Der tapfere Wächter der Steppe

Karla erhob sich gerade über den Horizont, als Borin, der temperamentvolle Deutsche Jagdterrier, mit flatternden Ohren durch die goldgelben Steppengräser sprintete. Borin liebte diesen Ort, weit entfernt von der Hektik der Stadt, wo der Wind in melodischen Tönen durch die Strohhalme pfiff und die Morgensonne die Erdkruste mit einem lieblichen Schimmer bedeckte.

Aufgeregt und voller Energie folgte Borin den verwehten Düften und Tierspuren, die ihm den Weg wiesen. Vor ihm erstreckte sich das offene Land, als eine endlose, freie Leinwand des Abenteuers. Hier war er der König seiner kleinen Welt, ein tapferer Wächter der Steppe.

Am Rande eines kleinen, plätschernden Baches, der durch das sonst trockene Gelände floss, fand Borin das, was er ursprünglich gesucht hatte: Clara, die hübsche Border Terrier-Dame, die er seit Wochen heimlich besuchte. Clara lebte auf einem benachbarten Bauernhof und konnte sich anfangs nicht vorstellen, einen so abenteuerlustigen Freund wie Borin zu haben, doch mit der Zeit hatte sie sich von seiner Leidenschaft und seinem unerschütterlichen Optimismus anstecken lassen.

„Morgen, Borin! Aufgeregt wie immer, sehe ich“, sagte Clara, als sie ihren Freund mit einem Lächeln begrüßte.

„Clara! Ich musste einfach raus, das Gras ist heute so saftig und der Wind so frisch!“, bellte Borin zurück.

Gemeinsam tollten sie im kühlen Wasser des Baches, spritzten sich gegenseitig nass und jagten sich schnaufend durch die Steppe. Doch plötzlich hielt Borin inne. Seine Nase zuckte, und seine Ohren stellten sich auf. Clara bemerkte sofort die Veränderung in seiner Haltung und hörte auf, zu spielen.

„Was ist los, Borin?“, fragte Clara besorgt.

„Da ist etwas“, knurrte Borin. „Etwas Fremdes. Und es ist nah.“

In der Ferne konnte Clara ein dunkles, sich bewegendes Fleckchen erspähen, das sich rasch näherte. Bevor sie auch nur einen Ton herausbringen konnte, rannten beide Hunde auf den höchsten Hügel, um eine bessere Sicht zu haben.

Das Unbekannte kam bedrohlich näher. Clara pochte das Herz, doch Borin knurrte entschlossen und stellte sich schützend vor sie.

„Wir müssen herausfinden, was das ist“, sagte er ernst, während der Nebel der Anspannung um sie herum dichter wurde. Das sich nähernde Schattenwesen enthüllte langsam die Konturen eines Riesenhundes, dessen rasende Geschwindigkeit keine guten Absichten vermuten ließ.

Clara sah Borin in die Augen, ihre Unruhe verschwand in einem kurzen Moment der Sicherheit, während sie seine Entschlossenheit spürte. Plötzlich teilte sich die Steppe wie das Meer vor den beiden tapferen Terriern, als der Riesenhund auf sie zustürzte…

Teil 2: Der Riesenhund stürzte auf Borin und Clara zu, seine Augen funkelten wild und seine Krallen scharrten die Erde unter ihm auf. Für einen Moment kam es Clara so vor, als ob die Welt um sie herum stillstand; dann schnellte Borin vor, seine Brust aufgebläht vor Mut.

„Jetzt ist die Zeit, Clara!“, rief Borin über die Schulter zurück, während er auf den Riesenhund zurannte. Clara, ihre anfängliche Angst in Entschlossenheit verwandelnd, folgte ihm dichtauf.

Als Borin den gigantischen Hund erreichte, sprang er mit gesträubtem Fell und gefletschten Zähnen. Der Riesenhund, überrascht von Borins tapferem Angriff, zog sich einen Moment lang zurück. Doch das war genug Zeit für Clara, um auf den höchsten Hügel zu klettern und nach Hilfe Ausschau zu halten.



Von ihrem erhöhten Ausblick sah Clara, wie der Bauer aus dem benachbarten Hof, ein erfahrener und freundlicher Mann, mit besorgtem Gesicht auf das Land hinaussah. „Hunde“, rief er plötzlich, seine Stimme hallte durch die Felder, als er den gigantischen Hund entdeckte, der Borin und Clara bedrohte. Sofort eilte der Bauer, gefolgt von seinen eigenen Hunden, in Richtung des Geschehens.

Borin, noch immer in einem schwindelerregenden Tanz aus Angriff und Verteidigung, bemerkte die Verstärkung. „Clara!“, bellte er, „Der Bauer kommt! Wir müssen stark bleiben!“

Clara sprang den Hügel hinunter und stellte sich wieder an Borins Seite. Gemeinsam boten die zwei kleinen Terrier dem großen Eindringling die Stirn, während der Bauer und seine Hunde näher kamen.

Der riesige Hund, nun selbst umzingelt, zögerte. Seine Augen verloren ihren wilden Glanz, und er wirkte fast eingeschüchtert von der geballten Entschlossenheit der kleinen Hunde und ihrer herbeieilenden Unterstützung.

„Hey, das reicht, Großer!“, rief der Bauer, als er endlich bei ihnen ankam. Er schlug mit einem langen Stock auf den Boden, und der Klang hallte wie ein Drohgebärde in der Luft. Der riesige Hund sah den Bauern an, zögerte erneut, und dann – als hätte er die Gefahr endlich erkannt – drehte sich um und rannte davon, in die Sicherheit der fernen Weiten.

Atemlos, aber erleichtert, wandten sich Borin und Clara einander zu. Borins schwarze Augen leuchteten, und Clara atmete erleichtert auf. Der Bauer hob Borin hoch und klopfte ihm liebevoll auf den Kopf. „Gut gemacht, mein Kleiner. Du bist wirklich der tapfere Wächter dieses Landes“, lachte er.

Auch Clara kam nicht zu kurz. Der Bauer streichelte ihr liebevoll das weiche Fell und lächelte stolz. „Und du, kleine Dame, hast ebenfalls eine unerschrockene Seele. Ihr beide seid wirklich ein unschlagbares Team“, sagte er herzlich.

Als die Sonne höher stieg und der Morgen seine volle Wärme entfaltete, wusste Borin, dass er und Clara auf ewig als die tapferen Wächter dieser Steppe bekannt sein würden. Ihre Abenteuerlust und Mut hatten bewiesen, dass selbst die kleinen in der Welt große Veränderungen bewirken können. Und so trotteten sie, Seite an Seite und mit den begeisterten Rufen des Bauern und seiner Familie im Hintergrund, zurück zu ihrer geliebten Steppe, bereits die nächsten Abenteuer planend.

Denn für Borin und Clara war das nur der Anfang vieler weiterer aufregender und gemeinsamer Tage.

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