Muss ich meinen Hund mit Diabetes einschläfern lassen?

hund mit diabetes einschläfern

Diabetes wird sowohl bei Menschen als auch bei Hunden immer häufiger. Fraglich ist, ob die Krankheit tatsächlich mehr Tiere befällt oder ob wir sie einfach nur besser diagnostizieren können.

So eine Diagnose ist in jedem Fall niederschmetternd.

Wird der Hund daran sterben? Wie lange kann er mit Diabetes leben? Wäre es nicht besser, man erlöst ihn direkt, damit er nicht leiden muss?

In diesem Artikel möchte ich dir die Angst nehmen.

Ja, Diabetes ist eine schwere Krankheit. Sie bedeutet aber nicht immer den Tod für deinen Vierbeiner.

Ich erkläre dir, wann du dich mit dem Gedanken, dass dein Hund bald gehen muss, anfreunden musst.

Verläuft Diabetes beim Hund immer tödlich?

Nein, gut eingestellt ist Diabetes zwar eine Einschränkung im Alltag, aber keineswegs eine tödliche Krankheit.

Die häufigste Form beim Hund ist der Diabetes Mellitus Typ 1

*Quelle, (pdf / Veterinary Focus / Vol 27 n°2 / 2017)

Das ist die Form von Diabetes, die in jedem Fall insulinpflichtig ist. Dabei greift dein Hund seine eigenen Zellen an.

Er zerstört die insulinproduzierenden Körperzellen, sodass er irgendwann gar kein eigenes Insulin mehr herstellen kann. Unbehandelt führt diese Form immer zum Tod.

Zum Glück ist sie aber mit künstlichem Insulin gut behandelbar.

Allerdings wird dein Hund auch mit gut eingestelltem Diabetes unter Blutzuckerschwankungen leiden. Diese führen mit der Zeit zu Folgeerkrankungen.

Grauer Star

Als Erstes fällt dabei häufig eine Linsentrübung auf.

Die kommt durch Zucker im Kammerwasser des Auges zustande. Weil dein Hund seinen Blutzucker nicht mehr regulieren kann, steigt er immer weiter.

Der Vierbeiner versucht mit allen Mitteln, den Zucker loszuwerden. Er scheidet ihn über Urin aus und lagert ihn eben auch in seinen Augen ein.

Dort wird der Zucker durch ein Enzym verändert und es entsteht Sorbitol. Das führt letztendlich zum Grauen Star, also der Linsentrübung. Aber auch die ist nicht tödlich.



Wann sollte man einen Hund mit Diabetes einschläfern?

Außer bei einem Notfall, bei dem du nicht informiert werden kannst, hast du das letzte Wort.

Dein Tierarzt wird dich beraten und dir möglicherweise raten, deinen Vierbeiner zu erlösen, wenn er keine Behandlungsmöglichkeit mehr sieht.

Andersherum darf dein Tierarzt die Erlösung auch verweigern, wenn das Tier ihm nicht krank genug erscheint.

Auch eine tödliche Krankheit bedeutet nicht unbedingt, dass ein Tier eingeschläfert werden muss. So böse es klingt, aber das Tier muss dafür leiden.

Nur wenn es leidet, darf dein Tierarzt die erlösende Spritze überhaupt verabreichen. So will es das Tierschutzgesetz (Quelle).

Es muss ein vernünftiger Grund für die Tötung vorliegen, sonst droht Freiheits- oder Geldstrafe.
Ein vernünftiger Grund liegt vor, wenn dein Hund

  • an einer Krankheit mit hohem Leidensdruck leidet,
  • trotz Medikamentengabe starke Schmerzen hat,
  • durch einen Unfall schwer verletzt wurde,
  • an fortgeschrittener Altersschwäche leidet oder
  • keine Lebensqualität mehr hat.

Lebensqualitätsskala von Villalobos

Die Lebensqualitätsskala von Villalobos soll dir die Entscheidung, ob du deinen Vierbeiner einschläfern lassen solltest, erleichtern.

Sie wird in sieben Bereiche gegliedert, in denen du deinem Tier bis zu zehn Punkte geben kannst. Kommst du am Ende auf weniger als 35, also weniger als die Hälfte der möglichen Punkte, erscheint die Erlösung sinnvoll.

Die Bereiche sind

  • Schmerzen,
  • Appetit,
  • Flüssigkeitszufuhr,
  • Körperpflege,
  • Lebensfreude,
  • Beweglichkeit und
  • ob dein Hund mehr gute als schlechte Tage hat.

Du kannst die Skala benutzen, ich vermute aber, dass du kaum neutral an die Sache herangehen kannst. Besitzer, die ihr Tier nicht gehen lassen möchten, sehen häufig Lebensfreude, wo gar keine mehr ist.

Frage also besser deinen Tierarzt, wie er den Zustand deines Hundes einschätzt.

Folgekrankheiten durch Diabetes

Auch gut eingestellter Diabetes kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. Das ist häufig dann der Fall, wenn die Krankheit zu Beginn erst spät bemerkt wurde.

Verstärken sich diese Erkrankungen mit der Zeit, können sie ein Grund sein, aus dem Bello eingeschläfert werden muss. Bei Diabetes sind die häufigsten Folgeerkrankungen

  • Blindheit,
  • Nierenversagen,
  • ständige, wiederkehrende und schwere Blasenentzündungen und
  • Ketoazidose.

Blindheit

Die Blindheit ist eine Folge der anfänglichen Linsentrübung. Sie entsteht vor allem dann, wenn der Diabetes lange unbehandelt blieb.

Ist der Hund erstmal blind, bleibt er es aller Wahrscheinlichkeit nach den Rest seines Lebens.

Ist der Hund bereits sehr alt, ist eine zusätzliche Blindheit möglicherweise nicht zumutbar. Viele Hunde leiden im Alter an Linsentrübungen, aber völlig blind werden sie dadurch normalerweise nicht.

Zusätzlich lässt auch das Gehör im Alter nach.

Ein tauber und blinder Hund hat wahrscheinlich deutlich weniger Lebensfreude und ist einer erhöhten Verletzungsgefahr ausgesetzt.

Er könnte außerdem selbst zu einer Gefahr werden, weil er Menschen um sich herum nicht mehr bemerkt. Erschreckt er sich, könnte er reflexartig beißen.

Blindheit, wenn sie nicht als einzige Baustelle neben dem Diabetes auftritt, kann ein Grund sein, den Vierbeiner zu erlösen.

Nierenversagen

Bei Menschen ist Diabetes die häufigste Ursache für chronisches Nierenversagen. Es kommt durch die hohen Blutzuckerwerte zustande.

Diese schädigen mit der Zeit kleine Blutgefäße im Körper. Das ist besonders für die Niere problematisch, weil ihre Filtereinheiten aus sehr feinen Blutgefäßen bestehen.

Die Schädigung zeigt sich als ersten als Eiweiß im Urin. Der Urin könnte flockig aussehen und beim Tierarzt schlägt der Urinstick aus.

Bei schweren Schädigungen entstehen richtige Löcher in den Nieren. Die Nieren können ihre Arbeit nicht mehr machen, sodass das Blut langsam verunreinigt. Dein Hund vergiftet sich dadurch mit der Zeit selbst.

Bei einer Blutuntersuchung würden nun die Werte für Urea und Kreatinin durch die Decke gehen. Das sind Abfallstoffe, die normalerweise mit dem Urin aus dem Körper transportiert werden.

Am Ende leidet dein Hund an einer Urämie, einer inneren Harnvergiftung. Menschen würde man an die Dialyse hängen.

Bei Hunden ist das nicht möglich. Mit Medikamenten kann man noch versuchen, die angegriffene Niere zu unterstützen. Ist sie aber zu sehr geschädigt, muss das Tier eingeschläfert werden.

Diese Spätfolge kommt bei Hunden zum Glück sehr selten vor.

Ständige Blasenentzündungen

Diabetes setzt das Immunsystem herab. Dadurch wird dein Hund anfälliger für Infektionserkrankungen. Besonders betroffen sind die Harnwege.

Ein diabeteskranker Hund leidet viel häufiger unter Blasenentzündungen.

Werden sie chronisch, leidet dein Hund ständig unter Schmerzen beim Wasserlassen. Er könnte auch unsauber werden oder irgendwann an einem Verschluss der Harnröhre leiden.

Lässt sich die Blockade nicht mehr ohne OP beheben, kann das ein Grund für eine Euthanasie sein. Wenn die Risiken der OP zu hoch sind, weil der Hund bereits alt und schwer vorerkrankt ist, rät dein Tierarzt dir womöglich davon ab.

Ketoazidose

Eine diabetische Ketoazidose ist eine gefürchtete Komplikation. Sie entsteht, weil der Körper des Hundes eine andere Energiequelle sucht, als den Zucker in seinem Blut.

Dann fängt er an, Fett abzubauen. Dadurch reichern sich Ketone in seinem Blut an und es kann ein aceton-artiger Mundgeruch bei deinem Hund entstehen.

Bei einem gesunden Tier wäre das kein Problem. Da dein Hund aber kein Insulin produziert, bleiben die Ketone in seinem Blut und führen zu der Ketoazidose.

Sie kann entstehen, wenn

  • dein Hund nicht mehr auf das Insulin anspricht,
  • er zu wenig bekommt oder
  • die Wirkung durch andere Medikamente herabgesetzt wird.

Eine Ketoazidose äußert sich nicht immer eindeutig. Manche Hunde sind nur etwas lethargisch und fressen weniger.

Andere reagieren deutlicher mit schwerem Erbrechen oder nahezu komatösem Zustand.
Eine Ketoazidose ist ein Notfall.

Kann dein Tierarzt dem Hund durch die Gabe von Flüssigkeit und Insulin nicht mehr helfen, muss er möglicherweise eingeschläfert werden.

Ziehe deinen Tierarzt zurate!

Wann die Zeit gekommen ist, deinen Hund mit Diabetes einzuschläfern, entscheidest du am besten gemeinsam mit deinem Tierarzt. Ihr solltet dabei an einem Strang ziehen.

Dein Tierarzt muss auch deinen Leidensdruck sehen. Du hast schließlich deinen schwerkranken Hund den ganzen Tag um dich.

Wenn absehbar ist, dass das Tier an den Folgen seiner Krankheit sterben wird, kann man die Euthanasie (Erleichterung des Sterbens) auch geplant in zwei Tagen durchführen und nicht erst, wenn der Hund wirklich komatös ist.

Viele Tierärzte erlösen Hunde bei ihren Besitzern zu Hause. Das ist für alle schöner.

Das Tier ist in den eigenen vier Wänden entspannter, was auch dem Tierarzt bei der Arbeit hilft. Die Besitzer müssen ihren schwer kranken Hund auch nicht ins Auto packen.

Anschließend fahren sie nur mit Leine und Halsband in der Hand wieder nach Hause. Das ist ein Gefühl, das wünscht man wirklich niemandem.

Außerdem ist der gesundheitliche Zustand zu Hause häufig besser einschätzbar. Beim Tierarzt ist dein Hund aufgeregt und will nicht zeigen, wie schlecht es ihm geht.

Zu Hause kann dein Tierarzt also viel besser erkennen, wie schlimm es tatsächlich um deinen Vierbeiner steht.

Wie verläuft das Einschläfern?

Das Tierschutzgesetz verbietet, ein Wirbeltier bei Bewusstsein einzuschläfern. Dein Hund bekommt von der Euthanasie also nichts mit.

Er wird vorher mit einem Narkosemittel abgelegt und schläft dadurch ein. Erst, wenn er tief schläft, bekommt er das eigentliche Mittel zur Euthanasie in die Vene gespritzt.

Das Mittel selbst ist ebenfalls ein Narkotikum. Dein Hund schläft dadurch noch tiefer ein. Dann wird seine Atmung schwächer und schließlich hört sein Herz auf zu schlagen.

Dieses Video erklärt dir das Einschläfern aus der Sicht eines Tierarztes.

😭 Euthanasie - Wenn der Liebling eingeschläfert wird 😭

Du darfst als Besitzer die ganze Zeit bei deinem Tier sein. Auch danach musst du nicht sofort gehen, sondern kannst noch eine Weile mit deinem Hund kuscheln und dich verabschieden.

Ich würde dir empfehlen, dir bereits vorher Gedanken darüber zu machen, was mit dem Körper deines Hundes passieren soll. Vielleicht arbeitet dein Tierarzt mit einem Tierfriedhof zusammen.

Dann könntest du dir vorab Informationen über Einäscherungen oder Gräber holen. Ist der traurige Tag gekommen, hast du da bestimmt keine Nerven für.

Mein Hund hat Diabetes – Muss ich ihn einschläfern lassen? Das Fazit

Diabetes ist eine schwere Stoffwechselkrankheit, die häufig ebenfalls schwere Folgeerkrankungen nach sich zieht. Einschläfern muss man seinen Hund deswegen aber noch lange nicht.

Diabetes ist gut behandelbar. Halten sich die Folgen in Grenzen und zeigt der Hund Lebensfreude, kann er auch mit Diabetes noch viele Jahre leben.

Wichtig ist, dass du ihn regelmäßig kontrollieren lässt und mit deinem Tierarzt im Austausch bleibst. Ist der Tag gekommen, ist es ohne Diskussionen über die Notwendigkeit viel entspannter.

Bereite dich daher, wenn es absehbar ist, darauf vor. Überlege dir, ob du deinen Hund einäschern und die Urne zu Hause hinstellen möchtest.

Mache deinem Vierbeiner ein paar schöne, letzte Tage und lasse ihn dann friedlich bei dir zu Hause einschlafen.

Häufig gestellte Fragen

Kann ich meinen diabeteskranken Hund mit Insulin selbst einschläfern?

Eine Überdosis Insulin würde bei deinem Hund erst zu Krämpfen, Erbrechen und Kopfschmerzen führen, bevor er ins Koma fällt. Du tust deinem Hund damit also keinen Gefallen und machst dich sogar strafbar.

Wie erkenne ich, dass ein Hund mit Diabetes eingeschläfert werden sollte?

Leidet dein Hund an den Folgeerkrankungen, hat Schmerzen oder keine Lebensfreude mehr, besprich dich mit deinem Tierarzt. Gemeinsam entscheidet ihr dann über die weiteren Schritte.

Hat ein Hund beim Einschläfern Schmerzen?

Nein, die Euthanasie findet statt, wenn dein Hund in Narkose liegt. Wie bei einer OP bekommt er auch von dem Einschläfern nichts mehr mit.

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