Diese 6 Grundkommandos sollte jeder Hund beherrschen
Du bist ganz verliebt in deinen neuen Mitbewohner? Könntest ihm stundenlang dabei zusehen, wie er tapsig sein neues Revier erkundet? Kannst ihm keine Sekunde böse sein, auch wenn er nach dem vierten „Aus“ deine Hausschuhe noch genüsslich weiter zerkaut? Dann genieße die Zeit, denn sie wird schnell vorbei sein.
Wann beginne ich mit dem Ernst des Lebens?
Wir neigen dazu, unseren Hunden gerade am Anfang in ihrer niedlichen Welpenzeit, viel zu viel durchgehen zu lassen. Das ist nicht weiter verwunderlich. Wer schon mal einem kleinen Wesen wütend gegenüberstand und dann in diese unschuldigen, traurigen Augen schauen musste, der versteht es in Sekundenschnelle.
Denn genauso schnell ist die Wut auch wieder verflogen. So verständlich dieses Verhalten auch ist, es wird sich früher oder später rächen. Gehorsam und insbesondere konkrete Grundkommandos sind wichtig, in manchen Situationen sogar lebenswichtig. Findest du das übertrieben? Dann stell dir deinen Hund auf einer befahrenen Straße vor.
Wer dieses Schreckensszenario nicht erleben will, sollte ganz schnell zum vorbildlichen Hundelehrer werden. Keine Angst, diese Schule ist nicht nur enorm wichtig, sie macht auch Spaß und stärkt die Bindung zwischen dir und deinem felligen Freund.
Falls du schon lange keinen Welpen mehr zu Hause hast, keine Sorge, auch ein älterer Hund lernt noch gerne und gut. Hier musst du vielleicht etwas raffinierter vorgehen, weil erwachsene Hunde natürlich ihren eigenen (Stur)kopf haben und dich viel leichter durchschauen. Dafür sind sie weniger verspielt und dadurch fokussierter beim Training als die ganz Kleinen.
Wie du siehst, es gibt keine Ausrede. Dein Hund kann weder zu jung, noch zu alt sein, um die ersten Kommandos zu lernen. Wer vielleicht mit Schrecken auf seine eigene Schulzeit zurückblickt und sich deswegen vorm Training scheut, dem kann ich versichern, dass die Hundeschule sehr viel lustiger und liebevoller sein wird.
Egal ob dein Bello eher zu den Strebern oder zu den Lausbuben gehört, ihr werdet auf jeden Fall vom gemeinsamen Training profitieren.
Die wichtigsten Grundkommandos für den Alltag
Zunächst ist es wichtig, dass Du Dich für eine Bezeichnung der Kommandos entscheidest. Theoretisch kannst du die Kommandos natürlich benennen wie du magst, wenn das für dich sinnvoller ist.
Achte aber immer darauf, dass die einzelnen Wörter gut voneinander zu unterscheiden sind. Sie sollten kurz und im Ernstfall gut rufbar sein.
Wenn du dich entschieden hast – bleib dabei!
Es ist wahnsinnig verwirrend für deine Fellnase, wenn du verschiedene Bezeichnungen für ein und dasselbe Kommando benutzt. Damit macht ihr euch beiden das Training nur unnötig schwer.
Wenn ihr Gefallen am gemeinsamen Training findet und zu einem richtig guten Lehrer-Schüler-Team herangereift seid, dann ergeben sich die weiteren Kommandos von ganz alleine.
Drehen, Hüpfen und Pfötchen geben ist zwar nett anzuschauen, aber im Alltag nicht essentiell. Diese Kommandos sind die Kür, wir nehmen uns die Pflicht vor. Fangen wir also gleich an und zwar mit den 6 wichtigsten Grundkommandos.
Grundkommando #1: Sitz!
Nimm dir ein Leckerli und halte es in der Hand, hoch über dem Kopf deines Hundes. Wahrscheinlich wird er zunächst springen, um zu sehen, was du da versteckt hast, dann bleibt deine Hand geschlossen.
Schnell wird sich Bello hinsetzen, um besser zu sehen, was vor sich geht. Dann sagst du „Sitz“, gibst ihm sein Leckerli und lobst ihn.
Grundkommando #2: Platz!
In der Lernphase baut dieses Kommando auf dem ersten auf. Bello muss also zunächst „Sitz“ machen, du führst das Leckerli langsam vor ihm ganz auf den Boden und er folgt…allerdings mit der Schnauze voraus. Also gehst du mit dem Leckerli am Boden entlang langsam weg von ihm, er folgt auch hier, bis er ganz durchgestreckt am Boden liegt. Erst dann sagst du „Platz“ und gibst ihm sein Häppchen.
Grundkommando #3: Aus!
Hier üben wir mit Tauschgeschäften. Dein Hund hat sich gerade wohlig in ein Kissen verbissen? Perfekte Übungssituation! Halte ihm das Leckerli vor und sage das Kommando. Sobald er das Kissen (den Schuh, den Vorhang, den BH, oder was ihm sonst noch so zwischen die Zähne gekommen ist) loslässt, erhält er Leckerli und Streicheleinheiten.
Grundkommando #4: Komm!
Am besten übst du dieses Kommando in der Wohnung oder im eigenen Garten. Denn hier ist es ja Teil der Übung, dass sich der Hund entfernt. Das möchte man in der Trainingsphase nicht unbedingt in der Nähe von anderen Hunden oder gar befahrenen Straßen erleben. Den schnellsten Erfolg hast du, meiner Erfahrung nach, in der Verbindung mit Essen.
Dein Partner, ein Freund, ein Mitbewohner, jedenfalls eine zweite Person deiner Wahl, hält deinen Hund „fest“. Du bereitest in einiger Entfernung, aber so, dass dein Hund dich sehen kann, sein Essen zu. Wenn du dann „Komm“ rufst, lässt die andere Person Bello los und er wird ziemlich sicher zu dir (ok, zu seinem Fressen) kommen.
Das darf er dann auch genießen und wird zusätzlich noch gelobt dafür. Die positive Assoziation mit dem Kommando ist also in Stein gemeißelt. Nach ein paar Wiederholungen, sollte er schon wissen, dass „Komm“ etwas Gutes ist und kommt auch, ohne dass du mit dem Futternapf winkst. Ein Leckerli schadet aber trotzdem nicht.
Grundkommando #5: Bleib!
Gib deinem Hund zunächst ein Zeichen. Zeige beispielsweise auf den Boden und sage „Bleib“. Jetzt stell dich vor ihn und geh ein paar Schritte. Bleib kurz stehen, geh dann wieder zurück zu ihm. Bleibt er während der ganzen Zeit am Platz, dann hat er sein Leckerli verdient.
Wenn er vor lauter Freude, dass du zu ihm zurückgekommen bist, aber aufspringt, dann bekommt er leider keine Belohnung. Die würde nämlich ein falsches Kommando in ihm verankern. Dein Hund würde denken, das Kommando bedeutet zu warten und dann fröhlich auf seinen geliebten Menschen zuspringen. Auch sehr nett, aber nicht das, was wir hier üben wollen.
Grundkommando #6: Bei Fuß!
„Bei Fuß“ bedeutet, dass dein Hund ganz dicht an deinem Bein geht. An welchem ist egal, aber es sollte, vor allem in der Übungsphase, immer dasselbe sein.
Nimm dir ein Leckerli und zeige damit auf die Stelle deines Beines, wo für euch künftig „Bei Fuß“ sein soll. Sobald er dort ist, sag das Kommando. Geht zusammen los, Bello soll das Leckerli ruhig anschauen, ja sogar ablecken dürfen. Verbinde das Leckerli immer wieder mit der Stelle an deinem Bein. Nach ein paar Schritten, lass ihn Sitz machen und belohne ihn dafür mit dem Leckerli.
Danach geht das Ganze von vorne los. Baue ruhig Richtungswechsel ein, werde mal schneller, mal langsamer. Lass das Leckerli auch mal in der Tasche verschwinden. Sag zwischendurch immer mal wieder das Kommando und wenn er sich auf „Sitz“ dann wieder hinsetzt, hol das Leckerli hervor und gib es ihm.
Ein ganz wichtiger Tipp: Verlier‘ nicht die Geduld!
Manche Kommandos werden ganz schnell zu erlernen sein, andere brauchen eine gefühlte Ewigkeit. Die Übung macht auch hier den Meister und bislang hat es noch jeder Hund geschafft, die wichtigsten Kommandos zu lernen.
Wer lieber visuell lernt, dem kann ich dieses Video empfehlen. Hier erklären Melanie und Ines von DOGsTV mit viel Herzblut, wie man seinem Vierbeiner die wichtigsten Kommandos beibringt.
Der Musterschüler
Im Laufe des Trainings wirst du feststellen, wie sehr dein Hund es genießt, deinen Kommandos zu folgen. Hunde wünschen sich einen Anführer, dem sie zuversichtlich folgen können. Das gibt ihnen Sicherheit und Struktur.
Falls du einen besonders aufgeweckten Hund zu Hause hast, manche Rassen sind dafür prädestiniert, wie z. B. Border Collies, Pudel und Schäferhunde, dann ist es fast schon Tierquälerei, wenn du diesen Geist nicht förderst. Die Intelligenz wird hier anhand ihrer Fähigkeit, zu lernen, bemessen.
In einer empirischen Studie fanden der Psychologe Stanley Coren heraus, dass diese drei Rassen, neue Kommandos schon nach fünf Wiederholungen lernen und diese dann fast immer richtig befolgen können.
Wenn du also so ein kleines Genie hast, dann unterfordere es nicht. Hunde langweilen sich sehr schnell und suchen sich dann andere Felder, an denen sie ihre Energie abarbeiten können. Was für die genannten Rassen im Besondern gilt, hat natürlich auch Gültigkeit für alle anderen.
Und sind wir mal ehrlich, eigentlich doch für alle Lebewesen. Der Geist will gefordert werden. Neues erlernen, anwenden, dafür gelobt werden, das brauchen Menschen und Hunde gleichermaßen.