Spürt ein Hund, wenn er sterben muss? 4 Anzeichen eines sterbenden Hundes
Irgendwann ist der Abschied gekommen. Man will sich mit diesem Thema nicht beschäftigen, aber es ist gut, wenn du weißt, was auf dich zukommt. Tieren sprechen wir häufig ein außerordentliches Gespür zu. Wir glauben, dass unsere Hunde wissen, wenn es mit ihnen zu Ende geht.
Aber kann das überhaupt stimmen? Und was bedeutet das für dich als Halter? Wie läuft das Sterben überhaupt ab?
Diese und weitere Fragen beantworte ich dir in diesem Artikel.
Spürt ein Hund, wenn er sterben muss? Auf den Punkt gebracht!
Hunde riechen feine, chemische Veränderungen im Körper, weswegen sie möglicherweise auch wahrnehmen können, wenn jemand, oder sie selbst, sterben.
Die meisten Vierbeiner verweigern zunächst ihr Futter und ziehen sich zurück. Das Verhalten ist ein Überbleibsel vom Wolf.
Während der letzten Sterbephase hat ein Hund Krämpfe, aber keine Schmerzen mehr.
Das feine Gespür unserer Vierbeiner: Deswegen spüren sie möglicherweise, wenn sie sterben müssen
Wir können nur mutmaßen, ob ein Hund versteht, was der Tod bedeutet. Schließlich hat leider noch niemand einen Weg gefunden, mit seinem Hund zu sprechen.
Klar, Kommandos verstehen unsere Vierbeiner. Aber eine Diskussion über den Tod, ist dann doch eine Nummer schwieriger.
Was wir wissen ist, dass Hunde in der Lage sind, winzige, chemische Veränderungen im Körper zu erkennen. Sie erschnüffeln Krebs (englische Quelle), Unterzuckerung bei Diabetikern (englische Quelle) und erkennen einen nahenden epileptischen Anfall (englische Quelle).
Diese Dinge haben unter anderem mit Veränderungen in unserem Blut zu tun. Hunde erkennen die Veränderungen. Es ist also durchaus denkbar, dass ein Hund diese auch bei sich selbst oder bei anderen wahrnimmt, die auf den Tod hindeuten.
Die meisten Hunde reagieren auf einen verstorbenen Artgenossen recht pragmatisch, auch wenn er ein guter Kumpel war. Sie schnüffeln an ihm und verlieren dann recht schnell das Interesse.
Ja, es riecht wohl noch nach ihrem Kumpel, aber er scheint es nicht zu sein, denken sie vielleicht. Dass sie in diesem Moment wirklich verstehen, dass dieser Artgenosse fort ist, ist fraglich.
4 Typische Verhaltensweisen eines sterbenden Hundes
Das Sterben an sich wird in drei Phasen unterteilt, dazu später mehr. Dein Hund kann auch schon vor der ersten Phase typische Anzeichen dafür zeigen, dass sein Leben zu Ende geht.
Einige der in den folgenden Unterpunkten beschriebenen Verhaltensweisen treten während der Sterbephasen auf. Andere zeigt dein Hund möglicherweise schon früher.
1) Futter- und Wasserverweigerung
Viele Hunde zeigen in ihrem Leben immer wieder durch Futterverweigerung, dass es ihnen schlecht geht. Haben sie Bauchschmerzen, bleibt der Napf manchmal mehrere Tage voll.
Allerdings trinken die Vierbeiner in dieser Zeit normalerweise etwas. Spürt dein Hund, dass es mit ihm zu Ende geht, wird er auch sein Wasser nicht mehr anrühren.
Warum das genau so ist, wissen wir nicht. Es kann sein, dass der Hund die Energie, die das Futter ihm geben würde, nicht mehr aufnehmen möchte.
Schließlich würde er sie ohnehin nicht mehr verbrauchen. Außerdem schalten sich während des Sterbens langsam die inneren Organe ab. Dein Hund spürt eventuell, dass er sein Futter gar nicht mehr verdauen könnte.
Verweigert dein Hund also Futter, Wasser und nimmt nicht mal mehr geliebte Leckerlis, könnte das das erste Zeichen sein. Trotzdem würde ich dir an dieser Stelle raten, mit ihm zum Tierarzt zu gehen.
Wie gesagt, viele Hunde fressen ein paar Tage nichts, wenn sie krank sind. Es kann also auch sein, dass dein Senior nur einen Infekt durchmacht. Lasse das auf jeden Fall kontrollieren.
2) Müdigkeit und Bewegungsunlust
Sterben ist kein leichter Vorgang. Der Körper stellt seine Funktionen nach und nach ein. Das ist nicht nur anstrengend, sondern häufig auch mit Schmerzen verbunden.
Die Schmerzen zeigen viele Hunde nicht, sondern ertragen sie stumm. Wir Hundehalter bemerken gar nicht, dass unser Vierbeiner leidet.
Geht es mit einem Hund zu Ende, wird er sich kaum noch bewegen. Selbst zu Spaziergängen wirst du ihn nicht mehr animieren können.
Das heißt nicht, dass jeder alte Hund, der viel schläft und sich wenig bewegt, im Sterben liegt. Steht er aber kaum noch auf und verliert zusätzlich die Kontrolle über seine Blase, kann das ein Zeichen sein.
3) Distanz
Die meisten Hunde ziehen sich von ihren Menschen und Artgenossen zurück, wenn sie sterben. Das ist ein Überbleibsel, das sie noch mit dem Wolf verbindet und hat ganz pragmatische Gründe.
Merkt ein Wolf, dass er stirbt, verlässt er sein Rudel. Er sucht sich einen ruhigen Ort, um dort allein zu sterben. Das klingt für uns furchtbar traurig und angsteinflößend. Der Wolf tut das aber zum Schutz seines Rudels.
Er ist leichte Beute und könnte Feinde anlocken. Stirbt er an einer Krankheit, erhöht die Nähe die Gefahr, dass sich sein Rudel bei ihm ansteckt. Also baut er Distanz auf, damit seinem Rudel in seiner Sterbephase nichts passiert.
Braucht dein alter Hund viel Ruhe und ist lieber allein, heißt das aber nicht automatisch, dass er stirbt. Viele Senioren brauchen mehr Ruhe und ziehen sich deshalb aus dem Alltag zurück. Das ist normal und hängt mit ihrem erhöhten Schlafbedürfnis im Alter zusammen.
Tritt es plötzlich auf oder nimmt stark zu, kann es aber auf seinen nahenden Tod hindeuten.
4) Angst, Verwirrtheit und untypisches Verhalten
Weil sich während des Sterbens nach und nach der Körper abschaltet, kann es zu Angst und Verwirrtheit kommen.
Dafür sind unter anderem Hormone verantwortlich, die dein Hund kurz vor seinem Tod nicht mehr in normaler Menge ausschüttet. Außerdem spürt er, dass etwas mit ihm nicht stimmt, was zusätzlich Angst auslösen kann.
Bei einigen Menschen kommt es am Ende auch zu Wahnvorstellungen. Sie glauben beispielsweise, bereits lange verstorbene Freunde zu sehen, die sie abholen wollen.
Man kann jetzt sagen, dass ihr Gehirn ihnen einen Streich spielt. Aber wer versichert uns, dass es nicht wirklich so ist?
Angst und Verwirrtheit, möglicherweise auch Schmerzen, führen bei einigen Hunden zu merkwürdigem Verhalten. Sie tun Dinge, die sie normalerweise niemals tun würden.
Entgegen der bereits erwähnten Distanz suchen manche Hunde gerade jetzt die Nähe ihrer Besitzer. Sie erhoffen sich Schutz und Beruhigung.
Andere werden aggressiv, kratzen an Türen oder entwickeln plötzlich eine Abneigung gegenüber bestimmten Personen im Haushalt.
Das alles kann, muss aber nicht, auf ihren nahenden Tod hindeuten.
Kann sich ein Tier bewusst dazu entscheiden, dass sein Leben zu Ende sein soll?
Ja, das kann ein Tier. Auch wenn sie den Tod an sich nicht so verstehen wie wir, können Tiere sich dazu entscheiden, zu sterben. Das ist selten, aber nicht auszuschließen.
Die Tiere zeigen dann ähnliche Verhaltensweisen, wie die, die ich dir gerade beschrieben habe. Besonders wahrscheinlich ist, dass sie aufhören, zu fressen und zu trinken. So einen Fall kenne ich sogar.
Die Katze war völlig gesund. Zumindest ergaben das unsere Untersuchungen. Blut okay, keine Auffälligkeiten beim Röntgen oder Ultraschall. Die Katze hatte keine erkennbaren Krankheiten. Sie hat einfach für sich entschieden, dass 17 Jahre genug sind.
In diesem Fall ließ die Besitzerin die Katze einschläfern. Sie wollte sie nicht zwangsernähren, aber ihr auch nicht beim Verhungern zusehen.
Die 3 Sterbephasen beim Hund
Das Sterben wird von Experten in unterschiedlich viele Phasen unterteilt. Für den Hund spricht man meist von drei Phasen.
Diese Phasen bekommen immer weniger Hundebesitzer bei ihren Vierbeinern mit. Schließlich werden die meisten Hunde einfach im Alter eingeschläfert und erleben keinen natürlichen Tod.
Phase 1: Wasser- und Futterverweigerung
Die erste Phase beginnt mit der bereits erwähnten Verweigerung von Futter und Wasser. Sie kann sich über mehrere Tage hinziehen, in der dein Hund nichts mehr zu sich nimmt.
Selbst Leberwurst, Hühnerherzen und das Schweineohr werden verweigert. In dieser Phase wird dein Hund zusätzlich ruhig werden und sich sehr wenig bewegen.
Phase 2: Bewegungsdrang
Die zweite Sterbephase ist von Bewegung geprägt. Dein Hund verbraucht seine letzten Energiereserven. Diese könnten seinen Sterbeprozess verlängern.
Es ist aber auch gut möglich, dass er diesen Bewegungsdrang hat, weil er nicht weiß, was mit ihm passiert.
So ähnlich ist es bei Demenzpatienten. In einer bestimmten Phase der Krankheit wollen sich die Patienten so viel wie möglich bewegen. Vom Tod sind sie dabei aber noch weit entfernt.
Obwohl er sich jetzt so viel bewegt, wird er weiterhin kein Futter zu sich nehmen. Viele Hundehalter sehen in dem Bewegungsdrang trotzdem zunächst eine Besserung seines Zustandes. Das ist aber nicht der Fall.
Die zweite Sterbephase kann ebenfalls mehrere Tage dauern.
Phase 3: Muskelkrämpfe & Bewusstlosigkeit
Ist die dritte Phase erreicht, wird sich dein Hund kaum noch bewegen können. Er liegt nur noch an einem Ort. Versucht er, aufzustehen, misslingt das meist und er kippt nur von einer Seite zur anderen.
Jetzt kommt es immer wieder zu Muskelkrämpfen, die zu richtigen Krampfanfällen werden können. Dein Hund hat keine Kontrolle mehr über seine Schließmuskel. Er verliert Urin und Kot unter sich.
Am schlimmsten für den Halter ist das Jaulen, Aufschreien und Bellen, das in dieser Phase auftritt. Dein Hund ist nun bereits kaum noch bei Bewusstsein.
Er schreit nicht aus Schmerz, sondern wahrscheinlich aus Verwirrung und Überforderung. Manchmal werden die Geräusche auch als das aus ihm weichende Leben beschrieben. Dennoch ist das nur schwer zu ertragen.
Auch die dritte Phase kann mehrere Tage dauern. Manchmal ist sie bereits nach wenigen Stunden überstanden und der Hund hat seinen letzten Weg geschafft.
Kann ich meinem Hund das Sterben erleichtern?
Auf jeden Fall! Sei für ihn da, bleibe ruhig, so weit es geht und lasse ihn tun, was er tun möchte. Braucht dein Hund Halt, gib ihm Nähe. Deine Gefühle übertragen sich auf deinen Hund.
Bist du verzweifelt, wird auch dein Hund mehr leiden. So schwer es auch fällt, musst du für deinen Vierbeiner gerade jetzt stark sein. Damit machst du ihm die Zeit so angenehm wie möglich.
Auch der grundlose Bewegungsdrang in der zweiten Sterbephase ist für deinen Hund wichtig. Lass ihn laufen, so viel er möchte.
Wann die Euthanasie (Einschläfern) der richtige Schritt ist
Bei der Euthanasie erhält dein Hund ein Medikament, das sein Herz und seine Atemmuskulatur erschlaffen lässt. Zuvor wird er in Narkose gelegt und bekommt ab diesem Zeitpunkt nichts mehr mit.
Die ganze Prozedur dauert nur wenige Minuten, greift aber natürlich in den normalen Sterbeprozess ein. Mehr Informationen über das Thema findest du in diesem Video.
Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist oder ob eine Erlösung durch Euthanasie für euch nötig ist, kann dir niemand sicher beantworten.
Willst du ihm und dir die dritte, wirklich schwer mit anzusehende Sterbephase ersparen, würde ich dir dazu raten. Dasselbe gilt, wenn er Schmerzen hat.
Spürt ein Hund, wenn er stirb? Das Fazit
Hunde haben sehr feine Antennen. Es ist schier unmöglich, dass sie Veränderungen, die beim Sterben im Körper auftreten, nicht an sich selbst bemerken. Nur ob sie diese mit dem nahenden Tod in Verbindung bringen, ist fraglich.
Sicher ist, dass die meisten Hunde ähnliche Verhaltensweisen zeigen, wenn sie sterben. Sie verweigern ihr Futter und ziehen sich zurück. Das deutet nicht immer darauf hin, dass ein Hund stirbt, kann aber ein Zeichen sein.
Schaut man sich die Sterbephasen an, bin ich froh über die Möglichkeit, unsere Hunde friedlich einschlafen zu lassen. Welchen Weg du mit deinem Hund gehen möchtest, ist natürlich deine Entscheidung.
Häufig gestellte Fragen
Wie nehme ich am besten von meinem Hund Abschied?
Sei für ihn da, vermittle Sicherheit und lasse ihn tun, was er tun möchte.
Wie lange dauert die letzte Sterbephase beim Hund?
Die letzte Sterbephase kann wenige Stunden dauern oder sich über mehrere Tage hinziehen. Vorher kann das leider niemand sagen.
Wann ist es Zeit, ein Haustier zu erlösen?
Tierärzte wägen vor einer Euthanasie ab, ob das Tier Lebensqualität hat und Schmerzen durch Medikamente einzudämmen sind. Wann der richtige Zeitpunkt für eine Euthanasie gekommen ist, ist eine individuelle Entscheidung, die Tierarzt und Besitzer gemeinsam fällen.