Mein Hund hat Morbus Addison – Muss ich ihn einschläfern?
Du warst wegen Verdauungsbeschwerden mit deinem Hund beim Tierarzt und gehst mit einer Schockdiagnose nach Hause: Morbus Addison.
Und wie so oft fallen dir alle Fragen erst ein, wenn ihr schon wieder zu Hause seid. Was bedeutet das jetzt genau? Muss dein Hund sterben? Oder reichen ein paar Medikamente aus?
Puh, erstmal durchatmen. Morbus Addison solltest du zwar nicht unterschätzen, aber ein Todesurteil ist die Diagnose auch nicht. Lies dir ganz in Ruhe diesen Artikel durch.
Er versorgt dich mit allem, was du jetzt wissen möchtest.
Verläuft Morbus Addison beim Hund immer tödlich?
Morbus Addison ist eine seltene, aber ernste Erkrankung beim Hund. Dabei kann der Körper bestimmte Hormone nur noch eingeschränkt produzieren.
Betroffen sind die Nebennieren (Primärer Morbus Addison) oder die Hirnanhangdrüse, die Hypophyse (Sekundärer Morbus Addison).
Erstere produzieren normalerweise die Hormone Aldosteron und Cortisol. Die Hirnanhangdrüse steuert diese Produktion.
Läuft da etwas falsch, kommt es zu Symptomen wie
- heftigen Verdauungsbeschwerden mit (blutigem) Durchfall und Erbrechen,
- starkem Durst und entsprechend erhöhtem Harnabsatz,
- schlechtem Allgemeinbefinden (Fieber, Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit) und
- Krampfanfällen.
Morbus Addison kann alle Hunde treffen, bricht aber am ehesten bei jungen Hündinnen großer Rassen aus (englische Quelle).
Die gute Nachricht: Morbus Addison ist behandelbar. Zwar muss dein Hund sein Leben lang Medikamente nehmen, aber die Langzeitprognose für erkrankte Hunde ist gut (Quelle).
Voraussetzung dafür ist, dass die Addison-Krankheit schnell entdeckt wird. Je eher dein Tierarzt weiß, was deinem Hund fehlt, desto schneller kann die passende Therapie beginnen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Morbus Addison
Ist dein Hund an Morbus Addison erkrankt, wird er diese Krankheit nicht mehr loswerden. Ausnahmen bilden da nur Formen, die durch einen Tumor entstanden sind.
Wird dieser Tumor entfernt, pendelt sich der Hormonhaushalt deines Hundes möglicherweise wieder ein.
Stelle dich aber darauf ein, dass dein Hund für den Rest seines Lebens Medikamente benötigen wird.
Vermutlich werden es zwei sein:
Glukokortikoide erhält dein Hund als Tabletten. Es ist sehr wichtig, dass du die Gabe nicht vergisst. Ansonsten kann sich der Zustand deines Hundes schnell verschlechtern.
Daneben wird dein Hund auch Mineralokortikoide benötigen, die er in Form von Spritzen bekommt. Diese Mineralokortikoide sind ziemlich teuer, weil Hunde viel höhere Dosen als Menschen brauchen.
Zudem ist es schwierig, die passende Dosis zu finden. Es können Monate vergehen, in denen dein Hund sehr engmaschig überwacht werden muss.
Hat dein Tierarzt die passende Dosis gefunden, wird er sie aber sehr wahrscheinlich nicht mehr oder kaum anpassen müssen.
In welchen Abständen dein Hund die Medikamente benötigt, erfährst du beim Tierarzt. Du wirst zusätzlich recht häufig zu Kontrolluntersuchungen müssen. Morbus Addison kann bei falscher Medikamentendosis schnell gefährlich werden. Es ist daher wichtig, dass dein Hund regelmäßig untersucht wird.
Wann sollte man einen Hund mit Morbus Addison einschläfern?
Morbus Addison tritt selten bei Hunden auf und ist gut behandelbar. Aber es kann trotzdem sein, dass dein Tierarzt deinem Vierbeiner nicht mehr helfen kann. Wann genau das der Fall ist, muss im Einzelfall entschieden werden.
Stabiler Zustand
Ist dein Hund medikamentös eingestellt und stabil, hat er ein relativ normales Hundeleben vor sich.
Hunde mit Morbus Addison haben fast die gleiche Lebenserwartung wie gesunde Artgenossen. In diesem Fall ist eine Euthanasie aufgrund der Krankheit völlig überzogen. Kein seriöser Tierarzt würde sich darauf einlassen.
Die Addisonkrise
Die Addisonkrise ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand, der durch die Addison-Krankheit ausgelöst werden kann. Sie äußert sich durch
- einen niedrigen Blutdruck,
- Schwindel,
- Ohnmacht,
- Kreislaufversagen,
- Unterkühlung und
- eine Hyperkaliämie (zu viel Kalium im Blut), die zu Herzrhythmusstörungen führt.
Ausgelöst wird die Addisonkrise, wenn dein Hund plötzlich viel mehr Cortisol benötigt. Das kann
- bei Infekten,
- nach Operationen oder
- durch starken, psychischen Stress
der Fall sein.
Bei einer Addisonkrise braucht dein Hund so schnell wie möglich intensivmedizinische Hilfe. Durch Infusionen wird die Hyperkaliämie behandelt. Weitere Medikamente kommen zum Einsatz, um die anderen Symptome zu lindern.
Es kann aber sein, dass dein Tierarzt Bello trotz aller Bemühungen in so einer Krise nicht mehr helfen kann. Dann wird er dir vermutlich zur Euthanasie raten.
Besprich dich mit deinem Tierarzt
Hast du die Diagnose Morbus Addison bei deinem Hund bekommen, besprich das weitere Vorgehen mit deinem Tierarzt. Ihr könnt schon jetzt klären, wie ihr im Fall einer Krise vorgehen wollt.
Das spart im Notfall Zeit. Dein Tierarzt muss dir dann nicht alles erläutern, während sich dein Hund in einem kritischen Zustand befindet.
Ist dein Hund schon älter und hatte in der Vergangenheit häufiger mit entgleisenden Werten zu kämpfen? Dann könnt ihr absprechen, dass bei einer erneuten Krise keine Behandlung mehr erfolgen soll.
Diese Entscheidung fällt sehr schwer, das weiß ich. Aber Morbus Addison kann tödlich verlaufen. Du wirst dich mit diesem Gedanken befassen müssen. Es ist besser, das in einem ruhigen Moment zu tun.
Lässt sich Morbus Addison oder zumindest die Euthanasie irgendwie verhindern?
Wie Morbus Addison entsteht, ist nicht vollständig geklärt. Es gibt aber trotzdem einige Punkte, die du beachten kannst.
Bedenke dabei aber, dass du sehr wahrscheinlich nicht verhindern können wirst, dass dein Hund erkrankt. Indem du wachsam bleibst, erkennst du die Krankheit aber früh genug, sodass dein Hund behandelt werden kann.
Nimm Vorsorgeuntersuchungen wahr
Erkrankungen der Nieren und Tumore können das Organ so sehr schädigen, dass es seine Aufgaben nicht mehr ausführen kann. Ist dadurch die Hormonausschüttung gestört, entsteht Morbus Addison.
Gerade mit älteren Hunden solltest du daher regelmäßig zum Tierarzt gehen. Viele Tierkrankenversicherungen übernehmen sogar eine Vorsorgeuntersuchung jährlich. Dabei wird dein Hund durchgecheckt, auch wenn er keine Symptome zeigt.
Entdeckt dein Tierarzt dabei etwas, kann er viel schneller handeln. Wenn die ersten Symptome sichtbar werden, ist nämlich meistens schon ein Schaden entstanden.
Achte auf die Gesundheit deines Hundes
Infekte, vor allem mit Fieber, können bei bestehendem Morbus Addison zu einer Addisonkrise führen. Indem du diese vermeidest, verringerst du auch das Risiko dieser lebensbedrohlichen Krise.
Ein gesundes Immunsystem hält Krankheitserreger auf Abstand. Das Immunsystem unterstützt du mit
- einer ausgewogenen Ernährung,
- ausreichend Ruhe und Schlaf,
- Bewegung an der frischen Luft und
- wenn nötig Nahrungsergänzungsmittel und Probiotika.
Nimm Infekte bei Morbus Addison unbedingt ernst. Auch eine leichte Magen-Darm-Erkrankung kann für deinen Hund in diesem Fall gefährlich werden.
Vermeide Stress
Sehr stressige Situationen führen dazu, dass der Körper viel mehr Cortisol im Blut braucht. Können die Nieren das nicht liefern, verfällt der Hund in einen schockähnlichen Zustand: die Addisonkrise.
Achte bei einem an Morbus Addison erkrankten Hund daher unbedingt auf viel Ruhe und meide Stresssituationen.
- Umzüge,
- anhaltender Lärm und
- neue Personen oder Tiere im Haushalt
können für deinen Hund gefährlich werden. Weil sich ein Umzug nicht immer vermeiden lässt, erfährst du in diesem kurzen Video, wie du diesen für deinen Hund angenehmer gestalten kannst.
Kenne Rassen mit Präposition
Auch wenn wir nicht genau wissen, wie Morbus Addison entsteht, ist eine rassebedingte Präposition erkennbar. Das bedeutet, dass bestimmte Rassen auffällig oft daran erkranken.
Generell macht Morbus Addison aber vor keiner Hunderasse halt. Große Rassen wie
- Großpudel,
- Deutsche Doggen,
- Leonberger,
- Bearded Collies,
- Portugiesische Wasserhunde und
- Nova Scotia Duck Tolling Retriever
sind aber häufiger davon betroffen. Gehört dein Vierbeiner zu einer dieser Rassen oder sind Fälle von Morbus Addison aus seiner Verwandtschaft bekannt, solltest du ihn häufiger durchchecken lassen.
Vorsicht beim Absetzen von Cortison
Cortison wird in der Tiermedizin viel eingesetzt. Dein Hund bekommt es bei
- Entzündungen,
- Allergien,
- Autoimmunerkrankungen und
- Nebennierenrindeninsuffizienz
verschrieben.
Das von außen zugeführte Cortison sorgt dafür, dass sich die Nebennieren ausruhen können. Bleibt das Cortison plötzlich weg, können die Nebennieren den Bedarf nicht decken.
Besprich daher gerade dann, wenn dein Hund über längere Zeit Cortison bekommen hat, wie das Absetzen ablaufen soll. Möglicherweise ist ein Ausschleichen sinnvoll, damit die Nebennieren Zeit haben, sich auf die steigende Arbeitslast einzustellen.
Handle dabei aber nicht auf eigene Faust, sondern sprich das Absetzen mit deinem Tierarzt ab.
Muss ich meinen Hund mit Morbus Addison einschläfern? – Das Fazit
Morbus Addison tritt zum Glück sehr selten auf. Ist dein Hund betroffen, stehen die Chancen außerdem gut, dass er mit den richtigen Medikamenten noch viele Jahre glücklich mit dir verbringen darf.
Lediglich die Addisonkrise, zu der es durch Fieber, Infekte und psychischen Stress kommen kann, stellen eine ernste Gefahr dar.
Ein Hund mit Morbus Addison gehört daher regelmäßig beim Tierarzt kontrolliert. Die Krankheit allein ist kein Grund, den Vierbeiner einzuschläfern.
Verschlechtert sich hingegen sein Zustand und erleidet er häufiger Schocks, solltest du dich aber mit dem Gedanken befassen.
Es kommt selten vor, aber vor allem während einer Addisonkrise geht es deinem Hund möglicherweise so schlecht, dass dein Tierarzt ihm nicht mehr helfen kann.
Häufig gestellte Fragen
Sind Morbus Addison und Cushing das gleiche?
Nein, Morbus Addison kann aber als Folge entstehen, wenn der Hund bereits am Cushing-Syndrom leidet.
Wie wahrscheinlich ist es, dass ich meinen Hund mit Morbus Addison einschläfern muss?
Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser stehen die Chancen, dass dein Hund mit ihr leben kann. Eine Addisonkrise ist jedoch immer lebensbedrohlich.
Mein Hund brauchte lange Zeit Cortison und ist nach dem Absetzen plötzlich an Morbus Addison erkrankt. Besteht da ein Zusammenhang?
Es ist denkbar, dass dein Hund durch die lange Cortisongabe und das plötzliche Absetzen an Morbus Addison erkrankt ist. Genau wissen wir aber nicht, wie die Krankheit ausgelöst wird.