Die Wächter des Unmöglichen
Wenig ahnten die Bewohner des alten Schlosses am Rande des dunklen Waldes, dass jene stille Nacht die Ankunft eines ungewöhnlichen Helden markieren würde. Fero, ein majestätischer Eurasier, ein Hund von beeindruckender Größe und unvergleichlicher Loyalität, durchstreifte die windgepeitschten Gründe des imposanten Gebäudes.
Das Schloss, alt und geheimnisvoll, trug die Wunden der Zeit. Seine hohen Türme erhoben sich gegen den sternenlosen Himmel, und von den zerbrochenen Fenstern wehte ein Hauch der Vergangenheit. Fero war nicht allein; seine scharfen Sinne verrieten ihm, dass etwas Unheimliches in der Luft lag. Seine strahlenden Augen glühten im schummrigen Licht der Fackeln, während seine kräftigen Pfoten ohne Geräusch über den moosbedeckten Boden schritten.
Die Bewohner des Schlosses, eine Adelsfamilie, hatten Fero als Beschützer auserwählt, nicht bewusst um die Legenden, die ihm vorauseilten. In der Dunkelheit dieser gespenstischen Nacht machte sich Fero daran, seine Runden zu drehen. Plötzlich hielt er inne. Ein leises, aber bestimmtes Knistern, das von den alten Wänden widerhallte, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er lauschte, jeder Muskel angespannt und bereit zum Sprung.
Das Geräusch führte ihn in den tiefsten Teil des Schlosses, zu einer geheimnisvollen Tür, die kaum beachtet wurde. Sie war alt und halb verfallen, doch hinter ihr schien sich ein Geheimnis zu bergen. Mit einem leichten Knurren drückte Fero seine mächtige Schulter gegen das Holz, und die Tür gab nach. Staub wirbelte in der Luft, und vor ihm erstreckte sich ein verborgenes Gewölbe, das von einer unheimlichen Aura durchzogen war. In der Mitte des Raumes leuchtete ein seltsames Muster auf dem Boden, das sofort seine volle Aufmerksamkeit auf sich zog.
Fero setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere und näherte sich dem leuchtenden Zeichen. Gerade als er versuchte, den Ursprung der seltsamen Lichtquelle zu ergründen, spürte er, wie sich die Temperatur um ihn herum veränderte. Ein eisiger Windhauch durchzog das Gewölbe, und aus dem Dunkel erhob sich eine tiefe, schauerliche Stimme, die seinen Namen zu flüstern schien. Mit gesträubtem Fell und pochendem Herzen wandte sich Fero um, nur um dem Unvorstellbaren ins Auge zu sehen…
(Teil 1 Ende)
Teil 2:
Mit bebendem Atem und wachsamen Augen starrte Fero in das Dunkel, aus dem die Stimme hervordrang. Seine Muskeln spannten sich an, bereit auf alles, was ihm entgegentreten würde. Doch das Dunkel schien endlos und die flüsternde Stimme wurden lauter, durchdrang die Mauern mit einer unheilvollen Melodie.
Mit einem tiefen Knurren trat Fero einen Schritt vor und die Dunkelheit wich ein wenig zurück. Eine schattenhafte Gestalt, umhüllt von Nebel, trat langsam aus den Schatten hervor. Es war ein alter Mann, gehüllt in einen zerfetzten Umhang, mit Augen so leer wie der Nachthimmel. „Fero,“ flüsterte er nochmals, „du bist der Auserwählte.“
Der majestätische Eurasier hielt inne, sein Kopf neigte sich leicht zur Seite, als ob er die Worte des alten Mannes genau abwägen würde. „Für viele Generationen haben die Wände dieses Schlosses mein Geheimnis bewahrt,“ sprach der alte Mann weiter. „Und nun, in dieser Nacht, bist du hier, um es zu erfüllen.“
Mit diesen Worten breitete der alte Mann seine knochigen Hände aus und ein sanftes, goldenes Licht füllte das Gewölbe. Das leuchtende Muster am Boden begann sich zu bewegen, sich zu drehen und zu wirbeln, und Fero erkannte, dass es eine Art Portal war. Die alte Aura, die das Schloss durchzog, schien sich in diesem Moment zu konzentrieren und führte alles zu diesem einen Punkt.
„Du bist der Hüter der Vergangenheit und der Brücke zur Zukunft,“ sagte der alte Mann mit einer Zuversicht, die Fero spüren ließ, dass er tatsächlich dazu bestimmt war, hier zu sein. Fero schritt mutig auf das leuchtende Muster zu, spürte die Energie, die ihn umgab, und mit einem letzten, entschlossenen Schritt trat er hindurch.
Die Welt um ihn verschwamm und verzerrte sich. Er fand sich bald in einem Raum wieder, der aus purem Licht bestand. Um ihn schwebten lebendige Erinnerungen und Schatten der Zeit. Er sah Bilder des Schlosses, wie es einst war—glänzend, reich und voller Leben. Er sah auch die Dunkelheit, die über die Jahre hereingebrochen war, ein Fluch, der alles in Traurigkeit und Verfall getaucht hatte.
Plötzlich stand er vor einer stattlichen und feingliedrigen Gestalt—eine Königin, deren Gesicht von Güte und Weisheit geprägt war. „Fero, du bist gekommen, um zu bewahren, was verloren gegangen war,“ sagte sie sanft. „Durch deine Treue und deinen Mut wirst du den Fluch, der auf diesem Schloss liegt, brechen.“
Mit diesen Worten erhob sich Fero, seine Brust geschwollen vor Entschlossenheit. Die Königin neigte respektvoll den Kopf und in einem finalen, intensiven Lichtstrahl wurde der uralte Fluch hinweggefegt. Das Schloss verwandelte sich vor Feros Augen; der Verfall wich neuer Pracht und die harmonischen Stimmen und das fröhliche Treiben kehrten zurück.
Zurück im Gegenwartsgewölbe, stand Fero wieder allein. Der alte Mann war verschwunden, als sei er nie da gewesen, nur das warme Leuchten der Heilung und der Wiederherstellung umgab ihn. Fero wedelte sanft mit dem Schwanz, als er spürte, dass eine große Bürde von diesem Land genommen wurde.
Die Adelsfamilie, befreit von der schwermütigen Aura des Schlosses, trat mit glänzenden Augen auf Fero zu. Dankbarkeit lag in ihren Blicken, und mit tiefer Verneigung ehrten sie ihren vierbeinigen Beschützer. Fero, der majestätische Eurasier, hatte bewiesen, dass selbst die dunkelste Nacht einem Funken des Lichts weichen muss.
Und so wurde Fero nicht nur der Held dieser Nacht, sondern auch der unsterbliche Beschützer dessen, was alle für unrettbar verloren gehalten hatten: ein Zuhause, das in neuer alter Pracht, erfüllt von Licht und Hoffnung, erstrahlte.
Ende.