Bilirubin im Hundeurin: Deshalb solltest Du dringend zum Tierarzt

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Eltern können mit dem Begriff Bilirubin vielleicht etwas anfangen. Das ist doch der Stoff, der für die Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist.

Vor der Entlassung aus dem Krankenhaus wird bei Babys sogar gemessen, wie viel Bilirubin sie im Körper haben. Also scheint es sich ja um einen recht wichtigen Stoff zu handeln.

Nur, was hat er im Urin deines Hundes verloren? Ist Bilirubin im Urin gefährlich? Wie sicher sind die Ergebnisse der Teststreifen? Und was ist Bilirubin überhaupt?

Diese und alle anderen, wichtigen Fragen zu Bilirubin im Hundeurin beantworte ich dir im Folgenden.

Was ist Bilirubin im Hundeurin?

Bilirubin ist ein Abfallstoff, der beim Abbau roter Blutkörperchen entsteht. Hämoglobin färbt diese rot. Sterben die roten Blutkörperchen ab (sie leben etwa 120 Tage), werden sie so gut es geht verwertet.

Dabei wird auch der rote Farbstoff in seine Einzelteile zerlegt. Übrig bleibt das Bilirubin, ein Gallenfarbstoff, der gelb oder in hoher Konzentration auch braun färbt.

Der Abbau erfolgt über Leber und Milz. Zum Großteil gelangt das Bilirubin nun über den Darm ins Freie.

Bilirubin ist übrigens auch der Grund warum Stuhl braun gefärbt ist.

Ein sehr geringer Teil wird als Urobilinogen erneut vom Körper aufgenommen und nochmal verwertet. Große Mengen des gelben Farbstoffs wirken hochtoxisch (englische Quelle).

Genauer klärt dich dieses Video über den Bilirubinkreislauf auf.

FragMargit®: Der Bilirubinkreislauf einfach erklärt.

Wie viel Bilirubin im Urin ist normal?

Die meisten Urinteststreifen unterteilen Bilirubin in vier Grade:

  • negativ,
  • +,
  • ++ und
  • +++.

Dabei gilt nur das negative Ergebnis als unbedenklich.

Normalerweise gelangt Bilirubin nämlich gar nicht in den Urin.

Rüden können allerdings wenig Bilirubin im Urin haben, ohne erkrankt zu sein (Quelle).

Für Hündinnen und auch Katzen gilt das nicht.

Ist das Ergebnis nicht negativ, liegt eine Krankheit nahe. Das Feld für Bilirubin sollte hellbeige bleiben. So sieht es aus, wenn dein Hund kein Bilirubin im Urin hat.



Je höher die Konzentration, desto dunkler und bräunlicher verfärbt sich das Testfeld. Das Vorhandensein von Bilirubin im Urin nennt man auch Bilirubinurie.

Bilirubin Wert im Hundeurin erhöht: Ursachen

Handelt es sich nur um wenig Bilirubin, das bei deinem Rüden im Urin nachgewiesen wurde, ist er vermutlich nicht krank. Überprüfe das aber vorsichtshalber nochmal mit einem zweiten Teststreifen ein paar Tage später.

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Weil Bilirubin über Leber und Milz abgebaut wird, liegen Funktionsstörungen dieser Organe nahe. Insgesamt kommen folgende Ursachen für Bilirubin im Hundeurin infrage:

  • Cholestase (Rückstau von Gallenflüssigkeit, beispielsweise durch Gallensteine)
  • Babesiose (auch Hundemalaria genannt)
  • Leptospirose (Infektionskrankheit)
  • Hämolyse (Zerstörungen von roten Blutkörperchen durch das eigene Immunsystem, beispielsweise durch Vergiftung oder bakterielle Infektionen)
  • Krebs

Symptome

Wie so oft hängen die Symptome von der ursächlichen Erkrankung ab. Schlägt das Feld für Bilirubin auf dem Urinstick bereits aus, solltest du vor allem auf solche achten, die auf Leberprobleme hindeuten.

Dazu gehören

  • ein aufgeblähter Bauch,
  • Fieber,
  • Futterverweigerung und dadurch Gewichtsverlust,
  • vermehrter Durst und dadurch erhöhter Harnabsatz (eventuell mit auffälliger Braunfärbung des Urins),
  • Apathie,
  • schlechte Wundheilung,
  • Neigung zu Blutungen und blauen Flecken,
  • Verdauungsbeschwerden (Durchfall und Erbrechen) und
  • Ikterus (gelbe Schleimhäute, gut am Zahnfleisch erkennbar).

Zusätzlich sind

  • starke Bauchschmerzen,
  • Juckreiz am ganzen Körper,
  • auffällig heller Stuhl,
  • Muskel- und Gelenkschmerzen,
  • Zittern,
  • Schwindel und
  • einseitige Umfangsvermehrungen am Bauch

Warnsignale, dass Leber oder Milz aus dem Gleichgewicht geraten sein könnten.

Gibt es falsch positive/negative Ergebnisse?

Ja, dazu kann es bei Bilirubin kommen. Falsch positive Ergebnisse kommen durch

  • andere Farbstoffe im Urin und
  • Gallenpigmente

zustande.

Beides färbt das Feld für Bilirubin fälschlicherweise ein. Das Testfeld bei Bilirubin ist ohnehin häufig schwierig zu erkennen.

Hohe Konzentrationen an Bilirubin lassen sich gut von einem negativen Ergebnis unterscheiden. Aber ob das Feld nun negativ ist oder Spuren von Bilirubin anzeigt, lässt sich manchmal nicht eindeutig erkennen.

Für falsch positive Ergebnisse gibt es ebenfalls zwei Erklärungen:

  • Teststreifenfehler und
  • zu alter Urin.

Die Teststreifen sind nicht unfehlbar. Vor allem durch falsche Lagerung oder Nutzung über das Ablaufdatum hinaus können sich falsche Ergebnisse häufen.

Wahrscheinlicher ist aber der Urin zu alt. Das ist für Bilirubin bereits 30 Minuten nach der Probenentnahme der Fall.

Bilirubin ist eine sehr instabile Verbindung. Ist der Urin Licht oder Luft ausgesetzt, zerfällt Bilirubin weiter zu Biliverdin. Das ist ein grünes Abbauprodukt des Hämoglobins.

Es eignet sich zum Nachweis von Bilirubin im Urin (Quelle), allerdings nicht über die Teststreifen. Diese werden durch das Biliverdin nicht eingefärbt und zeigen daher ein negatives Ergebnis, obwohl Bilirubin vorhanden war.

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Zum Tierarzt, weil der Hund zu viel Bilirubin im Urin hat?

Bilirubin im Urin ist ein nicht zu unterschätzender Marker. Der Abfallstoff kann auf ernste Erkrankungen der inneren Organe hindeuten.

Natürlich ist ein einzelner, auffälliger Urinteststreifen kein sicheres Zeichen für eine Erkrankung. Aber allerspätestens, wenn du zusätzlich die im Artikel genannten Symptome bemerkst, solltest du zum Tierarzt gehen.

Prognose

Die Prognose richtet sich nach der Ursache für das Bilirubin im Urin.

Gallensteine sind gut behandelbar

Für Babesiose existiert ein zugelassenes Medikament, das die Parasiten abtötet.

Leidet der Hund bereits an starker Blutarmut (Anämie), kann eine Bluttransfusion nötig werden. Für solche Fälle gibt es extra Blutspenderkarteien für Hunde.

Leptospirose ist ebenfalls heilbar, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Die meisten Hunde erholen sich vollständig. Bleibende Nierenschäden sind möglich, aber ebenfalls behandelbar.

Bei der Hämolyse kommt es auf die genaue Ursache an, die zur Zerstörung der Blutzellen führt. Aber auch hier haben die meisten Tiere gute Chancen.

Beim Krebs ist wichtig, wo genau der Tumor wächst und ob er schon gestreut hat. Die Milz kann vollständig entfernt werden. Die Leber lässt sich in Teilen entnehmen, sofern der Hauptleberlappen nicht betroffen ist.

Für alle Ursachen für Bilirubin im Hundeurin gilt: Je früher das Problem erkannt wird, desto besser fällt die Prognose aus.

Warum ist gerade Bilirubin im Urin so gefährlich?

Die Leber ist ein bemerkenswertes Organ. Bei einem großen Hund kann sie bis zu 1,4 kg wiegen. Sie zeichnet sich durch ihre hohe Regenerations- und Kompensationsfähigkeit aus.

Das bedeutet, dass die Leber Schädigungen sehr gut ausgleichen kann. Sie kann zum Großteil zerstört und nicht mehr arbeitsfähig sein.

Dennoch schafft sie es weiterhin, das Blut deines Hundes komplett von Abfallprodukten zu befreien.
Muss ein Teil der Leber, etwa durch Krebs, entfernt werden, wächst das Organ sogar nach.

Das kann kein anderes inneres Organ. Eine entfernte Niere fehlt ein Leben lang. Ein verkürzter Darm bleibt verkürzt. Lediglich die Leber schafft es, fast wieder auf ihre ursprüngliche Größe heranzuwachsen.

Genau das, ihre Regenerations- und Kompensationsfähigkeit, ist aber auch ihre Schwachstelle. Bello kann bereits lange an Leberproblemen leiden, die aber nicht bemerkt werden, weil die Leber ausreichend arbeitet.

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Urin- und Blutuntersuchungen zeigen keine Auffälligkeiten, obwohl dein Hund bereits schwer krank ist.
Das bedeutet, dass Leberprobleme häufig erst dann auffallen, wenn es zu spät ist.

So einen Fall habe ich leider selbst erlebt. Der Hund hatte nur leichte Probleme und im Röntgenbild war der Bereich von Leber und Milz auffällig. Was genau betroffen war, zeigte sich aber erst bei der OP.

Die ganze Leber war tumorös und inoperabel verändert. Das war eine sehr unschöne Überraschung. Niemals hätten wir gedacht, dass seine Krankheit bereits diese Ausmaße angenommen hat.

Ein auffälliger Wert muss nichts Schlimmes heißen. Um falsche Ergebnisse auszuschließen, wird dein Tierarzt ohnehin Folgeuntersuchungen durch Blutproben durchführen. Nimm das Testfeld für Bilirubin auf dem Urinteststreifen aber unbedingt ernst.

Folgen ausbleibender Behandlung

Bilirubin im Urin ist bei Hunden ein sehr ernstes Symptom.

Alle möglichen Auslöser dafür können unbehandelt zum Tod deines Vierbeiners führen. Die Krankheiten greifen Leber, Milz und Niere an und führen nach und nach zum Versagen der Organe.

Mein Hund hat Bilirubin im Urin: Fazit

Ich weiß noch ganz genau, dass für mich Bilirubin immer einer der wichtigsten Urinparameter war. War er auffällig, schlugen bei mir im Labor sofort alle Alarmglocken. Zum Glück kam das selten vor.

Bilirubin hat, außer in sehr geringen Mengen bei Rüden, nichts im Urin deines Hundes verloren. Zeigt der Teststreifen ein positives Ergebnis, solltest du daher besser deinen Tierarzt aufsuchen. Harmlose Ursachen, außer falsch positive Ergebnisse, gibt es bei Bilirubin im Urin nämlich nicht.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es Unterschiede bei der Bilirubin-Konzentration zwischen Rüden und Hündinnen?

Rüden können wenig Bilirubin im Urin haben, ohne an einer Krankheit zu leiden. Ihre Nieren produzieren etwas mehr von dem Stoff, sodass er über Urinteststreifen auch ohne Erkrankung nachweisbar ist.

Darf Bilirubin im Blut nachweisbar sein?

Ja, im Blut ist immer etwas Bilirubin nachweisbar. Erst wenn der Körper dieses nicht schnell genug abbauen kann, gelangt es auch in den Harn.

Wie gefährlich ist Bilirubin?

Im Urin kann Bilirubin auf ernste Organschäden hinweisen. Positive Ergebnisse solltest du daher nicht unterschätzen.

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