9 Ursachen für geschwollene Lefzen bei deinem Hund
Sie können im Auto bei offenem Fenster im Wind schlackern. Und sie sorgen dafür, dass du immer genau weißt, wann dein Hund getrunken hat: die Lefzen.
Ein kleiner Körperteil, der nicht nur mehrere Nutzen für deinen Hund hat, sondern auch für Probleme sorgen kann.
Geschwollene und dicke Lefzen sind gar nicht so selten. Wie es dazu kommt, dass sie anschwellen und wann du damit zum Tierarzt solltest, verrate ich dir heute.
Was Lefzen beim Hund sind und welchen Sinn sie haben
Lefzen sind die Lippen deines Hundes. Der Begriff bedeutet nichts anderes als „Lippe“ und wird hauptsächlich für Raubtiere und eben unsere Haushunde verwendet.
Lefzen haben drei Hauptaufgaben:
- Schutz,
- Atemhilfe beim Schwimmen und
- Riechhilfe.
Dass Lefzen das Gesicht eines Hundes schützen, zeigt sich darin, dass „Kampfhunde“ meist große Lefzen haben. Beißt der Gegner zu, erwischt er im Bestfall nur die Lefze.
Das tut auch weh und sorgt für Verletzungen. Aber es ist besser als ein Biss in die Nase oder ins Auge.
Hast du deinem Vierbeiner schon mal aufmerksam beim Schwimmen zugeschaut?
Wenn ja, ist dir sicher aufgefallen, dass er dabei ein bisschen blubbernd atmet. Das liegt an den Luftblasen, die sich unter seinen Lefzen bilden. Je größer die Lefzen, desto größer die Luftblasen.
Und je größer die Luftblasen, desto einfacher fällt ihm das Atmen beim Schwimmen.
Zu guter Letzt funktioniert die Lefze etwa wie eine verlängerte Nase. Sie transportiert den Geruch zu dieser, sodass sich Hunde mit großen Lefzen eher als Spürhunde eignen.
Schaue dir einmal typische Spürhunde für die Personensuche und Jagdhunde an. Am deutlichsten wird das Prinzip wohl beim Bloodhound. Auch der Basset hat auffällig lange Lefzen.
Hund Lefzen geschwollen: 9 Ursachen
Warum die Lefzen deines Hundes plötzlich anschwellen, kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Viele davon sind zwar behandlungsbedürftig, aber zum Glück nicht sehr gefährlich.
Die neun Ursachen sind:
- Insektenstiche,
- Allergien,
- ein Lefzenekzem,
- Zellulitis,
- ein Abszess,
- ein Tumor,
- eine Verletzung,
- Kraniomandibuläre Osteopathie und
- sehr selten eine Impfreaktion.
1) Insektenstich
Sobald es im Frühjahr wärmer wird, werden auch die stechenden Insekten wieder aktiv. Besonders bei einem Spaziergang durch den Wald oder in Wassernähe surren ständig Mücken um Hund und Halter.
Das Fell deines Vierbeiners schützt ihn etwas vor den lästigen Biestern. Aber ganz davor gefeit ist er leider nicht. Schwach behaarte Körperteile, also Bauch, Schenkelinnenseiten und das Gesicht, sind für Mücken zu verlockend.
Die Lefzen sind zusätzlich durch Bienen- und Wespenstiche gefährdet. Jeder Hund, den ich kenne, schnappt mal nach den Insekten.
Kriegt er eines zu fassen, sticht es möglicherweise zu und erwischt die Lefze.
Einen Insektenstich an der Lefze erkennst du an
- einseitiger oder beidseitiger, starker Schwellung,
- Juckreiz,
- Berührungsempfindlichkeit,
- vermehrtem Speicheln und
- eventuell Ausbreitung der Schwellung auf das gesamte Gesicht.
2) Allergie
Hunde können, wie Menschen, an ganz unterschiedlichen Allergien leiden. Die häufigsten sind Allergien gegen
- Insektenstiche,
- Lebensmittel,
- Pollen und
- Parasiten.
Kommt dein Hund mit einem Allergen in Kontakt, reagiert er möglicherweise mit Rötung und Schwellung an der betroffenen Stelle.
Weil Hunde an allem schnuppern oder es sogar ins Maul nehmen, kommen ihre Lefzen mit vielem in Kontakt. Eine Schwellung in diesem Bereich ist daher besonders häufig.
3) Lefzenekzem
Unter dem Begriff „Ekzem“ versteht man eine juckende, entzündliche, aber nicht ansteckende Hauterkrankung.
Sie wird durch Krankheitserreger ausgelöst, die in die Haut eindringen, und dort für Infektionsgeschehen sorgen.
Die Lefzen sind besonders anfällig, weil sie häufig von kleinen Verletzungen betroffen sind. Dein Hund wird beim Spielen leicht gebissen, bleibt beim Schnüffeln im Wald hängen oder kneift sich selbst unabsichtlich in die Lippe.
Zusätzlich sind große Lefzen eher durch Lefzenekzeme gefährdet, weil sie tiefere Falten haben, in denen sich Bakterien ansiedeln können.
Lefzenekzeme können alle Hunderassen betreffen. Besonders anfällig sind
- Bulldogge,
- Dackel,
- Mops,
- Pudel,
- Shi Tzu und
- Chow-Chow.
4) Juvenile Zellulitis
Canine juvenile Zellulitis ist eine seltene Hauterkrankung, die meist bei Welpen unter sechs Monaten auftritt.
Vermutlich handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die eigene Haut attackiert (englische Quelle).
Genau weiß man aber noch nicht, wie die Krankheit ausgelöst wird. Zellulitis äußert sich in Schwellungen im ganzen Gesicht des Hundes. Zusätzlich kommt es zu
- Pickeln und Pusteln,
- geschwollenen Lymphknoten,
- Haarausfall am Kinn,
- Krustenbildung,
- Narbenbildung und
- Gelenkschmerzen.
5) Abszess
Ein Abszess ist eine Eiteransammlung im Gewebe. Diese entsteht entweder durch eine Verletzung, über die Krankheitserreger eindringen, eingewachsene Haare oder andere eingeschlossene Fremdkörper. Auch nach der Gabe einer Spritze kann solch ein Abszess entstehen.
Der Fremdkörper könnte beispielsweise ein Grashalm oder Holzsplitter sein. Das Immunsystem versucht, die Bakterien, Haare oder Fremdkörper wieder loszuwerden.
Schließt sich aber die Wunde zu schnell, bildet sich nur Eiter, der in einer Höhle unter der Haut bleibt. Es entsteht eine Schwellung.
Einen Abszess an der Lefze erkennst du an
- einseitiger Schwellung,
- Rötung,
- Wärme,
- Schmerz (Hund lässt sich dort nicht anfassen oder wird sogar aggressiv),
- Mundgeruch,
- Haarausfall auf der Schwellung und
- eventuell Fieber und weitere allgemeine Krankheitssymptome (Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, …).
Einen Hund mit einem wirklich riesigen Abszess im Gesicht siehst du in diesem Video, aber Vorsicht: Der Abszess wird in dem Video auch geöffnet!
6) Tumor
Ein Tumor, egal ob gut- oder bösartig, kann so gut wie überall auftreten. Das Maul ist zwar eher selten betroffen, aber ausschließen kann man es nicht. Einige Rassen scheinen deutlich häufiger daran zu leiden, darunter
- Weimaraner,
- Boxer,
- Zwergpudel,
- Deutsche Schäferhunde und
- Labrador Retriever.
Einen Tumor an der Lefze erkennst du an folgenden Symptomen:
- einseitige Schwellung
- Sabbern
- Blutungen
- Futterverweigerung/Schmerzen beim Kauen
- Berührungsschmerzen
- allgemeine Krankheitssymptome
7) Verletzung
Verletzungen führen nicht nur zu Abszessen oder Ekzemen. Sie können auch allein zu Schwellungen führen. Sicher kennst du das sogenannte Blutohr beim Hund.
Das ist quasi ein blauer Fleck, also eine Verletzung von Blutgefäßen unter der Haut. So etwas kann auch die Lefze betreffen. Dann schwillt diese wie das Ohr an, wird berührungsempfindlich und heiß.
Ganz allgemein kann es bei Verletzungen vorübergehend zu kleineren Schwellungen kommen. Möglicherweise eitern sie auch ein wenig. Weitere Symptome bei einer verletzten Lefze sind
- Blutungen,
- Eiterfluss,
- Sabbern,
- Mundgeruch und
- Juckreiz.
8) Kraniomandibuläre Osteopathie
Die kraniomandibuläre Osteopathie bezeichnet eine Knochenerkrankung bei Hunden, die etwa im Alter von vier Monaten ausbricht.
Dabei bildet sich Knochen in der Kieferregion, der die Bewegungsfähigkeit des Kiefers einschränkt und zu starken Schmerzen führt. Dadurch kommt es möglicherweise auch zu geschwollenen Lefzen.
Oder die Lefzen sehen durch die Knochenneubildung nur wie geschwollen aus.
Die Krankheit betrifft häufiger West Highland White, Cairn und Scottish Terrier, für die es auch einen Gentest gibt (Quelle). Daneben sind Fälle beim Dobermann, Labrador, Boston und Bullterrier bekannt.
9) Impfreaktion
Nach jeder Impfung kann es zu einer Impfreaktion kommen. Meist handelt es sich dabei um eine kleine, harte Schwellung an der Impfstelle. Manche Hunde haben eine etwas erhöhte Körpertemperatur.
Aber einige Hundehalter berichten auch von geschwollenen Lefzen nach einer Impfung.
Das Problem ist, dass diese Schwellung auch auf das restliche Gesicht und die Zunge übergreifen kann. Damit würde sie zu Schluckbeschwerden und Atemnot führen.
Zurückzuführen ist so eine Impfreaktion auf eine allergische Reaktion auf Bestandteile der Impfung. Das bedeutet, dass, sollte dein Hund allergisch sein, er diese Reaktion schnell nach der Impfung zeigen sollte.
Spätestens zwei Stunden nach der Impfung würde sich eine Schwellung einstellen. Ist bis dahin alles ruhig, brauchst du auch keine Angst mehr davor zu haben.
Mit geschwollener Lefze zum Tierarzt?
Ist die Lefze nur leicht geschwollen und ist dein Hund ansonsten normal, kannst du das Ganze erstmal beobachten.
Geht die Schwellung nicht innerhalb von zwei Tagen sichtbar zurück, wird stärker oder zeigt dein Hund andere Symptome, gehe besser mit ihm zum Tierarzt.
Behandlung der geschwollenen Lefzen beim Tierarzt
Bei einem stark geschwollenen Insektenstich braucht dein Hund eventuell etwas zum Abschwellen. Ein Antihistaminikum wird bei Allergien nötig.
Gegen das Lefzenekzem setzt dein Tierarzt vermutlich ein Antibiotikum ein. Hunde, die an Zellulitis leiden, benötigen Schmerzmittel und sollten regelmäßig gebadet werden.
Einen Abszess loszuwerden, kann etwas schwieriger sein. Je nach Schweregrad wird dein Tierarzt ihn eventuell operativ öffnen wollen und den Eiter herausspülen.
Manchmal reicht auch ein passendes Antibiotikum, aber nur, wenn kein Fremdkörper mehr in der Lefze steckt.
Leidet dein Hund an einem Tumor, solltest du diesen operativ entfernen und untersuchen lassen. So erhältst du Gewissheit darüber, ob die Wucherung gut- oder bösartig ist.
Ein Tumor an der Lefze ist häufig gut operabel und daher kein großer Eingriff.
Verletzungen an der Lefze können mit Schmerzmitteln und Antibiotika behandelt werden. Einblutungen punktiert dein Tierarzt und lässt das Blut abfließen.
Bei der kraniomandibulären Osteopathie kommen Schmerzmittel und Entzündungshemmer zum Einsatz. Mit ungefähr einem Jahr verschwinden die Knochenwucherungen von allein wieder.
Eine vermutete Impfreaktion solltest du immer tierärztlich abklären, allein um sie zu dokumentieren. In diesem Fall könnte zusätzlich der Hals zuschwellen, was lebensgefährlich wird. Bello bekommt daher Antihistaminika.
Hausmittel bei geschwollener Lefze
Stelle den Selbstschutz hierbei an erste Stelle. Greife deinem Hund nicht an die geschwollene, womöglich schmerzende Lefze, wenn er nicht gesichert ist.
Idealerweise hilft dir daher eine zweite Person, die deinen Hund fixiert.
Bei vielen Schwellungen hilft Kühlen. Nimm dafür bitte keine Eiswürfel, sondern besser ein feuchtes Tuch. Kommt die Schwellung von einem Stich, kannst du eine angeschnittene Zwiebel darauflegen.
Viele andere Hausmittel kann ich in diesem Fall nicht empfehlen, weil dein Hund sie sofort ablecken würde. Nutze daher bitte auch keine Cremes ohne Rücksprache mit deinem Tierarzt.
Mein Hund hat geschwollene Lefzen – Das Fazit
Eine geschwollene Lefze kann durch ganz unterschiedliche Ursachen zustande kommen. Häufig handelt es sich um einen ungefährlichen Insektenstich.
Aber eine einseitige Schwellung kann auch durch einen Abszess oder selten durch einen Tumor entstehen.
Ist die Lefze deines Hundes geschwollen, kannst du eigentlich immer davon ausgehen, dass dein Hund Schmerzen hat. Weil wir das unseren Vierbeinern nicht antun wollen, ist ein Besuch beim Tierarzt so gut wie immer ratsam.
In jedem Fall solltest du deinen Hund untersuchen lassen, wenn er weitere Symptome zeigt, vor allem Fieber oder Schluckbeschwerden.
Bleibt es bei einer kleinen Schwellung, die nach kurzer Zeit wieder abschwillt, kannst du die Lefze auch kühlen und beobachten.
Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet es, wenn die Lefze einseitig geschwollen ist?
Eine einseitig geschwollene Lefze deutet auf einen Abszess, ein Ekzem oder einen Tumor hin. Es könnte sich außerdem um einen Insektenstich oder eine Verletzung handeln.
Wie entsteht eine beidseitig geschwollene Lefze?
Ist die Lefze gleichmäßig geschwollen, leidet dein Hund vermutlich an einer allergischen Reaktion (sehr selten bei Impfungen möglich), kraniomandibulärer Osteopathie oder Zellulose. Meistens handelt es sich in dem Fall um eine gewöhnliche Allergie.
Wie sehen gesunde Lefzen aus?
Gesunde Lefzen sind innen rosa oder bräunlich, beim Chow-Chow auch bläulich und außen meist dunkler oder schwarz. Sie sind dünn und können, je nach Rasse, lang, kurz oder gefaltet sein.