Auf dem Weg zum Regenbogen: Ein einfühlsamer Blick auf die letzten Stunden deines Hundes

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Der Tod gehört zum Leben dazu. Als Hundefreund bist du diesem Abschied vermutlich leider mehrmals im Leben ausgesetzt. Glücklicherweise lässt sich ein positiver Trend in der Lebenserwartung unserer Haushunde erkennen.

Seit den 1950er Jahren hat sie sich nämlich ungefähr verdoppelt, wie du auf der Internetseite von Dr. Svenja Joswig nachlesen kannst.

Aber irgendwann geht es immer aufs Ende zu. Wie du die letzten Stunden im Leben deines Hundes erkennst und welche Aufgaben nun auf dich zukommen, erfährst du heute. Außerdem gehe ich auf die Frage, ob ein sterbender Hund von seinem Besitzer Abschied nimmt, ein.

Das Sterben erkennen: Die Sterbephasen

Vorab: Nicht jeder Hund durchläuft alle drei Sterbephasen. Das natürliche Sterben ist ein Prozess, der ganz unterschiedlich beeinflusst wird. Es ist in jeder Phase möglich, dass dein Hund plötzlich ein zusätzliches, schwerwiegendes Gesundheitsproblem bekommt. Erleidet er beispielsweise einen Herzinfarkt, kann es gut sein, dass er daran bereits in Phase 1 verstirbt.

Wir sprechen bei den drei Sterbephasen also von dem Prozess, wie er „ideal“ abläuft. Weil sich jeder Hund anders verhält, gibt es aber keine genaue Anleitung, auch wenn keine zusätzlichen Gesundheitsprobleme auftreten.

⚱️ Phase 1

In der ersten Phase hört dein Hund auf, zu fressen und zu trinken. Der Napf bleibt voll und selbst Lieblingsleckerlis interessieren ihn nicht mehr.

Das tritt bei älteren Hunden häufiger auf. Machen sie einen Infekt durch, reagieren sie darauf öfter mit Futterverweigerung. Es muss an diesem Punkt also noch nicht auf den Tod hinauslaufen.

Wichtig ist daher, dass du nach spätestens 24 Stunden zu deinem Tierarzt gehst. Der Wassermangel könnte ansonsten gefährlich für deinen Vierbeiner werden.

Flöße ihm nicht gewaltsam Wasser oder Futter ein, ohne das Vorhaben mit deinem Tierarzt abgesprochen zu haben. Für den Anfang kann dein Hund auch beim Arzt eine Infusion bekommen. So ist er auf jeden Fall mit ausreichend Flüssigkeit versorgt.

Für gewöhnlich dauert diese Phase einen bis drei Tage an.

⚱️ Phase 2

Nach der Futterverweigerung folgt eine Phase von körperlicher Aktivität. In der zweiten Sterbephase will sich dein Hund viel bewegen. Vielleicht zieht er dich sogar wieder hinter sich an der Leine her, wie in guten, alten Zeiten. Interpretiere diesen Wandel nicht als Besserung seines Zustandes.

Sein Futter rührt dein Hund in dieser Phase höchstwahrscheinlich weiterhin nicht an.

Warum Hunde so kurz vor ihrem Tod nochmal so aktiv werden, wissen wir nicht genau. Manche Forscher glauben, die Bewegung diene dem Verbrauchen von Kraftreserven, die das Sterben verzögern würden.

Wenn du mich fragst, ich vermute, es hängt mit dem Erahnen des nahenden Todes zusammen.

Dein Hund weiß vielleicht nicht genau, was auf ihn zukommt, aber er weiß doch, dass da etwas naht. Er merkt, dass sein Körper nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Das sorgt für Stress.



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Wenn du viel Stress hast, kennst du es vielleicht auch, dass du nicht stillsitzen kannst. Ich vermute, dass es Hunden in dieser Sterbephase da ähnlich geht.

Egal, ob du meiner Meinung bist oder nicht: Wichtig ist jetzt auf jeden Fall, dass dein Hund sich bewegen darf. Lass ihn laufen, wenn er möchte. Achte natürlich darauf, dass er sich nicht verletzt. Aber Bettruhe anzuordnen, wäre jetzt nicht richtig.

Auch diese Phase kann sich über mehrere Tage hinziehen. Wie lang sie genau dauert, lässt sich vorher nie sagen.

⚱️ Phase 3

Die dritte und letzte Phase ist die für dich unangenehmste. Der sterbende Hund liegt nun hauptsächlich reglos da. Versuche, Aufzustehen, scheitern meistens. Wenn noch etwas an Stuhl oder Harn da ist, wird er einfach unter sich machen.

Manche Hunde haben in dieser Phase außerdem Krampfanfälle oder erbrechen sich. Halte deinen Hund dabei nicht fest und achte darauf, dass das Erbrochene abfließen kann. Die Krampfanfälle und das Erbrechen hängen mit dem fortschreitenden Organversagen zusammen. Das gehört zum natürlichen Sterben leider dazu.

In diesem Video siehst du einen Hund in dieser Sterbephase.

WARNUNG: Schaue es dir bitte nur an, wenn du so etwas sehen kannst. Die Hündin gibt Laute von sich und krampft.

MAMI stirbt-Sterbebegleitung

Am schwierigsten zu ertragen sind Lautäußerungen in dieser Phase. Manche Hunde fangen an zu jaulen oder schreien sogar. Das klingt herzzerreißend und natürlich denken wir sofort, dass der Hund Schmerzen haben muss.

Bei meiner Recherche für diesen Artikel bin ich über viele Beiträge gestolpert, in denen behauptet wird, dass diese Lautäußerungen keinesfalls auf Schmerzen zurückzuführen sind. Quellen dazu habe ich leider keine gefunden. Ganz ehrlich: Ich kann es mir auch nicht vorstellen.

Meine Gedanken zum Thema „Schmerzen in den Sterbephasen“

Ein Organversagen ist immer mit Schmerzen verbunden. Warum versorgen wir sterbende Menschen mit den stärksten Schmerzmitteln, die wir finden können? Ich bin mir sicher, dass ein sterbender Hund Schmerzen haben kann und dass diese auch sehr stark sein können. Natürlich kommt es aber darauf an, in welcher Phase sie auftreten.

Am Ende der dritten Phase ist der Hund nicht mehr ansprechbar. Er fällt in ein Koma. Spätestens jetzt spürt er auch keinen Schmerz mehr. Seine Atmung wird flacher, sein Herzschlag schwächer, bis es zum letzten Mal schlägt und der Hund tief ausatmet.

Wann brechen die letzten Stunden an?

Große Hunde altern schneller. Zu dem Schluss kamen auch Cornelia Kraus und weitere Wissenschaftler. Deswegen werden Riesenrassen oft nur halb so alt wie Zwergenrassen. Das verändert allerdings nichts an der Dauer der Sterbephasen.

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Leider kann niemand sagen, wie lang genau das Sterben dauert. Jede Sterbephase, auch die dritte, kann sich über mehrere Tage ziehen. Um den Verlauf genau zu überwachen, müsstest du ständig nach seinem Puls fühlen und seine Atmung überprüfen. Aber auch wenn sein Herz zwischendurch deutlich schwächer schlägt, kann es noch dauern.

Ich kann dir also nur sagen: Wenn die dritte Phase erreicht ist, dauert es nicht mehr lang. Aber ob deinem Hund nun noch wenige Stunden oder gar zwei Tage bleiben, weiß niemand.

Nehmen Hunde Abschied von ihren Besitzern?

Darauf hat die Wissenschaft leider bisher keine Antwort. Hunde haben, nach allem, was wir wissen, kein Verständnis vom Tod. Ja, sie trauern um einen verstorbenen Artgenossen oder Menschen. Aber das tun sie auch im Falle einer Trennung ohne Tod. Das Abschiednehmen würde voraussetzen, dass ein Hund versteht, dass er stirbt, und was das bedeutet.

Trotzdem können wir verändertes Verhalten bei unseren Hunden erkennen, wenn sie sterben. Manche werden viel anhänglicher, kuscheln mehr und weichen ihren Besitzern nicht mehr von der Seite. Andere brauchen Ruhe und ziehen sich zurück.

Beides ist okay. Dein Hund weiß in diesem Moment, was für ihn am besten ist.

Wie du deinem Hund in den letzten Stunden helfen kannst

Du verstehst, was der Tod bedeutet. Deshalb kommt dir in dieser Situation die schwierige Aufgabe zuteil, deinem Hund zu helfen. Du kannst ihm seinen Weg erleichtern und sein Leiden lindern. Wie, erfährst du in den folgenden Unterpunkten.

🩺 Bleibe in Kontakt mit deinem Tierarzt

Beginnt der Sterbeprozess bei deinem Hund, informiere darüber auf jeden Fall deinen Tierarzt. In jeder Sterbephase kann es passieren, dass tierärztliche Hilfe nötig wird. Ob eine Euthanasie notwendig ist oder Schmerzmittel ausreichen und ihr der Natur ihren Lauf lasst, entscheidet der Einzelfall. Für eine Euthanasie spricht, wenn

  • dein Hund aggressiv wird und sich nicht mehr helfen lässt,
  • ein Erstickungstod durch kollabierende Lungen oder ständiges Erbrechen droht,
  • dein Hund an starken Schmerzen leidet, die medikamentös nicht behandelbar sind oder
  • der Sterbeprozess eindeutig begonnen hat und du dich psychisch nicht in der Lage siehst, deinen Hund möglicherweise über die nächsten Tage zu begleiten.

🕯️ Sorge für Ruhe und gedämpftes Licht

Das Sterben fällt deinem Hund leichter, wenn es um ihn herum ruhig ist. Lasse andere Tiere nur unter deiner Aufsicht zu ihm und trenne sie von ihm, wenn sie ihn stören. Schalte die Klingel und das Telefon ab. Empfange am besten auch keinen Besuch.

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Grelles Licht stört deinen Hund nun ebenfalls. Es muss nicht dunkel sein, aber kaltweiße Glühbirnen solltest du jetzt nicht benutzen. Hänge zur Not ein Tuch darüber, um das Licht etwas zu dämpfen.

🧼 Säubere deinen Hund

Spätestens in der dritten Sterbephase verliert dein Hund die Kontrolle über seine Schließmuskulatur. Entsorge verschmutzte Decken oder Handtücher und kümmere dich auch um Schmutz an seinem Körper.

Alternativ kannst du Wickelunterlagen oder Patientenunterlagen benutzen und diese austauschen, wenn es nötig wird.

Das Säubern hat mehrere Gründe. Zum einen hilft es dir, da du die Würde deines Hundes bewahrst. Außerdem sind schmerzhafte Entzündungen durch das lange Liegen in den eigenen Exkrementen das Letzte, was dein Hund jetzt braucht.

🐶 Respektiere die Wünsche deines Hundes

Ich weiß, dass es dir schwerfällt. Aber wenn dein Hund dir klar signalisiert, dass er allein sein möchte, respektiere das. Du sollst nicht das Zimmer verlassen und dir Tür schließen, aber wenn er Raum braucht, gib ihm Raum. Bleibe in der Nähe, um bei Bedarf reagieren zu können. Aber belagere ihn nicht.

Andersherum, wenn dein Hund Nähe braucht, sei da. Sprich mit ihm, streichle ihn, spiele ruhige Musik, die du sonst auch hörst. Signalisiere deinem Hund, dass du da bist, er in seiner gewohnten, sicheren Umgebung ist und du dich kümmerst.

⚱️ Fazit

Wann genau die letzten Stunden eines Hundes anbrechen, lässt sich vor seinem Tod nicht sagen. Die Sterbephasen können alle mehrere Tage dauern. Du wirst also nur unmittelbar vorher wissen, dass die Zeit jetzt gekommen ist.

Ob sich Hunde von ihren Besitzern verabschieden, wissen wir auch nicht. Es ist unwahrscheinlich, weil eine Verabschiedung Wissen über die Bedeutung des Todes voraussetzen würde. Viele Hundehalter interpretieren das Suchen von Nähe ihrer Hunde während der letzten Lebenstage aber als Abschied.

Häufig gestellte Fragen

Wie lange dauert die letzte Sterbephase beim Hund?

Die letzte Sterbephase kann sich über wenige Stunden bis einige Tage ziehen. Wie lang sie genau andauert, lässt sich vorher nicht sagen.

Woher weiß ich, wann ich meinen Hund gehen lassen muss?

Hast du den Eindruck, dass dein Hund an Atemnot oder starken Schmerzen leidet oder reagiert er plötzlich aggressiv? Dann kann es ratsam sein, sein natürliches Sterben durch eine Euthanasie abzulösen.

Wie schaffe ich es, den Tod meines Hundes zu verkraften?

Ein geliebtes, pelziges Familienmitglied zu verlieren, ist schmerzhaft und darf dich auch länger traurig machen. Wenn du das Gefühl hast, dass dich der Verlust auch noch Wochen später stark einschränkt, sprich mit Freunden, Familie oder auch einem Therapeuten darüber.

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