Mein Hund nuckelt an seiner Decke: Gründe & Tipps
Schwanzjagen, Pfotenlecken und dauerhaftes Bellen – Das sind Zwangsstörungen, von denen du bei Hunden sicher schon einmal gehört hast. Dass die Vierbeiner an Decken nuckeln, ist eher weniger bekannt, kommt aber ebenso vor.
Handelt es sich dabei wirklich immer um eine Zwangsstörung? Schließlich geht beim Nuckeln ja nichts kaputt. Außerdem scheint es deinem Hund sehr zu gefallen. Musst du ihm dieses Hobby wirklich nehmen?
Warum manche Hunde an Decken nuckeln, wann es bedenklich wird und was du tun kannst, verrate ich dir heute.
Hund nuckelt an Decke: Auf den Punkt gebracht
Das Saugbedürfnis ist Hunden angeboren und verliert sich im Welpenalter. Darüber hinaus bleibt es möglicherweise als Folge eines Traumas oder zum Stressabbau erhalten.
Unterbinde das Nuckeln nur völlig, wenn dein Hund sich ohne nicht beruhigen kann. Ansonsten kannst du ihm eine spezielle Nuckeldecke anbieten, um sein Bedürfnis zu stillen.
Mein Hund nuckelt an seiner Decke – Ist das normal?
Hunde sind Säugetiere. Nach der Geburt ernähren sich die Welpen etwa sechs Wochen lang von Muttermilch. Um da heranzukommen, müssen sie kräftig saugen. Glücklicherweise besitzen alle Säugetiere einen angeborenen Saugreflex.
Grundsätzlich ist es also normal, dass dein Hund an etwas saugt oder nuckelt. Schließlich sichert dieses Verhalten sein Überleben nach seiner Geburt. Allerdings geht dieser Reflex normalerweise mit dem Entwöhnen durch die Mutter verloren.
Hat dein Hund weiterhin ein starkes Bedürfnis danach, an etwas zu nuckeln, ist das nicht unbedingt normal. Bedenklich ist es aber auch nicht zwangsläufig. Wie es aussieht, wenn ein ausgewachsener Hund nuckelt, siehst du in diesem Video.
Säugen ist nicht nur die Aufnahme von Nahrung. Beim Säugen kuscheln die Welpen miteinander und mit ihrer Mutter. Sie gibt ihnen Wärme, Sicherheit und Liebe. Säugen stillt also so gut wie alle Bedürfnisse, die ein junger Welpe hat.
Manchen Hunden fällt es schwer, sich von dieser Rundumversorgung zu lösen. Beim Menschen hat man übrigens herausgefunden, dass das Stillen in die Gehirnentwicklung eingreift. Gestillte Kinder entwickelten sich demnach besser als Kinder, die nie gestillt wurden (englische Quelle).
Zwang oder Marotte?
Beim Nuckeln kann es sich um eine ausgewachsene Zwangsstörung oder um eine einfache Marotte handeln. Um herauszufinden, zu welcher Gruppe dein Vierbeiner gehört, verhindere, dass er nuckeln kann. Nimm dafür alle Decken weg, an denen er normalerweise nuckeln würde. Schaue, wie er reagiert.
Kommt er trotzdem irgendwann zur Ruhe und schläft sogar ein, handelt es sich nicht um einen Zwang. Bleibt er aktiv oder zeigt sogar anderes, zwanghaftes Verhalten, sitzt sein Problem tiefer.
Ein anderer Zwang, zu dem dein Hund in dem Fall umschwenkt, könnte anhaltendes Bellen, oder Belecken seiner Pfoten sein. Möglicherweise jault er auch verzweifelt, weil er sich ohne eine Decke, an der er nuckeln kann, nicht beruhigen kann.
Warum manche Hunde an Decken nuckeln
Dein Hund möchte mit dem Nuckeln ein Bedürfnis befriedigen. Es kann sein, dass er dieses Verhalten zeigt, seit er bei die lebt. Ebenso ist es möglich, dass er erst später in seinem Leben damit anfängt.
Nuckelt dein Hund an einer Decke, gibt es dafür vier Erklärungen:
- rassebedingte Prädisposition
- Läufigkeit
- Stressabbau
- Trauma in früher Kindheit
❓ Grund #1: Rassebedingte Prädisposition
Viele Krankheiten treten bei bestimmten Rassen gehäuft auf. Kurznasige Hunde neigen zu Atemwegs- und Rückenproblemen. Retriever müssen häufiger wegen Gelenksdysplasien operiert werden.
Zwangsstörungen zeigen sich ebenfalls bei einigen Rassen häufiger als bei anderen (Quelle). Welche Rassen eher zum Nuckeln an Decken neigen, ist noch nicht erforscht. Es ist aber denkbar, wenn es beim Schwanzjagen so ist, dass auch dieser Zwang rassebedingt sein kann.
❓ Grund #2: Läufigkeit
Während der Läufigkeit unterliegt der Hormonhaushalt deiner Hündin starken Schwankungen. Sie wird unausstehlich, übertrieben anhänglich oder irgendwie beides gleichzeitig. Die verrücktspielenden Hormone können auch dazu führen, dass deine Hündin eine Zwangsstörung entwickelt.
Manche Hündinnen reißen sich ihr eigenes Fell aus oder belecken ihre Pfoten so lange, bis die Haare ausfallen. Das Nuckeln an einer Decke ist eher untypisch, kommt aber ebenfalls vor.
Ist dieses Verhalten auf die Läufigkeit zurückzuführen, sollte deine Hündin bald von selbst wieder damit aufhören.
❓ Grund #3: Stressabbau
Ich sagte ja bereits, dass das Saugen bei der Mutter den Welpen Sicherheit gibt. Sie wissen, Mama ist da. Das beruhigt sie. In sehr stressigen Situationen verfällt dein Vierbeiner möglicherweise in Welpenverhalten zurück.
Dann wünscht er sich seine Mama herbei, die ihn beschützen kann. Alternativ beruhigt er sich eben durch das Nuckeln an einer Decke. Stress und Angst gehen hierbei Hand in Hand. Je stressiger oder bedrohlicher eine Situation für deinen Hund ist, desto eher möchte er sich durch das Nuckeln beruhigen.
Einen sehr gestressten Hund erkennst du an folgenden Symptomen:
- Zittern
- Schütteln
- Kratzen und Lecken am eigenen Körper
- Verdauungsprobleme
- Futterverweigerung
- vermehrtes Trinken
Nuckelt dein Hund an der Decke, um Stress abzubauen, nuckelt er eventuell auch hektisch. Es könnte sein, dass er gezielt zu der Decke rennt und sofort nach einem Zipfel sucht. Vielleicht bleibt er dabei auch stehen und kommt zunächst gar nicht zur Ruhe.
So einen Kandidaten habe ich zu Hause, es handelt sich aber um einen Kater. Den feinen Herrn stresst die abendliche Fütterung so sehr, dass er zwischendurch in sein Bett flitzt. Dort nuckelt er ganz hektisch.
Er bleibt sogar stehen, damit er sofort zurück in die Küche rennen kann, sollte ich mich dort auch hinbewegen.
❓ Grund #4: Trauma in früher Kindheit
Hunde können, wie Menschen, an Traumata leiden. Eines ist sicherlich die Trennung von ihrer Mutter. Die erste Nacht in der fremden Umgebung bei ihrer neuen Familie verbringen viele Welpen jaulend. Verständlich, schließlich handelt es sich um Kinder, die wir aus ihrem gewohnten Umfeld reißen.
Zu einem Trauma mit Folgen führt diese Trennung auch nur in seltenen Fällen. Unter folgenden Bedingungen kommt es eher dazu:
- Der Welpe wurde viel zu früh von der Mutter getrennt (vor der neunten Woche).
- Der Welpe hat Gewalt erlebt.
- Der Welpe kam zwar erst nach der neunten Woche in sein neues Zuhause, zuvor war seine Mutter aber nicht ständig bei ihm (beispielsweise durch einen Klinikaufenthalt).
- Der Hund leidet oder litt wiederholt an enormem Stress.
Diese Situationen müssen nicht in einem Trauma mit einer Zwangsstörung oder Marotte für deinen Hund enden. Ich kenne einen Pitbull, der mit gerade mal fünf Wochen aus einer Hinterhofzucht gerettet wurde. Er hat sich toll gemacht und zeigt keine Auffälligkeiten.
Diese Bedingungen erhöhen aber das Risiko.
So kenne ich beispielsweise eine Hündin mit Kiefer-Gaumen-Spalte. Sie musste nach der Geburt mit Ersatzmilch ernährt werden und war daher selten bei ihrer Mutter. Außerdem wurde sie noch im Welpenalter mehrmals operiert, um die Spalte zu schließen. Mittlerweile ist sie um die fünf Jahre alt. Sie nuckelt liebend gern zur Entspannung an einer Decke.
Wann du das Nuckeln nicht völlig unterbinden solltest
Wenn dein Hund ständig an allen Decken in seiner Reichweite nuckelt, möchtest du das natürlich verhindern. Es gibt aber gute Gründe, weswegen du deinem Vierbeiner diese Marotte in Maßen zugestehen solltest.
Es verwächst sich
Sehr oft verschwindet dieses Verhalten, wenn dein Welpe erwachsen wird. Spezielles Training und Verbote sind dann gar nicht nötig. Achte nur darauf, dass dein Vierbeiner nicht zu exzessiv an seinen Decken nuckelt. Mit etwas Glück hört er bald von selbst wieder damit auf.
Es ist unbedenklich
Es gibt viele Zwangshandlungen und Marotten, die deinem Hund schaden können. Ständiges Belecken bestimmter Körperteile führt zu Fellausfall. Beim Jagen des eigenen Schwanzes verfallen manche Hunde in eine richtige Trance, aus der sie kaum noch aufzuwecken sind.
Leidet dein Hund an starker Zerstörungswut, nimmt er möglicherweise unverdauliche oder schädliche Stoffe zu sich. All das passiert beim Nuckeln an Decken nicht. Dein Hund verliert dadurch kein Fell, er bleibt normalerweise ansprechbar und frisst auch nichts von der Decke.
Natürlich kann es passieren, dass die Decke der dauerhaften Belastung nicht gewachsen ist. Irgendwann geht sie kaputt. Dann tauschst du sie aus, bevor dein Hund etwas verschlucken kann.
Es baut Stress ab
Bedenke, dass dein Hund mit diesem Verhalten sehr wahrscheinlich in irgendeiner Weise Stress abbaut. Nimmst du ihm das Nuckeln weg, sucht er ein anderes Ventil, das höchstwahrscheinlich problematischer sein wird.
Indem du das Nuckeln verhinderst, sorgt du also vielleicht nur dafür, dass dein Hund eine andere Marotte entwickelt.
Die Lösung: eine Nuckeldecke
Für Hunde, die sich auch ohne Nuckeln beruhigen können, eignet sich eine Nuckeldecke. Bringe deinem Hund bei, dass er nur an dieser Decke nuckeln darf. Alle anderen sind tabu.
Diese Decke packst du weg und holst sie zu besonderen Ereignissen heraus. Erwartest du eine stressreiche Zeit, kann dein Vierbeiner diese Beruhigung brauchen. Es kann auch eine Lösung sein, die Nuckeldecke im Auto zu lassen. Dann kann dein Hund auf jeder Autofahrt sein Nuckelbedürfnis stillen.
Wann das Nuckeln ein Problem ist
Lässt sich dein Hund nur sehr schwer vom Nuckeln abhalten und kommt ohne diese Handlung nicht zur Ruhe? Dann musst du ihm helfen. Sprich mit deinem Tierarzt und suche dir einen guten Hundetrainer, der mit Zwangsstörungen Erfahrung hat.
Sehr wahrscheinlich wird euer Ziel sein, deinem Hund das Nuckeln komplett abzugewöhnen. Eventuell braucht er dafür, zumindest am Anfang, Psychopharmaka, um für die Therapie empfänglich zu werden.
In diesem Fall ist es wichtig, dass dein Hund ganz mit dem Nuckeln aufhört. Es ist wie eine Sucht. In Maßen wird er diese nicht befriedigen können. Stelle ihn dir wie einen trockenen Alkoholiker vor.
Selbst Pralinen mit Alkohol können für ihn gefährlich werden. Eine Nuckeldecke wäre hier also der ganz falsche Ansatz.
Dein Hund nuckelt an der Decke: Das Fazit
Nuckelt ein Hund an einer Decke, befriedigt er erstmal nur ein natürliches Bedürfnis. Es kann aber zum Problem werden, wenn sich dein Vierbeiner in dieser Handlung verliert oder deine Einrichtung darunter leidet.
Ob du etwas gegen das Nuckeln unternehmen musst, ist daher immer eine Einzelfallentscheidung. Manche Hunde hören von selbst damit auf. Andere behalten das Verhalten ihr Leben lang bei, zeigen es aber nur in Maßen.
Wieder andere lassen sich kaum noch davon abbringen. Bei Letzteren solltest du auf jeden Fall eingreifen. An sich ist das Nuckeln aber eine eher harmlose Marotte. Sie schadet deinem Hund nur, wenn er etwas von der Decke schluckt.
Häufig gestellte Fragen
Wieso nuckelt mein Hund an der Decke?
Viele Hunde bauen dadurch Stress ab. Das Nuckeln beruhigt, weil es sie an ihre Welpenzeit erinnert, als sie bei ihrer Mutter Milch saugen konnten.
Was ist eine Zwangsstörung bei Hunden?
Als Zwangsstörungen bezeichnet man immer gleiche Abläufe, denen dein Hund wie automatisch nachgeht. Typisch bei unseren Vierbeinern sind Schwanzjagen, Pfotenlecken und im Kreis laufen.
Warum schmatzen Hunde, wenn sie sich hinlegen
Beruhigt sich ein Hund, wird automatisch seine Speichelproduktion angeregt. Sein Schmatzen beim Hinlegen könnte darauf zurückzuführen sein.