Ist eine Zahnsteinentfernung beim Hund ohne Narkose möglich?
Die meisten Hunde liegen in ihrem Leben mindestens einmal in Narkose. Vorher musst du unterschreiben, dass du das Narkoserisiko in Kauf nimmst. Sprich, dass es möglich ist, dass dein Hund nicht mehr aufwacht.
Bei Hunden tritt das in etwa 0,17 % der Fälle ein (Quelle). Das bedeutet, dass von 1000 gesunden Hunden ein bis zwei nicht mehr aus der Narkose erwachen.
Natürlich möchte man nicht zu diesen ein bis zwei Hunden gehören. Es ist also nachvollziehbar, dass du Narkosen vermeiden möchtest, wo es nur geht. Wie sieht es bei einer Zahnsteinentfernung aus?
Ob eine Zahnsteinentfernung ohne Narkose sinnvoll oder überhaupt möglich ist, erkläre ich dir hier.
Zahnsteinentfernung beim Hund ohne Narkose: Auf den Punkt gebracht
Ja, es ist möglich beim Hund den Zahnstein ohne Narkose zu entfernen, allerdings ist es nicht unbedingt ratsam. Zahnstein betrifft vor allem ältere Hunde. Es handelt sich um mineralisierte Zahnbeläge, die Zahn und Zahnfleisch angreifen. Für gewöhnlich entfernt man Zahnstein in Narkose mit Ultraschall.
Aufgrund des Narkoserisikos suchen Hundehalter nach Möglichkeiten, die Narkose zu umgehen. Weil der gefährliche Zahnstein in den Zahnfleischtaschen sitzt, ist das jedoch nicht sinnvoll.
Was ist Zahnstein?
Zahnstein ist mineralisierter Zahnbelag, also alte Essensreste. Diese Essensreste verhärten sich mit der Zeit, wenn sie mit Speichel und Bakterien in Kontakt kommen.
Im Mund ist das unvermeidbar.
Bleiben die Essensreste länger auf den Zähnen, werden sie zu Zahnstein. Der haftet so fest an den Zähnen, dass er auch mit Kauartikeln nicht mehr abfällt. Du erkennst ihn an
- gelblichen oder bräunlichen Verfärbungen am Zahn,
- Verdickungen am Zahn,
- Rückzug des Zahnfleisches an der betroffenen Stelle,
- fauligem Mundgeruch,
- häufigem Zahnfleischbluten,
- Schmerzen,
- Entzündungen und
- Zahnverlust.
Zahnstein ist also mehr als nur ein optischer Makel. Er kann deinem Hund nachhaltig schaden.
Wie entfernt man Zahnstein?
Am einfachsten und besten erfolgt die Entfernung per Ultraschall. Dafür liegt dein Hund in Narkose, da er das Ganze ansonsten nicht mitmachen würde.
Dein Tierarzt benutzt dafür ein speziell für die Zahnreinigung gedachtes Instrument, das durch Vibrationen den Zahnstein zerbricht und abträgt. Der Zahn darunter wird davon nicht angegriffen.
Eine Zahnsteinentfernung ist für deinen Hund unangenehm. Die Vibrationen kitzeln und die Entfernung selbst kann etwas schmerzhaft sein. In Narkose merkt dein Vierbeiner aber nichts davon.
Je nach Schweregrad dauert die Behandlung nur wenige Minuten oder bis zu einer halben Stunde. Anschließend erhält dein Hund ein Gegenmittel, das ihn aufwachen lässt.
Sobald er wieder wach ist, darfst du zu ihm und ihr geht wieder nach Hause.
Warum muss dein Hund in Narkose für die Zahnsteinentfernung?
Zahnstein ist, wie der Name schon vermuten lässt, steinhart.
Mit dem Finger oder auch einem metallischen Haken wirst du ihn nicht ordentlich abtragen können.
Schlimmer noch: Liegt dein Hund nicht in Narkose, kannst du nie verhindern, dass er sich plötzlich bewegt. Die spitzen Gegenstände könnten ihn dabei verletzen.
Wie gesagt, eine Zahnsteinentfernung ist unangenehm. Du kannst von deinem Hund nicht erwarten, dass er dabei stillhält.
Zudem ist der gefährlichste Zahnstein gar nicht direkt sichtbar. Er sitzt etwas unter dem Zahnfleisch versteckt. Du müsstest mit dem Besteck also zwischen Zahn und Zahnfleisch und dort blind herumkratzen.
Gleichzeitig musst du hoffen, dass dein Hund das ohne Widerstand mitmacht. Ich sage dir gleich: Das wird er nicht. Du schädigst ihm damit nicht nur körperlich, sondern zerstörst auch eure Bindung zueinander.
Warum bieten trotzdem viele Tierärzte und Tierheilpraktiker narkosefreie Zahnsteinentfernungen an?
Bevor dein Hund in Narkose gelegt wird, musst du die Einwilligungserklärung dafür unterschreiben. Das ist wichtig, denn eine Narkose birgt immer ein gewisses Risiko.
Dein Tierarzt sichert sich auf diese Weise gegen Schadensersatzansprüche ab.
Auch wenn so etwas wahnsinnig selten vorkommt, möchtest du als Hundehalter natürlich nur das Beste für dein Tier. Die Überlegung, ob man auf die „gefährliche“ Narkose nicht auch verzichten könnte, ist nachvollziehbar.
Gerade Zahnstein ist schließlich auch ein Problem älterer Hunde (Quelle), die man am liebsten gar nicht mehr in Narkose legt.
Tierärzte, aber vor allem Tierheilpraktiker, reagieren darauf. Sie wollen dir damit entgegenkommen, auch wenn es in diesem Fall wirklich nichts bringt.
Natürlich kannst du, wenn dein Hund das denn mitmacht, etwas von seinem Zahnstein mit einem Spatel entfernen lassen.
Der Zahnstein in seinen Zahnfleischtaschen wird hierbei aber nicht behandelt. Für ihn muss dein Hund in Narkose. Alles andere wäre unverantwortlich und Tierquälerei.
Die Regelmäßigkeit macht den Unterschied
Viele Praxen, die narkosefreie Zahnreinigungen anbieten, wollen, dass du mit deinem Hund alle paar Monate kommst. Ansonsten hätte der Zahnstein zu viel Zeit, um zu wachsen und sich zu verhärten.
Indem sie ihn alle drei Monate händisch entfernen, handelt es sich eigentlich noch gar nicht um richtigen Zahnstein. Eher wird hierbei etwas härterer Zahnbelag entfernt.
Mit dieser Behandlung beugst du richtigem Zahnstein also vor. Auch das ist super, solange du deinen Hund ebenso regelmäßig bei deinem Tierarzt vorstellst.
Auf diese Weise könntest du tatsächlich verhindern, dass dein Hund wegen Zahnstein in Narkose muss.
Kann man Zahnstein per Ultraschall wirklich nicht ohne Narkose entfernen?
Es gibt sicherlich Tierärzte, die das anbieten. Damit tun sie aber dir einen Gefallen, nicht deinem Hund. Du fühlst dich besser, weil dein Tier nicht in Narkose muss.
Dein Vierbeiner wird hingegen fixiert, hört ein schrilles Surren und spürt die unangenehmen Vibrationen auf seinen Zähnen.
In diesem Video siehst du eine professionelle Zahnreinigung per Ultraschall in Narkose. Es kommt dabei auch zu Blutungen und ein Zahn muss gezogen werden. Das ist nur möglich, wenn das Tier ohnehin schon narkotisiert ist.
Es kommt nämlich vor, dass erst während der Behandlung sichtbar wird, wie stark einzelne Zähne geschädigt sind.
Ich habe selbst gesehen, dass Zähne einfach mit dem Zahnstein ausgefallen sind. Die Wurzel war bereits völlig aufgelöst. Sie wurden nur noch vom Zahnstein gehalten.
In solchen Fällen braucht der Tierarzt ein sauberes und ruhiges Arbeitsumfeld. Er muss die Wunde säubern und nach Wurzelresten suchen, die er ebenfalls entfernen muss.
Ein wacher, panischer Hund auf dem Arm seines Besitzers macht das nicht mit.
Tipps um Zahnstein beim Hund vorzubeugen
Der beste Weg, deinem Hund die Narkose zu ersparen ist, es gar nicht erst zu Zahnstein kommen zu lassen. Dafür stehen dir einige Wege zur Verfügung.
Tipp #1: Den Hund auf Behandlungen im Mund vorbereiten
Idealerweise trainierst du mit deinem Hund von klein auf.
Viele Fälle von Zahnstein werden erst sehr spät bemerkt, weil die Tiere eine Untersuchung ihres Mauls gar nicht mitmachen. Zeige deinem Vierbeiner also von Anfang an, dass das nichts Schlimmes ist.
Bei Welpen kannst du normalerweise direkt damit beginnen, sie an den Lefzen zu berühren. Lässt dein Hund das nicht zu, musst du dich von einem anderen Körperteil aus hinarbeiten.
Gehe dabei langsam vor und belohne deinen Hund immer wieder. Am Ende solltest du seine Lefzen anheben und die Zähne darunter berühren dürfen.
Gerade bei kleinen Hunden ist das wichtig, weil sie eher zu Zahnstein neigen. Ganz besonders betroffen sind Yorkshire Terrier.
In einer englischen Studie zeigten fast alle untersuchten Hunde bereits vor ihrem ersten Geburtstag krankhafte Veränderungen an mindestens einem Zahn (englische Quelle).
Tipp #2: Kauartikel
Hunde, die regelmäßig auf hartem Futter kauen, haben nachgewiesen weniger Zahnstein. Schon hochwertiges Trockenfutter kann ausreichen, um das Risiko für Zahnstein zu verringern.
Das harte Futter reibt den alten Belag ab. Das funktioniert natürlich nur, wenn dein Vierbeiner auch kaut und nicht nur schluckt.
Tipp #3: Zahnhygiene
Einen ebenso guten Effekt auf die Zahngesundheit haben spezielle Zahnhygieneartikel, also Hundezahnbürsten oder Gels. Mit der Zahnbürste putzt du den alten Belag herunter.
Zahnpflege-Gels enthalten Enzyme, die den Belag auflösen. Am besten wirken sie, indem du sie direkt auf die Zähne aufträgst.
Zahnbeläge selbst entfernen?
Im Internet kursieren Anleitungen und Videos von Hundehaltern, die Zahnstein bei ihren Vierbeinern selbst entfernen. Ich möchte dir das an dieser Stelle nicht empfehlen.
Das Risiko, dass du dich oder deinen Hund dabei verletzt, ist mir zu hoch.
Natürlich kann es in einzelnen Fällen sehr gut funktionieren. Gerade wenn du regelmäßig die Zähne auf Belag kontrollierst und sofort reagierst, bildet sich erst gar kein Zahnstein.
Aber es widerstrebt mir, dir zu empfehlen, mit metallischen, scharfen Gegenständen im Maul deines Hundes zu arbeiten. Meiner Meinung nach ist das die Aufgabe eines Experten.
Zahnsteinentfernnung beim Hund ohne Narkose: Das Fazit
Das Narkoserisiko liegt bei Hunden zwar höher als beim Menschen. Dennoch würde ich meinem Hund niemals zumuten, eine Ultraschallzahnreinigung bei vollem Bewusstsein miterleben zu müssen.
Um das Risiko zu minimieren, wird dein Tierarzt deinen Hund vorher eingehend untersuchen. Gerade bei älteren Patienten erledigt man außerdem gern viele Probleme auf einmal.
Das hält die Belastung durch Narkosen gering. Nur wegen etwas Zahnstein wird kein Tierarzt einen zwölf Jahre alten Hund auf den OP-Tisch bitten.
Lasse dich von dem Narkoserisiko aber nicht einschüchtern. Unbehandelter, schwerer Zahnstein ist für deinen Hund viel gefährlicher.
Häufig gestellte Fragen
Was weicht Zahnstein beim Hund auf?
Richtiger Zahnstein lässt sich mit Hausmitteln nicht mehr aufweichen. Leichte Beläge kannst du mit Kauartikeln bekämpfen.
Kann man Zahnstein beim Hund selbst entfernen?
Es gibt Entfernungssets, mit denen du leichten Zahnstein auf dem Zahn selbst entfernen kannst. Diese Prozedur ersetzt aber nicht die professionelle Zahnreinigung beim Tierarzt.
Was passiert, wenn man Zahnstein beim Hund nicht entfernt?
Der Zahnstein greift den Zahn und das Zahnfleisch an. Als Folge kann es zu Zahnverlust, Zahnfleischentzündungen, Schmerzen, Futterverweigerung und sogar Blutvergiftungen kommen.
Was kostet eine Zahnsteinentfernung mit Ultraschall beim Hund?
Eine Zahnsteinentfernung in Narkose per Ultraschall wird dich mindestens 150 € kosten. Die genauen Kosten kommen auf den Grad des Zahnsteins, weitere Behandlungen (eventuelles Ziehen eines zerstörten Zahns, Antibiotika und andere Medikamente) und die Schwierigkeit der Entfernung an.