10 Gründe warum dein Hund schnappt

hund schnappt nach mir

Immer wieder kommt es vor, dass Hunde nach ihrem eigenen Besitzer schnappen. Das betrifft bei Weitem nicht nur gefährliche Hunderassen, wie du in den Hundebissstatistiken von Berlin nachlesen kannst. Tatsächlich sind auch Jack Russell Terrier und Labrador Retriever weit oben in der Liste.

Ist es passiert, stellt sich die Frage, wie es so weit kommen konnte. Hier kannst du nachlesen, aus welchen Gründen ein Hund nach einem Menschen schnappt. Tipps, wie du die Auslöser voneinander unterscheiden und vermeiden kannst, liefere ich dir direkt mit.

❗ Grund #1: Aus Versehen

Durch Übermut oder Ungenauigkeit im Spiel kann es passieren, dass dein Hund dich erwischt anstatt des Spielzeugs. Er schnappt also nicht nach dir, sondern trifft dich aus Versehen. Das ist wohl die angenehmste Erklärung für das Verhalten.

Allerdings darfst du auch dieses Schnappen nicht ignorieren. Dein Hund muss lernen, mit seiner Kraft umzugehen. Es darf im Spiel wilder werden, aber niemals gefährlich. Schnappt dein Hund also nach dir, brichst du das Spiel ab, auch wenn es aus Versehen war.

Er muss lernen, dass seine Unvorsichtigkeit Konsequenzen hat. Zeigst du ihm das nicht sofort, hat er auch keinen Grund, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Die Folge könnte ein sehr ruppiger Hund sein. Durch seine Art könnte er es sich mit vielen Menschen und Hunden verscherzen. Das wäre für euch beide traurig.

❗ Grund #2: Erlerntes Verhalten

Hunde verknüpfen Verhalten schnell mit Belohnung. Vielleicht hast du deinem Hund unbewusst beigebracht, dass es lohnenswert ist, nach dir zu schnappen. Gerade bei Welpen sind wir nachsichtiger. Das Schnappen empfinden wir möglicherweise sogar als niedlich.

Manchmal reicht es auch aus, dass du witzig darauf reagierst, ein Geräusch machst oder zurückspringst. Hunde erkennen anhand unserer Stimme sehr genau, wie unsere Gefühlslage gerade ist.

Wie du auf der Seite von scientific reports nachlesen kannst, unterscheiden Hunde zwischen dem Wort an sich und der Betonung. Die Verarbeitung beider Reize findet getrennt im Gehirn statt.

Das bedeutet, dass ein gekichertes „Nein“ also nicht dieselbe Wirkung wie ein todernstes „Nein“ hat. Dein Hund kann genau heraushören, ob du wirklich möchtest, dass er etwas sein lässt.

Achte daher unbedingt darauf, klare Signale zu senden. Arbeite bei einem Hund aus dem Tierheim oder von der Straße mit einem Hundetrainer zusammen. Vom Schnappen ist der Weg bis zum Beißen schließlich nicht mehr weit.

❗ Grund #3: Suche nach Aufmerksamkeit

Bei Hunden ist es oftmals wie bei Kindern. Sie wollen viel Aufmerksamkeit. Wenn es sein muss, nehmen sie auch negative, Hauptsache, du beschäftigst dich mit ihnen.

Erste Anzeichen, dass dein Hund deine Aufmerksamkeit erzwingen möchte, ist: Er wird dein Schatten. Er folgt dir die ganze Zeit, legt sich nicht entspannt hin und springt auf, wenn du dich entfernst.

Als nächstes wird er Körperkontakt suchen, dich anstupsen oder dir die Hände ablecken. Darauf reagieren wir häufig bereits. Der Hund hat also Erfolg.

Reicht ihm diese Aufmerksamkeit noch nicht, wird dein Hund möglicherweise Bellen oder Fiepen. Auch darauf reagieren wir, und wenn es nur eine genervte Bitte, ruhig zu sein, ist.

Als letzte Stufe schnappt dein Hund vielleicht nach dir, um endlich das Maß an Aufmerksamkeit zu bekommen, das er möchte. Das ist selten und passiert eigentlich nur, wenn dein Vierbeiner bereits sehr wild ist. Aus einer ruhigen Situation wird er so gut wie nie für Aufmerksamkeit plötzlich nach dir schnappen.



Es ist aber möglich. Denn allerspätestens jetzt wirst du dich ihm völlig widmen, ihn ausschimpfen und ihn wütend auf seine Decke schicken.

❗ Grund #4: Angst

Schnappen ist ein typisches Zeichen für Angst. Fühlt sich der Hund in die Enge gedrängt oder ist ansonsten mit einer Situation überfordert, reagiert er möglicherweise so. Du erkennst die Angst daran, dass dein Hund gebückt geht und seinen Schwanz unter dem Bauch trägt.

Manche Hunde werden bei Angst auch sehr laut. Sie bellen, jaulen und gehen quasi die Wände hoch. Sie versuchen also alles, um aus dieser bedrohlichen Situation wegzukommen.

Ein Schnappen aus Angst ist ebenfalls oft von lautem Knurren oder Bellen begleitet. Sehr wahrscheinlich wird der Hund vorher auch seine Zähne zeigen. Manche Hunde erstarren in dieser Haltung und fahren kurz darauf plötzlich herum, um zu schnappen.

❗ Grund #5: Aggression

Aggression ist ein häufiger Grund für das Schnappen bei Hunden. Trotzdem kommt sie nicht so oft vor wie die Angst, wird aber ständig damit verwechselt. Wir unterstellen ängstlichen Hund immer wieder, dass sie aus Aggression schnappen. Dabei kann man beide „Schnapparten“ voneinander unterscheiden.

Ein aggressiver Hund macht sich steif und groß, während ein ängstlicher Hund gekrümmt und gebückt geht. Die Körpersprache des aggressiven Hundes ist außerdem nach vorne gerichtet. Er schaut sein Ziel direkt an, fletscht die Zähne und knurrt. Oftmals findet das alles deutlich leiser als bei der Angst statt.

Verwechsle Aggression auch nicht mit Dominanz. Ein dominanter Hund hat es nicht unbedingt nötig, zu schnappen. Sein Auftreten reicht häufig, um sich den gewünschten Respekt zu verschaffen. Schnappt dein Hund aus Aggression, hat er also auch ein Aggressionsproblem und kein Dominanzproblem.

Aggressionsprobleme bekommst du nur mit einem guten Hundetrainer in den Griff. Zunächst solltest du gefährliche Situationen vermeiden. Dränge deinen Hund nicht in die Ecke, starre ihn nicht an und sprich ruhig mit ihm. Gib ihm keinen Grund, dich als Bedrohung wahrzunehmen.

Anschließend muss dein Hund lernen, einen Maulkorb zu tragen. Erst danach könnt ihr euch daran machen, das grundlegende Problem anzugehen.

❗ Grund #6: Warnung

Schnappen ist eine Stufe auf der Eskalationsleiter von Hunden. Beim Schnappen handelt es sich also um von uns absolut unerwünschtes, aber völlig natürliches Verhalten. Es ist eine Art der Kommunikation, wenn die vorherige gescheitert ist.

Die Eskalationsleiter hat folgende Stufen:

  • 0: Entspannung
  • 1: Kopf wegdrehen, vermehrtes Lecken und Blinzeln
  • 2: sich der Situation entziehen, deeskalierend hinsetzen oder hinlegen
  • 3: Bellen, Fixieren, leichtes Heben der Lefzen
  • 4: tiefes Bellen, deutliches Zähnefletschen und knurren
  • 5: in die Luft schnappen
  • 6: gehemmtes Beißen, Zwicken
  • 7: ungehemmtes Beißen und Packen

Dein Hund wird, je nach Situation, Stufen überspringen. Auch die Dauer, die er sich auf einer bestimmten Stufe aufhält, kann stark variieren.

Du siehst, beim Schnappen sind wir schon auf Stufe 5 oder sogar 6. Zur Beißerei fehlt also so gut wie nichts mehr. Damit es dazu kommt, muss vorher einiges in der Kommunikation schiefgelaufen sein.

Manche Hunde haben allerdings nie gelernt, facettenreich zu kommunizieren. Sie beginnen direkt auf einer höheren Eskalationsstufe, sodass bis zum Beißen noch weniger fehlt.

❗ Grund #7: Pubertät

Die Pubertät ist nicht nur für Eltern eine anstrengende Zeit. Auch Halter von Welpen kommen irgendwann in den Genuss eines pubertierenden Junghundes. Wann es mit dem Hormonchaos losgeht, hängt von der Rasse ab.

Kleine Hunde kommen häufig etwas früher in die Pubertät und werden früher geschlechtsreif. Bei großen Rassen dauert es etwas länger.

Mit etwa einem halben Jahr kannst du damit rechnen, dass sich das Wesen deines Hundes langsam verändert. Du hast die letzten Wochen damit verbracht, den Vierbeiner zu erziehen und ihm Kommandos beizubringen. Plötzlich tut er so, als hätte er von alldem noch nie etwas gehört.

In dieser Phase kommt es schneller dazu, dass dein Hund nach dir schnappt. Für ihn ist die Pubertät auch kein Zuckerschlecken. Er leidet ebenso unter den verrücktspielenden Hormonen und weiß gar nicht, warum er sich dir gegenüber so verhält.

Das bedeutet aber nicht, dass du sein Verhalten dulden darfst. Schnappen ist nie okay, auch nicht in der Pubertät. Gib deinem Hund weiterhin klare Signale. Unterbinde solche Grenzüberschreitungen und arbeite viel mit positiver Bestärkung.

Liebe braucht dein Junghund in dieser anstrengenden Zeit nämlich auch ganz besonders.

❗ Grund #8: Schmerz

Viele Hunde sind Meister darin, Schmerzen zu verstecken. Andere sind wiederum total wehleidig und geben sofort kund, wenn es ihnen nicht gut geht.

Egal zu welcher Gruppe dein Hund gehört: Wenn er Schmerzen hat, reagiert er möglicherweise untypisch. Das muss gar nicht gewollt sein, sondern kann auch aus Reflex passieren. Leidet dein Hund beispielsweise an Rückenschmerzen, könnte er bei Druck auf die schmerzende Stelle reflexartig herumfahren. Dazu kann es schon kommen, wenn du beim Streicheln zu stark auf den Rücken drückst.

Schmerzen erkennst du bei deinem Hund an einem steifen, vielleicht gekrümmten Gang. Das deutet auf Rücken- oder Bauchschmerzen. Beim Humpeln ist das jeweilige Bein betroffen. Eine andere Ursache sind hier ebenfalls Rückenschmerzen.

Typische Zeichen für Schmerzen im Allgemeinen sind

  • Belecken und Benagen der betroffenen Körperstelle,
  • Winseln oder Aufschreien, wenn die schmerzende Stelle berührt wird und
  • Züngeln.

Unter „Züngeln“ versteht man das in die Luft schlecken, wenn der Hund dort berührt wird, wo er Schmerzen hat.

Vermutest du Schmerzen als Ursache für das Schnappen, gehe unbedingt zum Tierarzt. Kläre das Personal dort darüber auf, dass dein Hund bereits geschnappt hat. Idealerweise legst du ihm direkt einen Maulkorb an. Klappt das nicht, hat dein Tierarzt sicher ein paar Modelle parat.

Keine Sorge, du wirst nicht nach Hause geschickt, weil dein Hund schon mal geschnappt hat. Gesichert verläuft die Untersuchung aber stressfreier und ohne Risiko.

❗ Grund #9: Stress

Stress im Allgemeinen kann bei deinem Hund zu Verhaltensweisen führen, die du von ihm nicht kennst. Selbst überschwängliche Freude, also positiver Stress, löst das möglicherweise aus.

Typische Anzeichen für Stress sind

  • Ruhelosigkeit,
  • Hecheln,
  • Zittern und
  • Bellen.

Denke daran, dass sich dein Stress auf deinen Hund überträgt. Wie du in dieser schwedischen Studie von Ann-Sofie Sundmann nachlesen kannst, gilt das sowohl für kurzweiligen Stress als auch für chronischen. Bist du gereizt, ist es dein Hund also auch.

Selbst wenn er dafür gar keinen Grund hat, weil ihn die Themen, die den Stress bei dir auslösen, gar nicht betreffen, reagiert er daher möglicherweise ungewöhnlich.

Wichtig ist deshalb, dass du die Körpersprache deines Hundes immer im Blick behältst. Achte auch auf deine eigene Gesundheit und gönne dir selbst Ruhepausen, in denen du dich erholen kannst. Damit dein Hund stressfrei leben kann, musst du es schließlich auch.

Das sagt sich natürlich sehr leicht und ein bisschen Stress gehört zu unserem Leben auch dazu. Aber du wirst selbst merken, wann dein Limit erreicht ist. Ignoriere die Anzeichen dafür weder bei dir selbst noch bei deinem Hund.

❗ Grund #10: Ressourcen-Verteidigung

Beim Menschen hört die Freundschaft bei Geld auf. Bei Hunden ist das Ende erreicht, wenn es um Futter geht. Selbst gute Kumpels wollen ihren Snack nicht unbedingt miteinander teilen. Das ist völlig okay und deine Aufgabe als Halter, solche Situationen zu entschärfen.

Tust du das nicht, wirst du Zeuge einer sehr schnellen Eskalationsleiter. Hunde, die ihre Ressourcen verteidigen wollen, probieren nicht erst lange mit friedlichen Mitteln herum. Vom ersten Knurren bis zum Schnappen vergehen häufig nur wenige Sekunden, sofern sich der Artgenosse nicht sofort zurückzieht.

Ressourcen-Verteidigung sieht man oft bei ehemaligen Straßenhunden oder vernachlässigten Tieren, die Hunger erfahren haben. Sie müssen erst wieder lernen, dass sie bei dir alles bekommen, was sie brauchen. Je nach Dauer, die sie hungern mussten, kann der Drang zur Ressourcen-Verteidigung auch ein Leben lang bleiben.

Eine andere Möglichkeit, wie Hunde auf diese Idee kommen, ist, dass sie zu viel haben. Hunde, die ständig viele Spielsachen zur Verfügung haben, sind möglicherweise damit überfordert. Sie entwickeln dann den Drang, alles zu überwachen.

Räume in dem Fall alles an Spielzeug weg. Ab jetzt entscheidest du, wann und wie lange es welches Spielzeug gibt. Zur freien Verfügung gibt es gar nichts mehr. Das klingt gemein, aber nur so lernt dein Hund, dass nicht er sich um die Ressourcen zu sorgen hat. Du kümmerst dich, er kann sich zurücklehnen.

Fazit

Hunde schnappen nicht nur aus Aggression oder weil sie sich in die Enge getrieben fühlen. Wie du lesen konntest, gibt es viele unterschiedliche Gründe für dieses Verhalten. Sie alle haben gemeinsam, dass du das Schnappen nicht hinnehmen solltest.

Wo du etwas an dem Auslöser verändern kannst, musst du das tun. Das Training kann kompliziert und anstrengend sein, ist aber nötig. Damit du vorbereitet bist, sollte dein Hund einmal schnappen, führst du ihn idealerweise schon vorher an den Maulkorb heran. Das erleichtert euch viele Situationen, in denen es sonst brenzlig werden könnte.

Denn, auch wenn dein Hund das Schnappen nicht böse gemeint hat, hinterlässt es Narben in eurer Beziehung. Lasse es gar nicht erst so weit kommen.

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