Schatten in der Regenstadt

Am Ende einer regnerischen Dezembernacht, als die Lichter der Großstadt in schlammigen Pfützen glitzerten, schlich sich eine Gestalt unbemerkt durch die engen Gassen. Kira, eine schwarz-braune Deutsche Bracke mit aufmerksam funkelnden Augen, suchte die Schatten der hohen Gebäude nach ihrem nächsten Hinweis ab.

Kira war kein gewöhnlicher Hund. Vor einigen Jahren hatte sie bei einem Polizeieinsatz ihre außergewöhnlichen Spürfähigkeiten unter Beweis gestellt und arbeitete seither heimlich mit Kommissarin Leyla Berg zusammen. Der nächtliche Regen machte ihre Aufgabe jedoch nicht leichter; seine Nässe verwischte die Spuren und verdeckte Geräusche, die sie normalerweise leicht hätte aufspüren können.

Plötzlich stutzte Kira. Zwischen dem beißenden Geruch von Benzin und altem Müll nahm sie eine vertraute Fährte auf. Es war eine Mischung aus einem seltenen Parfüm und Metall, die sie mehrmals auf alten Akten bei Leyla ins Visier genommen hatte.

Leyla, die Kiras angespanntes Verhalten bemerkt hatte, folgte ihr mit schnellen Schritten. „Haben wir etwas?“ flüsterte sie, mehr zu sich selbst als zu Kira. Der Hund antwortete nicht – was sie auch nicht erwartet hatte – und bog stattdessen zielstrebig in eine dunkle Seitengasse ein.

Die Gasse führte zu einem verlassenen Lagerhaus, dessen verrostetes Schild „Rosenberg & Söhne“ nur noch schwach lesbar war. Im Inneren des Gebäudes glimmte ein schwaches Licht, das durch die zerbrochenen Fenster nach außen drang. Kira spürte förmlich, dass sie der Lösung ihres Falles nahe waren. Sie bellte leise und scharrte mit ihren Pfoten aufgeregt an der Tür.

Leyla zögerte nur einen Moment, dann zog sie ihre Waffe und öffnete die knarzende Tür. Das Innere des Lagerhauses war größtenteils dunkel, aber im hinteren Teil flackerte eine einzelne Lampe. Als sich ihre Augen an das schwache Licht gewöhnten, erkannte sie mehrere Schachteln und Kisten, die unordentlich im Raum verteilt waren. Was ihr den Atem stocken ließ, war jedoch der Käfig in der Mitte des Raumes.

So leise wie möglich näherten sich Kira und Leyla dem Käfig. Sie erkannten sofort, was darin lag: ein kleines Kind, scheinbar bewusstlos, mit einem Tuch um den Mund gebunden. Kira begann hektisch zu bellen, als sie sah, dass sich etwas hinter ihnen bewegte.

Das Klicken einer Waffe brachte Leyla dazu, sich umzudrehen und sofort in Deckung zu gehen. „Nichts bewegt sich!“ rief eine unbekannte Stimme aus den Schatten. Kira knurrte tief und zeigte ihre Zähne, bereit, Leyla zu verteidigen.

Teil 1 endet.

Teil 2:

Die Stimme in den Schatten klang gefährlich ruhig. „Niemand muss verletzt werden,“ fuhr sie fort, „lasst einfach das Kind zurück und geht.“

Leyla versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren. Sie wusste, dass Kira etwas im Schilde führte, die Deutsche Bracke stand wie erstarrt da, doch ihre Augen scannten unaufhörlich die Dunkelheit. „Wer sind Sie?“ fragte Leyla, ihre Stimme fest trotz der Angst, die sie spürte. „Was wollen Sie mit dem Kind?“

Die Antwort kam nicht sofort. Stattdessen war nur das gleichmäßige Tropfen von Regen zu hören, der durch die undichten Stellen des Daches des Lagerhauses in Pfützen tropfte. Schließlich hörte Leyla Schritte, die näherkamen. Ein größerer Mann trat ins Licht, eine Pistole auf sie gerichtet. Im schwachen Schein der flackernden Lampe erkannte sie ihn von den Fahndungsfotos: Klaus Richter, ein berüchtigter Entführer, der für mehrere Entführungen und Erpressungen verantwortlich war.

„Das Kind ist mein Joker“, sagte Klaus. „Wenn Sie jetzt gehen, passiert ihm nichts. Doch wenn nicht…“

Er ließ den Satz unvollendet, aber die Bedrohung war klar. Leyla sah zu Kira, und sie wussten beide, dass sie keine andere Wahl hatten. Sie musste Zeit gewinnen, um das Kind zu retten. „In Ordnung, gut“, sagte sie, indem sie ihre Waffe langsam ablegte und die Hände hob. „Wir wollen nur, dass das Kind sicher ist.“



Klaus lächelte triumphierend, als Kira plötzlich die Gelegenheit ergriff. In einem Blitz sprang sie auf Klaus zu, ihre Zähne tief in seinen Arm vergrabend, der die Waffe hielt. Klaus schrie auf vor Schmerz und ließ die Waffe fallen. Leyla nutzte den Moment, um nach vorne zu stürzen und die Waffe wegzukicken.

„Du köstliche Bestie!“ zischte Klaus wütend und versuchte, Kira abzuschütteln. Aber die Deutsche Bracke hielt fest wie ein Schraubstock, bis Leyla schließlich gelang, Klaus zu überwältigen und mit ihren Handschellen zu fesseln.

Schwer atmend und mit zittrigen Händen eilte Leyla zu dem Käfig und öffnete ihn so schnell sie konnte. Das Kind, ein kleiner Junge mit verängstigten Augen, war wach, aber zu schwach, um zu sprechen. Sie befreite ihn vorsichtig von den Fesseln und dem Tuch, das seinen Mund verdeckte.

„Es ist vorbei“, flüsterte sie beruhigend. „Du bist jetzt in Sicherheit.“

Kira, die den Sieg errungen hatte, schnüffelte vorsichtig an dem Jungen und leckte ihm sanft über das Gesicht, um ihn zu beruhigen. Der Junge lächelte schwach und klammerte sich an Leyla, als sie ihn in die Arme nahm.

In der Ferne waren Sirenen zu hören. Die Verstärkung war auf dem Weg, was bedeutete, dass dieser Albtraum bald enden würde.

Später, als das Lagerhaus voller Polizeibeamter und Rettungssanitäter war, stand Leyla neben Kira und sah zu, wie der Junge in einen Krankenwagen gebracht wurde. „Gute Arbeit, Mädchen“, sagte sie liebevoll und kraulte Kira hinter den Ohren. Kira wedelte mit dem Schwanz und bellte leise, als ob sie sagen wollte, dass sie immer bereit war, zu helfen.

Ihr Mut und ihre Entschlossenheit hatten ihnen nicht nur geholfen, den Fall zu lösen, sondern auch ein Leben zu retten. Und während der Regen weiterhin die Stadt wusch, wussten Leyla und Kira, dass sie gemeinsam noch viele Abenteuer bestehen würden.

Die Lichter der Stadt, die immer noch in den schlammigen Pfützen glitzerten, waren jetzt heller denn je, als Leyla und Kira Hand in Pfote die Nacht durchquerten, bereit, sich dem nächsten Fall zu stellen.

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