8 Tipps für einen entspannteren Tierarztbesuch

tipps für einen entspannten tierarztbesuch

Meinen ersten Hund mussten wir auf dem Hintern in den Untersuchungsraum ziehen. In meiner Zeit beim Tierarzt habe ich auch immer wieder Hunde gesehen, die von ihren Besitzern reingetragen werden mussten.

Die 35 Kilogramm Labradore standen dann zitternd und winselnd auf dem Tisch und ließen sich auch von ihren Menschen kaum beruhigen.

Das ist für niemanden schön und kann sogar die Ergebnisse der Untersuchung verfälschen. Ein sehr angespannter Hund reagiert auf Schmerzen nämlich weniger. Tastet der Tierarzt beispielsweise den Rücken ab, wird er daher kaum Reaktionen sehen, auch wenn das Tier unter Rückenschmerzen leidet.

Deswegen sollte dein Vierbeiner unbedingt entspannt in die Praxis kommen. 8 Tipps, wie du das schaffst, findest du in diesem Artikel.

💡 Tipp #1: Selbst entspannt bleiben

Hunde haben ein sehr feines Gespür dafür, wie es ihren Menschen geht. Sie spiegeln quasi unseren Gemütszustand. Sind wir glücklich, sind sie es auch.

Andersherum bedeutet das aber auch, dass sich unsere Anspannung auf unsere Hunde überträgt. Die Vierbeiner nutzen dafür ihre Nasen. Sie können Stress riechen, wie diese Studie von Clara Wilson und anderen Forschern belegt.

Wenn du also den Tierarztbesuch vorbereitest und dabei selbst gestresst bist, überträgt sich das auf deinen Hund. Er weiß vielleicht nicht, was genau du vorhast. Aber er weiß, dass es etwas Negatives ist. Entsprechend wird er weniger freudig reagieren, wenn du die Leine schnappst und mit ihm los möchtest.

Versuche daher, selbst so entspannt wie möglich zu bleiben. Das fällt natürlich gerade dann schwer, wenn du weißt, wie dein Hund beim Tierarzt reagiert. Aber versuche es.

Mache gedanklich keine große Sache daraus. Ihr geht rein, dein Hund wird untersucht, ihr geht nach Hause, fertig. Verschwende keine Gedanken an das ganze Drumherum.

Das Tolle ist: Durch einige der folgenden Tipps wirst du automatisch selbst entspannter sein. Du übst sie nicht für, sondern mit deinem Hund.

💡 Tipp #2: Untersuchung üben

Beim Tierarzt ist dein Hund vielen neuen Reizen ausgesetzt. Alles riecht komisch, der Arzt hat merkwürdige Geräte in der Hand, dein Hund muss auf einem Tisch stehen und wird überall angefasst oder festgehalten.

Damit er das alles über sich ergehen lässt, kannst du solche Untersuchungen zu Hause üben.

Keine Sorge, du sollst deinen Vierbeiner dafür nicht auf den Esstisch heben. Übe stattdessen, in seine Ohren zu schauen, seine Pfoten anzufassen oder hochzuheben. Schaue in seinen Mund, miss Fieber, auch wenn er nicht krank ist.

Knote eine ausgediente Socke oder ein kleines Handtuch an sein Bein und nimm es fünf Minuten später wieder ab.

Übt das Ganze am besten mit einer weiteren Person. Einer spielt den Tierarzt, der andere hält den Hund fest, redet ihm gut zu und versorgt ihn mit Leckerlies.

Diese Übung bewirkt, dass dein Hund mit weniger neuen Reizen überflutet wird, sobald er beim Tierarzt ist. Es wird trotzdem fremd riechen, er kennt die Personen dort kaum und das Stethoskop ist unangenehm kühl.



Alles andere kennt er aber schon, also ist die Situation für ihn weniger bedrohlich.

💡 Tipp #3: Tierarztbesuch trainieren

Ebenso wie die Untersuchung, solltet ihr auch den Weg zum Tierarzt trainieren. Je nach Wohnsituation ist es dafür nötig, dass dein Hund mit einem Transportmittel fährt. Ist er das nicht gewohnt, sollte er es unbedingt für den Ernstfall üben.

Je ruhiger dein Hund beim Tierarzt ankommt, desto entspannter wird auch die Untersuchung ablaufen. Ist dein Vierbeiner schon beim Reinkommen mit den Nerven am Boden, wird der Tierarzt die Situation kaum besser machen.

Schnapp dir also die Leine und mache einen schönen Spaziergang zum Tierarzt. Gehe für den Anfang einfach an der Praxis vorbei. Mache das ruhig, bis dein Hund entspannt bleibt. So erreichst du, dass der Weg zum Tierarzt kein besonderes Ereignis mehr ist.

Der nächste Schritt ist, die Praxis zu betreten. Sprich das am besten vorher mit dem Praxispersonal ab. Ist dein Hund schon als ängstlicher Patient bekannt, haben sie sicher Verständnis für ein paar Übungsstunden.

Nimm deinen Hund also kurz mit rein und sprich mit den Mitarbeitern an der Anmeldung. Dann geht ihr wieder. Auch diesen Schritt wiederholst du, bis dein Hund sichtbar entspannter dabei ist.

Als nächstes geht ihr weiter in die Praxis. Setzt euch kurz ins Wartezimmer, dann geht ihr wieder.

Wiederhole diese Besuche ruhig fast täglich. Je häufiger du übst, desto schneller wird sich dein Hund daran gewöhnen.

💡 Tipp #4: Während der Wartezeit ablenken

Die Wartezeit ist für deinen Hund auch sehr stressig. Er kennt die Situation „Tierarzt“ schließlich. Auch wenn die Untersuchung für uns nicht schlimm aussieht, manche Hunde mögen sie einfach nicht. Im Wartezimmer hat er ordentlich Zeit, sich mit seiner Angst zu beschäftigen.

Das führt nur dazu, dass er sich weiter stresst und entsprechend angespannter bei der Untersuchung sein wird.

Blättere daher im Wartezimmer nicht in den Prospekten und Zeitschriften, sondern beschäftige dich mit deinem Hund. Sprich beruhigend mit ihm, streichle ihn oder lasse ihn sich mit einem Spielzeug beschäftigen.

Geht auch ruhig zwischendurch kurz raus, damit dein Hund die Chance hat, sich zu erleichtern. Vor lauter Anspannung merken manche Hunde gar nicht, dass sie mal müssen. Eine Pfütze im Untersuchungsraum ist nicht tragisch.

Glaube mir, das passiert öfter, als man denkt. Aber dein Hund könnte sich vor Schreck hineinsetzen, was für ihn auch nicht angenehm ist. Sorge also dafür, dass er sich im Wartezimmer beschäftigen kann und erleichtert in die Praxis kommt.

💡 Tipp #5: Etwas Geliebtes mitnehmen

Die Gerüche in einer Praxis fallen selbst uns Menschen aus. Es riecht nach Desinfektionsmittel, Medikamenten und ganz vielen Tieren. Diese Mischung sorgt für Stress bei Hunden.

Gegen die fremden Gerüche kannst du nichts tun. Du kannst aber selbst einen Geruch mitbringen, den dein Hund kennt. Vielleicht hat er eine Lieblingsdecke, auf der er ständig liegt? Dann pack sie ein und breite sie im Wartezimmer aus.

So fällt es deinem Hund auch leichter, auf Kommandos wie „Decke“ oder „Bleib“ zu reagieren. Er kennt den Ort, an dem er das Kommando zu Hause ausführen soll, schon.

Alternativ kannst du auch ein geliebtes Stofftier mitbringen oder ein getragenes T-Shirt von dir. Probiere aus, was deinem Hund am besten gefällt. Hast du zwei Hunde, kann es auch helfen, beide mitzunehmen, auch wenn nur einer krank ist.

Das gilt aber nur, wenn der gesunde Hund beim Tierarzt entspannt bleibt. Ansonsten würden sich die Tiere gegenseitig hochschaukeln.

Quasi gewonnen hast du, wenn dein Ersthund beim Tierarzt die Ruhe selbst ist. Dein Zweithund wird sich an seinem Verhalten orientieren. Das bedeutet nicht, dass er ebenso völlig entspannt daliegt. Aber zumindest wird er für Kommandos empfänglich sein, was dir das Training erleichtert.

💡 Tipp #6: Futter, Futter, Futter!

Wenn ein geplanter Tierarztbesuch ansteht, spricht nichts dagegen, das Frühstück etwas kleiner ausfallen zu lassen. Den Rest der Portion packst du dir in Form von Trockenfutter ein und nimmst es mit.

Wann immer sich dein Hund entspannt, also hinlegt, bekommt er einen Keks. Das Futter ist auch wichtig, um ihn abzulenken. Du könntest es nutzen, um ein paar Kommandos im Wartezimmer zu üben.

Das Futter sorgt dafür, dass er den Besuch mit etwa Schönem verbindet. Idealerweise speichert er den Tierarzt mit „da gibt’s leckeres Essen“ ab. Nimm für unangenehme Untersuchungen also ruhig auch etwas besonderes wie Leberwurst oder getrocknete Fische mit.

Geht es zur Untersuchung, machst du weiter. Stopfe deinen Hund ruhig voll. Manche Hunde bekommen eine Spritze so gar nicht mit. Sie konzentrieren sich voll aufs Futter vor ihrer Nase.

Deswegen bekommen Babys auch etwas Glukoselösung, wenn ihnen Blut abgenommen wird. Beim Zuckerstoffwechsel entsteht nämlich ein Stoff, der die Schmerzempfindung senkt. Angelika Bierhaus und viele weitere Forscher wiesen das in ihrer Studie nach.

Das soll nicht heißen, dass dein Hund vor einem Tierarztbesuch einen Lolli braucht. „Etwas schön füttern“ funktioniert aber tatsächlich.

💡 Tipp #7: Den richtigen Tierarzt finden

Manchmal ist das Problem durch einen Tierarztwechsel zu lösen. Hunde müssen nicht alle Menschen und auch nicht alle Tierärzte mögen. Mit einem Tierarzt, den sie okay finden, arbeitet es sich aber besser. Wenn du die Wahl hast, probiere daher ruhig eine andere Praxis aus.

Damit will ich gar nicht sagen, dass dein bisheriger Tierarzt möglicherweise schlecht mit seinen Patienten umgeht. Es gibt einfach, wie beim Menschen auch, ganz unterschiedliche Charaktere unter Hunden.

Manche wollen betüddelt werden, andere bevorzugen einen schlichten Tierarztbesuch. Viele ängstliche Hunde haben außerdem ein Problem mit Männern. Gerade große Männer machen ihnen Angst. Ist dein Tierarzt männlich, bedeutet möglicherweise schon das Stress für deinen Vierbeiner.

Arbeitet in der Praxis auch eine Tierärztin, kannst du ruhig fragen, ob ihr einen Termin bei ihr bekommen könnt. Tierärzte kennen das Problem. Ansonsten ist Tiermedizin glücklicherweise ein Berufsfeld, das weiblich dominiert ist.

In vielen Fällen sollte es also möglich sein, eine Tierärztin in der Nähe zu finden.

💡 Tipp #8: Beruhigungsmittel

Wenn es gar nicht anders geht, kannst du in Ausnahmefällen zu Beruhigungsmitteln greifen. Lasse dir diese unbedingt von deinem Tierarzt verschreiben. Besorge dir nicht selbst etwas übers Internet. Im Zweifel könntest du deinem Hund damit schaden.

Einige Kräuter und Wurzeln haben beruhigende Wirkungen. Baldrian ist nur ein Beispiel. Hunde vertragen ihn, sodass es bereits Präparate mit Baldrian als natürliches Beruhigungsmittel für Hunde gibt.

Bedenke dabei aber, dass diese Mittel deinem Hund nicht nachhaltig die Angst nehmen. Zudem brauchen sie normalerweise eine gewisse Vorlaufzeit. Für den Notfall sind sie daher nicht geeignet. In Kombination mit dem richtigen Training können sie helfen, sollten es aber auf keinen Fall ersetzen.

Fazit

Beim Thema „Entspannung beim Tierarzt“ steht und fällt alles mit deiner eigenen Einstellung. Nur wenn du selbst entspannt bist, kann dein Hund auch ruhig bleiben. Ich würde dir aber auch empfehlen, nicht zu viel von deinem Vierbeiner zu verlangen.

Vielleicht hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Und ganz ehrlich: Wer ist bei einer Spritze denn nicht etwas aufgeregt?

Manchmal hilft aber auch ein einfacher Tierarztwechsel. Wenn du wirklich Probleme mit Panik beim Tierarzt hast, probiere das ruhig aus. Auch hier gilt, dass du selbst entspannt sein muss. Ansonsten hilft euch der Wechsel leider auch nicht.

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