Prey Model Raw und Whole Prey

Prey Model Raw - Hund frisst Huhn

Die Ernährung unserer vierbeinigen Begleiter verkommt immer mehr zu einem Glaubenskrieg. Es gibt die vermeintlich faulen Trockenfutter Fütterer, die bequemen Nassfutter Fütterer, die überzeugten Selbstkocher und die totalitären Barfer.

Zumindest scheinen das die Fraktionen zu sein, die sich in Internetforen tummeln. Jeder hält seine Art der Fütterung für die einzig richtige und nicht selten eskalieren Diskussionen zu diesem Thema.

Eines jedoch eint diese Hundehalter, die so vehement streiten: Sie wollen das Beste für ihren Hund.

Der Wust aus Ernährungskonzepten

Wer sich für eine Ernährungsform entscheiden will, der steht zwischen unzähligen Meinungen, Argumenten und Ansichten. Aber eben mittlerweile auch vor einer nicht mehr zu überblickenden Anzahl an Futtermitteln dutzender Hersteller.

Egal ob Trockenfutter in 30 verschiedenen Geschmacksrichtungen, Dosenfutter mit teils exotischen Inhaltsstoffen, rohem Fleisch von sämtlichen Tieren, Fertig-BARF, Trocken-BARF, sowie Ergänzungsmittelchen und Pülverchen.

Dort durchzusehen ist schier unmöglich.

Um sich also für eine Fütterungsart zu entscheiden, ist mehr als nur der Blick in das Regal bei Futtermittelhändler notwendig. Denn alle Fütterungsarten haben ihre Vor- und Nachteile.

Was braucht der Hund wirklich?

Die einzig wichtige Frage ist jedoch: Was brauchen unsere Hunde wirklich? Hunde waren und sind noch immer Fleischfresser.

Mittlerweile jedoch mit einer gewissen „Allesfresser-Komponente“, die sie sich über die Zeit hinweg angeeignet haben, weil der Mensch ihnen lange Zeit nur Tischabfälle gegeben hat.

Nichtsdestotrotz ist der Verdauungstrakt vorrangig auf das Verdauen von tierischen Bestandteilen ausgelegt. Somit bezieht unser Hund seine Nährstoffe überwiegend aus Fleisch, Knochen und Innereien.

Da vom Beutetier in der Regel selten etwas übrig gelassen wird, steht auch der Magen- und Darminhalt mit auf dem Speiseplan. Dort finden sich, in der Regel bereits vorverdaute, pflanzliche Bestandteile.

Nun könnte man natürlich einfach zu einem Fertigfutter greifen, in dem zumindest laut der Deklaration „alles enthalten ist, was der Hund braucht“. Was das am Ende jedoch wirklich ist, ist schwer zu sagen.

Alles wurde bis zur Unkenntlichkeit zerkleinert und verarbeitet. Fleischstücke sucht man in Trocken- und den meisten Dosenfuttermitteln vergebens. Und welche Wertigkeit die verwendeten Rohstoffe haben bleibt ebenfalls das Geheimnis der Hersteller.

Das ist auch der Grund wieso heute immer mehr Hundehalter selber kochen, oder gar gänzlich roh füttern, also „Barfen“.

Dabei wird sich in der Regel am „Beutetier“ orientiert. Das heißt es wird eine Mischung aus Fleisch, Innereien, Knochen, ggf. Obst und Gemüse und je nachdem was der Hund so alles frisst, oder eben nicht fressen mag, wird mit bestimmten Supplementen ergänzt.



Klingt ganz schön kompliziert? Ist es unter Umständen auch.

Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Wer sich nicht mit Pülverchen und komplizierten Berechnungstabellen aufhalten will, für den könnte sich „Prey Model Raw“ eignen. Dabei ist natürlich auch das eigentliche Beutetier das Vorbild.

Das heißt, man baut sich mit verschiedenen Dingen wie Fleisch, Innereien und Knochen ein Beutetier nach. Beim Prey Model Raw gibt es weder eine Obst/Gemüse Komponente, noch irgendwelche Supplemente.

Ein Beutetier besteht zu 80% aus Fleisch mit einem Fettanteil von 15-20%, sowie 10% Organen und 10% Knochen. Der Knochenanteil wäre zwar theoretisch höher, aber die tragenden Knochen werden in der Regel nicht mitgefressen und somit auch nicht angerechnet.

Das Fleisch sollte nicht gewolft sein, sondern aus (großen) Stücken bestehen. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen wird die Kaumuskulatur gestärkt, was wiederum der gesamten Muskulatur des Hundes zu Gute kommt, da alles miteinander verbunden ist.

Zum anderen unterstützt das Kauen die Zahnreinigung. Hinzukommt, dass gewolftes Fleisch den Magen sehr viel schneller passiert als stückiges Fleisch, was dazu führen kann, dass es nur ungenügend mit Magensaft vermischt und somit schlechter „vorverdaut“ wird. 

Außerdem bietet gewolftes Fleisch durch seine vergrößerte Oberfläche den idealen Nährboden für schädliche Keime. Mal ganz abgesehen davon, dass bei gewolftem Fleisch auch wieder das Argument zum Tragen kommt, dass man bei dieser gewolften „Pampe“ nicht mehr so ganz genau sagen kann was dort alles mit in den Kutter geworfen wurde und ob das, was man da vor sich hat, wirklich nur Rindfleisch ist.

Dieser Punkt ist gerade bei Allergikern unglaublich wichtig!

Was darf gefüttert werden?

Im Prinzip eignet sich sämtliches Fleisch von sämtlichen Tieren. Gängig sind:

  • Rind
  • Wild (kein Wildschwein)
  • Kaninchen
  • Schaf
  • Ziege
  • Geflügel
  • Pferd
  • exotische Tiere wie Känguru, Zebra, Krokodil, etc.
  • Esel

Wichtig beim Fleisch ist der Fettanteil. Ist dieser nicht gegeben, muss Fett ergänzt werden.

Bei den Knochen sollte, wie bereits erwähnt, auf das Füttern von tragenden Knochen verzichtet werden, da diese zu hart sind und zu Zahnschäden führen können.

An Knochen eignen sich im Prinzip sämtliche kleinere/weichere Knochen und Karkassen von:

  • Schaf
  • Ziege
  • Kaninchen
  • Huhn/Geflügel
Hund leckt sich die Schnauze

Vom Rind können maximal Rippen oder Brustbein genommen werden. Alle anderen Knochen sind ungeeignet.

An Innereien kann ebenfalls alles von sämtlichen Tieren verfüttert werden. Hier gibt es nichts, was nicht in den Napf darf. Es ist lediglich darauf zu achten von Innereien wie Leber nicht zu viel zu füttern.

Nicht nur, weil dort sehr viel Vitamin A enthalten ist welches bei Überfütterung (insbesondere über einen längeren Zeitraum hinweg) zu einer Vitaminvergiftung führen kann, sondern auch weil bei einer übermäßigen Gabe teer-schwarzer Durchfall auftreten kann.

Mengenberechnung

Nun bastelst Du dir aus diesen Rohstoffen das „Beutetier“ zusammen.
80% Fleisch mit einem 15-20%igen Fettanteil, 10% Knochen und 10% Innereien.

Die Menge die Dein Hund benötigt kann nicht pauschal bestimmt werden.

Beginne mit 2% seines Körpergewichts und taste Dich dann heran, mit welcher Menge er gut zurechtkommt und weder ab- noch zunimmt.


Bei einem 15kg schweren Hund ergeben sich daraus folgende Mengen (bei 2% des Körpergewichts):

  • 300g Gesamtmenge:
  • davon 240g Fleisch (mit einem Fettanteil von ca. 36-48g)
  • 30g fleischige Knochen
  • 30g Innereien

Bei einem 25kg schweren Hund ergeben sich daraus folgende Mengen (bei 2% des Körpergewichts):

  • 500g Gesamtmenge:
  • davon 400g Fleisch (mit einem Fettanteil von ca. 60-80g)
  • 50g fleischige Knochen
  • 50g Innereien

Bei einem 40kg schweren Hund ergeben sich daraus folgende Mengen (bei 2% des Körpergewichts):

  • 800g Gesamtmenge:
  • davon 640g Fleisch (mit einem Fettanteil von ca. 96-128g)
  • 80g fleischige Knochen
  • 80g Innereien

Bei einem 60kg schweren Hund ergeben sich daraus folgende Mengen (bei 2% des Körpergewichts):

  • 1200g Gesamtmenge:
  • davon 960g Fleisch (mit einem Fettanteil von ca. 144-192g)
  • 120g fleischige Knochen
  • 120g Innereien

Geht es einfacher?

Wer nicht alles berechnen will und es sich noch ein wenig einfacher machen möchte, der kann auf „Whole Prey“ umstellen. Dabei wird nicht das Beutetier aus verschiedenen Rohstoffen nachgebaut, sondern direkt ein ganzes Beutetier verfüttert.

Klingt erstmal ein wenig abschreckend, aber schlussendlich ist das die einfachste und natürlichste Fütterungsvariante.

Dabei wird meist der Wochenbedarf berechnet. Auch hier wird von etwa 2% des Körpergewichts pro Tag ausgegangen. Diese Futtermenge wird dann innerhalb einer Woche in Form von ganzen Beutetieren verfüttert.

Bei einem 15kg schweren Hund ergibt sich daraus ein Wochenbedarf von 2100g. Diese Menge wird dann über die Woche hinweg verteilt verfüttert. Beispielsweise:

  • Montag: 1 kleines Kaninchen (ca. 500g)
  • Dienstag: 4 Mäuse (je ca. 25g)
  • Mittwoch: 1 kleines Meerschweinchen (ca. 350g)
  • Donnerstag: 2 Wachteln (je ca. 80g)
  • Freitag: 100g Sprotten
  • Samstag: 1 kleines Kaninchen (ca. 500g)
  • Sonntag: 2 Ratten mit (je ca. 200g)

Bei einem 25kg schweren Hund ergibt sich daraus ein Wochenbedarf von 3500g. Diese Menge wird dann über die Woche hinweg verteilt verfüttert. Beispielsweise:

  • Montag: 1 kleines Kaninchen (ca. 500g)
  • Dienstag: 1 großes Meerschweinchen (ca. 800g)
  • Mittwoch: 3 Ratten (je ca. 200g)
  • Donnerstag: 1 Huhn (ca. 1kg)
  • Freitag: 1 Meerschweinchen klein (ca. 350g)
  • Samstag: 10 Mäuse (je ca. 25g)
  • Sonntag: 4 Eintagsküken (je ca. 40g)

Bei einem 40kg schweren Hund ergibt sich daraus ein Wochenbedarf von 5600g. Diese Menge wird dann über die Woche hinweg verteilt verfüttert. Beispielsweise:

  • Montag: 1 großes Kaninchen (ca. 1kg)
  • Dienstag: 4 Ratten (je ca. 200g)
  • Mittwoch: 1 großes Meerschweinchen (ca. 800g)
  • Donnerstag: 1 Huhn (ca. 1kg)
  • Freitag: 1 großes Kaninchen (ca. 1kg)
  • Samstag: Sprotten (ca. 500g))
  • Sonntag: 1 kleines Kaninchen (ca. 500g)

Bei einem 60kg schweren Hund ergibt sich daraus ein Wochenbedarf von 8400g. Diese Menge wird dann über die Woche hinweg verteilt verfüttert. Beispielsweise:

  • Montag: 1 großes Kaninchen (ca. 1kg)
  • Dienstag: 1 Huhn (ca. 1kg)
  • Mittwoch: 2 große Meerschweinchen (je ca. 800g)
  • Donnerstag: 6 Ratten (je ca. 200g)
  • Freitag: 1 großes Kaninchen (ca. 1kg)
  • Samstag: Fische (ca. 1kg)
  • Sonntag: 2 große Meerschweinchen (je ca. 800g)

Natürlich sind diese Fütterungspläne nicht ein Stein gemeißelt und Du musst sowieso erst einmal herausfinden ob Dein Hund ganze Beutetiere überhaupt fressen mag, welche er frisst und in welchen Mengen.

So weigern sich manche Hunde 10 Mäuse oder 5 Ratten zu fressen und wollen dafür lieber ein ganzes Kaninchen. Und auch bei der Menge musst Du einfach ausprobieren, womit Dein Hund möglichst satt wird und mit welcher Menge er weder zu- noch abnimmt.

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