Das Geheimnis des alten Mühlenteichs

Eine sanfte Brise strich durch die rustikalen Gassen des kleinen Dorfes, als der achtjährige Junge Emil und sein treuer Freund, ein eleganter Kurzhaariger Ungarischer Vorstehhund namens Herkules, entlang des alten Pflasterweges schlenderten. Herkules, mit seinem goldbraunen Fell und den aufmerksam funkelnden Augen, war nicht nur ein herausragender Jagdhund, sondern auch Emils bester Freund und ständiger Begleiter.

Es war ein Nachmittag wie jeder andere. Bauern arbeiteten auf den Feldern, und Hühner scharrten im Staub nahe den verwitterten Holzzäunen. Doch heute lag etwas Ungewöhnliches in der Luft, etwas, das Emil und Herkules nicht ignorieren konnten. Herkules schnupperte aufgeregt in der Luft und zerrte leicht an der Leine, die Emil locker in der Hand hielt.

„Was hast du da, Herkules?“ fragte Emil verwundert und folgte dem Hund, der zielstrebig in Richtung des alten Mühlenteichs zog. Der Teich war seit jeher ein Ort der Legenden und Geheimnisse im Dorf. Viele Geschichten rankten sich um seine düsteren Tiefen, aber nie hatte Emil ihnen viel Glauben geschenkt. Doch heute wirkten die düsteren Schilderungen plötzlich weniger absurd.

Am Ufer des Teichs angekommen, begann Herkules heftig zu bellen. Emil spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Unter einem dichten Schleier von Weidenranken lag etwas Unerwartetes: ein altes, mit Moos überwuchertes Schild, das zum Vorschein kam, als Herkules es freilegte. Darauf war eine verblasste Inschrift zu entziffern: „Hier ruht das Geheimnis des Waldes“.

Während Emil noch die Bedeutung des Schildes zu ergründen versuchte, fing Herkules an, hektisch in der weichen Erde zu graben. Innerhalb weniger Momente stieß er auf eine lederne, gut verschlossene Schatulle. Emil hob sie vorsichtig auf und spürte ihr unerwartetes Gewicht.

Als er den Deckel öffnete, blitzte ihm ein metallener Glanz entgegen. Darin befand sich eine alte, aber überraschend gut erhaltene Schatzkarte. Die verwobenen Linien und seltsamen Symbole verwirrten Emil und ließen ihn zugleich vor Aufregung erzittern.

Doch bevor er die Karte weiter studieren konnte, erklang ein lautes Knacken hinter ihm. Emil drehte sich abrupt um und erblickte eine düstere, unbekannte Gestalt, die in der Schattenumarmung der Bäume lauerte. Herkules knurrte bedrohlich, das Fell entlang seines Rückens sträubte sich.

Die Gestalt machte einen Schritt nach vorne, das Gesicht noch verhüllt von der Dunkelheit der sinkenden Sonne. Eine dröhnende Stimme durchbrach die Stille:

„Gebt mir die Karte, oder es wird euer letzter Nachmittag sein!“

Emil und Herkules standen wie angewurzelt da, das Herz schien ihnen bis zum Hals zu schlagen. Was hatten sie da bloß entdeckt und wer war dieser unheimliche Fremde?

Teil 2:

Emil Blick huschte zwischen der Karte in seinen zitternden Händen und der bedrohlichen Gestalt hin und her. Herkules stand in Abwehrhaltung, knurrend und bereit, Emil zu verteidigen. Emil wusste, dass sie diese Schatzkarte nicht einfach so herausgeben konnten, ohne wenigstens zu verstehen, um welchen Schatz es sich handelte und warum der Fremde so sehr dahinter her war.

„Warum wollen Sie die Karte haben?“ rief Emil mit bebender Stimme, versuchte aber tapfer zu klingen.

Die dunkle Gestalt machte noch einen Schritt auf sie zu, und ihr Gesicht kam aus dem Schatten ins schwache Licht. Es war ein älterer Mann mit narbenübersätem Gesicht und bohrendem Blick. „Das geht dich nichts an, Junge. Die Karte gehört mir“, knurrte er.

In diesem Moment schoss Herkules vor und stellte sich schützend zwischen Emil und den Mann, als würde er sagen: „Du musst erst an mir vorbei.“



„Jetzt gib mir die Karte! Oder dein Hund wird es bereuen!“ drohte der Unbekannte.

Emil überlegte fieberhaft. Seine Eltern hatten ihn gewarnt, nie mit Fremden zu sprechen, aber dies war eine außergewöhnliche Situation. Was konnte er tun? Da kam ihm eine Idee. Er wusste, dass sie Hilfe brauchten und dass der Fremde ihn sicherlich nicht unbegrenzt verfolgen konnte.

Mit einem plötzlichen Ruck zog er die Schatulle zu sich und rannte los – zurück in die Richtung des Dorfes. „Komm, Herkules!“ rief er, während sie durch das Unterholz küsollten. Er hörte, wie der Fremde hinter ihnen herfluchte, aber Emil war leicht und schnell, und Herkules war ein trainierter Jagdhund, in der Lage, jeden Weg durch das dichteste Gebüsch zu finden.

Durch schmale Pfade und dichtes Gestrüpp erreichten sie schließlich das Haus von Emil’s Großvater, der einst der Dorfälteste gewesen war und viel über die alten Geschichten und Geheimnisse der Umgebung wusste. Als Emil mit Herkules ankam, schilderte er dem überraschten Großvater hastig alles.

Sein Großvater, mit ernstem Blick, nahm die Schatulle in die Hand und untersuchte die Karte aufmerksam. Dann sagte er mit leiser Stimme: „Das ist keine gewöhnliche Schatzkarte, Emil. Sie führt zum Herzstein, einem magischen Edelstein, der das Schicksal unseres Dorfes seit Jahrhunderten bestimmt.“

Plötzlich hörten sie ein Poltern an der Tür. Der fremde Mann hatte es auch zum Haus geschafft. Er hämmerte gegen die Tür und verlangte die Karte.

Der Großvater sah Emil tief in die Augen. „Du und Herkules müsst den Herzstein zuerst finden. Es ist der einzige Weg. Ich werde ihn aufhalten so lange ich kann.“ Mit diesen Worten versteckte er Emil und Herkules in einem geheimen Fluchtweg unter dem Haus, der in den dichten Wald führte.

Emil spürte eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit, als er die verwinkelten Wege des Waldes folgte, geleitet von den verschlüsselten Hinweisen auf der Karte. Herkules führte sie geschickt durch die verborgenen Pfade, bis sie schließlich an einem alten, von Moos bedeckten Steinkreis ankamen.

Mit zitternden Fingern hob Emil einen schwer wirkenden Stein in der Mitte des Kreises an und darunter lag, hell leuchtend und in Kraft ausstrahlend, der sagenumwobene Herzstein. In diesem Moment fühlte Emil, wie eine warme Energie durch seinen Körper floss. Herkules bellte freudig auf, als würde auch ihm die Kraft des Steins zuteil.

Zum Glück hatten sie es geschafft, bevor der Fremde sie einholen konnte. Als Emil den Herzstein in die Hand nahm, wusste er, dass sie nun nicht nur das Geheimnis des Dorfes gelüftet hatten, sondern auch seine Sicherheit gesichert hatten. Mit der Hilfe von Herkules und geführt von dem Wissen und der Tapferkeit seines Großvaters, würde Emil nun den Stein zurück zum Dorf bringen und sicherstellen, dass er niemals in die falschen Hände fiel.

Und so kehrten sie zurück, unergründliche Geschichten und Legenden in ihrer Erinnerung, geborgen von der brüderlichen Bindung zwischen einem Jungen und seinem treuen Hund. Das Dorf würde dank ihrer Tapferkeit und Hingabe in einer friedlichen Sicherheit ruhen.

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