Sollte ich meine Hündin decken lassen? Vorbereitung und Ablauf
Ich behaupte mal, dass so gut wie jeder Hundehalter seinen Vierbeiner hin und wieder anschaut und sich denkt: „Davon hätte ich gern noch fünf.“
Hast du eine unkastrierte Hündin, kannst du dir diesen Wunsch ganz einfach erfüllen, indem du sie decken lässt. Hündinnen sollen doch sowieso einmal in ihrem Leben Babys haben, oder nicht?
Dieser Frage gehen wir heute auf den Grund. Außerdem erfährst du, was du beachten musst, wenn du über einen Wurf nachdenkst und wie du dich und deine Hündin darauf am besten vorbereitest.
Hündin decken lassen oder nicht?: Auf den Punkt gebracht
Eine Trächtigkeit bringt der Hündin keinen körperlichen oder geistigen Vorteil. Idealerweise sollte die Hündin bei ihrer ersten Trächtigkeit mindestens zweieinhalb Jahre alt sein. Vier bis fünf Würfe pro Hündin sind das Maximum. Bevor es zur Trächtigkeit kommt, solltest du die Hündin auf Erbkrankheiten testen.
Sollte jede Hündin einmal Welpen bekommen?
Einmal trächtig sein, das Wunder der Geburt erleben und dann seine Welpen aufwachsen sehen … Überträgt man das auf den Menschen könnte man sicherlich sagen, dass viele diesen Wunsch haben.
Warum sollte es bei Hunden anders sein?
Wie beim Menschen gibt es auch bei Hunden keinen Grund, weswegen sie mindestens einmal Welpen bekommen sollten oder müssten.
Wenn du dich entscheidest, deine Hündin decken zu lassen, tust du das also für dich, nicht für sie.
Das meine ich nicht negativ, es ist großartig, bei einer Geburt dabei zu sein.
Auch die Entwicklung der Welpen danach ist faszinierend. Wenn du das also möchtest und nichts dagegenspricht (die Kriterien verrate ich dir später), lasse deine Hündin ruhig decken.
❌ Mythos 1: Eine Trächtigkeit verringert das spätere Krebsrisiko
Immer wieder hört man, eine Trächtigkeit würde das Krebsrisiko für Hündinnen senken. Es gibt allerdings keine Studie, die einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Würfen sieht.
Dem gegenüber stehen hingegen die realen Gefahren einer Trächtigkeit und Geburt. Beides strengt den Körper enorm an. Komplikationen können zu bleibenden Schäden führen.
Diese sind zwar selten, aber gerade bei unerfahrenen Besitzern möglich.
Von der Horrorvorstellung, dass die Hündin während der Geburt verstirbt, erzähle ich hier nichts. Natürlich ist das möglich, aber es ist wahnsinnig selten. Das hier als Punkt gegen eine Trächtigkeit anzubringen, erscheint mir nicht richtig.
❌ Mythos 2: Mit einer echten Trächtigkeit werden zukünftig Scheinschwangerschaften verhindert
Wird eine Hündin nach einer Läufigkeit scheinträchtig, hören Besitzer zwei Tipps: kastrieren oder decken lassen. Beides ist Quatsch.
Eine Scheinträchtigkeit gehört zur Läufigkeit bei Hunden dazu (Quelle). Sie stellt sicher, dass auch nicht gedeckte Hündinnen eines Rudels bereit sind, sich um Nachwuchs zu kümmern.
Passiert der Mutter etwas, stehen direkt drei Tanten bereit, die dank Hormonumstellung bereits Muttermilch produzieren.
Eine Scheinschwangerschaft ist also keine Krankheit, die du mit einer echten Schwangerschaft oder einer Kastration behandeln musst. Ersteres wäre auch gar nicht erfolgreich.
Die für die Scheinschwangerschaft verantwortlichen Hormone werden bei der nächsten Läufigkeit wieder ausgeschüttet. Ob die Hündin Welpen geworfen hat oder nicht, ist völlig egal.
Lies auch >> Hündin ist nach Läufigkeit antriebslos: normal oder ein gesundheitliches Problem?
❌ Mythos 3: eine Trächtigkeit macht die Hündin psychisch erwachsener und ruhiger
Stelle dir mal vor, jemand würde diesen Tipp auf menschliche Teenager anwenden. Ist ein eigenes Baby wirklich der beste Weg, erwachsen zu werden? Ich glaube kaum.
Ja, es kann sein, dass die Hündin nach dem Wurf Wesensveränderungen durchmacht. Wer kann es ihr verübeln. Kindererziehung ist anstrengend.
Da viele Hunde einzeln gehalten werden, hat sie nicht einmal Artgenossen parat, die ihr helfend zur Seite stehen. Sie ist im Grunde eine alleinerziehende Mutter.
Übrigens treten diese Wesensveränderungen hauptsächlich auf, wenn eine Hündin sehr jung gedeckt wird.
Ältere Hündinnen, die körperlich bereits erwachsen sind, sind davon nicht oder zumindest deutlich weniger betroffen.
📅 Das beste Alter für die erste Trächtigkeit deiner Hündin
Bevor deine Hündin gedeckt wird, sollte sie körperlich ausgewachsen sein. Das bedeutet für kleine Hunde ein Mindestalter von etwa 18 Monaten. Bei großen Rassen solltest du besser noch etwas länger, bis zum zweiten Geburtstag, warten.
Ich würde dir empfehlen, deine Hündin, egal welcher Rasse, frühestens mit zweieinhalb oder drei Jahren decken zu lassen. Dann kannst du dir sicher sein, dass sie ausgewachsen und auch geistig erwachsen ist.
Warum sind Hunde so früh geschlechtsreif, wenn sie noch gar nicht trächtig werden sollen?
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum eine Hündin ihre ersten drei oder vier Läufigkeiten gar nicht nutzen sollte. Schließlich werden viele Hündinnen mit sechs bis neun Monaten das erste Mal läufig.
Sie wären aber noch viel zu jung, um Mama zu werden. Der Grund liegt in ihrer Lebensweise. Diese verschiebt nämlich offenbar die Geschlechtsreife von Hündinnen extrem. Das sieht man auch beim Wolf.
Eine Wölfin wird normalerweise mit etwa 22 Monaten geschlechtsreif (englische Quelle). Manche brauchen noch länger, ganze vier oder fünf Jahre. Körperlich ausgewachsen sind sie schon vorher. Sie sind also viel später geschlechtsreif als ein Haushund.
Betrachtet man Wölfe in Gefangenschaft, bemerkt man einen deutlichen Unterschied: diese werden nämlich (nicht immer) bereits mit neun oder zehn Monaten zum ersten Mal läufig.
Vermutlich hat das etwas mit Ernährung und Pflege zu tun. Haushunde müssen sich nicht um ihr Futter kümmern. Sie erhalten auch medizinische Versorgung und verschleppen daher viel seltener Krankheiten.
Ab wann ist eine Hündin zu alt, um gedeckt zu werden?
Hündinnen kommen nicht in die Menopause. Im Alter kann sich ihr Zyklus verschieben, aber theoretisch fruchtbar bleiben sie fast bis zum Tod.
Dennoch ist es nicht ratsam, eine zwölf Jahre alte Hündin noch zur Zucht zu benutzen. Wie bei Menschen steigt auch bei Hunden die Gefahr für Komplikationen und Erbkrankheiten mit dem Alter der Mutter.
Deswegen empfiehlt man, die erste Trächtigkeit vor dem fünften Geburtstag stattfinden zu lassen. Die letzte sollte mit dem siebten Geburtstag abgeschlossen sein.
Warum man niemals jede Läufigkeit nutzen sollte
Jede Trächtigkeit und Geburt ist eine Belastung für deine Hündin. Sie nimmt an Gewicht zu, was ihre Gelenke beeinträchtigt.
Die Hormone lassen ihre Knochen weich werden, was bei knapp aufeinanderfolgenden Trächtigkeiten zu bleibenden Veränderungen führen kann.
Außerdem braucht der Körper nach der Geburt Zeit für die Rückbildung. Hinzu kommen die Welpen, um die sich die Hündin jetzt kümmern muss. Zwischen einem und zwölf Welpen ist alles möglich, wobei die meisten Würfe drei bis acht Babys umfassen.
Das ist anstrengend und nicht jede Hündin kommt damit gut zurecht. Ich kenne zwei Beispiele von erstgebärenden Hündinnen, die mit sieben und acht Welpen große Würfe hatten. Die mit sieben Welpen war kaum wiederzuerkennen. Sie war mager, verlor Fell und sah einfach völlig fertig aus.
Die andere Hündin steckte ihre acht Babys hingegen gut weg und hatte nach dem Wurf keine Probleme. Trotzdem wurde ihre nächste Läufigkeit natürlich nicht direkt wieder genutzt.
Idealerweise liegen zwischen den Würfen zwei Jahre. In dieser Zeit kann sich die Hündin erholen. Es heißt, dass eine Hündin nicht mehr als fünf Würfe haben sollte. Jede weitere Trächtigkeit belastet sie zu sehr.
Meine Meinung zur Anzahl der Würfe
Persönlich würde ich noch einen Schritt weitergehen: zwei Würfe pro Hündin sind genug. Warum?
Betrachten wir alle Vorgaben zum Wohle der Hündin sind mehr einfach nicht drin.
Starten wir an ihrem dritten Geburtstag und halten die zwei Jahre Pause zwischen den Würfen ein, ist sie beim zweiten Wurf mindestens fünf Jahre alt.
Weil sie nach ihrem siebten Geburtstag nicht mehr werfen soll, ist nun also das Ende erreicht.
Auf die fünf Würfe kommt man nur, wenn man früher startet und die Pausen verkürzt. Das bringt mehr Geld beim züchten, schadet aber dem Tier.
✔️ Checkliste: Diese Punkte musst du erfüllen, wenn du deine Hündin decken lassen willst
Bevor du deine Hündin decken lässt, musst du einiges bedenken und planen. Die Checkliste hilft dir dabei.
✔️ Tipp #1: Deine Hündin muss frei von Erbkrankheiten sein
Naht die nächste Läufigkeit, solltest du deine Hündin bei deinem Tierarzt vorstellen und durchchecken lassen. Schließlich muss sie gesund sein, damit die Trächtigkeit problemlos verläuft.
Außerdem solltest du sie auf gängige Erbkrankheiten testen lassen. Die Kosten dafür belaufen sich schnell auf über 200 €.
✔️ Tipp #2: Nötiges Kleingeld
Die Vorbereitung der Trächtigkeit und die Aufzucht der Welpen geht ins Geld. Du solltest deine Hündin niemals decken lassen, weil du dir von dem Verkauf der Welpen Gewinn versprichst.
Das lohnt sich kaum und die Zeit, bis es so weit ist, musst du überbrücken können.
Für den Test auf Erbkrankheiten fallen Kosten an. Möchtest du die Fruchtbarkeit deiner Hündin messen lassen, musst du das ebenfalls bezahlen.
Während der Trächtigkeit solltest du zusätzlich mindestens einmal zu einer Ultraschalluntersuchung gehen.
Verläuft die Geburt problemlos, fallen dafür keine Kosten an. Kommt es hingegen zu einem Kaiserschnitt, liegt der Preis leicht im vierstelligen Bereich.
Für die Welpen brauchst du anschließend spezielles Futter und erste Entwurmungen, sie müssen gechipt und geimpft werden.
✔️ Tipp #3: Betreuungszeit
Deine Hündin wird Auszeiten von ihren Welpen brauchen. Diese musst du ihr geben können. Ein Wurf kommt also nur infrage, wenn du ausreichend Zeit hast, die du der Betreuung der Welpen widmen kannst.
Du solltest die Babys außerdem am Familienleben teilhaben lassen. So stellst du sicher, dass sie Haushaltsgeräusche wie Mixer oder den Staubsauger kennen. Ihre neuen Besitzer kämpfen sonst möglicherweise zu Beginn mit Panik bei den Kleinen.
✔️ Tipp #4: Ausreichend Platz
Deine Hündin braucht eine Wurfhöhle, die sie sich während ihrer Trächtigkeit bereits mit Decken und Kissen einrichten möchte. Sie sollte an einem ruhigen, geschützten Ort stehen.
Denn dorthin wird sich deine Hündin auch zurückziehen, wenn die Wehen einsetzen.
Anschließend brauchen die Welpen genug Platz zum Spielen und Ausruhen. Der Platz sollte dabei ebenfalls ruhig liegen, aber nicht vom restlichen Geschehen abgeschnitten sein. Eine Garage eignet sich beispielsweise nicht.
✔️ Tipp #5: Was passiert mit den Welpen?
Diese Frage solltest du dir schon vor dem Deckakt stellen. Was hast du mit den Welpen vor? Verkaufen? Kennst du schon jemanden, der Interesse hätte? Wie soll die Vermittlung laufen?
Kümmerst du dich darum? Unterschätze die Pflege der Anzeigen und das Koordinieren von Besuchen nicht.
Vorbereitung der Trächtigkeit
Kannst du die Checkliste erfüllen, geht es an die Vorbereitung der Läufigkeit und Geburt. Lasse bitte keinen der nachfolgenden Punkte aus.
💡 Tierarztcheck
Lasse deine Hündin nur decken, wenn sie gesund und frei von Erbkrankheiten ist. Das garantiert dir keine komplikationslose Trächtigkeit mit gesunden Welpen. Es verringert das Risiko für Probleme aber enorm.
💡 Auswahl des Deckrüden
Auch der Deckrüde sollte diese Checks durchlaufen sein. Deine gesunde Hündin nützt dir nichts, wenn der Rüde belastet ist.
Deswegen würde ich dringend davon abraten, deine Hündin spontan von einem auf dem Spaziergang getroffenen Rüden decken zu lassen. Musst du Zuchtvorgaben durch einen Verein erfüllen, so wie es seriöse Züchter tun, geht das ohnehin nicht.
Es ist auch möglich, dass deine Hündin den Rüden ablehnt: Lies dazu >> Hündin lässt sich nicht decken: 5 Gründe und Tipps
💡 Vorsorgeuntersuchungen während der Trächtigkeit
Eine Trächtigkeit kannst du früh an einigen Anzeichen erkennen.
Welche das sind, erfährst du in diesem Video. Diese Anzeichen ersetzen aber keine professionelle Schwangerschaftsfeststellung beim Tierarzt.
Mindestens einmal steht ein Ultraschall für deine Hündin an. Das ist für Hündinnen aller Rassen und Größen wichtig, weil der Tierarzt dabei Anzahl und Lage der Welpen feststellt.
Außerdem kann er Probleme durch eine ungünstig sitzende Plazenta, unterentwickelte oder bereits verstorbene Welpen frühzeitig erkennen.
Ein besonderes Problem tritt bei kleinen Hündinnen auf. Hundewelpen kleiner Rassen sind im Verhältnis zu ihren Eltern größer als Welpen großer Rassen.
Das bedeutet, dass kleine Hündinnen eher Probleme bei der Geburt durch zu große oder feststeckende Welpen bekommen.
Ganz gefährlich wird es, wenn die Hündin nur mit einem Welpen trächtig ist. Dann wird dieser von keiner Seite im Wachstum gebremst. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er zu groß wird.
In diesem Fall solltest du eine Woche vor dem errechneten Wurftermin einen weiteren Ultraschall durchführen lassen, um den Welpen auszumessen.
Ist er zu groß, wird dir dein Tierarzt vermutlich zu einem geplanten Kaiserschnitt raten.
Sollte ich meine Hündin decken lassen? Das Fazit
Es stimmt nicht, dass jede Hündin einmal Welpen haben muss, um ein erwachsener, geistig gesunder Hund zu werden. Trotzdem ist es wunderschön, die Entwicklung der Kleinen mit anzusehen.
Entscheidest du dich dafür, deine Hündin decken zu lassen, solltest du dich gut informieren. Denke auch an den Notgroschen für die Versorgung und zur Deckung von Mehrkosten, falls es zu einem Kaiserschnitt kommt.
Auch wenn deine Hündin also keine Welpen haben muss, spricht bei der richtigen Vorbereitung nichts dagegen.
Häufig gestellte Fragen
Sollte ich meine Hündin einmal decken lassen?
Es gibt keinen gesundheitlichen oder psychologischen Grund, aus dem eine Hündin einmal in ihrem Leben Welpen haben muss.
Wie lange dauert es, eine Hündin zu decken?
Die Paarung dauert etwa 15 Minuten. Manchmal verbleiben die Tiere auch bis zu einer Stunde in der Position, ehe sie sich voneinander trennen.
Wie alt sollte eine Hündin beim ersten Wurf sein?
Kleine Rassen können mit eineinhalb Jahren das erste Mal gedeckt werden. Bei großen Hündinnen solltest du bis nach dem zweiten Geburtstag warten.