Mein Hund hat Wasser im Bauch: Muss ich ihn einschläfern?
Im Alter nehmen viele Hunde etwas zu. Sie bewegen sich weniger und wir sind froh, wenn sie fressen. Also bereitet uns ein Speckröllchen keine großen Sorgen.
Was im Alter aber auch oft passiert, ist, dass der Bauch plötzlich anschwillt. So viel kann der Vierbeiner nun wirklich nicht gefressen haben.
Beim Tierarzt stellt sich heraus: Dein Hund hat Wasser im Bauch. Das tritt eher bei älteren Hunden auf, kann aber jede Altersklasse treffen. Bedeutet das, dass du ihn einschläfern musst? Man kann schließlich fast zusehen, wie der Bauch dicker wird.
Ob der Wasserbauch allein tatsächlich als Grund für eine Euthanasie (Einschläfern) ausreicht, erfährst du hier.
Hund aufgrund von Wasser im Bauch einschläfern?: Auf den Punkt gebracht
Das Wasser im Bauch allein ist kein Grund, den Hund einzuschläfern. Betrachte immer seinen Gesamtzustand und wäge diesen Schritt genau ab.
Bei der Bauchwassersucht befindet sich Flüssigkeit im Bauchraum deines Hundes. Diese sammelt sich bei verschiedenen Erkrankungen wie Krebs, Organentzündungen, Albuminmangel und Herzversagen, dort.
Was bedeutet „Wasser im Bauch“?
Bei einer Bauchwassersucht sammelt sich freie Flüssigkeit im Bauchraum. Diese ist proteinreich und kann, je nach Auslöser der Wassersucht, mit Bakterien oder Krebszellen durchsetzt sein.
Du erkennst die Bauchwassersucht an
- einer Umfangsvermehrung am Bauch,
- einem schlechten Allgemeinzustand deines Hundes,
- Fieber,
- Kurzatmigkeit,
- Wellenbewegung auf dem Bauch, wenn sich dein Hund bewegt und
- Futterverweigerung.
Zusätzlich können weitere Symptome hinzukommen. Ich habe beispielsweise mal einen Dackel mit extremer Bauchwassersucht gesehen, dem das Wasser den Darm abdrückte.
Er hatte deswegen zwei Wochen lang keinen Stuhlgang. Ebenso ist aber Durchfall möglich.
Das eindeutigste Symptom ist der dicke, pralle Bauch.
Woher kommt das Wasser im Bauch? 3 Ursachen
Zu einer Bauchwassersucht kommt es aus unterschiedlichen Gründen.
- Krebserkrankungen,
- Entzündungen im Bauchraum und
- Herzversagen
können dazu führen.
❔ Ursache #1: Krebserkrankungen
Wuchert im Bauch deines Hundes ein Tumor, tritt möglicherweise vermehrt Flüssigkeit in seinen Bauchraum aus. Sein Körper kommt nicht hinterher, dieses Wasser wieder abzutransportieren. Es ist auch möglich, dass ein Tumor hin und wieder blutet und sich zum Wasser Blut mischt.
Außerdem kommt es vor, dass Tumore, die gar nicht im Bauchraum liegen, zu einer Wassersucht führen. Insgesamt können folgende Krebsarten zu Wasser im Bauch führen:
- Tumore an sämtlichen Organen des Bauchraumes
- Lungenkrebs
- Lymphome
- Brustkrebs
- Gebärmutterkrebs
- Eierstockkrebs
❔ Ursache #2: Entzündung des Bauchfells oder der Organe
Sind innere Organe oder das Bauchfell entzündet, sammelt sich Flüssigkeit im Bauchraum. Wird diese nicht wieder abtransportiert, bildet sich auch hier ein dicker Bauch voll Flüssigkeit.
Besonders hervorzuheben sind hierbei Nieren- und Leberprobleme.
Die Nieren sind für den Wasserhaushalt im Körper verantwortlich. Die Leber produziert ein Protein, das für den Transport von Flüssigkeit im Körper unersetzbar ist.
Albuminmangel
Albumin ist dieses Protein. Es ist dafür zuständig, Wasser und vor allem unlösliche Stoffe darin zu transportieren. Dafür macht es diese Stoffe wasserlöslich, sodass sie dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Um ausreichend Albumin produzieren zu können, braucht dein Hund nicht nur eine funktionierende Leber. Albuminmangel kann auch durch eine falsche Fütterung entstehen. Stehen zu wenig Proteine auf der Speiseliste deines Hundes, fehlt es ihm auch bald an Albumin.
Als Folge könnte er selbst durch Mangelernährung einen Wasserbauch bekommen.
❔ Ursache #3: Herzversagen
Ungefähr jeder zehnte Hund leidet an einer Herzerkrankung, wie Tierärztin Dr. Barbara Gooß auf dem Tierarzt-Portal Vetion berichtet. Wird diese nicht erkannt, wird es für deinen Vierbeiner lebensgefährlich. Besonders dann, wenn seine rechte Herzhälfte nicht mehr ordentlich arbeitet.
Die ist nämlich dafür zuständig, dass das Blut in die Lunge gelangt. Schafft sie das nicht mehr, bildet sich ein Rückstau an Flüssigkeit. Dieser Rückstau ergießt sich irgendwann in den Bauchraum.
Dein Hund hat keine Blutung.
Es ist lediglich Wasser und darin gelöste Stoffe, die durch die Gefäßwände austreten und in den Bauchraum gelangen. Du erkennst eine Herzinsuffizienz an
- Müdigkeit,
- Appetitlosigkeit und
- Unruhe.
Ist die linke Herzhälfte betroffen, kommen
- Atemprobleme (schnelle Atmung, Atemnot, Husten),
- Herzrhythmusstörungen und
- Kreislaufkollaps
hinzu. Bei der rechten Herzhälfte sind es
- Wassereinlagerungen,
- Bauchschmerzen, weil sich das Blut in der Leber staut,
- kalte Gliedmaßen und
- Blässe (erkennbar am Zahnfleisch).
Muss ich meinen Hund einschläfern, weil er Wasser im Bauch hat?
Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Es hängt immer vom Einzelfall ab, ob die Bauchwassersucht so schlimm ist, dass dein Hund eingeschläfert werden muss. Auch musst du dir die Frage stellen, was du bereit bist, zu versuchen.
Ist dein Vierbeiner schon sehr alt und hat viele Baustellen, möchtest du ihn vielleicht gar nicht mehr operieren lassen. Dann braucht er auch keinen Organultraschall mehr, um die Ursache der Flüssigkeit im Bauch festzustellen.
Bedenke dabei, dass ein Tierarzt deinen Hund nicht grundlos einschläfern kann. Das verbietet ihm das Tierschutzgesetz (§ 16a; Quelle).
Das bedeutet, dass du um etwas Diagnostik auch dann nicht herumkommst, wenn deine Entscheidung schon gefallen ist. Ist der Allgemeinzustand deines Hundes bereits sehr schlecht, reicht das als Begründung oftmals schon aus.
Ansonsten kommt es stark auf die Ursache der Wasseransammlung an.
Bei Krebs entscheidet der Einzelfall
Leidet dein Hund an einem Tumor, der zur Bauchwassersucht führt, ist entscheidend, welche Organe befallen sind. Eine einzelne Niere lässt sich entfernen. Auch die Milz und Teile des Darms sind nicht lebensnotwendig.
Selbst einen Teil der Leber kann dein Tierarzt entfernen, wenn der Tumor günstig liegt. Um wirklich sicher festzustellen, welche Organe betroffen sind, muss dein Tierarzt deinen Hund operieren. Das nennt man eine „Probelaparotomie“.
Dein Tierarzt weiß noch nicht, was ihn erwartet. Die OP dient der Diagnostik und im besten Fall direkt auch der Behandlung.
Ich kann dir da Geschichten mit gutem und mit schlechtem Ende erzählen:
Ein älterer Windhundmischling kam in unsere Praxis, weil er einen dicken Bauch bekam. Ultraschall und Röntgen ergaben freie Flüssigkeit im Bauch und Verdacht auf einen Tumor an Milz oder Leber.
Die Besitzerin stimmte der Operation zu. Nach dem Schnitt sahen wir sofort, dass die gesamte Leber befallen und der Hund nicht mehr zu retten war. Er blieb in der Narkose. 😟
Ein anderes Mal kam ein ebenfalls älterer Hund zu uns, weil er schlecht fraß und allgemein schlecht aussah. Die Untersuchungen ergaben wieder freie Flüssigkeit und Verdacht auf tumoröses Geschehen.
Am nächsten Tag operierten wir und fanden einen Tumor an der Milz, der so groß war, wie eine Honigmelone. Zusätzlich holten wir mehrere Liter Wasser aus dem Bauch. Der Hund erholte sich vollständig. 🥰
Du siehst, hier ist der Einzelfall wichtig. Die Diagnose „Krebs“ bedeutet also nicht, dass dein Hund an der Bauchwassersucht sterben muss.
Bei Entzündungen
Bei einer akuten oder chronischen Entzündung des Bauchfells hilft oftmals eine OP. Dabei wird das entzündete Gewebe entfernt oder gereinigt und die freie Flüssigkeit abgesaugt. Läuft alles gut, klingt die Entzündung dadurch ab.
Bei Organentzündungen helfen Antibiotika. Sinkt zusätzlich der Albuminspiegel gefährlich ab, braucht dein Hund sogenannte „kolloidale Lösungen“. Diese Lösungen enthalten Makromoleküle, die Wasser binden können. Die Lösung springt also für den Moment für das Albumin ein.
Bei Herzversagen
Beim Herzversagen kommt es stark auf den Grund an. Eine bestehende Herzinsuffizienz, bei der sich der Bedarf geändert hat, kann durch eine angepasste Medikation wieder stabilisiert werden. Hat dein Hund Gift aufgenommen, ist entscheidend, ob du weißt, um welches Gift es sich handelt.
Wie geht eine Herzmassage beim Hund?
Erleidet dein Hund zu Hause einen Herzstillstand, musst du sofort handeln. Eile nur zum Tierarzt, wenn du diesen innerhalb von zwei Minuten erreichen kannst. Ansonsten führst du die Herzmassage zu Hause durch, bis dein Hund stabil ist.
Ist eine weitere Person bei dir, die euch zum Tierarzt fahren kann, könntest du die Massage auch auf das Auto verlegen. Bedenke aber, dass du dich dabei strafbar machen könntest, wenn du dich und deinen Hund nicht korrekt sicherst.
Für die Herzmassage legst du deinen Hund auf seine rechte Seite. Auf Höhe seines Ellenbogens drückst du nun rhythmisch seinen Brustkorb zusammen. Bei großen Hunden kannst du auch seinen eigenen Ellenbogen dabei zur Hilfe nehmen.
Achte darauf, dass du auf 80 bis 100 Kompressionen in der Minute kommst. Das ist ungefähr der Rhythmus von „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees. Drücke 15 Mal. Jetzt beatmest du deinen Hund zweimal. Nimm dafür seine Schnauze in den Mund und puste ihm Luft in seine Nase. Wichtiger ist aber die Herzmassage.
Bei unklarer Ursache
Weißt du nicht, warum dein Hund Wasser im Bauch hat, kannst du seinen Bauch punktieren lassen. Dafür erhält dein Vierbeiner nur einen Pieks. Anschließend fließt das Wasser durch die verwendete Kanüle heraus.
Selbst kleinen Hunden kann man dadurch mehrere Liter Wasser entfernen. Ohne Diagnostik kommt das zwar voraussichtlich zurück, aber die Punktion erkauft Zeit. Wie so eine Punktion aussehen kann, zeigt dir dieses Video.
Zusätzlich sollte dein Hund Entwässerungstabletten bekommen. Die helfen ihm dabei, überschüssiges Wasser auszuscheiden. Auf diese Weise kannst du das Leben deines Hundes auch ohne genaue Diagnose oftmals verlängern.
Das Wasser eignet sich zur Diagnostik. Dein Tierarzt schickt es in ein Labor und dort wird es auf Krebszellen und andere Inhaltsstoffe geprüft.
Mei Hund hat Wasser im Buach: Das Fazit
Wasser im Bauch ist noch lange kein Grund, deinen Hund gehen zu lassen. Nur wenn zu dem Wasser weitere, schwere Symptome hinzukommen, geht es deinem Hund möglicherweise zu schlecht. Die Euthanasie ist dann notwendig, um ihm unnötiges Leid zu ersparen.
Bist du dir unsicher, suche ruhig einen zweiten Tierarzt auf. Manchmal hat der doch noch einen rettenden Einfall, was man versuchen könnte. Leidet dein Hund nicht an akuter Atemnot und wird blau, hast du auch genug Zeit, zum Überlegen.
Sehr oft lässt sich die Bauchwassersucht aber lange Zeit therapieren, auch wenn sie nicht mehr heilbar ist.
Häufig gestellte Fragen
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um den Hund einzuschläfern?
Wenn dein Hund keine Lebensqualität mehr hat oder trotz Medikation an Schmerzen leidet, ist der Zeitpunkt erreicht. Sichere Anzeichen sind, dass er nicht mehr aufsteht, sein Futter verweigert und unter sich macht.
Wie merke ich, ob mein Hund Wasser im Bauch hat?
Eine Bauchwassersucht erkennst du an einem dicken, prallen Bauch. Dein Hund könnte zusätzlich an weiteren Symptomen wie Appetitlosigkeit, geringer Leistungsfähigkeit und Verstopfungen oder Durchfall leiden.
Wer entscheidet, ob ein Hund eingeschläfert wird?
Der Tierarzt darf die Euthanasie verweigern, wenn der Hund noch Lebensqualität hat oder durch eine Behandlung geheilt werden könnte. Allerdings muss er dabei auch die finanziellen Mittel der Halter berücksichtigen.
Soll man beim Einschläfern dabei sein?
Das ist eine persönliche Entscheidung, die du selbst treffen musst. Da dein Hund vorher in Narkose gelegt wird und nichts mehr spürt, geht es eher darum, ob du dabei sein möchtest oder nicht.
Wann hat ein Hund noch Lebensqualität?
Solange dein Hund gern spazieren geht, sich über dich freut, frisst und keine Schmerzen hat, hat er Lebensqualität.