Infusionen und stabilisierenden Medikamenten therapiert werden.
Alternative Heilmethoden bei Ehrlichiose
Krankheiten wie die Ehrlichiose, Babesiose, Anaplasmose oder auch die Borreliose sind sehr mit dem Gesamtzustand des Tieres verbunden.
Es gibt Tiere, die positiv getestet werden, jedoch ein Leben lang keine oder wenige Symptome zeigen. Erkrankte Tiere kann man so gut stabilisieren, dass sie nach einer Therapie fast beschwerdefrei sind.
Alternative Ansätze wie Homöopathie, Akupunktur oder energetische Heilweisen zielen immer auf das Gesamtsystem des Tieres ab.
Konstitutionsbehandlungen stärken das Immunsystem, den Organismus und die Psyche des Hundes.
Bei Ehrlichiose können schulmedizinische und alternative Ansätze sehr gut kombiniert werden.
Ehrlichiose vermeiden – Zeckenabwehr ist der beste Schutz
Unter Tierhaltern und Experten tobt ein wahrer Kampf, wenn es um Parasitenprävention geht.
Ob Zeckenabwehr oder Wurmkuren. Die einen halten sie für unverzichtbar, andere sehen in diesen Mitteln eine mindestens genauso schlimme Belastung wie die Parasiten selbst.
Als Halter musst Du für Dich und Deinen Hund selbst entscheiden.
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Ehrlichiose beim Hund – das Wichtigste in Kürze
Bei der Ehrlichiose handelt es sich um eine Bakterieninfektion. Ehrlichien leben in Zecken. Im Falle der Caninen Ehrlichiose ist nur die Braune Hundezecke Überträgerin.
Bisher kommt diese Zeckenart fast ausschließlich in den Mittelmeerländern vor. Eingeschleppt kann sie sich in warmen oder innerstädtischen Gebieten auch bei uns ausbreiten.
Ehrlichiose beginnt typischerweise mit sehr hohem und plötzlichem Fieber. Das kommt in Schüben alle 2 bis 3 Wochen wieder. Spätestens dann solltest Du zum Tierarzt gehen.
Häufig gestellte Fragen
Ist Ehrlichiose heilbar?
Nein, streng genommen nicht. Die Bakterien können nicht mehr zu einhundert Prozent aus dem Körper des Hundes entfernt werden.
Man kann sie allerdings schwächen beziehungsweise das Immunsystem des Hundes stärken. Viele Hunde, die frühzeitig behandelt werden, führen später ein fast normales Leben.
Ich habe gehört, die Ehrlichiose sei tödlich, stimmt das?
Kommt es zum chronischen Stadium mit Symptomen und wird die Krankheit nicht therapiert, ist sie tödlich.
Ein Hund, der frühzeitig behandelt wird, muss nicht unbedingt an dieser Krankheit sterben. Es gibt auch infizierte Hunde, die niemals aktiv erkranken.
Kann ich auch an Ehrlichiose erkranken?
Ja, Du kannst Dich aber nicht bei Deinem Hund anstecken. Ehrlichien, die Menschen befallen, kommen in Mitteleuropa im ganz normalen heimischen Holzbock (Zeckenart) vor.
Die Ehrlichiose ist bei Menschen aber trotzdem sehr selten.