Rüde oder Hündin? So entscheidest Du richtig!
Die Entscheidung für einen Hund ist gefallen. Vielleicht hast du auch schon eine bestimmte Rasse im Kopf? Und wie sieht es beim Geschlecht aus? Wird es ein Rüde oder eine Hündin und ist das überhaupt wichtig?
Viele Hundeliebhaber haben da tatsächlich eine Vorliebe. So sind Hündinnen allgemein etwas beliebter. Aber ist diese Vorliebe gerechtfertigt?
Gibt es wirklich so starke Unterschiede zwischen Rüden und Hündinnen, dass die Entscheidung so eine große Bedeutung hat?
Darum soll es heute gehen. In diesem Artikel erfährst du, wie du herausfindest, ob ein Rüde oder eine Hündin besser zu dir passt. Außerdem verrate ich dir die Unterschiede sowie die Vor- und Nachteile, die du bei Rüden und Hündinnen erwarten kannst.
Rüde oder Hündin?: Auf den Punkt gebracht
Rüden und Hündinnen unterscheiden sich charakterlich und körperlich. So sind Rüden kräftiger gebaut und häufig aggressiver, während Hündinnen zierlicher sind und besser mit Kindern können.
Auf alle Hunde lassen sich diese Beobachtungen aber nicht übertragen, weswegen du immer individuell entscheiden solltest. Der Charakter ist wichtiger als das Geschlecht des Vierbeiners.
Was passt besser zu mir: Rüde oder Hündin?
Um diese Frage zu beantworten, musst du dir ein paar Gedanken machen. Der erste sollte sein: Wie ist deine Familienkonstellation? Wohnen bei dir bereits Hunde? Wenn ja, welches Geschlecht haben sie? Wie sind sie charakterlich? Sind sie kastriert?
Unkastrierte Hunde haben, egal ob es sich um Hündinnen oder Rüden handelt, ein höheres Streitpotenzial. Aber gerade Hündinnen können untereinander richtig giftig werden.
Auch wenn natürlich nicht alle Hunde gleich sind, ist das ein Punkt, den du auf jeden Fall bedenken solltest.
Als Nächstes stellt sich die Frage, warum du dir einen Hund anschaffen möchtest. Soll er ein reiner Familienhund werden? Ein Begleiter und ein Antrieb, damit du dich häufiger an der frischen Luft bewegst?
Oder hast du eine tiefere Aufgabe für ihn, wie das Bewachen deines Grundstücks? Wirst du ihn zum Therapiehund ausbilden? Wie sieht es mit Tricks aus?
Eine japanische Studie (englische Quelle) ergab, dass Hündinnen aufmerksamer beobachten als Rüden.
Sie können möglicherweise Kompetenz im Menschen besser erkennen, was die Vermutung zulässt, dass Hündinnen im Schnitt intelligenter sind. Es kann aber auch sein, dass sie einfach ein größeres Interesse an Interaktion mit Menschen haben.
Beides würde allerdings bedeuten, dass sich die durchschnittliche Hündin besser eignet, um viele Tricks und Kommandos zu lernen.
Entweder ist sie klüger und versteht daher schneller, was du von ihr möchtest. Oder sie hat ein größeres Interesse an der Zusammenarbeit mit dir, wodurch ihr ebenfalls schneller Erfolge erzielt.
Als Drittes würde ich die empfehlen, einmal in dich zu gehen und dir einen Hund an deiner Seite vorzustellen. Ist dir sein Geschlecht wichtig?
Wenn ja, werden dich meine Argumente und Vor- und Nachteile zu den Geschlechtern kaum noch umstimmen. Das ist völlig okay und auch gar nicht das Ziel dieses Artikels.
Was ist dran an den Vorurteilen?
Rüden sind aggressiver und Hündinnen unabhängiger. So heißt es jedenfalls immer wieder. Ist da etwas dran?
Tatsächlich ja. Natürlich gibt es, wie so oft, Ausnahmen. Aber diese Vorurteile haben einen wahren Kern, der mit der ursprünglichen Lebensweise der Hunde zusammenhängt.
Schaut man sich ein Wolfsrudel an, erkennt man direkt eine recht klare Aufgabenteilung: Rüden beschützen das Rudel vor äußeren Einflüssen. Sie markieren die Grenzen und halten Konkurrenten auf Abstand.
Wölfinnen übernehmen dafür mehr Aufgaben innerhalb des Rudels. Sie kümmern sich um den Nachwuchs, den der Rüde die ersten Wochen gar nicht zu Gesicht bekommt.
Das klingt nach veralteten Rollenbildern, hat aber einen einfachen Grund: Rüden übernehmen die potenziell gefährlicheren Aufgaben, weil sie ersetzbarer sind.
Ein Rüde weniger im Rudel macht kaum einen Unterschied. Ein anderer Rüde wird seinen Platz schnell einnehmen. Eine Wölfin weniger bedeutet gleichzeitig, mindestens einen Wurf im Jahr weniger.
Diese ursprüngliche Aufgabenteilung lässt sich noch auf unsere Haushunde übertragen. Sie ist der Grund dafür, dass Rüden häufig aggressiver sind und Hündinnen besser mit Kindern klarkommen und leichter zu erziehen sind.
Das erhöhte Aggressionspotenzial kannst du bei Rüden durch eine frühe Kastration abstellen (Quelle), wenn du das denn möchtest.
Typisch Rüde
Rüden sind also im Schnitt aggressiver. Gibt es noch mehr Punkte, in denen sie sich von Hündinnen unterscheiden?
Ja, die gibt es. Bedenke aber, dass es sich hierbei nur um durchschnittliche Beobachtungen handelt. Der individuelle Hund kann sich, unabhängig von seinem Geschlecht, deutlich davon unterscheiden.
Bulliger Körperbau
Rüden sind in der Regel etwas größer und kräftiger gebaut als Hündinnen. Je nach Rasse sind die Unterschiede stärker oder weniger stark sichtbar.
Im Schnitt kannst du aber davon ausgehen, dass ein Rüde größer und bulliger wird als eine Hündin.
Das geht nicht nur mit mehr Körperkraft einher, sondern ist auch ein optischer Punkt.
Wer lieber einen zierlichen Hund möchte, entscheidet sich vielleicht allein deswegen lieber für eine Hündin. Hier spielt allerdings die Rasse eine viel stärkere Rolle.
Beim Pit Bull beispielsweise sind auch die Hündinnen keineswegs zerbrechlich oder zierlich gebaut.
Markieren
Jeder Halter eines Rüden wird davon ein Lied singen können: Rüden bleiben auf jedem Spaziergang alle paar Meter stehen und markieren.
Das ist ganz natürlich, kann aber ordentlich nerven, wenn man einfach ein bisschen spazieren gehen möchte.
Allerdings markieren auch manche Hündinnen. Zusätzlich schnuppern Hunde unabhängig davon, ob sie etwas markieren wollen, gern an allem Möglichen. Hier wird die Erziehung also viel wichtiger sein als das Geschlecht.
Verspieltheit
Rüden sagt man nach, dass sie eher bis ins hohe Alter verspielt bleiben. Bei Hündinnen lässt der Spieltrieb stärker nach oder ist von Anfang an weniger stark ausgebildet.
Typisch Hündin
Auch bei Hündinnen gilt, dass nicht alle Punkte auf jeden Hund zutreffen müssen.
Zierlicher Körperbau
Im Gegensatz zum bulligen Rüden bleiben Hündinnen oft etwas kleiner und sind weniger stark bemuskelt. Das macht sie leichter und etwas schwächer gegenüber ihren männlichen Artgenossen.
Übrigens ist das ein Punkt, weswegen du bei Polizeihunden ausschließlich Rüden finden wirst. Im Ernstfall können die wenigen Prozente mehr Körperkraft schließlich entscheidend sein.
Der andere Punkt ist unspektakulär, aber nachvollziehbar: Die Rüden müssen unkastriert sein. Steht eine läufige Hündin in den Reihen, kannst du dir sicher vorstellen, wie es in der Hundestaffel zugehen würde.
Läufigkeit
Während Rüden das ganze Jahr über fruchtbar sind, wird eine Hündin nur ein bis zweimal jährlich läufig. Die Läufigkeit lässt sich in Phasen unterteilen, in denen sich der Charakter deiner Hündin massiv verändern kann.
Je nachdem, wie stark deine Hündin davon beeinflusst wird, ist an Training während der Läufigkeit kaum noch zu denken.
Deswegen ist die Entscheidung, ob es ein Rüde oder eine Hündin wird, manchmal auch eine aus Bequemlichkeit. Kommt eine Kastration nicht infrage, macht eine Hündin voraussichtlich mehr Arbeit als ein Rüde.
Eigenständiger
Während der Rüde verspielt und anhänglich bleibt, ist die Hündin unabhängig und kommt besser allein klar. Das trifft natürlich nicht auf alle Hunde zu.
Häufig ist es aber tatsächlich so, dass Hündinnen nicht so sehr mit Trennungen zu kämpfen haben.
Mehr über die Unterschiede zwischen Rüden und Hündinnen erfährst du in diesem Video.
Vorteile und Nachteile bei Rüden
Die typischen Eigenschaften eines Rüden führen zu einigen Vor- und Nachteilen, die er voraussichtlich mit sich bringen wird. Die Vorteile eines Rüden sind
- seine höhere Körperkraft,
- sein Beschützerinstinkt,
- sein Spieltrieb und
- keine Läufigkeit.
Als Nachteile sind
- ständiges Markieren,
- erhöhtes Aggressionspotenzial (territoriales, dominantes Verhalten) und
- Gefahr fürs Streunen, wenn eine läufige Hündin in der Nähe ist
zu nennen.
Vorteile und Nachteile bei Hündinnen
Auch bei den Hündinnen kommt es zu bestimmten Vor- und Nachteilen, die auf ihren Charakter und die körperlichen Unterschiede zurückzuführen sind. Die Vorteile sind
- ihr zierlicher Körperbau,
- ihr geringeres Aggressionspotenzial,
- ihre Eigenständigkeit und
- ihre hohe Verträglichkeit mit Kindern und anderen Haustieren.
Die Nachteile bei Hündinnen sind
- die Läufigkeit und die damit verbundenen Hormonschwankungen (Scheinträchtigkeit),
- die Gefahr für ungewollte Trächtigkeiten und
- die geringere Körperkraft.
Ist eine Kastration die Lösung, um die Nachteile loszuwerden?
Schaut man sich die Nachteile an, fällt auf, dass die meisten mit der Sexualität der Hunde zu tun hat. Also könnte man sie mit einer Kastration doch ganz einfach beseitigen, oder?
So leicht ist es dann doch nicht. Klar, eine kastrierte Hündin wird nicht mehr läufig oder scheinschwanger. Um ungeplanten Nachwuchs musst du dir auch keine Sorgen mehr machen.
Aber was den Charakter angeht, kommt es einerseits auf den Zeitpunkt der Kastration an. Und selbst frühe Kastrationen sind kein Garant dafür, dass dein aggressiver Rüde umgänglicher wird.
Zusätzlich bringen Kastrationen gewisse Risiken mit sich. Beispielsweise erhöhen sie das Risiko für eine Schilddrüsenunterfunktion sowie Inkontinenz im Alter gewaltig (Quelle).
Viel wichtiger als das Geschlecht, ist …..
Jetzt haben wir viel über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und ihre Vor- und Nachteile gesprochen.
Dabei gibt es etwas, das viel wichtiger ist: die Erziehung und eure Beziehung.
Es klingt so banal, aber natürlich kannst du mit der richtigen Erziehung viele Nachteile der Geschlechter ausgleichen. Den Grundstein legt dabei eure Beziehung. Je besser diese ist, desto besser fallen auch eure Erziehungsfortschritte aus.
Außerdem würde ich dir empfehlen, dich nicht zu sehr auf die Frage „Rüde oder Hündin“ zu versteifen. Lerne stattdessen den Hund an sich kennen.
Wie ist sein Charakter? Fühlst du direkt eine Verbindung?
Bei mir war es bei jedem Hund beim ersten Aufeinandertreffen direkt so, dass ich wusste „du bist es“. Das Geschlecht war dabei völlig egal, bei mir wohnte schon beides.
Rüde oder Hündin? Das Fazit
Die Frage nach dem Geschlecht für den zukünftigen Hund ist für viele Hundeliebhaber wichtig. Das ist nicht unbegründet.
Durch die ursprüngliche Aufgabenteilung im Rudel kann man tatsächlich davon ausgehen, dass Rüden und Hündinnen unterschiedliche Charaktereigenschaften haben.
Entscheidend ist hierbei, welche Aufgabe der Vierbeiner erfüllen soll. Als Wachhunde sind Rüden wirklich besser geeignet, wobei sich Hündinnen auch super verteidigen können.
Vom schwachen Geschlecht kann hier also nicht die Rede sein. Wichtiger als das Geschlecht ist aber der allgemeine Charakter des Hundes.
Egal ob Hündin oder Rüde, entscheide lieber danach, ob ihr miteinander harmoniert. Der Rest ist Erziehung.
Häufig gestellte Fragen
Was ist besser: Rüde oder Hündin?
Beim Geschlecht gibt es kein „besser“. Neben der genetisch bedingten Wahrscheinlichkeit für gewisse Charakterzüge kommt es auf deine Erziehung und darauf an, wofür du dir einen Hund anschaffst.
Warum sind Hündinnen beliebter als Rüden?
Hündinnen sagt man nach, einfacher in der Erziehung und mit Kindern entspannter zu sein. Deswegen entscheiden sich etwas mehr Hundehalter für eine Hündin.
Welche Hunde sind für Anfänger geeignet?
Rassen der FCI-Gruppe 9, also Gesellschafts- und Begleithunde, sind häufig für Anfänger geeignet. Die einfachsten Rassen sind Labrador und Golden Retriever sowie Malteser, Havaneser und Pudel.
Sind Rüden teurer als Hündinnen?
Normalerweise kosten Hündinnen, speziell reinrassig, etwas mehr, weil Züchter für sie auch mehr Anfragen bekommen. Außerdem könnte der neue Besitzer mit einer Hündin mehrere Würfe produzieren und die Welpen ebenfalls verkaufen.