Wesleys verwunschenes Abenteuer
Nichts in der Welt hätte Wesley, dem verspielten Weimaraner, größer Freude bereiten können als ein Ausflug zum alten Schloss auf dem Hügel. Wesley gehörte dem exzentrischen Erfinder Professor Grummelmeier, der das Schloss gekauft hatte, um seinen kuriosen Maschinen genug Platz zu geben.
Eines sonnigen Morgens tobte Wesley durch den verwunschenen Schlossgarten, wo die hoch aufragenden Bäume Schatten spendeten und die Mauern des Schlosses Geschichten längst vergangener Zeiten zu erzählen schienen. Wesley liebte es, zwischen den alten Rosenbüschen zu schnüffeln und hin und wieder einem vorbeifliegenden Schmetterling nachzujagen. Doch dieser Morgen sollte anders sein.
Professor Grummelmeier hatte an diesem Tag eine spezielle Maschine fertiggestellt, die angeblich Träume in Wirklichkeit verwandeln konnte. Der Professor war stolz und aufgeregt zugleich. „Wesley, mein Junge!“, rief er, „Heute ist der Tag, an dem wir Geschichte schreiben werden!“
Wesley wedelte eifrig mit dem Schwanz, obwohl er keine Ahnung hatte, wovon der Professor sprach. Es ging eher um die aufregende Atmosphäre und die Möglichkeit auf neue Abenteuer. Tatsächlich war Wesley mehr an dem Leckerchen interessiert, das der Professor in seiner Tasche versteckte, als an der Maschine selbst.
Der Professor führte Wesley in den großen, mit seltsamen Apparaten gefüllten Saal, den er sein Laboratorium nannte. Wesley schnüffelte neugierig an den zahlreichen wundersamen Geräten, die auf Tischen und Regalen verstreut waren. Schließlich blieb er vor der neuen Maschine stehen, einer komplexen Konstruktion aus Zahnrädern, Schläuchen und Blinklichtern.
„Wesley, mein lieber Freund“, verkündete der Professor feierlich, „dies hier ist die Traumverwirklichungsmaschine! Wenn alles gut geht, können wir unsere wildesten Träume erleben!“ Der Professor setzte Wesley eine kleine, aber offenbar wichtige Kappe auf, die mit einem Draht an die Maschine angeschlossen war.
„Nur ein kleiner Test, mein Junge, dann bist du der erste Hund der Welt, der seine Träume wahr werden sieht!“ Der Professor zog an einem Hebel und die Maschine begann zu summen und zu blinken.
Plötzlich füllte sich der Raum mit einem strahlenden Licht und ein seltsames Summen erfüllte die Luft. Wesley spürte, wie eine angenehme Wärme seinen Körper durchdrang, und dann passierte etwas Seltsames: er fühlte sich plötzlich sehr schläfrig. Seine Augen fielen zu und ein sanftes Spiel aus Lichtfarben tanzte vor ihm.
Doch als Wesley die Augen öffnete, war das Schloss verschwunden. Stattdessen befand er sich inmitten eines riesigen, schimmernden Walds aus Bonbonbäumen und Plüschblumen. Er konnte es kaum fassen – er war in einem Traum gelandet! Alles war bunt, fröhlich und merkte plötzlich, dass es in der Luft nach Würstchen roch, seinen absoluten Lieblingsleckerbissen!
Gerade als Wesley begann, an einem Würstchenbaum zu schnüffeln, hörte er ein tiefes, unheimliches Knurren hinter sich. Langsam drehte er sich um und sah einen riesigen, furchteinflößenden Schatten, der sich durch den Wald bewegte. Seine Ohren stellten sich auf, sein Herz pochte wild – was immer das auch war, es kam direkt auf ihn zu. Und nun war er mitten in diesem unheimlichen Abenteuer gefangen, mit nichts weiter als seinem Mut und seiner Neugier.
Teil 2:
Wesley hielt inne, seine Ohren standen aufrecht, während sein Herz vor Aufregung und Furcht zugleich schlug. Der riesige Schatten bewegte sich weiter durch den Wald aus Bonbonbäumen und Plüschblumen. Der Geruch der Würstchen vermischte sich nun mit einer neuen, unbekannten und beunruhigenden Note. Wesleys instinktiver Beschützertrieb erwachte.
Trotz des beklemmenden Gefühls beschloss er, sich dem Schatten zu stellen. Schließlich war er ein tapferer Weimaraner und außerdem zu neugierig, um sich einfach umzudrehen und davonzulaufen. Vorsichtig schlich er durch das untere Gestrüpp und die bunten Bäume, dabei wachsam nach Geräuschen horchend.
Plötzlich knackte ein Ast unter seiner Pfote, und der Schatten hielt inne. Ein Paar leuchtende, gelbe Augen blitzte durch das Laub. Wesley schluckte, aber lief weiter, sein Körper nun in einer geduckten Position, bereit, wenn nötig, zu fliehen.
Schließlich erreichte er eine kleine Lichtung, in deren Mitte eine riesige, freundliche Labradordame saß. Ihr Fell schimmerte in einem unrealistischen, beinahe leuchtend weißen Ton. Bei näherem Hinsehen erkannte Wesley unter ihrem massigen Abschnitt das beunruhigende Geräusch – ein Spielzeug alligator mit aufgesetztem Lächeln, das sich munter bewegte. Wesley’s Anspannung schwand langsam.
„Hallo, kleiner Freund!“, sagte die Labradordame mit einer tiefen, aber warmen Stimme. „Ich bin Luna, die Hüterin dieses Traums. Du musst Wesley sein!“ Wesley legte den Kopf schief und versuchte zu verstehen.
„Wie… wie weißt du, wer ich bin?“, bellte er zaghaft.
Luna lächelte. „Das ist einfach, in diesem Traumland erkenne ich jeden, der durch die magische Maschine Professor Grummelmeiers hierherkommt. Du siehst, ich war einst selbst sein Begleiter, aber ich entschied mich, hier zu bleiben, um als Hüterin zu dienen und anderen Träumern den Weg zu weisen.“
Wesley konnte es kaum glauben. Er schnüffelte neugierig an Luna, die nach einem süßlichen, vertrauten Duft roch. Seine Anspannung war wie weggeblasen und seine Neugier triumphierte. „Was passiert jetzt?“, fragte er.
„Nun“, lächelte Luna, „dein Abenteuer hat gerade erst begonnen. In diesem Traumland erfüllt sich nicht nur jeder deiner Wünsche, sondern auch deine innersten Träume nehmen Gestalt an. Lass uns losgehen, ich werde dir zeigen, wie alles funktioniert.“
Zusammen mit Luna durchstreifte Wesley das fantastische Traumland. Sie entdeckten Bonbonbäche, die tatsächlich mit Schokoladenmilch flossen, und Wiesen voller federleichter Marshmallowblumen. Wesley war in Ekstase und ließ sich von einem Abenteuer ins nächste treiben.
Am Ende eines glitzernden Flusses erreichten sie eine schwebende Insel, die nur über eine seltsame Hängebrücke aus Haribo-Gummibärchen-PC-Schlüsseln erriechbar war. „Hier müssen wir durch, um deine Reise zu vollenden“, erklärte Luna.
Großäugig folgte Wesley Luna über die wackelige Brücke und als sie die andere Seite erreichten, funkelte vor ihnen eine majestätische, kristallene Maschine. „Das ist die Rückkehrmaschine“, sagte Luna. „Sie bringt dich wieder zurück in die Wachwelt, wenn du bereit bist.“
Wesley schaute sich um, seine Augen voller Staunen und ein wenig Trauer. Er liebte dieses Traumland, aber er wusste auch, dass seine wahre Heimat bei Professor Grummelmeier war. Mit einem schweren Herzen, aber entschlossen, das Wunderland wieder zu verlassen, trat er auf die Plattform.
„Es war mir eine Freude, dich hier zu haben, Wesley“, sagte Luna und drückte einen Rufhör-Knopf. „Du kannst jederzeit zurückkehren, wenn du träumst.“
Ein Lichtblitz erhellte die Luft und im nächsten Moment fand sich Wesley wieder in Professor Grummelmeiers Laboratorium. Der Professor stand über ihn gebeugt, sein Gesicht strahlend vor Erleichterung.
„Wesley, mein Junge!“, rief er, „Du hast es geschafft! Ich wusste, es würde funktionieren! Erzähl mir alles!“
Während sich Wesley genüßlich an das geliebte Würstchen machte, das ihm der Professor reichte, wusste er, dass er eines Tages, wenn die Nacht heranbrach und die Träume ihn riefen, zurückkehren würde, um Luna in ihrem fantastischen Traumland wiederzusehen.
Und so, mit einem fröhlichen Schwanzwedeln, endete ein weiteres Abenteuer für Wesley, dem Hund, der einst seine Träume wahr werden sah. Es musste nicht das letzte sein, denn die Welt der Träume war voller Möglichkeiten – und Wesley wusste nun, wie man dorthin gelangt.