Das Geheimnis des verborgenen Tunnels

Langsam zog sich der Morgendunst durch die gewaltigen, uralten Bäume des dunklen Waldes, der das ehrwürdige Kloster St. Hildegard umgab. Dieses Kloster, verborgen in den Tiefen eines abgelegenen Tals, war seit Jahrhunderten ein Zufluchtsort für Pilger und Gelehrte gleichermaßen. Zwischen den verwitterten, moosbewachsenen Mauern lebte eine Gemeinschaft von Mönchen, die den Frieden und die Lehren vergangener Zeiten hüteten. Doch diese Stille sollte nicht lange ungestört bleiben.

Lotta, eine flinken Goldenen Retriever, war der treue und geliebte Begleiter von Bruder Anselm, einem der ältesten und weisesten Mönche des Klosters. Mit ihrem glänzend goldenen Fell und den aufmerksamen Augen war Lotta nicht nur ein treuer Wachhund, sondern auch ein unermüdlicher Entdecker. Sie liebte es, durch die umliegenden Wälder und Felder zu streifen, stets auf der Suche nach neuen Abenteuern.

Eines frühen Morgens, als die ersten Sonnenstrahlen das Tal erhellten und das Kloster St. Hildegard in ein magisches Licht tauchten, wurde Lotta von einem ungewöhnlichen Geräusch geweckt. Ein leises, unheilvolles Flüstern drang durch die schweren Eichenholztüren, die zum alten Bibliotheksflügel führten. Sie konnte ihren Instinkten nicht widerstehen und schnüffelte neugierig an der Tür, die zu ihrer Überraschung leicht angelehnt war. Langsam schob sie sie mit ihrer feuchten Nase auf und trat vorsichtig in den düsteren Raum.

Die Bibliothek war ein labyrinthartiger Raum, gefüllt mit uralten Schriftrollen und Büchern, die Geschichten und Wissen aus längst vergangenen Zeiten enthielten. Normalerweise war sie leer und still, aber heute war etwas anders. Lotta konnte die Spannung in der Luft förmlich riechen. In der hintersten Ecke der Bibliothek, wo die alten Manuskripte aufbewahrt wurden, schimmerte ein geheimnisvolles grünes Licht, das sie magisch anzog.

Mit vorsichtigen Schritten näherte sie sich dem Licht und entdeckte eine verborgene Falltür, die leicht geöffnet war. Ohne zu zögern zwängte Lotta sich durch den schmalen Spalt und fand sich in einem verborgenen Tunnel wieder. Der Tunnel führte steil hinab in die Tiefe und war nur spärlich durch seltsam phosphoreszierende Pilze beleuchtet.

Gerade als Lotta sich fragte, wohin dieser geheime Pfad wohl führen mochte, hörte sie plötzlich ein aufgeregtes Wispern und das Geräusch von Eile. Stimmen, die nicht zu den Brüdern des Klosters gehörten, hallten durch den Tunnel. Lotta spitzte aufmerksam die Ohren und folgte dem Geräusch, bis sie an eine Kreuzung gelangte.

Dort erblickte sie eine Gruppe von Männern in dunklen, fremden Gewändern, die angestrengt eine alte Steintür zu öffnen versuchten. Die Tür war mit seltsamen Symbolen und Runen bedeckt, die selbst Lotta, die keine Schrift lesen konnte, als unheimlich erkannte.

Einer der Männer drehte sich abrupt um und erblickte Lotta im schwachen Licht des Tunnels. Ein böses Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er zischte etwas in einer fremden Sprache. „So ungebetener Besuch in der Stunde unserer Entdeckung? Wir sollten dich als köstliches Opfer betrachten.“

Er trat einen Schritt auf Lotta zu, und in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie sofort handeln musste. Sie bellte laut und scharf, ein Sturm von Bedrohung und Entschlossenheit. Doch genau in diesem Augenblick gelang es den Männern, die Steintür zu öffnen. Hinter der Tür schimmerte ein geheimnisvoller Raum, aus dem eine dunkle Präsenz strömte…

Ende Teil 1

Teil 2:

Lotta spürte das Unheil, das aus dem geöffneten Raum strömte, wie eine Welle über sich hinwegrollen. Das grollende, bedrohliche Flüstern verstärkte sich und füllte die Luft mit einer schneidenden Kälte. Die Männer in den dunklen Gewändern riefen einander zu, ihre Stimmen wurden lauter und eindringlicher, als ob sie einen mächtigen Zauber heraufbeschwören wollten.

Ohne länger zu zögern, wandte sich Lotta um und sprintete zurück durch den steinernen Tunnel. Ihre Pfoten trommelten auf dem kalten Boden, und sie hoffte inständig, dass ihr lautes Bellen die Mönche alarmiert hatte. Der Tunnel erstreckte sich in die Schwärze, und sie musste sich auf ihren Instinkt verlassen, um den Weg zurückzufinden.

Als sie schließlich die verborgene Falltür erreichte und sich wieder in die Bibliothek zwängte, hörte sie hastige Schritte auf dem steinernen Flur. Bruder Anselm, gefolgt von mehreren anderen Mönchen, stürmte in den Raum, die Gesichter voller Besorgnis.

„Lotta! Was ist los?“ rief Bruder Anselm, als er die verängstigte Hündin erblickte.



Mit aufgeregtem Bellen und hektischem Schwanzwedeln führte Lotta die Gruppe der Mönche zurück zur Falltür. Bruder Anselm blickte mit ernster Miene auf den geheimen Eingang und nickte den anderen zu. „Hier liegt vermutlich ein uraltes Geheimnis, das wir schützen müssen.“

Mit entschlossenen Schritten begaben sich die Mönche in den Tunnel hinab, Lotta rannte voraus, ihre Ohren gespitzt. Die Gruppe erreichte gerade noch rechtzeitig die Kreuzung, wo sie die Männer in den dunklen Gewändern vorfanden. Diese schienen in einer tranceartigen Beschwörung gefangen zu sein, während aus dem geöffneten Raum eine unheilvolle, dunkle Energie strömte.

Bruder Anselm hob seine Hand und sprach die alten, heiligen Worte, die er seit Jahren bewahrt hatte. Seine Stimme erfüllte den Raum, und es schien, als würde das Licht in den phosphoreszierenden Pilzen heller leuchten. Die Männer in den dunklen Gewändern schrien auf, als ob sie von unsichtbaren Händen zurückgestoßen würden. Das unheilvolle Flüstern begann abzuebben und das dunkle Licht im Raum wurde schwächer.

Mit einer letzten, mächtigen Beschwörung schloss Bruder Anselm die Steintür und versiegelte sie mit einem alten, heiligen Siegel. Die Dunkelheit verschwand, und die Männer in den fremden Gewändern waren besiegt. Sie schauten erschrocken und verwirrt um sich, bevor sie schließlich die Flucht ergriffen und im Dunkel des Tunnels verschwanden.

Lotta stand neben Bruder Anselm, ihr Herz pochte wild, aber sie fühlte sich erleichtert. Die anderen Mönche klopften ihr dankbar auf den Kopf und hüllten sie in freundliche Worte.

„Du bist wirklich unser Schutzengel, Lotta“, sagte Bruder Anselm und kraulte sie hinter den Ohren. „Dank dir sind wir in der Lage, die finsteren Pläne zu vereiteln und die heiligen Schriften zu schützen, die in diesem Kloster bewahrt werden.“

Mit einem glücklichen Schwanzwedeln begleitete Lotta die Mönche zurück zur sicheren Bibliothek. Die Falltür wurde sorgfältig verborgen und der geheime Tunnel für immer versiegelt, um sicherzustellen, dass kein weiteres Unheil das Kloster St. Hildegard heimsuchen konnte.

Die Tage führten wieder in friedlicher Stille, und Lotta, die tapfere Beschützerin des Klosters, setzte ihre Streifzüge mit neuer Wachsamkeit fort. Ihre Abenteuerlust blieb ungebrochen, doch nun wusste sie, dass sie stets bereit sein musste, ihr geliebtes Zuhause vor jeglicher Gefahr zu bewahren. Und so lebte sie glücklich mit den Mönchen, immer treu an der Seite von Bruder Anselm, in dem friedvollen Tal, das sie ihre Heimat nannten.

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