Der Wunschbrunnen der Flusslandschaft
Ein sonniger Morgen brach über der idyllischen Flusslandschaft an, die durchzogen war von sanften Strömungen und umrahmt von üppigem Grün. Ein beeindruckender Border Collie namens Kira, mit intelligenten Augen und einem glänzenden, schwarz-weißen Fell, streifte entlang des Flussufers. Kira lebte zusammen mit ihrem Besitzer in einem kleinen, gemütlichen Haus am Rande des Flusses und war bekannt dafür, wie geschickt sie die Schafherden auf den benachbarten Weiden hütete.
An diesem Morgen jedoch, war Kira ungewöhnlich nachdenklich. Während sie auf einem kleinen Hügel saß und das Wasser beobachtete, erinnerte sie sich an die Geschichten, die sie von anderen Hunden gehört hatte – Geschichten über einen mysteriösen alten Wunschbrunnen, versteckt irgendwo entlang des Flusses. Angeblich erfüllte der Brunnen denjenigen, die ihn fanden, einen einzigen Wunsch. Kira hatte immer geglaubt, dass dies nur Märchen waren, aber ein Gefühl tief in ihrem Inneren sagte ihr, dass es an der Zeit war, dem nachzugehen.
Tagelang durchsuchte sie das Ufer, untersuchte jeden Felsen und Busch. Kein möglicher Hinweis entging ihrem aufmerksamen Blick. Sie suchte weiter beharrlich, selbst wenn ihre Pfoten von der Anstrengung müde wurden. Eines Abends, während der Himmel von einem warmen Orange in tiefes Violett überging, entdeckte Kira hinter einer dicht überwucherten Böschung eine schmale, alte Steintreppe, die hinunter zum Fluss führte.
Mit klopfendem Herzen und Neugier, die über ihre Erschöpfung triumphierte, folgte sie der Treppe. Am Ende der Stufen stieß sie auf etwas, das ihre Augen glitzern ließ: Überwuchert von Moos und verborgenen Blüten lag ein antiker, steinerner Brunnen, der von einer geheimnisvollen Aura umgeben war. Kira schnupperte vorsichtig und setzte gerade dazu an, die Umgebung genauer zu erkunden, als ein unheimlich lautloser Schrei durch die Luft schnitt.
Mit aufgestellten Ohren und plötzlich angespannten Muskeln drehte sie sich um und blickte in die tiefschwarzen Augen eines Wesens, das halb verborgen im Schatten stand – ein Wesen, das weder Mensch noch Tier war.
Das Wesen trat langsam näher und flüsterte mit einer Stimme, die wie das Flüstern einer uralten Legende klang: „Hast du wirklich den Mut, deinen Wunsch zu erfüllen, Kira? Bist du bereit, den Preis zu zahlen?“
Kira fühlte, wie sich ihre Welt drehte. Lies sie sich darauf ein oder sollte sie das Geheimnis des Brunnens aufgeben? Die Antwort musste sie in Kürze finden…
Kira hielt einen Moment inne und sah in die tiefschwarzen Augen des Wesens, das sich nun aus dem Schatten heraustrat und seine Form deutlicher enthüllte. Es war ein schimmerndes, ätherisches Geschöpf, mit Zügen, die weder vollständig fest noch völlig flüchtig waren, als ob es zwischen den Welten wandelte.
Mit einem entschlossenen Blick und einem tiefen Atemzug entschloss sich Kira, ihren Mut zusammenzunehmen. Sie hatte zu viel Zeit und Mühe in die Suche investiert, um jetzt aufzugeben. „Ja, ich bin bereit“, antwortete sie mit fester Stimme.
Das Wesen nickte und erhob eine durchscheinende Hand, die zärtlich über den Rand des Brunnens schwebte. „Dann formuliere deinen Wunsch, aber sei dir des Preises bewusst. Alles hat immer seinen Preis.“
Kira schloss die Augen und dachte an ihren Besitzer, an die Schafe, die weiten Felder und die Ruhe dieses Ortes. Was war der eine Wunsch, der alles für sie vervollständigen würde? Schließlich öffnete sie die Augen und sprach klar und bestimmt: „Ich wünsche mir, dass alle Lebewesen hier am Fluss in Frieden und Harmonie leben können.“
Das Wesen lächelte sanft, und plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Eine unheimliche Stille trat ein, gefolgt von einem leisen Summen, das aus der Tiefe des Brunnens aufstieg und sich über die Landschaft ausbreitete. Um Kira herum begann die Natur zu erstrahlen – die Blumen leuchteten frischer, das Gras schien grüner und der gesamte Fluss glitzerte im Licht des Mondes, der nun hell am Himmel stand.
„Dein Wunsch ist erfüllt“, flüsterte das Wesen, „aber erinnere dich, Harmonie entsteht durch Balance, und Balance muss gepflegt werden.“
Mit diesen Worten verblasste das Wesen und verschwand, als hätte es sich im Wind aufgelöst. Kira spürte eine tiefe innere Ruhe, aber auch ein Bewusstsein für die neue Verantwortung, die sie nun trug. Sie wusste, dass ihr Wunsch erfüllt war, doch es lag an ihr und allen anderen Lebewesen am Fluss, dieses Geschenk zu schützen und zu bewahren.
In den folgenden Wochen und Monaten bemerkte Kira, wie sich die Landschaft um den Fluss wandelte. Die Schafe grasten friedlich beisammen, die Vögel sangen fröhliche Lieder und selbst die kleinsten Insekten schienen miteinander in Einklang zu leben. Kiras Besitzer bemerkte die Veränderung und lobte seine intelligente Hündin oft für ihre außergewöhnliche Leistung beim Hüten der Herden – ohne zu wissen, wie groß ihr wirklicher Beitrag wirklich war.
Kira blieb sich stets der Warnung des Wesens bewusst, dass Harmonie und Frieden ständige Pflege benötigten. Mit ihrer natürlichen Intelligenz und Entschlossenheit führte sie immer wieder die Tiere und Menschen am Fluss dazu an, im Einklang und Respekt miteinander zu leben. Ihre Geschichte wurde zur Legende und Kira als Hüterin des friedlichen Flusstals in Erinnerung behalten.
Und so lebte Kira, der tapfere Border Collie, inmitten ihrer friedlichen Welt, erfüllt von der Erkenntnis, dass wahre Wünsche nicht nur das Leben des Wünschenden, sondern die Welt um ihn herum verändern können.