Demodex Milben beim Hund – erkennen, behandeln, verhindern
Wenn dein Hund sich ausgiebig kratzt und beknabbert, müssen es nicht unbedingt Flöhe sein, die ihn plagen. Die Liste an Parasiten ist leider länger.
Um eine Art dieser Biester geht es in diesem Beitrag.
Demodex Milben heißen sie. Was genau das für Tiere sind, wie und welche Symptome sie bei deinem Hund auslösen können und was dagegen hilft, erfährst du, wenn du weiterliest.
Außerdem verrate ich dir, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind, was für Langzeitfolgen auftreten können und ob du Demodex Milben vorbeugen kannst.
Was sind Demodex Milben?
Haarbalgmilben sind Milben, welche die Haarfollikel von Säugetieren befallen. Die Bezeichnung Demodex Milben ist auf den Namen der Gattung „Demodex“, welcher diese Milben angehören, zurückzuführen.
Diese Milben sind zwischen 100 und 400 Mikrometer groß. Das sind 0,1 bis 0,4 mm. Die Parasiten sind länglich geformt und besitzen vier Beinpaare am Vorderende ihres Körpers.
Die Haarbalgmilbe, die deinen Hund befallen kann, heißt Demodex canis. Die Krankheit, die sie auslöst, wird Canine Demodikose genannt.
Die Milben ernähren sich von Talg, weswegen sie neben den Haarfollikeln auch die Talgdrüsen befallen, Gewebsflüssigkeit oder abgestorbenen Zellen.
Innerhalb von 20 bis 35 Tagen entwickeln sie sich vom Ei über ein Larven- und Nymphenstadium zum adulten Tier. Sie setzen keinen Kot ab, wodurch häufig kaum eine Immunantwort des Hundes erfolgt und die Milben sich ungestört vermehren können.
Erst ab einer gewissen Anzahl werden sie zum Problem. Außerhalb des Wirtes sind die Milben nicht überlebensfähig. Sie trocknen schnell aus und sterben ab.
Infektionswege
Am Wahrscheinlichsten ist es, dass ein Hund in den ersten drei Lebenstagen durch seine Mutter angesteckt wird.
Die Ansteckung erfolgt über engen Körperkontakt und kann theoretisch auch später passieren. Sie ist vor allem bei ausgewachsenen, gesunden Hunden aber sehr unwahrscheinlich.
Eine Infektion mit Demodex Milben führt nicht unbedingt zu einer Demodikose, wie die dadurch ausgelöste Krankheit genannt wird. Meistens sind es sehr junge Welpen, welche sichtbare Symptome entwickeln.
Auch bei alten Hunden oder Tieren mit Vorerkrankungen, geschwächtem Immunsystem oder Mangelernährung kann es zu einer Demodikose kommen.
Du kannst davon ausgehen, dass viele Hunde, würden sie eingehend untersucht, positiv auf Demodex Milben getestet werden würden. Ein gesunder Hund trägt die Parasiten häufig symptomlos mit sich herum.
Auch bei Welpen dauert es oftmals mehrere Wochen, bevor sichtbare Folgen der Infektion erkennbar werden. Das macht die Demodikose zu einer sogenannten „Faktorenkrankheit“.
Das bedeutet, dass sie quasi schlummert, bis ein weiterer Faktor dazukommt, durch den sie plötzlich an Kraft gewinnt. Ist der Hund beispielsweise mit dem Bekämpfen anderer Krankheiten beschäftigt oder Stress ausgesetzt, können sich die Milben schneller vermehren und es kommt eher zu einem Ausbruch.
Eine Übertragung auf den Menschen findet nicht statt. Demodex canis ist streng wirtsspezifisch und kann auf dem Menschen nicht überleben.
Wenn dein Hund unter diesen Biestern leidet, kannst du ihn trotzdem streicheln und kuscheln, ohne Angst haben zu müssen, dass du auch befallen wirst.
Welche Symptome treten bei Befall auf?
Es gibt zwei Arten der Demodikose:
Den lokalen Befall und den generalisierten Befall.
Beim lokalen Befall sind, wie der Name schon sagt, nur lokale Stellen betroffen.
Beim generalisierten Befall hingegen finden sich die Symptome auf dem ganzen Körper des Hundes verteilt. Dieser ist deutlich schwerwiegender, während der lokale Befall mitunter sogar ganz von alleine wieder abheilt.
Folgende Symptome deuten auf eine Demodikose hin:
- kahle Stellen, häufig kreisrund
- starker Juckreiz
- dadurch entstehende Sekundärinfektionen (nässende Haut, Entzündungen, Eiterbildung, Geschwüre)
- „Brillenbildung“ – kahle Stellen um die Augen des Hundes bilden eine Brille
- Hautveränderungen im Gesicht (Oberlippe, Nase, Ohren, Augenlider)
Gibt es Hunde, die besonders gefährdet sind?
Neben jungen Welpen, die noch immunschwach sind und daher anfälliger für eine Demodikose, gibt es auch bestimmte Hunderassen, die auffällig häufiger darunter leiden. Dies sind
- Deutsche Schäferhunde
- Dobermänner
- Englische Bulldoggen
- Französische Bulldoggen
- Möpse
- und verschiedene Terrier.
Die Anfälligkeit dieser Rassen wurde jedoch nur in den USA festgestellt.
Warum sie in Europa nicht nachweisbar ist, ist darauf zurückzuführen, dass hier eine ausgewähltere Zucht erfolgt und immunschwache Tiere von Züchtern nicht genutzt werden.
Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Präposition für Demodikose weitervererbt wird.
Bei bestimmten Krankheiten kann ein Ausbruch zu erwarten sein. Diese sind
- Leishmaniose,
- Autoimmunerkrankungen, die Immunsuppressiva notwendig machen,
- Krebserkrankungen, die mit Chemotherapien behandelt werden,
- Schilddrüsenunterfunktion,
- und Nebennierenüberfunktion.
All diese Erkrankungen haben gemein, dass sie das Immunsystem des Hundes schwächen oder stören. Dadurch ist zu erklären, wieso es auch bei älteren Hunden zu Ausbrüchen von Demodikose kommen kann.
Wie wird ein Befall mit Demodex Milben festgestellt?
Vermutest du, dass dein Hund eine Demodikose entwickelt hat, solltest du zum Tierarzt gehen. Dieser wird an den betroffenen Hautstellen Proben entnehmen, indem er mit einem Klebebandstreifen darüber fährt oder mit einem Skalpell über die obere Hautschicht kratzt und die dadurch abgeschabte Haut auffängt.
Anschließend werden diese Proben mikroskopisch untersucht. Zeigt dein Hund die oben genannten Symptome, die für Demodikose sprechen, sollten bei der mikroskopischen Untersuchung viele Milben sichtbar sein.
Behandlungsmethoden
Im Fokus der Behandlung von Demodikose in generalisierter Form liegt das Abtöten der Milben. Dafür stehen verschiedene Mittel zur Verfügung.
Meistens dauert die Behandlung, egal wofür du dich entscheidest, sehr lang.
Gleichzeitig gilt es, herauszufinden, warum gerade jetzt Demodikose auftreten konnte. Sofern keine Vorerkrankungen bekannt sind, sollte dein Tierarzt deinen Hund daher genau untersuchen.
Das plötzliche starke Vermehren der Haarbalgmilben deutet darauf hin, dass dein Hund ein anderes, möglicherweise ernsteres gesundheitliches Problem hat.
Verzichte daher am besten darauf, ausschließlich auf Hausmittel zurückzugreifen und lasse deinen Hund gründlich durchchecken.
Bei lokalem Befall reicht es häufig, wenn die immunschwächende Krankheit herausgefunden und behandelt wird. Die mit Demodikose betroffenen Stellen erholen sich dann oftmals von alleine.
Medikamente gegen Demodex Milben
Es gibt Shampoos, die die Milben abtöten, sowie Tabletten und Spot-ons.
Auch Spritzen werden im Kampf gegen die Milben eingesetzt. Um wirklich sicherzugehen, dass die Krankheit besiegt ist, sollte die Therapie mehrere Monate andauern.
Auch, wenn keine Symptome mehr sichtbar sind, raten viele Tierärzte dazu, noch bis zu zwei Monate weiterzubehandeln. Welches Mittel genau am besten für deinen Hund geeignet ist, wird dein Tierarzt entscheiden.
Folgende Mittel werden in der Regel gegen Demodex Milben eingesetzt:
- Amitraz
- Ivermectin
- Moxidectin
- Milbemycinoxim
Des Weiteren sind neuere Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass Isoxazolinen (Antiparasitika) ebenfalls bei der Bekämpfung von Demodex Milben helfen (Link in englischer Sprache).
Leidet dein Hund bereits an Entzündungen, die durch das Aufkratzen der Haut schnell entstehen können, werden zusätzlich häufig Antibiotika gegeben.
Wie eine Untersuchung auf Demodex Milben beim Hund aussieht, kannst du dir hier ansehen.
Hausmittel
Unterstützend zur medikamentösen Therapie kannst du, in Absprache mit deinem Tierarzt, Öle verwenden.
Kokos– und Niemöl (ein Öl, das aus den Samen des indischen Niembaumes gewonnen wird) beruhigen die Haut und unterstützen sie bei ihrer Regeneration.
Niemöl verhindert außerdem, dass sich die Larven der Milben verpuppen können. Diese sterben dadurch ab. Das Öl hat diese Wirkung auch auf andere Parasiten.
Damit die Öle gut wirken können, sollte dein Hund möglichst kurzes Fell haben. Langhaarige Hunde musst du daher scheren, da es ansonsten in den Haaren hängen bleibt und nur in geringer Menge die Haut erreicht.
Vitamin-E kann der Haut ebenfalls helfen, zu heilen.
Nebenwirkungen
Je nachdem welche Medikamente bei Bello zum Einsatz kommen, können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten.
Es gibt außerdem Faktoren, die bestimmte Medikamente ausschließen. So reagieren sehr kleine Hunderassen beispielsweise sehr empfindlich auf Amitraz, wodurch dieses Mittel bei ihnen in der Regel nicht zum Einsatz kommt.
Da Amitraz darüber hinaus den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, ist es für Hunde mit Diabetes ebenfalls ungeeignet.
Hunde mit einem MDR1-Defekt können außerdem kein Ivermectin bekommen. Dieser Defekt tritt vor allem bei Collies und dem Collie verwandten Rassen auf.
Er ist im Alltag nicht zu erkennen, führt aber zu extremer Überempfindlichkeit bei verschiedenen Medikamenten.
Weitere Nebenwirkungen, die durch ein Herabsetzen der Dosis abgeschwächt werden können, sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderter Appetit und Juckreiz.
Kommt es zu starker Fressunlust, Ataxie (Störung in Bewegungsabläufen) oder vermehrtem Durst und Harnabsatz, solltest du unbedingt deinen Tierarzt aufsuchen.
Allgemein gilt, dass du die Dosis nicht eigenmächtig anpassen, sondern immer deinen Tierarzt dazu befragen solltest.
Sind Langzeitfolgen zu erwarten?
Bei starken, generalisierten Befall kann es passieren, dass eine Dauertherapie notwendig wird. Das bedeutet, dass dein Hund dauerhaft Symptome für Demodikose zeigt oder diese erneut auftreten, sobald die Behandlung beendet wird.
Je nachdem wie lange der Hund unbehandelt war, können auch vernarbte Hautstellen entstehen, die nackt bleiben.
Hunde, die im Alter von über 18 Monaten an Demodikose erkrankt sind, gelten in der Regel als ungeeignet für die Zucht, da davon ausgegangen wird, dass sie diese Anfälligkeit an ihre Welpen weitergeben könnten.
Leidet ein Hund im Welpenalter daran, erholt sich jedoch, steht einer Zucht normalerweise nichts im Weg.
Demodex Milben vorbeugen
Demodex Milben sind bei den meisten Hunden vorhanden und auch nach erfolgter Behandlung sind sie häufig noch nachweisbar, ohne jedoch Symptome auszulösen.
Eine Prophylaxe ist daher nicht möglich. Um die Gefahr einer Demodikose zu mindern, solltest du deinen Hund nicht mit offensichtlich erkrankten Hunden zusammenführen.
Ansonsten kannst du nur dafür sorgen, dass dein Hund gut ernährt ist und gesund bleibt, um eine Demodikose zu vermeiden.
Fazit
Ein Befall mit Demodex Milben klingt erst einmal gefährlicher als er ist. Die allermeisten Hunde tragen diese Milben mit sich herum, ohne jemals Symptome zu entwickeln.
Bricht eine Demodikose jedoch aus, kann es mitunter schwierig sein, sie wieder in den Griff zu bekommen. Langwierige, eventuell auch dauerhafte Therapien können nötig sein.
Um eine Demodikose zu verhindern, wird in der Hundezucht darauf geachtet, immunschwache Hunde, die zu Demodikose neigen, nicht zur Zucht einzusetzen.
Dir als Halter bleibt nur, deinen Hund gesund zu ernähren und frühzeitig auf Krankheitssymptome zu reagieren. Da Demodex Milben sich besonders dann gut vermehren können, wenn dein Hund immungeschwächt ist, ist es wichtig, dass er keine Krankheiten verschleppt.